reich, weshalb es auch in unseren Landen verl#r
war, es zeigt den Kampf zwischen Heuchlern und
Strebern, den politischen Hader zwischen Klerikalen
und Literaten, alle Symptome politischer Vergis¬
tung, die selbst vor den Mauern einer großen
Krankenanstalt nicht Halt machen. Der Ursprung
Schnitzlers Komödie soll auf einen Fall zurückzu¬
führen sein, der sich vor Jahren in einem be¬
kannten Wiener Sanatorium zugetragen hat. Dort
lag ein berühmter Mann im Sterben und man
bemühte sich, ihm den Uebergang so leicht als mög¬
lich zu machen. Die Heilanstalt, welche die höchste
Gesellschaft zu ihren Kunden zählte, sah stets ängst¬
lich darauf, daß in ihrem Bereiche der Kirche Macht
gelte, vielleicht fürchtete man auch den geistlichen
Orden, für jeden Fall wollte man kein Aergernis
haben. Diesmal scheiterte aber jedes Zusprechen
an dem Widerstand der Angehörigen, trotzdem man
nur die Form wahren wollte. Dieser Kampf am
Sterbelager dürfte Schnitzler zu seinem Drama ge¬
führt haben.
In der Geburtsabteilung des Elisabethinums
befindet sich ein junges Mädchen, bei welchem jede
Hilfe vergebens ist. Sie befindet sich in dem Zu¬
stande, den die Aerzte Euphorie nennen, der das
Ende mit einer subjektiven Glücksempfindung sanft
macht.. Da nun der -Priester mit den Sterbe¬
sakramenten kommt, verwehrt ihm Professor Bern¬
hardi den Zutritt zur Sterbenden mit dem Rechten
des Arztes, der gewiß ist, daß das Mädchen in
(diesem Augenblicke an alles glaubt, nur nicht an
dus Stoeben. Währeno des Auftrittes zwischen bei¬
lden schleicht sich die Krankenschwester zum Mädchen,
zum sie auf den Priester vorzubereiten. Nach einem
Augenblick kehrt sie zurück und meldet den einge¬
tretenen Tod der Kranken. Die Tat des Arztes
hat seine Folgen. Er wird wegen Religionsstö¬
rung angeklagt, zumal ein Meineid geleistet wird
und die Krankenschwester möglicherweise unbewußt
aus religiösem Fanatismus gegen ihn aussagt.
Nicht der Priester ist im Stücke eine unsympatische
Figur, er hat seine Pflicht getan, wie der Arzt.
Die daraus resultierenden Folgen, die Gehässigkeit,
das rücksichtslose Preisgeben des Mannes, dessen
Wissen und Können auch seine Gegner anerken¬
nen, die politische Versumpfung und Verjauchung
ist es, die der Dichter in rücksichtsloser Satire zei¬
gen will. Seine Motive hat er aus dem Leben
und iner vergangenen Wirklichkeit hervorgeholt,
wenn auch vielleicht in etwas einseitiger Beleuch¬
tung. — Die Darstellung bemühte sich im großen
und Ganzen dem Stücke gerecht zu werden, Es
war gut einstudiert und die Spielleitung hat auch
die richtige Färbung getroffen. Die Titelrolle gab
Direktor Richter. Er machte aus Professor Bern¬
hardi keinen Holden, spielte ihn gewiß in der In¬
tension des Dichters, als einen Mann der Wissen¬
schaft, der seinen Beruf über alles liebt, als einen
ruhigen Menschen, der auch von den anderen Ruhe
haben will. Durch diese Auffassung kam das Stück
auch zur besten Wirkung. Neben ihm sind lobend
zu nennen: Frank als Minister Dr. Flint, To¬
relly besonders in der gemütlichen Wiener Hof¬
ratsrolle, Jores als Dr. Pflugfelder, Beyer als
Priester, der mit Geschick den salbungsvollen Ton
vermied, Wohl als Dr. Ebenwaldt, Münch als
Dr. Cyprian, Doute als Kandidat und sehr brav
auch Belmont als Krankenschwester. Ganz unmög¬
lich waren zwei Figuren: Adam als Landarzt und
Doute=Tutter als Journalist. Beide waren ver¬
zerrte Karrikaturen, die ihr Gehaben durch nichts
rechtfertigen können. Daß das Stück als erstes in
Oesterreich auf unserer Bühne zu seinem Rechte
kam, dafür sei der Spielleitung besonderer Dank
abgestattet. Für sie zeichnete unser tüchtiger Re¬
gisseur Jores. Das Publikum folgte mit großem
Interesse der Aufführung und spendete lebhaften
Beifall.
W—m.
—.—
war, es zeigt den Kampf zwischen Heuchlern und
Strebern, den politischen Hader zwischen Klerikalen
und Literaten, alle Symptome politischer Vergis¬
tung, die selbst vor den Mauern einer großen
Krankenanstalt nicht Halt machen. Der Ursprung
Schnitzlers Komödie soll auf einen Fall zurückzu¬
führen sein, der sich vor Jahren in einem be¬
kannten Wiener Sanatorium zugetragen hat. Dort
lag ein berühmter Mann im Sterben und man
bemühte sich, ihm den Uebergang so leicht als mög¬
lich zu machen. Die Heilanstalt, welche die höchste
Gesellschaft zu ihren Kunden zählte, sah stets ängst¬
lich darauf, daß in ihrem Bereiche der Kirche Macht
gelte, vielleicht fürchtete man auch den geistlichen
Orden, für jeden Fall wollte man kein Aergernis
haben. Diesmal scheiterte aber jedes Zusprechen
an dem Widerstand der Angehörigen, trotzdem man
nur die Form wahren wollte. Dieser Kampf am
Sterbelager dürfte Schnitzler zu seinem Drama ge¬
führt haben.
In der Geburtsabteilung des Elisabethinums
befindet sich ein junges Mädchen, bei welchem jede
Hilfe vergebens ist. Sie befindet sich in dem Zu¬
stande, den die Aerzte Euphorie nennen, der das
Ende mit einer subjektiven Glücksempfindung sanft
macht.. Da nun der -Priester mit den Sterbe¬
sakramenten kommt, verwehrt ihm Professor Bern¬
hardi den Zutritt zur Sterbenden mit dem Rechten
des Arztes, der gewiß ist, daß das Mädchen in
(diesem Augenblicke an alles glaubt, nur nicht an
dus Stoeben. Währeno des Auftrittes zwischen bei¬
lden schleicht sich die Krankenschwester zum Mädchen,
zum sie auf den Priester vorzubereiten. Nach einem
Augenblick kehrt sie zurück und meldet den einge¬
tretenen Tod der Kranken. Die Tat des Arztes
hat seine Folgen. Er wird wegen Religionsstö¬
rung angeklagt, zumal ein Meineid geleistet wird
und die Krankenschwester möglicherweise unbewußt
aus religiösem Fanatismus gegen ihn aussagt.
Nicht der Priester ist im Stücke eine unsympatische
Figur, er hat seine Pflicht getan, wie der Arzt.
Die daraus resultierenden Folgen, die Gehässigkeit,
das rücksichtslose Preisgeben des Mannes, dessen
Wissen und Können auch seine Gegner anerken¬
nen, die politische Versumpfung und Verjauchung
ist es, die der Dichter in rücksichtsloser Satire zei¬
gen will. Seine Motive hat er aus dem Leben
und iner vergangenen Wirklichkeit hervorgeholt,
wenn auch vielleicht in etwas einseitiger Beleuch¬
tung. — Die Darstellung bemühte sich im großen
und Ganzen dem Stücke gerecht zu werden, Es
war gut einstudiert und die Spielleitung hat auch
die richtige Färbung getroffen. Die Titelrolle gab
Direktor Richter. Er machte aus Professor Bern¬
hardi keinen Holden, spielte ihn gewiß in der In¬
tension des Dichters, als einen Mann der Wissen¬
schaft, der seinen Beruf über alles liebt, als einen
ruhigen Menschen, der auch von den anderen Ruhe
haben will. Durch diese Auffassung kam das Stück
auch zur besten Wirkung. Neben ihm sind lobend
zu nennen: Frank als Minister Dr. Flint, To¬
relly besonders in der gemütlichen Wiener Hof¬
ratsrolle, Jores als Dr. Pflugfelder, Beyer als
Priester, der mit Geschick den salbungsvollen Ton
vermied, Wohl als Dr. Ebenwaldt, Münch als
Dr. Cyprian, Doute als Kandidat und sehr brav
auch Belmont als Krankenschwester. Ganz unmög¬
lich waren zwei Figuren: Adam als Landarzt und
Doute=Tutter als Journalist. Beide waren ver¬
zerrte Karrikaturen, die ihr Gehaben durch nichts
rechtfertigen können. Daß das Stück als erstes in
Oesterreich auf unserer Bühne zu seinem Rechte
kam, dafür sei der Spielleitung besonderer Dank
abgestattet. Für sie zeichnete unser tüchtiger Re¬
gisseur Jores. Das Publikum folgte mit großem
Interesse der Aufführung und spendete lebhaften
Beifall.
W—m.
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