II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 290

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Donnerstag, 17. April 1913.
Neues Pester Journal
Mainen ist und sch auf ernste und intellgente Dar=s besond
Theater, Kunst und Literatur.
steller stützt, die in der Anspannung einer künstleri= tritt de
* (Königliche Oper.) Der italienische Teno=schen Disziplin frei zu gestalten vermögen. Die schlos
ist Giovanni Martinelli eröffnete heute in
ganze Darstellung ist von der Wiener Linie ab¬
auch al
ßuccini's uns stets unleidlicher werdender
gedrängt, aber einige österreichische Mitglieder der
„Tosca“ als Cavardossi ein mehrere Abende um¬
lament
Gesellschaft finden auf diese Linie wieder glücklich
assendes Gastspiel. Dem jungen Künstler geht von
zurück, und ihnen sind einige gar liebenswürdige
615
er italienischen Bühne ein bedeutender Ruf voraus,
Anregungen zu danken. Da soll denn auch der
er indeß zunächst vornehmlich in der selten schönen
Herren Wolff, Klein=Rohden und Wurmser
Stimme seine Begründung haben dürfte. Herr Mar¬
gleich an dieser Stelle mit dankbarer Anerkennung ge¬
inelli verfügt über einen glanzvoll hellen, kräftig
wieder
dacht werden. Die Hauptgestalt der Komödie spielt Herr
mporstrebenden Tenor von warmem, sympathischem
Dr. A
Decarli, ein Künstler, dessen äußere Mittel für die
Timbre und schöner Ausgeglichenheit. Die Höhe wird
nicht be
Rolle die möglich zutreffendsten sind. Ein autoritärer
nühelos genommen und zu leuchtender Fülle ge¬
Schauspieler, der etwas von Hoftheaterfagon ver¬ keit sink
teigert. Der Vortrag offenbart natürliches musika¬
räth, mit einem fein gezeichneten Professorenkopf auffruhig
isches Empfinden, auch dramatische Wärme, aber
der imposanten Gestalt, ist Herr Decarli, ein Künst= fektions
nicht die volle Beseelung und Durchgeistigung des
mit der
ler des plausibelsten Geberdenspiels, dennoch der
Ausdrucks, auch nicht die letzte künstlerische Abklärung
einzige in der Gesellschaft, der Theateraccente hören
er Form. Die szenische Darstellung, von frischer,
läßt. Daß Alfred Abel die bedeutendste Individua¬
suspringlicher Jugendlichkeit bestimmt, steht noch
Die hie
lität unter den Gästen ist, hat sein mit der sub¬
diesseits flüchtiger Theaterschablone. Herr Martinelli
tilsten Sprechkunst bewältigter Pfarrer gezeigt. Ein
Ersti
and in dem ausverkauften Hause lebhaften Beifall;
Nachmis
feiner Künstler der Konversation und der Rede ist
die hübsch gesungene Romanze des dritten Aktes
auch Max Landa und in der Reihe der geistvoll
vurde sogar zur Wiederholung begehrt. — Reife,
charakterisirten Aerztetypen nahmen auch Guido
fava 1
vollblühende Künstlerschaft offenbarte die Tosca von[Herzeld und John Gottow neben der er¬
„die A
Frau Langaard, die Erinnerung an eine solche götzlich n Reporterfigur des Herrn Kurt Götz einen
verzeichne
vermittelte der Scarpia des Herrn Takäts. Die
dies aber
würdign Platz ein. Die überaus freundliche Auf¬
tünstlerische Regenerirung des Orchesters erwarten
nahme des Stückes in der Darstellung machte nach
Ro#

vir von Herrn Tango. Er wird mit einer technischen
dem dritten Akte einen Aufstieg in warme Begeiste¬
Ueber das
beginnen müssen.
rung, als Arthur Schnitzler im Kreise der Dar¬
—y.
mitgethei
* (Gastspiel des Berliner Kleinen Thea= steller erschien und vom Publikum durch ein Dutzend
men un
ters.) Am ersten Abend ihres Gastspiels hat die
herzlicher Hervorrufe gefeiert wurde.
k. r. mindert #
Berliner Bühne, die unser neuester Gast ist, ein
Im kön. Opernhause findet morgen,
fürcht
verfolgtes Stück ans Land gesetzt, wo es die Wohl¬
Donnerstag, eine Reprise von Verdi's „Rigoletto“ statt.
Essen mi
Die Hauptpartien werden von Erzsi Sändor, Rözsa,
hat des freien Geleites genießen kann. Das große,
Szekel
und Franz Szende gesungen.
gehobene
sast ungestüme Interesse, das unser Publikum für Die Vorf
# der neue Dirigent spressä
Arthur Schnitzler's „Professor Bernhardi“ bekun¬
der Oper
dete, ist ein Zeichen, daß es mit dem Schicksal dieses
Werkes im Klaren war. Es ist ein Stück, das seinen
nerstag,
guten Ruf der moralpolizeilichen Leumundsnote ver¬
„Mum
dankt. Man erwartete es wie einen sympathischen
der
Emigranten, der Freilandsboden unter den Füßen fühlt
Di
U
und dem neuen Asyl zuschreitet, durch eine Gasse, in der
Neugierde und Theilnahme Spalier stehen. Es ist keine
5
Sig
Gestalt, die mit Absicht auf Eindruck hinarbeitet ger
gamit, daß sie feierlichen Schmerz in wehwonniger frollen wo.
Haltung einherträgt, ja, wenn man genau hinsieht, 1Gazsi,
scheucht man mit dem vorwitzigen Blick sogar den Tapol
Geist der Schalkheit aus seinem Versteck auf. Denn
mit klugem, spottlustigem Augenzwinkern werden
Donnerste
Dinge aufs Korn genommen, die sich dem Witz des
sein Gastse
liebe“ fort
Dichters direkt zum Spiel anbieten. Doch wir wollen
Alfred Al
vorerst den Professor Bernhardi und seinen Fall in
Klein=
der Erinnerung des Lesers auffrischen. Er ist Heil¬
debutiren.
anstaltsdirektor und Jude dazu. Eine seiner Kranken
ist sterbenskrank, dem Ende nahe. Der katholische
das Gesa
Geistliche will ihr den letzten Trost der Religion
Theate
wnenden, aber der Profell
perhilthert