II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 398

S S 7
B
25 Enhandi
Legnitinen
Mann¬
en dersel¬
as eminent literarische und aussd
die Ver¬
2
tbenützten
verschiedenen Gründen hochinter¬
essanie Stück, welches Direktorst
Christians am Mittwoch seinemsg
Premièren=Publikum darbot, brachte ihm
913.
und seiner wackeren Künstlerschaar ent¬
schieden neues Prestige. „Professor Bern¬
hardi“ von Arthur Schnitzler ist nichts
weniger als eine leichte Aufgabe für die
Darsteller. Eine dankbare in der That
ner Le¬
nur, wenn für die beiden unbedingten
Catskill¬
Star=Rollen des Stückes — den charakter¬
inter der
vollen jüdischen Arzt und den hochgesinn¬
Kit Illu¬
1
ten Priester magnetisch anziehende Per¬
sönlichkeiten in's Feld geführt werden kön¬
1
nen und wenn auch all' die anderen gro¬
zuer Le¬
i
ßentheils so scharf umrissenen Charaktere
stück ent¬
des Stückes von guten Mimen eine leben¬
An¬
dige Eigenphysiognomie erhalten. Marlow
als „Professor Bernhardi“ und Christians !
rei.“ Von
als der „Pfarrer Reder“ boten den erfor¬
der aus
derlichen Glanz für die beiden überragen¬
Toeplitz.
den Gestalten des Stückes, Matthaes,
An¬
Stoeckel, Holznagel, Rub, Aicher, Robert,
Roman Hansen, Frey, Wahl und Genossen, Frau
Rub=Foerster in der einzigen weiblichen
Forts.)
Rolle des Stückes mit eingeschlossen, gaben
des Col¬
den anderen Partien, von denen keine un¬
Rudolf
wesentlich genannt werden darf, Farbe und .
a im N.
Plastik. Wobei natürlich auch Christians'
„Der
zweite Rolle, der gescheidt lustige Hofrath,
Lelt.“
nicht vergessen werden darf. In der That,
von Gu¬
die Qualität der ganzen Aufführung war
eine vortreffliche. Das starke Geschlecht
tlein von
ist in der Truppe in jeder Beziehung stark
karl Ros¬
vertreten.
Das Stück selbst erreicht seinen Höhe¬
punkt mit dem energisch bühnenwirksamen
änke.“
dritten Akt. Sobald Schnitzler vor den
starken Accenten der Tendenz, wie sie be¬
(Illustra¬
sonders effektvoll der alte Achtundvierziger
mit seinen polternden Herzenstönen
äußert, bange wird, sobald er sich bemüht,
zu inne¬
eben das Tendenziöse sanft Schnitzlerisch
w Yorker
wieder wegzuwischen, gewinnt das Stück
kasten der
zwar an Liebenswürdigkeit und es wird
manche Geistes= und Witzesperle dem Pu¬
räsidenten
blikum in den Schoß geworfen, aber auch
Maskera¬
3
das Drama verdämmert sacht. Die große
en auf S.
Szene zwischen den beiden edlen Wider¬
sachern im vierten Akt, die Versöhnung
für Jung
zweier Weltanschauungen, hat allerdings
9
noch etwas von erhebender Schönheit, das
Weiß= und
Nachspiel des fünften Akts ist dagegen
neuesten
trotz des gelungenen Hofraths nicht mehr
fkasten der
g
als ein scherzhaftes Ausklingen. Trotz
C
n S. 10.)
alledem und alledem werden so fesselnde
E
uenleben.
Stücke wie dieser „Professor Bernhardi“
„Erbetene
nur alle paar Jahre einmal geschrieben.
v.
11.)
Sie bieten einen Genuß, den man nicht1
„Londoner
versäumen darf. Zumal, wenn sie so g
3, Hof und
prächtige Darstellung erfahren. ..
Trotzdem schon in der nächsten Woche
9
und Win¬
„Majolika“ das berühmte Lustspiel von L
ing. (Mit
Stein und Heller, im Irving Place Thea=n
r das Es¬
ter zur Aufführung kommen sollte, hat] C
sich die Direktion durch den Riesenerfolg
d
ern.“
der Schnitzler'schen Komödie „Professor
2
velt.“
Bernhardi“ bewogen gefühlt, die obge¬
g
Maler.“
nannte Novität wieder abzusetzen, und das P
ungemein interessante Stück des Wiener
re
“ Roman
Dichters auch noch zweimal in der kom¬
ko
forts.)
menden Woche, und zwar Mittwoch und
Freitag zur Aufführung bringen. Ein¬
S. 15.)
L
stimmig hat man „Professor Bernhardi“
s Traum¬
als die künstlerische Großthat der laufen=m
irbara Al¬
den Saison bezeichnet und dem Stücke de
kizze von
sowie auch der Aufführung das begei=ssp
Der Artil¬
stertste Lob gezollt. Die kommende Woche, de¬
lma Lager¬
wird für die Feinschmecker unseres deut=2.
schen Theaterpublikums einen großen Reiz
vo
n Fenster.“
erhalten, da sie bestimmt ist, die großen Ze
en des Mr.
Erfolge, die das Irving Place Theater seit
Rosenhayn.
Jahr und Tag gehabt hat, auf dem Re¬ wi
lebnis aus
pertoire zu sehen.
9.
onl.
#uste Moritz“ Nose mit Ge=19.
box 31/1
zorker Staats-Zeitung, Donnerstag,

„Professor
Wernharoi
Ein glanzender Erfolg.
Schnitzler's „Tragikomödie
des Eigensinns“ erlebt im
Deutschen Theater glänzende
Aufführung.
Arthur Schnitzler hat für seinen „Pro¬
fessor Bernhardi“ die denkbar beste Re¬
klame gehabt: das Stück ist innerhalb der

schwarzgelben Grenzpfahle verboten wor¬
den. Selbstverständlich! Ungemüthliche
Wahrheiten läßt kein Zensor durchgehen.
Aber dieser Reklame hätte es garnicht be¬
durft, um dem „Professor Bernhardi“ die
Wege über alle Bühnen des übrigen deut¬
schen Sprachgebietes zu ebnen. Oester¬
reichisches, allzu Oesterreichisches. Aber
abgesehen davon eine Komödie par ex¬
cellence, ein echter Schnitzler. Große
Probleme werden angeschlagen, Fragen,
die Jedermann angehen, aufgeworfen, ein
wuchtiges Drama wird vorbereitet, dann
plötzlich zeigt Schnitzler sein wahres Ge¬
sicht, der Satiriker reißt alle seingespon¬
nenen Fäden auseinander und über einer
man den ganzen Tag lang das Richtige
seinen Pointe fällt der Vorhang: „Wenn
thun wollte, und nur das Richtige, dann
süße man schon vor dem Nachtmahl im
Kriminal.“
Der Kampf um's Rechtthun um der #n
eigenen Ueberzeugung willen, der den
Konflikt mit bestehenden Verhältnissen und
gesellschaftlichen Gebilden zeitigt, der
Kampf des Einzelnen mit den Forderun¬
gen und Anschauungen der ihn umgeben¬
den Gesellschaft. Ein großes Thema.
Das Leben hat im Fall Dreyfuß Kämpfer
wie Zola und Scheurer=Kestner gezeitigt,
Dichter haben Gestalten wie den Michael
Kohlhaas und den Karl Moor geschaffen.
Dr. med. Arthur Schnitzler geht nicht so#
weit. Er kühlt sein Müthchen, stellt eine
gründliche Abrechnung zu seinen Gunsten
m
auf und wirft sie mit spöttischem Lächeln
auf den Tisch des Hauses: Da, macht da¬
A
mit, was Ihr wollt! Ich bin mit Euch
fertig!
„S
Bernhardi ist dirigender Arzt des Eli¬
sabethinum. Eine junge Patientin fühlt
sich unmittelbar vor der Auflösung leicht,
gest
hoffnungsfroh. In einer Stunde wird
vor
der Geliebte kommen, sie aus dem Spital
Uel
zu holen. In einer Stunde, das weiß
Bernhardi, wird ganz wer anders an ihr
Du
Bett treten: der Tod. Bernhardi ist fest
gar
entschlossen, die Euphorie nicht zu stören,
Ne¬
er verwehrt dem Geistlichen, der die Ster¬
besakramente bringt, den Eintritt ins
Krankenzimmer. Bernhardi ist Jude, ein
zu
Theil der Instituts=Professoren klerikal.
und
Deren einer, der stellvertretende Direktor
die
Dr. Ebenwald, lancirt den Fall in die
Na¬
Presse. Eine Interpellation im Reichs¬
rath droht, der Fall wird zum Skandal,
das Elisabethinum schwer geschädigt. der
Bernhardi kann eine Lösung herbeiführen, das
das
ehe es zum Krach kommt: wenn er bei der
in?
Besetzung einer Abtheilung einen fähigen
auf
jüdischen Arzt fallen läßt und einen min¬
mit
derbegabten katholischen empfiehlt. Das
grei
thut er nicht. Auf Grund der falschen An¬
hat.—
gaben der hysterischen Krankenschwester
E