ess
25 Bernhand
usschmlee aus:
#. Nachlichten
Kl. 19 schlünchen
om:
Theater und Musik
* Mannheimer Theater. Das Tempo der Ar¬
beitsleistung des Theaters ist unter der neuen In¬
tendanz wesentlich beschleunigt worden. Und die
fünf Neueinstudierungen, die Bernau selbst ge¬
leitet hat, haben ihm fast alle starke Publikations¬
erfolge gebracht. Die beste Leistung seiner Regie,
das rein Darstellerische angehend, war Schn#t
lers „Professor Bernhardi“. Ein abge¬
rundetes und sehr flottes Zusammenspiel cachierte
die beträchtlichen Längen des wortreichen Debat¬
tierstückes über speziell österreichische Fragen und
Zustände. Bernhardi und Ebenwald wurden dank
des schauspielerischen Reichtums der Herren
Alberti und Kolmar über sich hinaus in die
Sphäre echten Menschentums gehoben, wo Schnitz¬
Ter nur gute Rollen gibt. Von dem Pfarrer
Reder des Herrn Grünberg strahlte die Wärme
überzeugter Gläubigkeit aus. Die Herren Schmöle,
Garrison, Kupfer und Maur schufen köstliche
Typen. Frl. Köckeritz war als Krankenschwe¬
ster sympathisch schlicht, als Leonore (Fiesco)
indes larmoyant. Eine stilistisch nicht bezwungene
Aufführung der Racineschen „Phacdra“
drang nicht über die sprachlichen Schönheiten ins
Innerste — oder ist hier tatsächlich ein Hohl¬
raum? — der Dichtung; erschütternd war Kol¬
mars Theramen. Den Erfolg des „Fiesco“ er¬
rangen mehr die (wie bisher immer in Bernaus
Inszenierungen) schönen und geschickten Dekora¬
tionen als die ungleiche und unausgeglichene Dar¬
stellung. Neben prachtvollen Einzelheiten, be¬
sonders in bewegten (Massen=)Szenen, standen
schwer erträgliche Szenen, besonders der letzten
Akte. Bernau blieb an Detaiis kleben, walzte
Szenen aus statt sie zusammenzuhämmern, machte
die Akte zu einer kompakten Masse von gleichmäßi¬
der Dichtigkeit, Unwichtiges gleich schwer neben
Wichtiges setzend. Und das Leben, mit dem die
Einzelszenen angefüllt sind, bleibt, dem Organis¬
mus des Ganzen nicht eingeordnet, ein selbstbe¬
wußtes und egoistisches Leben. Alberti, das
Pathos der Phaedra meisternd, repräsentierte
und paradierte zu viel. Schreiners Verrina
stand gleich neben dem wundervollen Gianettino
Everths. Frl. Oster (Imperiali), ein Talent
und ein Temperament, ließ sich zu heroinenhaft an.
In einer laulichen Aufführung von Strindbergs
„Rausch“ (Regie Reiter) erwies Frl. Busch als
—Heßriette eine ungewöhnliche Begabung In
einem Verdi=Zyklus leitete Lederer eine
recht gute, um weniges zu sachliche Aufführung
des „Maskenball“. Corfield sang den Richard
hübsch und geschmackvoll,
Frl. Lippe, die
Ulrika ebenso ausgezeichnet wie ihre Carmen.
Die Pflege der französischen Spieloper hat zu
einem Auber=Zyklus geführt; doch war die
Aufführung von „Maurer und Schlosser“ sehr be¬
scheiden. Herr Felmy und Frau Tuschkau
trugen sie mit ausgezeichneten Leistungen fast al¬
lein. In einer glanzvollen Reprise der Hugenot¬
ten unter Bodanzkys Meisterleitung
r
wurde daraufhin als Parsifaldirigent für London
verpflichiet — sang Lipmann den Naoul mit
allem Glanz seiner frischen Stimme. Hervorra¬
gend sangen auch Fischer (Never), Frank
(St. Bris), Tuschkau (Page), Fenten (Mar¬
cel). Unvergeßliche Eindrücke hinterließ Slezak
als Elcazar. Die Schönheit und Größe dieser un¬
gewöhnlich machtvollen Stimme offenbarte sich
in dieser Aufführung
in der Frl. Ulbrig
(Recha), Frank (Kardinal), Bartling (Leo¬
pold) würdig neben dem großen Künstler standen
mehr als tagszuvor im Konzertsaal. In die¬
sem Konzert dirigierte Bodanzky Berlioz' rö¬
mischen Karneval und Liszts Tasso hinreißend und
voll liebevollster Hingabe. Störende Unruhe eini¬
ger verspäteter Besucher zwang ihn gleich zu An¬
fang zum Abklopfen. Ihn deshalb in verletzen¬
der Weise anzugreifen, war ungerechtfertigt und
ein Unrecht.
Dr. Fritz Hammes
„
—
box 30/4
usschniteug ahmne Berlir.
Gankurgabe
2- OKTONEPTIS
som:
Mannheimer Theater. Aus Mannheim
schreibt unser
„Professor
Korrespondent:
Bernhardi“, die fünfaktige Komödie vons#
Artbur Schnitzler, hinternieß bei ihrer mon¬ ?
tägigen Erstaufführung am Hof= und National=
theater einen starken, nachhaltigen Eindruck, nament¬
lich nach dem stürmischen dritten Akt, während der
Schluß abfiel. Die allzu breite Behandlung des
Dialogs ermüdete anfänglich etwas, allein bald
fesselts die wenn auch oberflächliche, aber doch scharfe
Charakteristik der einzelnen Figuren. Die Aufführung
Anter der Spielleitung des Intendanten Alfred¬
Bernau war eine mustergültige. Fritz Alberti
in der Titelrolle, Wilhelm Kolmar als sein
Gegenspieler, Dr. Ebenwald und Hans Go¬
deck als Minister Dr. Flint standen im Vorder¬
grunde des Interesses.
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usschmlee aus:
#. Nachlichten
Kl. 19 schlünchen
om:
Theater und Musik
* Mannheimer Theater. Das Tempo der Ar¬
beitsleistung des Theaters ist unter der neuen In¬
tendanz wesentlich beschleunigt worden. Und die
fünf Neueinstudierungen, die Bernau selbst ge¬
leitet hat, haben ihm fast alle starke Publikations¬
erfolge gebracht. Die beste Leistung seiner Regie,
das rein Darstellerische angehend, war Schn#t
lers „Professor Bernhardi“. Ein abge¬
rundetes und sehr flottes Zusammenspiel cachierte
die beträchtlichen Längen des wortreichen Debat¬
tierstückes über speziell österreichische Fragen und
Zustände. Bernhardi und Ebenwald wurden dank
des schauspielerischen Reichtums der Herren
Alberti und Kolmar über sich hinaus in die
Sphäre echten Menschentums gehoben, wo Schnitz¬
Ter nur gute Rollen gibt. Von dem Pfarrer
Reder des Herrn Grünberg strahlte die Wärme
überzeugter Gläubigkeit aus. Die Herren Schmöle,
Garrison, Kupfer und Maur schufen köstliche
Typen. Frl. Köckeritz war als Krankenschwe¬
ster sympathisch schlicht, als Leonore (Fiesco)
indes larmoyant. Eine stilistisch nicht bezwungene
Aufführung der Racineschen „Phacdra“
drang nicht über die sprachlichen Schönheiten ins
Innerste — oder ist hier tatsächlich ein Hohl¬
raum? — der Dichtung; erschütternd war Kol¬
mars Theramen. Den Erfolg des „Fiesco“ er¬
rangen mehr die (wie bisher immer in Bernaus
Inszenierungen) schönen und geschickten Dekora¬
tionen als die ungleiche und unausgeglichene Dar¬
stellung. Neben prachtvollen Einzelheiten, be¬
sonders in bewegten (Massen=)Szenen, standen
schwer erträgliche Szenen, besonders der letzten
Akte. Bernau blieb an Detaiis kleben, walzte
Szenen aus statt sie zusammenzuhämmern, machte
die Akte zu einer kompakten Masse von gleichmäßi¬
der Dichtigkeit, Unwichtiges gleich schwer neben
Wichtiges setzend. Und das Leben, mit dem die
Einzelszenen angefüllt sind, bleibt, dem Organis¬
mus des Ganzen nicht eingeordnet, ein selbstbe¬
wußtes und egoistisches Leben. Alberti, das
Pathos der Phaedra meisternd, repräsentierte
und paradierte zu viel. Schreiners Verrina
stand gleich neben dem wundervollen Gianettino
Everths. Frl. Oster (Imperiali), ein Talent
und ein Temperament, ließ sich zu heroinenhaft an.
In einer laulichen Aufführung von Strindbergs
„Rausch“ (Regie Reiter) erwies Frl. Busch als
—Heßriette eine ungewöhnliche Begabung In
einem Verdi=Zyklus leitete Lederer eine
recht gute, um weniges zu sachliche Aufführung
des „Maskenball“. Corfield sang den Richard
hübsch und geschmackvoll,
Frl. Lippe, die
Ulrika ebenso ausgezeichnet wie ihre Carmen.
Die Pflege der französischen Spieloper hat zu
einem Auber=Zyklus geführt; doch war die
Aufführung von „Maurer und Schlosser“ sehr be¬
scheiden. Herr Felmy und Frau Tuschkau
trugen sie mit ausgezeichneten Leistungen fast al¬
lein. In einer glanzvollen Reprise der Hugenot¬
ten unter Bodanzkys Meisterleitung
r
wurde daraufhin als Parsifaldirigent für London
verpflichiet — sang Lipmann den Naoul mit
allem Glanz seiner frischen Stimme. Hervorra¬
gend sangen auch Fischer (Never), Frank
(St. Bris), Tuschkau (Page), Fenten (Mar¬
cel). Unvergeßliche Eindrücke hinterließ Slezak
als Elcazar. Die Schönheit und Größe dieser un¬
gewöhnlich machtvollen Stimme offenbarte sich
in dieser Aufführung
in der Frl. Ulbrig
(Recha), Frank (Kardinal), Bartling (Leo¬
pold) würdig neben dem großen Künstler standen
mehr als tagszuvor im Konzertsaal. In die¬
sem Konzert dirigierte Bodanzky Berlioz' rö¬
mischen Karneval und Liszts Tasso hinreißend und
voll liebevollster Hingabe. Störende Unruhe eini¬
ger verspäteter Besucher zwang ihn gleich zu An¬
fang zum Abklopfen. Ihn deshalb in verletzen¬
der Weise anzugreifen, war ungerechtfertigt und
ein Unrecht.
Dr. Fritz Hammes
„
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box 30/4
usschniteug ahmne Berlir.
Gankurgabe
2- OKTONEPTIS
som:
Mannheimer Theater. Aus Mannheim
schreibt unser
„Professor
Korrespondent:
Bernhardi“, die fünfaktige Komödie vons#
Artbur Schnitzler, hinternieß bei ihrer mon¬ ?
tägigen Erstaufführung am Hof= und National=
theater einen starken, nachhaltigen Eindruck, nament¬
lich nach dem stürmischen dritten Akt, während der
Schluß abfiel. Die allzu breite Behandlung des
Dialogs ermüdete anfänglich etwas, allein bald
fesselts die wenn auch oberflächliche, aber doch scharfe
Charakteristik der einzelnen Figuren. Die Aufführung
Anter der Spielleitung des Intendanten Alfred¬
Bernau war eine mustergültige. Fritz Alberti
in der Titelrolle, Wilhelm Kolmar als sein
Gegenspieler, Dr. Ebenwald und Hans Go¬
deck als Minister Dr. Flint standen im Vorder¬
grunde des Interesses.
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