II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 399

8
Be
25Enhandi
box 31/1
d
besatramense briugt de
Krankenzimmer. Bernhardi ist Jude, ein
zu
Deren einer, der stellvertretende Direktor un
Dr. Ebenwald, lancirt den Fall in die die
Presse. Eine Interpellation im Reichs=Na
rath droht, der Fall wird zum Skandal,
der
das Elisabethinum schwer geschädigt.
Bernhardi kann eine Lösung herbeiführen, das
in
Besetzung einer Abtheilung einen fähigen
jüdischen Arzt fallen läßt und einen min= auf
derbegabten katholischen empfiehlt. Das mit
thut er nicht. Auf Grund der falschen An=grei
gaben der hysterischen Krankenschwester hat.
E
Ludmilla, er habe den Geistlichen mit Ge¬
walt aus dem Sterbezimmer entfernt, hört
wird gerichtliche Klage erhoben. Zwei hört
Jun
Monate Kerker, die Bernhardi im Vollbe¬
ergr
wußtsein seiner Unschuld, ohne Berufung
chor,
einzulegen, absitzt. Mit Ovationen wird
der
er aus dem Gefängnis abgeholt. Fehlt
nur noch der Fackelzug der Studenten:
bisse
vivat academia! Die Schwester hat mitt¬
lerweile in der Beichte gestanden, falsch Culz
Zeugnis abgelegt zu haben. Der Unter=trug
richts=Minister, ein Jugendfreund Bern= von
hardi's, der sich in der Krisis aalglatt ge=schen“
und
zeigt hat, bekommt plötzlich Rückgrat und
fall
wird für Bernhardi eintreten: im Revi¬
sionsverfahren soll die glänzende Ehren¬
der
rettung vorgenommen werden. Aber Bern¬
Fr.u
hardi ist der Scherereien und des Ringens
höch
müde: Seine Ruh, will er haben und die
Wiederermächtigung zum Praktiziren, die
er durch die Verurtheilung verloren hat.
Der Prinz Konstantin hat ihn schon ru¬ Kon¬
fen lassen. Die ganze Welt weiß ohnehin, Arb
ponf
daß er die zwei Monate, die ihm ja kei¬
zien
ner wiedergeben tann, schuldlos abgesessen
wer“
hat. In seinem Einzelfall hat er einge¬
Nuc¬
sehen, daß man in einem katholischen
dem
Staatengebilde, an dessen Spitze eine
Gest.
apostolische Majestät steht, besser fährt,
voll
wenn man mit der Kirche nicht anbändelt.
Schon rein äußerlich ist diese Komödie
ter
etwas Außergewöhnliches: 18 Herrenrol¬
wir
len und nur eine kurze Damen=Episode,
sein
die Krankenschwester. Aber jede einzelne
Figur eine Type in dieser Tragikomödie
des Eigensinns. Und jede einzelne dieser Che
Typen kam in der gestrigen Aufführung
prächtig heraus. Heinrich Marlow war
nicht nur äußerlich die überragende Figur
des Stückes, sein Bernhardi war einfach erft
ideal. Christians bestand wieder eine Lot
27.
Kraftprobe: er gab den strengen Geist¬
Ma
lichen und den amüsanten Ministerialrath
det
glänzend. Holznagel als der Streber
So¬
Ebenwald; Willy Frey als der Neuro¬
mit
loge; Heinrich Matthaes als der alte
Aus
Burschenschafter, der von 48 das Drauf¬
gehen gewohnt ist; Ernst Robert als der
Antisemitenriecher; Otto Stöckel als der
Ver
biegsame Unterrichts=Minister; dann in
kleineren Rollen Curt Manthey als der
wirk
schlagfertige Dermatologe mit der
desr
„Chuzpe“; Heinrich Falk als der gleiß= Pro¬
nerische Assistenzarzt Hochroitzpointer; ritat
Christian Rub als der ungeschickte Land¬
kenn.
arzt; und weiter Rudi Rahe, Willy
mit
Wahl, Paul Dietz, Hans Hansen, Louis
kanis
Prätorius und die fein gezeichnete Kran¬
alle
kenschwester Frl. Annie Rub=Förster's,
auf
jeder einzelne der Mitwirkenden war bril¬
lant und gab unter der Regie Christians
in
sein Bestes. Es war eine Muster=Auffüh¬ Mer¬
rung, an der auch nicht das Geringste
auszusetzen war.
H. E. B.
Heute und Samstag Abend wird der
große Erfolg „Professor Bernhardi“ wie¬
derholt. Freitag Abend „Kasernenluft“
In der Samstag Matinee die letzte Auf¬
führung von „Faust“. Die Vorstellung
beginnt präzise 1.30. Im Sacred Con¬
#ert am Sonntag kommt das pikante
Lustspiel „Schöne Frauen“ mit Direktor
Rudolf Christians in der Rolle des
„Francois Villiers“ zur Aufführung. Die
nächste Premiere ist Mittwoch, den 28.
Januar. Zur Aufführung gelangt „Ma¬
jolika“, Lustspiel in drei Akten von Leo
Walther Stein und Ludwig Heller.

Bestellt das „Abendblatt“.