der Firma auf die Dauer nicht vermeiden lassen.
Ein halbes Jahrhundert lang zählen dann die Leitenberger
zu den gefeiertsten Namen im österreichischen Gewerbestande, bis
der 1862 geborne Friedrich Freiherr v. Leitenberger als Chef
des Hauses die seinen Ahnen eigene ursprüngliche Kraft vermissen
ließ. Er fühlte sich mehr als Aristokrat (die Familie ist schon
1869 in den Ritterstand, 1373 in den Freiherrnstand ausgenommen
worden), als großer Herr, als Sportsman denn als Kaufmann,
und er wäre dem geschäftlichen Zusammenbruch kaum entgangen,
wenn er nicht vor einem Jahrzehm bei einer Automobilfahrt einen
I“ frühen Tod gefunden hätte.
Die Bodenkreditanstalt, die schon bei Lebzeiten des Barons
ie
Friedrich Leitenberger dem Unternehmen finanziell nahe stand,
hat noch unter dem Gouvernement Taussigs einige Monate nach
dem Ableben des Barons Friedrich das Geschäftshaus Leiten¬
berger mit Haut und Haaren verspeist — es ist jetzt eine Aktien¬
gesellschaft mit einem verhältnismäßig geringen Kapital und heißt
ie
„Cosmanos, Vereinigte Textil- und Druckfabriken“. Die Leiten¬
berger sind nicht geradezu verarmt, aber von dem ehemaligen
Glanz sind nur spärliche Reste vorhanden
binnen wenigen
Jahren hat ein Unbegsbter mit „vornehmer“ Lässigkeit ein¬
stürzen lassen, was drei Generationen unter Schmerzen auf¬
gebaut haben ...
1 Ein Gespräch mit Rudolf
Christians. (000
er
g.
II(6 Gen unserem Verliner Korespontenten.)
Berlin, Aufang Juni.
0
Ruholf Chrkstians ist soeben aus New=York eingetroffen, wo
r
er in dieser Saison als Direktor des einzigen in New=York vor¬
handenen sdeutschen Theaters gewirkt hat. Er besieht sich Stücke
und Darsseller und obwohl er sein Programm für die kommende
Kampagne fertichshat,“ scheigt er nicht abgeneigt zu sein, noch
eetwas Besonderes seinem umsangreichen Gepäck hinzuzufügen:
Sobald ich alles gesehen habe, was Berlin einem Theater¬
leiter bietet, ziehe ich mich zu Beginn des Juli — in die bayri¬
schen Berge zurück, und Ende August dampfe ich mit meinen
Leuten nach New York“, so erzählt er mir. „Den drüben
kommenden Dingen sehe ich mit frohem Mut entgegen, denn ich
habe nicht nur eine finanziell glänzende erste Saison ge¬
habt, ich glaube nun auch zu wissen, worauf es in Amerika an¬
kommt. Von meinen Vorgängern in der Leitung des deutschen
Theaters hat lediglich der verstorbene Conried reussiert.
s Daher war
für
Conried das deutsche Theater
n naturgemäß nichts als eine Episode. In erster Linie
ie war er der Pächter aller Schiffsstühle auf den
e= Dampferlinien, die zwischen New=York und Europa verkehren.
ef
Dann machte er Börsengeschäfte von den größten Dimensionen.
is
Außerdem war er bekanntlich Gründer und Generaldirektor der
in
Metropolitanoper, die von jeher ein Riesenunternehmen war. Und
in irgendwelcher Pause fand der geniale Mann noch Zeit, sich
um das deutsche Theater zu kümmern. Er hatte eine wunderbare
Nase für den Geschmack des amerikanischen Publikums, und so
spürte er, daß das deutsche Theaterpublikum in New-York nur
gute, ernste Stücke sehen will. Nebenher bot er interessante Gast¬
spiele, von denen allerdings manche mißlangen. Ich selbst habe,
noch als Mitglied des Königlichen Schauspielhauses in Berlin,
drei Jahre lang bei Conried gastiert und mich solcher Art in
lt New=York bekanntgemacht. Den weitaus größten Erfolg unter
er den zahllosen Gästen, die Conried brachte, hatten Possart
in und Sonnenthal. Die Vorstellungen, in denen Sonnenthal
re mitwirkte, gingen zu doppelten Preisen vor sich, wurden aber
ie gestürmt. Andere berühmte Darsteller — ich will keine Namen
ie nennen — sind jämmerlich durchgefallen, das heißt sie wurden
1=
nicht etwa ausgezischt oder verlacht. Nein, sie wurden einmal
achtungsvoll angehört, und dann spielten sie vor terren Bänken.
Mit den Gästen verhält es sich nämlich in Amerika folgender¬
maßen: Die Amerikaner lassen sich durchaus nicht durch den
Namen, durch den Ruf imponieren, der einem Schauspieler voraus¬
geht. Der Name ist nicht ganz wertlos, er bestimmt
das Publikum zum Besuch des Theaiers, sind die Menschen
aber einmal im Hause, dann hat der Name seine volle Schuldig¬
keit getan und nun wollen die New=Yorker — genau wie die
Wiener, die Pariser, die Berliner — gerührt oder unterhalten
werden. Selbstverständlich haben sie zuweilen einen anderen Ge¬
schmack als ein anderes Publikum, man darf darum nicht sagen,
t daß die Amerikaner nichts verstehen. Dinge der Kunst sind keine
exakten Wissenschaften, und wie ein Schauspieler, in den die