II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 298

gerin sich egen
Fingzenge. Der Bruder der Entführten verfolgte das in
milder.
das die herrschende Strömung wäre.
den Lüften dahinschwebende Fahrzeug in einem Auto¬
rächtlch.
mobil. Als der Flugapparat infolge eines Motordefektes
Wie scharf hier Schnitzler das Leben gesehen,
decke ist
niedergehen mußte und nur mehr etwa drei Meter vom
davon wissen wir ja auch hier vieles zu erzählen,
n Obst¬
Erdboden emtfernt war. schoß der junge Aldegonda aus
die wir seit einem Jahrzehnt Zeugen dessen sind,
einem Browning auf den Aviatiker, der mit der Flug¬
wie sich fast das gesamte Beimtentum und nicht
id auch maschine herabstürzte Der Aviatiker war sofort tot.
an letzter Stelle jene Kreise die Schnißler schildert,
Seine Braut kam bei dem Sturze zwar unversehrt
nur aus Streberium jedweler politischen herrschen¬
ig, die davon, doch beging sie gleich darauf Selbstmord.
den Strömung anpassen.
n und
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Schnitzlers Stück ist ein Zeilbild, das nicht nur
Bisher
literarischen, sondern auch kultuth'storischen Wert hat

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und einer späteren Zuunft mehe Einblick gewähren
ugrunde
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wird in die Psycht jener, die jetzt angeblich an der

Spitze der Kultur marschieren, als es dickleibige
Der
CRDRUNSTG
Geschichtsbücher tun könnten.
ganzen
Paul Diner-Dénes.
Stellen

Professor Bernhardi.
elo(Zum Gastspiel des Bertiner Kleinen Theaters im
Das Kleine Theater in Budapest.
Ungar'schen Theater.)
er
Eine Unterredung mit Direktor Viltor
Heute abend bringt das Verliner „Kleine Thea¬
en
Barnowsky.
ter“. Artur Schnitzters sehr interessan es Stück
„Professor Bernharei, das wgen seiner angeblich
In der Hall des „Hotel Ritz“ hatte heute einer
antiklerialen Tendenzen und überaus klar dem Le¬
unserer Mitarbeiter vor einer Probe Gelegenheit,
ben abgelalschten Gestalten in Oesterrech verboten
mit dem Direk.or des Berliner Kleinen Theaters
wurde, in Berlin aber mit großem, wirklich verdientem
Viklor Barnowsky, der gegenwärtig in Buda¬
Erfolg über die Breter ging.
Erstaunt stehen wir vor die sem Sück Schnitz= pest ein Gastspiel absolviert, zu reden.
lers. Vor Schnitzler, dem Selbstverleugner, der sich
Direkor Barnowsky sagte: Mit diesem Buda¬
selbst desavomert. Schntzlers ganzes literar'sches Le¬
pester Gastspiel geht mir ein langgehegter Wunsch
ben, aandes Deuken schen böher das Weid auszu¬
m#nsin Fr#uenauschanung auch frine in Erfüllung. Ich wollte schon vor Jahren diese
Profesoor schöne Stadt aufsuchen, voch immer kam elwas da¬
Weltanschauung zu sein. Und jetzt
Bernhardi. Dieses Stück zeigt uns, daß Schnitzter zwischen. Mein vorjähriges Gastspiel in Wien, wo
schon über das Thema: „Weib“ weit hinaus ist. ich mit den führenden Männern der ungarischen Li¬
Daß er auch in ernsten Dingen, in denen für das teratur und Theaterwelt Bekanntschaft schloß, war
Weib noch kein Raum ist, zuzugreifen den Mut hat. die unmittelbare Anregung zu meinem jetzigen Gast¬
Professor Bernhardi, ein Mensch in der Voll¬
spiel.
bedeutung des Wortes, ist der eine Pol des Stückes.
Ich schätze die ungarische Literatur sehr hoch und
Der Pfarrer, der bei jedem Abschnitt des Lebens, ob
in meinem Repertoire finden sich auch mehrere un¬
das nun Taufe Heirat oder Tod ist, in dasselbe
garische Stücke. Ich selbst habe den Molnärschen
eingr ift, bei al diesen Dingen, die doch nur etwas
„Leibgardisten“ an die 200mal gegeben. Nach dem
ganz Persönliches sind, als Hauptakteur auftritt,
Tode Otto Brahms bin ich an die Spitze des Lessing¬
ist der a.idere Pol. Professor Bernhardi der Edel¬
Theaters berufen worden und das erste Stück, das ich
mensch, dem die Wahrheit über alles geh und der
im Herbst bei Eröffnung der neuen Saison geben
Arzt, dem als erstes das Wohl seiner Patienten
werde, ist Molnärs „Liliom“
gilt und der Geistliche dem alles andere vor der
Bei einem Gastspiel in fremden Ländern ist es
Kirche und ihren großen Zielen zurücktrit, müssen
naurgemäß wie zwei entgegengesetzte Pole zerstörend
interessant festzustellen, wieweit ein spezieller Darstel¬
aneinanderprallen.
lungsstil auch von einem fremden Publikum auf¬
gefaßt wird. Wenn es heute ein Theater unternimmt,
ein
Die Exposition im ersten Akt albt gleichzeitig
sich im Auslande zu produzieren, so tut es das
den ganzen Konflikt des Schauspills, die ganze
in der Erwartung, etwas Besonderes zu bieten. Viel¬
Handlung. Alles, was noch folgt, ist nur Schilde¬
leicht geben solche Gastspiele die Anregung zu einem
rung von Char ktern oder vielmehr Charalterlosig¬
Wechselgastspiel. In bin überzeugt davon, daß es
keiten. Der Geistliche erscheint, um einer Sterben¬
auch Berlin interessieren dürfte, ungarische Vorstel¬
den die letzte Oelung zu reichen. Professor Bern¬
1
lungen zu sehen.
hardi verweigert kraft seiner ärztlichen Pflicht dem
Der ungarische Schauspieler hat nämlich vor
Geistlichen den Zutritt zu der Sterbenden, die lä¬
us
dem deutschen etwas voraus: das sprachliche
chelnd und heiter der Genesung entgegenzugehen
mit
Tempo, das dem deutschen beiweitem überlegen ist.
glaubt. Das Mädchen stirbt ohne die Absolution der
ten
Die Begründung hiefür liegt wohl in der etwas
Kirche. Dies ist der Zusammenstoß, der Konflikt
mnt¬
schwerfälligen deutschen Sprache. Ich finde, daß zum
zwischen der Pflicht des Arztes und seinem mensch¬
Unterschiede von der Berliner Schauspielkunst die
lichen Fühlen und den starren Dogmen der Kirche.
nk=Daß der Klerikalismus diesen Konslikt sofort fürlungarische dem französischen Konversa¬
izei sich ausnützt, ist ebenso begreiflich, wie daß sich auch ltionston nahe kommt. Ibsen, Hauptmann und
arl die antiklerikale Bewegung sofort der Frage bemäch= die naturalistischen Dramen im allgemeinen
ließ
können hingegen in der deutschen Sprache
tigt. Aber nicht um die politische Seite der Frage han¬
furt
besser interpretiert werden.
delt es sich Schnitzler. Ihm handelt es sich vielmehr
ittin
um das rein Menschliche. Die Mehrzahl der Kolle¬
ohen
* Volksoper. Den Titta Ruffo= und gewiß
gen Bernhardis nimmt in dem Konflikt gegen ihn
auch anderen Gastspielabenden zuliebe wurde gestern
Stellung, nicht etwa weil sie klerikal sind, sondern
hne
aben
Ambroise Thomas' anspruchsvolle und doch gedanken¬
nur weil die klerikale Strömung die herrschende ist
matte Oper „Hamlet“ dem Spielplan eingefügt. Die
Nale und jeder durch sie etwas erreichen will. Wirklich
eich¬
Aufführung, von Kapellmeister Reiner mit glücklichem
wird denn auch Bernhardi gezwungen, seine Stelle
achte
Verständnis und geistesgegenwärtiger Routine ge¬
niederzulegen und bekommt überdies noch wegen Reli¬
leitet, konnte billigen Ansprüchen genügen; die jun¬
gionsstörung zwei Monate Haft.
here
gen Kräfte, die das Institut ins Treffen führte,
Recht eigentlich antiklerikal ist Schnitzlers Stück
ver¬
boten durchwegs manches Gute, wenn sie auch
trotzdem nicht. Er läßt sogar den Geistlichen, der
aus¬
nicht restlos befriedigen konnten. So stattete Frl.
ieser den Konflikt mit Bernhardi hervorgerufen, und ihn
an= den Gerichten angezeigt hat, in sympathischem Lichte Adler die Ophelig mit schönen Stimmitteln aus,