II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 344


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deutig auf den Tod hinweisende religiöse Handlung
lich lang ausgesponnene, handlungslose Dialog zwi¬
die Sterbende aufregt und ihr die letzte Stunde
[Reinhardts Professor Fielitz der korrekte
schen Bernhardi und dem Gesstlichen im vierten Akte
qualvoll macht. Der Arzt setzt dem Pfarrer gegen¬
Streber, Albert Ulrichs Professor Pflugfelder
läßt die Spannung des Hörers nicht verflattern.
über seinen Willen durch, bestimmt, aber ohne Ge¬
der ehrliche, nicht immer ganz formvollendete Drauf¬
Ganz besonders geschickt ist die Sitzung der Kliniker
hässigkeit. Beenhardis Feinde aber bauschen den
gänger und der Dr. Schreimann Curt Her¬
im dritten Akte gestaltet, und im Schlußakte bringt
Vorgang auf, veranlassen eine Interpellation im
lmanns, der bequeme Durchschnittsmensch ohne
Schnitzler in dem samosen Hofrat Dr Winkler eine
Pariamente, treiben ihn zur Niederlegung seines
eigene Meinung.
Auch der Kandidat Hochroitz¬
neue Lustspielfigur mit außergewöhnlicher Schärfe
Amtes, und das Ende ist die Verurteilung des Pro¬
pointner (Alfred Krüger) und der Dozent Dr.
und Kraft auf die Bühne.
fessors zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe
Adler (Hans Conradi) waren Menschen von
Eine in jeder Hinsicht mustergültige Aufführung
wegen Störung einer religiösen Handlung. Erst als
Fleisch und Blut. Mit gewinnender Einfachheit
unterstützte die Wirkung des Stückes und machte
er die Strafe verbüßt, hat, kommt es an den Tag,
spielte ferner Hans Ritterskamp den Sohn des
dem Regisseur wie den übrigen Mitgliedern der
daß die Krankenschwester, auf deren Aussage hin
Professors Bernhardi. Hugo Falke war als
Bühne Ehre. Weder in dem „Märchen vom Wolf“
seine Verurteilung erfolgt war, falsches Zeugnis ab¬
Pfarrer Franz Reder eine sympathische Figur. Wenn
noch in Majolika“ zeigte sich das Ensemble in den
gelegt hatte. So ist denn am Ausgange des Stückes
auch in der Zeichnung der übrigen Personen kein;
Einzelleistungen wie auch namentlich in der Assimi¬
zu erraten, daß Bernhardis Zukunft ihn — wie den
Zweifel bleiben kann, auf welcher Seite im ion¬
lierung aller Kräfte zu einem einheitlichen Ganzen
alttestamentlichen Dulder Hiob — in seine früheren
fessionellen Kampfe der Verfasser steht, so ist doch
auf der glechen Höhe. Schon die Anfangs=Szenen
Glücksumstände wieder einsetzen wird.
gerade die Gestalt dieses geistlichen Herrn mit aner¬
im Vorzimmer des Krankenhauses waren vorzüglich
kennenswerter Vorurteilslosigkeit entworfen. Den
Wenn in diesem Vorgange der Titelheld sich troß
auf den passenden Ton gestimmt, und dieselbe Natür¬
weltklugen, dem Erfolge mit allen Mitteln nach¬
seiner unerschütterlichen Grundsätze von den Ver¬
lichkeit zeichnete auch im weiteren Verlaufe des
jagenden Unterrichtsminister Dr. Flint svielte Rolf
hältnissenzu leicht besiegen läßt und statt männ¬
Abends alle Szenen aus. Das Deutsche Theater hat
Ziegler mit der aalglatten Gewandtheit, die diese
lichen Kampfes nur ein Gemisch von Ironie und Re¬
damit — was das Herren=Personal anlangt — seine
Rolle erfordert. Immer verbindlich, nie verletzbar,
signation seinen Feinden entgegenbringt, wenn
Meisterprüfung bestanden. Jede der vielen im Stücke
aber auch nie recht herzlich. Als Dr. Feuermann
außerdem das fast vollständige Fehlen weiblicher
auftretenden Personen war ein Charakterkopf, war
charakterisierte Hans Marc den gesellschaftlich
Personen -
— es hat nur die Krankenschwester im
individuell gesehen und behandelt. Das ist um so
ungewandten und beruflich unzulänglichen Menschen
ersten Akte einige belanglose Worte zu sagen — den
mehr anzuerkennen, da der gleiche Stand der Mehl¬
angemessen, ebenso war Artur Günther als
Szenenbildern eine gewisse Einförmigkeit verleiht,
zahl dieser Personen als, medizinische Professoren
Journalist zufriedenstellend. Maria Marnoff
wenn die siereotype Erscheinung des Dieners mit
und Aerzte, leicht zu einer gewissen Monotonie bätte
spielte die Krankenschwester mit stillem Wesen Eine
immer neuen Besuchstarten im zweiten Akte eben¬
Anlaß geben können. Aber keiner ähnelte auch nur
besondere Anerkennung verdient Josef Reit¬
falls monoton wirkte und die lange Unterredung
dem andern, jeder war eine Eeigenart für sich.
hofer für seine famose, echt anmutende Dar¬
Bernhardis mit dem Pfarrer Reder im vierten Akte
Julius Arnfeeldt war als Professox Bern¬
stellung des K. K. Ministerialbeamten Hofrat Dr.
hardi eine vornehme Erscheinung, der geistig be¬
nach der Verurteilung das Dramatische stark zurück¬
Winkler. Es war ein Wiener Typ, der an Fröhlich¬
deutende und gemütstiefe Mensch an sich. Max
treten läßt, so bleibt doch in der sprachlich und dem
keit nichts zu wünschen übrig ließ.
Kronert verstand es, dem etwas wunderlichen
Gedankeninhalte nach höchst geschickten Ausgestaltung
Das Stück fand eine sehr gute Aufnahme.
Professor Cyprian eine interessante versönliche Note
des Stoffes in der ungemein lebendigen Zeichnung
Fg
zu geben, eine humoristisch wirkende, ebenso Max
der vielen Chgrakterköpfe und in der gewändten Füh¬
Caro dem Dr. Löwenstein, dessen unverfälschtes
rung vieler Szenen soviel Schätzenswertes, daß die
Im Wiener Deutschen Volkstheater gelanat als
Judentum drolligen Ausdruck fand.
mehr als drei Stunden dauernde Aufführung wie im
Hugo
nächste Nov lät das dreiaktige Lustspiel „Schöne
Klaffts Professor Ebenwald war ein listiger,
Frauen“ von Etienne Rey zur ersten Aufführung
ei= Handumdrehen verlief. Sogar der ungewöhn= schleichender Fuchs, wie er im Buche steht, Bruno] Die deutsche Bearbeitung ist von Otto Eisenschitz.
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