25. Professor Bernhandi box 31/3
24. Oktober 1919 Nr. 292
Hlustmses Wicner Maura
Skandalszeuen im Wiener-Neustädter Stadt¬
theater.
Große Demonstrationen anläßlich einer Aufführung von Schnitzleis
„Professor Bernhardi“.
Wiener=Neustadt, 23. Oktober. Gestern sverhaftete aus dem Stehparterre
vier Studenten.
abends kam es im hiesigen Stadttheater anläßlich
Nach Schluß des vierten Aktes entstand im
der Aufführung von Artur Schnitlers
Parkett eine laute Kontroverse zwischen dem Ob¬
großen
Bernhard!“ zl
mann des Theaterkomnees Vizebürgermeister
„Professor
Skandalszenen. Die Komödie wurde bereits
Püchler und dem Redakteur der „Wiener¬
vorigen Donnerstag zum ersten Male aufgeführt
Neustädter Zeitung" Dr. Thurner. Vizebürger¬
und die Lokalblätter der verschiedenen Partei¬
meisier Püchler sagte laut, daß es im ganzen
richtungen nahmen hierzu Stellung. Das chriselich¬
Hause gehört wurde, zu Dr. Thurner: „Daran
soziale Ocgan, die „Wiener=Neustädter Zeitung",
sind Sie schuld! Sie haben die Leute verkeitet!
drohle mit einem Theaterskandal, falls das Stück
Das sind lauter Buben!" Es entspann sich eine
erregte Auseinandersetzung, der Polizeibezirks¬
nochmals aufgeführt werden sollte.
inspektor Schreiber dadurch ein Ende machte,
Direktor Paul Sundt unterzog die
daß er Dr. Thurner veranlaßte, das Theater
Komödie einer Revision und nahm einige
zu verlassen. Im Hause yerrschte große Auf¬
Streichungen vor, worauf er für gestern das Stück
regung. Nach dem folgenden Akt wurde wieder ge¬
wieder ansetzte.
pfissen und gezischt. Sodunn zog eine große Menge
Von christlichsozialer und deutschnationaler
Christlichsozialer und Deutschnationaler zum
Seite wurde in der Stadt eine Agitation ein¬
Zentratwachzimmer im Ratha se und verlangte
geleitet und Studenten verteilten in den Straßen
Auskunft über das Schicksal der vier verhafteten
vor der Vorstellung antisemitische Flugschriften.
Studenten. Inspek'or Schreiber wirkte auf die
Sie besetzten auch im Theater in allen Teilen viele
Menge ein, worauf sie sich zerstreute.
Plätze. Andererseits hatten aber auch die Sozial¬
Die Absicht der Demonstranten, die Kund¬
demokraten sich in großer Anzahl im ganzen
gebungen vom Theater auf die Straße zu ver¬
Theater verteilt. Staatspolizei und städtische Polizei
pflanzen und denselben einen antisemitischen
hatten umfassende Vorkehrungen getrossen und ein
Anstrich zu geben, wurde durch die Maßnahmen
großes Aufgebot von Sicherheitswache und Polizei¬
der Polizei vereitelt.
Agenten war im Hause postiert.
Die erften drei Akte gingen ruhig über die
„Professor Bernhardi“ wurde an fast allen
Szene. Im dritten Akte jedoch ertönte plötzlich vom
großen und kleinen Bühnen Oesterreichs und
Stehparterre aus und von den Galerien lautes
Deutschlands ausgeführt, ohne auch nur den
Zischen. Im vierten Akte wurden bei der Szene,
geringsten Widerspruch der Theaterbesucher hervor¬
wo Professor Bernhardi vom Gericht zurückkommt,
Pfuiruse laut, es wurde gezifcht und zurufen. Den Demonstranten in Wiener=Neustadt
blieb es vorbehalten, die erfolgreiche Komödie
getrampelt und der Skandal wuchs art
Szene unterbrochen nan Gegenstande eines Skandales zu machen. Dem „
an, daß die
werden mußte. Die Polizei schritt ein und Rufe des Dichters wird das weiter nicht schaden.))
24. Oktober 1919 Nr. 292
Hlustmses Wicner Maura
Skandalszeuen im Wiener-Neustädter Stadt¬
theater.
Große Demonstrationen anläßlich einer Aufführung von Schnitzleis
„Professor Bernhardi“.
Wiener=Neustadt, 23. Oktober. Gestern sverhaftete aus dem Stehparterre
vier Studenten.
abends kam es im hiesigen Stadttheater anläßlich
Nach Schluß des vierten Aktes entstand im
der Aufführung von Artur Schnitlers
Parkett eine laute Kontroverse zwischen dem Ob¬
großen
Bernhard!“ zl
mann des Theaterkomnees Vizebürgermeister
„Professor
Skandalszenen. Die Komödie wurde bereits
Püchler und dem Redakteur der „Wiener¬
vorigen Donnerstag zum ersten Male aufgeführt
Neustädter Zeitung" Dr. Thurner. Vizebürger¬
und die Lokalblätter der verschiedenen Partei¬
meisier Püchler sagte laut, daß es im ganzen
richtungen nahmen hierzu Stellung. Das chriselich¬
Hause gehört wurde, zu Dr. Thurner: „Daran
soziale Ocgan, die „Wiener=Neustädter Zeitung",
sind Sie schuld! Sie haben die Leute verkeitet!
drohle mit einem Theaterskandal, falls das Stück
Das sind lauter Buben!" Es entspann sich eine
erregte Auseinandersetzung, der Polizeibezirks¬
nochmals aufgeführt werden sollte.
inspektor Schreiber dadurch ein Ende machte,
Direktor Paul Sundt unterzog die
daß er Dr. Thurner veranlaßte, das Theater
Komödie einer Revision und nahm einige
zu verlassen. Im Hause yerrschte große Auf¬
Streichungen vor, worauf er für gestern das Stück
regung. Nach dem folgenden Akt wurde wieder ge¬
wieder ansetzte.
pfissen und gezischt. Sodunn zog eine große Menge
Von christlichsozialer und deutschnationaler
Christlichsozialer und Deutschnationaler zum
Seite wurde in der Stadt eine Agitation ein¬
Zentratwachzimmer im Ratha se und verlangte
geleitet und Studenten verteilten in den Straßen
Auskunft über das Schicksal der vier verhafteten
vor der Vorstellung antisemitische Flugschriften.
Studenten. Inspek'or Schreiber wirkte auf die
Sie besetzten auch im Theater in allen Teilen viele
Menge ein, worauf sie sich zerstreute.
Plätze. Andererseits hatten aber auch die Sozial¬
Die Absicht der Demonstranten, die Kund¬
demokraten sich in großer Anzahl im ganzen
gebungen vom Theater auf die Straße zu ver¬
Theater verteilt. Staatspolizei und städtische Polizei
pflanzen und denselben einen antisemitischen
hatten umfassende Vorkehrungen getrossen und ein
Anstrich zu geben, wurde durch die Maßnahmen
großes Aufgebot von Sicherheitswache und Polizei¬
der Polizei vereitelt.
Agenten war im Hause postiert.
Die erften drei Akte gingen ruhig über die
„Professor Bernhardi“ wurde an fast allen
Szene. Im dritten Akte jedoch ertönte plötzlich vom
großen und kleinen Bühnen Oesterreichs und
Stehparterre aus und von den Galerien lautes
Deutschlands ausgeführt, ohne auch nur den
Zischen. Im vierten Akte wurden bei der Szene,
geringsten Widerspruch der Theaterbesucher hervor¬
wo Professor Bernhardi vom Gericht zurückkommt,
Pfuiruse laut, es wurde gezifcht und zurufen. Den Demonstranten in Wiener=Neustadt
blieb es vorbehalten, die erfolgreiche Komödie
getrampelt und der Skandal wuchs art
Szene unterbrochen nan Gegenstande eines Skandales zu machen. Dem „
an, daß die
werden mußte. Die Polizei schritt ein und Rufe des Dichters wird das weiter nicht schaden.))