II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 432


Sport und Salon, Wien
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Münchner Theatenbnief.
ein Teil der Arzte trennt sich von ihrem Chel, eine Fürstin
iegt das Protektorat nieder, in der Kammer wird der Minister
Aie Werke Arthur Schnitzlers beherrschen diesen
interpelliert und. obwohl persönlicher Freund Bernhardis.
Minter dus Reperteit Tust aller Grenen ünehner Bühmnen.
benntragt er selbst die gerichtliche Entersnehung gegen
Nach dem absoluten Erfolg seiner „Komödie der Worte“
dliesen wegen Religionsstörurg.
im Königlichen Residenztheater und nach dem „Ein¬
Bernhardi, von einem getauften Correligionär bei der
samen Weg“ in den Kammerspielen bot uns du¬
Verhandlung vertreten und Ian verteidigt, wird trotz der
Münchner Schauspielhaus die Neuinszenierung von
entlastenden Aussage des Priesters zu zwei Monaten Ge¬
Schnitzlers „Professor Bernhardi“ Der Autor nennt
färgnis verurteilt. Und soedel ist die Seele dieses Priesters.
sein Stück eine Komödie, aber im Grund genommen handelt
daß er nuch der Erteilsfällung selber zu Bernhardi kommt.
es sich um ein sehr ernstes Werk. Die Lektüre des Pro¬
„Sie haben nach Ihrer menschlichen Überzeugung gehandelt,
gramms allein schon könnte oberflächliche Geister nach¬
es drängt mich. Ihnen zu sagen. daß ich Sie verstehe, daß
denklich stimmen. In fünf Akten 21 Männerrollen, nur
Sie vielleicht recht hatten. Mein Gewissen veranlaßt mich
eine einzige Frauengestalt, und das ist die blasse Episoden¬
zu diesem Schritte; ein Abgrund liegt zwischen Ihnen und
rolle einer kleinen Krankenschwester.
mir, lassen Sie mich Ihnen aber, über diesen Abgrund hinweg,
Arthur Schnitzler führt uns in ein Privat-Sanatorium
die Hand reichen!“ Die hohe, milde christliche Güte, die
ein, welehes unter dem Kuratorium einiger mächtiger Stadt¬
hier in der Gestalt des Geistlichen zum Ausdruck kommt,
größen stcht und der leidenden Menschheit im vollsten
bildet einen schroften Gegensatz zu der kalten, sich über¬
Sinne geweiht ist. d. h. der ärmeren Klasse der Bevölkerung.
hebenden Weise des Gelehrten. der. durchdrungen von
Das Stück, welches in Wien spielt und uns mit allen mög¬
seiner eigenen Machtvollkommenheit, nicht mit Gefühl und
lichen Spezialgestalten der Arztewelt bekannt macht, ist mit dem Glauben an den hohen Flug unserer Seele nach
äußerst gut und
sicher aufgebaut;
dem Tode handelt.
die
Charaktere
Diese Szene
sind bis in die
zwischen den bei¬
kleinsten Rollen
den Männern ge¬
mit Meisterhand
hört zu den wirk¬
gezeichnet, die Ge¬
vollsten des Stük¬
stalt Bernhardis
kes, welches, von
ist ganzaus einem
den Künstlern des
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zu Akt. Der An¬
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Nymphen-Bu.—
det die Würze des
Gerichtes und läßt

uns manchmal
nenen e e
durch die launigen
Einfälle des Autors
den Ernst der
Situationen ver¬
gessen. Die scharfe
Beobachtungs-
gabe des Dichters
rivalisiert nur mit
Arthur Schnitzler.
der Melodie der
Text nebenstehend.
tiefen Herzens¬
töne, welehe er im vierten Akt anstimmt, und dieser Akt
resumiert eigentlich das Problem des Stückes:
Kann ein Arzt dem Priester den Zutritt zum Betteeiner
Sterbenden versagen, kann er die Ahnungstose Minüber¬
schlummern lassen. ohne die Hilfe der Religion — eine
Christin, eine Sünderin, eine Sterbende, kann er sie den
letzten Fraum, den einzigen, den schönsten vielleicht ihrs
Lebene. trämnen inssen, ohne daß die weihe-volle Hand des
Priesters sie erweckt hätte, bis sie entschlaft für immer?!
Das ist die peinlich-qualvolle Frage, welche der Autor uns
zu lösen gibt.
Bernhardi ist ein Jude und ein Freimaurer und der
jahrhundertalte Atavismus seiner Rase verschließt ihm
unsere religiöse Erkenntnis. Bernhardi hat nur eine Re¬
ligion, die der erfüllten Pflicht; er glaubt als Meusch und
als Arzt richtig zu handeln, wenn er ein armes, gekniektes
Menschenkind dahingehen läßt. in der Atmosphäre jene¬
Halbtraume, der das arme Mädehen glauben macht, sesei
genesen. Und statt des Todesengels weilt ein Engel irdischer
Liebe an ihrem Schmerzenslager diese Vision hätte da¬
Erscheinen des Priesters ihr genommen.
So weist also der Arzt den Priester ab. Dieses Faktung
gelangt rasch in die Offentlichkeit und ruft einen immensen
Skandal hervor. Das Kuratorium der Anstalt demissioniert