II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 502

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25. ProfessoBernhand
Theater.
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„Professor Bernhardi“ ist eines der
langweiligsten Tendenzstücke Schnitzlers. Vier
geschlagene Stunden wird herumgestritten, ob
der Arzt einem=Priester verwehren darf, zu einer
Sterbenden zu gehen, bloß damit die Euphorie,
der letzte Wahn der Sterbenden, gesund zu
werden — nicht gestört wird. Daß darüber der
Jude Schnitzler einen jüdischen Arzt
entscheiden läßt, beleuchtet das „Verfahren.“
Nebenbei wimmelt das Stück von gemeinsten
Ausfällen auf die Antisemiten und bringt einen
Judenkult, der gerade in unseren Tagen ver¬
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Nr. 82
„Wiener=Neustädter Zeitung“
hängnisvoll werden könnte, es auch geworden] Eingehen auf Charakter und Absicht des Autors
wäre, wenn nicht im letzten Augenblick die ge¬
gerecht wurde. Wir möchten ihn nur bald in
einer größeren, würdigeren Rolle sehen, er
reizte Jugend abgehalten worden wäre, das
D.—er.
würde sie meistern.
Machwerk auszupfeifen, was es verdient hätte.
Sollte aber die Direktion eine Wiederholung
Die Landstreicher brachten wieder ein¬
ansetzen, so lehnen die Führer der Antisemiten
mal gute, alte Ziehrermusik und ein
heute schon jede Verantwortung ab und sie mag
einwandfreies, gelungenes Libretto, bei dem
selber die Verantwortung tragen, wenn sie den
man sich immer wieder prächtig unterhielt. Das
Glimmstoff ins Pulverfaß wirft. Ein zweites
Orchester hat sich etwas gehoben und beginnt
Mal würde kein Polizeiaufgebot zurückhalten
zu befriedigen. Warbeck und Frl. Sary
können, dem Tendenzstück die verdiente Aufnahme
sorgten für Humor, ebenso Pistol und Frl.
zu bereiten. Ob dies dann der Kultusgemeinde
Muck. Gold und Angerer steuerten un¬
angenehm ist, mag sie mit der Direktion be¬
verwüstliche Komik bei. Auf der Höhe waren
reinigen, zumal niemand weiß, welche Weiterungen
auch Killer und Frl. Hillard. Der Chor
ein jüdischer Theaterskandal annehmen kann.
bedarf noch größere: Zuchi, dannn dürften die
Unsere Aufgabe ist es, hier öffentlich zu warnen,
Dr.—er.
Ansätze zur Geltung kommen.
wie wir im Theater gewarnt haben. Einmal
hat sich das christliche Volk die Anpöbelung ge¬
Spielplau. „Der fidele Geiger“
fallen lassen, — gesehen, wozu Juden fähig
Operette in 3 Akten von Edmund Eysler, geht
sind — ein zweites Mal muß sie unterbleiben,
wozu übrigens beim Einstudieren durch ge¬
heute, Samstag, für die Abonnenten Unge¬
schicktes Streichen manche Gelegenheit gewesen
rader Tag, und morgen, Sonntag, als N####.
mittagsvorstellung zum 3. bzw. 4. Male in Szene.
wäre. — Gespielt wurde nicht schlecht. Paul¬
Sonntag abends findet die erste Wiederholung
mann in der Titelrolle schuf eine prachtvolle
der Operette „Die Landstreicher“ von
Gestalt, nur blieb er uns den Juden schuldig;
Ziehrer statt.
wir meinen wenigstens, es mußte sich doch auch
Montag gelangt im Abonnement, Gerader
dafür ein Typ finden, wie für die anderen
Tag, Hermann Bahr's entzückende Komödie
jüdischen Aerzte im Stücke, die treffend ge¬
„Kinder“ zur ersten Aufführung, in welcher
zeichnet waren. Brav hielt sich unser alter
Frl. Mimi Schratt ihre eigentliche Tätigkeit
Schönthal; einen ganz unmöglichen Kasperl
aufnimmt. Für Dienstag ist die erste Aufführung
stellte Schober als Hofrat Winkler hin.
der unsterblichen englischen Ope eite „Geisha“
Felda möge nächstens die Rolle lernen, ehe
von Sidny Jones in Aussicht genommen.
er „a. G.“ geht. Besonders angemerkt sei die
Leisung Effans, welcher der schweren, oft
verzeichneten Stelle des Pfarrers in feinsinnigem