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25. Professor Bernhara
deutig auf den Tod hinweisende religiöse Handlung
Deutiche Theater.
lich lang ausgesponnene, handlungslose Dialog
die Sterbende aufregt und ihr die letzte Stunde
Sonnabend, 27. September, zum ersten Male:
schen Bernhardi und dem Gehstlichen im vierten #
qualvoll macht Der Arzt setzt dem Pfarrer gegen¬
„Professor Bernba
läßt die Spannung des Hörers nicht verflattel
i“, Komödie in fünf
über seinen Willen durch, bestimmt, aber ohne Ge¬
Attenn ArthurSchnitzler, Spielleitung:
Ganz besonders geschickt ist die Sitzung der Klini
hässigkeit. Bernhardis Feinde aber bauschen den
Julius Arnfeld.
im dritten Akte gestaltet, und im Schlußakte brit
Vorgang auf, veranlassen eine Interpellation im
Auch ohne die Reklame. die dem neuesten Schnitz¬
Schnitzler in dem famosen Hofrat Dr Winkler e
Parlamente, treiben ihn zur Niederlegung seines
ler von der Wiener Zensur durch das Verbot der
neue Lustspielfigur mit außergewöhnlicher Schätz
Amtes, und das Ende ist die Verurteilung des Pro¬
und Kraft auf die Bühne.
Aufführung bereitet werden ist, würde das Stück
fessors zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe
Interesse gefunden haben. Nicht weil es ein beson¬
Eine in jeder Hinsicht mustergültige Aufführu
wegen Störung einer religiösen Handlung. Erst als
ders starkes Kunstwerk ist; Schnitzler hat schon
unterstützte die Wirkung des Stückes und mach
er die Strafe verbüßt hat, kommt es an den Tag,
bessere Bühnenwerke hinter sich. Aber es bringt
dem Regisseur wie den übrigen Mitgliedern
daß die Krankenschwester, auf deren Aussage hin
einen wichtigen, in alle Lebensverhältnisse eingrei¬
Bühne Ehre. Weder in dem „Märchen vom Wo
seine Verurteilung erfolgt war, falsches Zeugnis ab¬
fenden Konflikt zur Sprache, den Konflikt, der sich
noch in „Majolika“ zeigte sich das Ensemble in d
gelegt hatte. So ist denn am Ausgange des Stückes
aus dem Zusammentreffen rein menschlicher Den¬
Einzelleistungen wie auch namentlich in der Assin
zu erraten, daß Bernhardis Zukunft ihn — wie den
kungs= und Handlungsweise und dem Gegensatze da¬
lierung aller Kräfte zu einem einheitlichen Ganz
alttestamentlichen Dulder Hiob — in seine früheren
von, der Befangenheit und Gebundenheit durch Rück¬
auf der glechen Höhe. Schon die Anfangs=Szen
Glücksumstände wieder einsetzen wird.
sichten auf Konfession, Politik, amtliche Stellung, ma¬
im Vorzimmer des Krankenhauses waren vorzügl
Wenn in diesem Vorgange der Titelheld sich trotz
auf den passenden Ton gestimmt, und dieselbe Nati
teriellen Erfolg und was sonst noch Schranken und
seiner unerschütterlichen Grundsätze von den Ver¬
lichkeit zeichnete auch im weiteren Verlaufe
Fallgruben im Leben herrichten kann. Der Reprä¬
hältnissenzu leicht besiegen läßt und statt männ¬
Abends alle Szenen aus. Das Deutsche Theater
sentant der ungebundenen, nach des weisen Nathaus
lichen Kampfes nur ein Gemisch von Ironie und Re¬
damit — was das Herren=Personal anlangt —
Lebensregel nur der unbestechenen, von Vorurteiten
signation seinen Feinden entgegenbringt, wenn
Meisterprüfung bestanden. Jede der vielen im Stü
freien Menschenliebe nacheifernden Weltanschauung
außerdem das fast vollständige Fehlen weiblicher
auftretenden Personen war ein Charakterkopf, w
ist Professor Bernhardi, der Leiter einer großen
Personen — es hat nur die Krankenschwester im
individuell gesehen und behandelt. Das ist um
Privat=Heilanstalt.
Seine Denkungsart hat ihm
ersten Akte einige belanglose Worte zu sagen — den
mehr anzuerkennen, da der gleiche Stand der Meh
unter den Kollegen nicht nur Freunde, sondern auch
Szenenbildern eine gewisse Einförmigkeit verleiht,
zahl dieser Personen als, medizinische Professor#
Feinde gemacht, und daß er ein Jude ist, erhöht die
wenn die siercotype Erscheinung des Dieners mit
und Aerzte, leicht zu einer gewissen Monotonie hä
Schärfe des Konfliktes, der zwischen ihm und we¬
Anlaß geben können. Aber keiner ähnelte
immer neuen Besuchstarten im zweiten Akte eben¬
auch 1
niger frei und edel denkenden Mitarbeitern besteht.
dem andern, jeder war eine Eeigenart fü
falls monoton wirkte und die lange Unterredung
Diesen gibt ein an sich belangloses Vorkommnis in
Julius Arnfeeldt war als Professor Ber
Bernhardis mit dem Pfarrer Reder im vierten Akte
der Klinik eine Handhabe zur Aitacke. Berhardi
hardi eine vornehme Erscheinung, der geistig
nach der Verurteilung das Dramatische stark zurück¬
hat in seiner Krankenabteilung ein junges Mädchen,
deutende und gemütstiefe Mensch an sich.
treten läßt, so bleibt doch in der sprachlich und dem
Mc
das nicht zu reiten ist. Nun hat sich bei der Kran¬
Kronert verstand es, dem etwas wunderlich
Gedankeninhalte nach höchst geschickten Ausgestaltung
ken der dem Ende unmittelbar voraufgehende Zu¬
! Professor Cyprian eine interessante versönliche Na
des Stoffes, in der ungemein lebendigen Zeichnung
stand völliger Schmerzlosigkeit und erhöhten Lebens¬
zu geben, eine humoristisch wirkende, ebenso Mch
der vielen Charakterköpfe und in der gewandten Füh¬
gefühls eingestellt, und der Arzt will nicht zugeben,
Caro dem Dr. Löwenstein, dessen unverfälscht
rung vieler Szenen soviel Schätzenswertes, daß die
daß der von der Krankenschwester ohne seinen Auf¬
Judentum drolligen Ausdruck fand. Hu#
mehr als drei Stunden dauernde Aufführung wie im
Klaffts Professor Ebenwald war ein listig
trag herbeigerufene Geistliche durch seine unzwei= Handumdrehen verlief. Sogar der ungewöhn= schleichender Fuchs, wie er im Buche steht, Brun
C
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25. Professor Bernhara
deutig auf den Tod hinweisende religiöse Handlung
Deutiche Theater.
lich lang ausgesponnene, handlungslose Dialog
die Sterbende aufregt und ihr die letzte Stunde
Sonnabend, 27. September, zum ersten Male:
schen Bernhardi und dem Gehstlichen im vierten #
qualvoll macht Der Arzt setzt dem Pfarrer gegen¬
„Professor Bernba
läßt die Spannung des Hörers nicht verflattel
i“, Komödie in fünf
über seinen Willen durch, bestimmt, aber ohne Ge¬
Attenn ArthurSchnitzler, Spielleitung:
Ganz besonders geschickt ist die Sitzung der Klini
hässigkeit. Bernhardis Feinde aber bauschen den
Julius Arnfeld.
im dritten Akte gestaltet, und im Schlußakte brit
Vorgang auf, veranlassen eine Interpellation im
Auch ohne die Reklame. die dem neuesten Schnitz¬
Schnitzler in dem famosen Hofrat Dr Winkler e
Parlamente, treiben ihn zur Niederlegung seines
ler von der Wiener Zensur durch das Verbot der
neue Lustspielfigur mit außergewöhnlicher Schätz
Amtes, und das Ende ist die Verurteilung des Pro¬
und Kraft auf die Bühne.
Aufführung bereitet werden ist, würde das Stück
fessors zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe
Interesse gefunden haben. Nicht weil es ein beson¬
Eine in jeder Hinsicht mustergültige Aufführu
wegen Störung einer religiösen Handlung. Erst als
ders starkes Kunstwerk ist; Schnitzler hat schon
unterstützte die Wirkung des Stückes und mach
er die Strafe verbüßt hat, kommt es an den Tag,
bessere Bühnenwerke hinter sich. Aber es bringt
dem Regisseur wie den übrigen Mitgliedern
daß die Krankenschwester, auf deren Aussage hin
einen wichtigen, in alle Lebensverhältnisse eingrei¬
Bühne Ehre. Weder in dem „Märchen vom Wo
seine Verurteilung erfolgt war, falsches Zeugnis ab¬
fenden Konflikt zur Sprache, den Konflikt, der sich
noch in „Majolika“ zeigte sich das Ensemble in d
gelegt hatte. So ist denn am Ausgange des Stückes
aus dem Zusammentreffen rein menschlicher Den¬
Einzelleistungen wie auch namentlich in der Assin
zu erraten, daß Bernhardis Zukunft ihn — wie den
kungs= und Handlungsweise und dem Gegensatze da¬
lierung aller Kräfte zu einem einheitlichen Ganz
alttestamentlichen Dulder Hiob — in seine früheren
von, der Befangenheit und Gebundenheit durch Rück¬
auf der glechen Höhe. Schon die Anfangs=Szen
Glücksumstände wieder einsetzen wird.
sichten auf Konfession, Politik, amtliche Stellung, ma¬
im Vorzimmer des Krankenhauses waren vorzügl
Wenn in diesem Vorgange der Titelheld sich trotz
auf den passenden Ton gestimmt, und dieselbe Nati
teriellen Erfolg und was sonst noch Schranken und
seiner unerschütterlichen Grundsätze von den Ver¬
lichkeit zeichnete auch im weiteren Verlaufe
Fallgruben im Leben herrichten kann. Der Reprä¬
hältnissenzu leicht besiegen läßt und statt männ¬
Abends alle Szenen aus. Das Deutsche Theater
sentant der ungebundenen, nach des weisen Nathaus
lichen Kampfes nur ein Gemisch von Ironie und Re¬
damit — was das Herren=Personal anlangt —
Lebensregel nur der unbestechenen, von Vorurteiten
signation seinen Feinden entgegenbringt, wenn
Meisterprüfung bestanden. Jede der vielen im Stü
freien Menschenliebe nacheifernden Weltanschauung
außerdem das fast vollständige Fehlen weiblicher
auftretenden Personen war ein Charakterkopf, w
ist Professor Bernhardi, der Leiter einer großen
Personen — es hat nur die Krankenschwester im
individuell gesehen und behandelt. Das ist um
Privat=Heilanstalt.
Seine Denkungsart hat ihm
ersten Akte einige belanglose Worte zu sagen — den
mehr anzuerkennen, da der gleiche Stand der Meh
unter den Kollegen nicht nur Freunde, sondern auch
Szenenbildern eine gewisse Einförmigkeit verleiht,
zahl dieser Personen als, medizinische Professor#
Feinde gemacht, und daß er ein Jude ist, erhöht die
wenn die siercotype Erscheinung des Dieners mit
und Aerzte, leicht zu einer gewissen Monotonie hä
Schärfe des Konfliktes, der zwischen ihm und we¬
Anlaß geben können. Aber keiner ähnelte
immer neuen Besuchstarten im zweiten Akte eben¬
auch 1
niger frei und edel denkenden Mitarbeitern besteht.
dem andern, jeder war eine Eeigenart fü
falls monoton wirkte und die lange Unterredung
Diesen gibt ein an sich belangloses Vorkommnis in
Julius Arnfeeldt war als Professor Ber
Bernhardis mit dem Pfarrer Reder im vierten Akte
der Klinik eine Handhabe zur Aitacke. Berhardi
hardi eine vornehme Erscheinung, der geistig
nach der Verurteilung das Dramatische stark zurück¬
hat in seiner Krankenabteilung ein junges Mädchen,
deutende und gemütstiefe Mensch an sich.
treten läßt, so bleibt doch in der sprachlich und dem
Mc
das nicht zu reiten ist. Nun hat sich bei der Kran¬
Kronert verstand es, dem etwas wunderlich
Gedankeninhalte nach höchst geschickten Ausgestaltung
ken der dem Ende unmittelbar voraufgehende Zu¬
! Professor Cyprian eine interessante versönliche Na
des Stoffes, in der ungemein lebendigen Zeichnung
stand völliger Schmerzlosigkeit und erhöhten Lebens¬
zu geben, eine humoristisch wirkende, ebenso Mch
der vielen Charakterköpfe und in der gewandten Füh¬
gefühls eingestellt, und der Arzt will nicht zugeben,
Caro dem Dr. Löwenstein, dessen unverfälscht
rung vieler Szenen soviel Schätzenswertes, daß die
daß der von der Krankenschwester ohne seinen Auf¬
Judentum drolligen Ausdruck fand. Hu#
mehr als drei Stunden dauernde Aufführung wie im
Klaffts Professor Ebenwald war ein listig
trag herbeigerufene Geistliche durch seine unzwei= Handumdrehen verlief. Sogar der ungewöhn= schleichender Fuchs, wie er im Buche steht, Brun
C