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25. Pro Bernhandi
zu einer halbwegs befriedigenden Fassung ge¬
langen und keine Bitterkeit der ungleichen Be¬
handlung zurücklassen in jenen, die bis
immer die Parias waren und unter dem Dru#
her Erkzantnis lebten: „Wen Die Götter hassen
sen nchenssir zum S#l#
H
Schülerversammlung
im Festsaale des Staatsgpmnasiums in
Wr.=Neustadt anläßlich des Theaterskan¬
dales bei der Aufführung des „Professor
Bernhardi“ am 22. Oktober 1919.
1. Am Donnerstag, den 23. Oktober 1919,
erschien vor Beginn des Unterrichtes eine Ver¬
tretung des Obergymnasiums in der Direktions¬
kanzlei und machte dem Leiter der Anstalt
Dr. Schön Mitteilung von den Vorfällen
während der Aufführung des genannten Stückes
und den Vorkommnissen unmittelbar nach dessen
Beendigung. Der Leiter Dr. Schön hatte bis
zu diesem Zeitpunkte nicht einmal von der
zweiten Aufführung dieses Stückes Kenntnis.
Die Abordnung gab einen kurzen Bericht über
die Beschimpfungen und Mißhandlung einzelner
Mittelschüler und bat im Namen der Schüler
der oberen Klassen des Gymnasiums, der Landes¬
real= und Maschinenbauschule und des Landes¬
Lehrerseminars um Ueberlassung des Festsaales
zur Abhaltung einer gemeinsamen Versammlung,
in der gegen die erlittenen Beleidigungen Protest
erhoben werden sollte. Der Festsaal des Gymna¬
siums sei innerhalb der Schulräumlichkeiten der
einzige Ort, der die Zahl der Teilnehmer fassen
könne. Die Abordnung erklärte, daß bei den
Direktoren der beiden anderen Schulen ebenfalls
Vertreter vorsprechen werden, mit dem An¬
suchen, den Unterricht für einen Protest= und
Sympathiestreik für die oberen Klassen frei¬
zugeben. Dr. Schön erklärte, er werde sich mit
den beiden Direktionen ins Einvernehmen setzen,
riet aber von einem Streike ab, sagte für den
Fall des Einverständnisses mit den beiden
anderen Direktionen den Festsaal zu, um die
Schüler nicht in ein öffentliches Lokal zu
zwingen, sie besser überwachen und vor unüber¬
legtem Tun zurückhalten zu können Er ersuchte,
dem Unterrichte nicht fern zu bleiben und die
Versammlung auf den Nechmittag zu verlegen.
Der Unterrich
lasin
mü
—
—
B
#ser# apeisneN #
untausen Jerppienet
84501315 142 10
den Unterricht abzubrechen und ins Gymna¬
sium zu marschieren. Das erfuhr Dr. Schön
Freitag vor 8 Uhr, der nun alle Vorbereitungen
traf, damit die Versammlung in Ruhe durch¬
geführt werde. Telephonisch berieten die drei
Direktoren über die zu treffenden Maßnahmen
zur Beruhigung der Schüler. Es wurde verein¬
bart, daß die Direktoren an der Versammlung
teilnehmen sollten. Ebenso wurden die Professoren,
die keinen Unterricht hatten, gebeten, sich zur
Aufrechterhaltung der Ordnung zur Verfügung
zu stellen.
2. Um 9 Uhr fanden sich die Schüler der
beiden anderen Anstalten während der Unter¬
richtspause ein und begaben sich in voller Ruhe
mit den Obergymnasiasten in den Festsaal. Die
Direktoren der Realschule und des Landes¬
Lehrerseminars ließen ihr Fernbleiben ent¬
schuldigen, weil sie durch die unvermutete An¬
kunft eines Vertreters der Schulbehörde aus
Wien abgehalten seien.
Zur Beruhigung der Schüler und Ueber¬
wachung hatten sich eingesunden: LAbg. Prof.
Dr. Beirer, Prof. Dr. Appelt in Vertretung
der Direktion der Realschule, Prof. Gidaly,
4r. Kneist, Prof. Bohuolavsky. Vom
Hymnasium waren anwesend: Der Leiter
* Dr. Schön, Prof. List, Dr. Mayr,
Prof. Trathnig, Bach, Dr. Feilner
und Dr. Konschegg.
Also nicht bloß die vier Herren, die im
Berichte der „Gleichheit“ vom 28 Oktober ge¬
annt waren; nicht anwesend war der in dem¬
selben Berichte als anwesend bezeichnete geist¬
liche Professor. Von Fremden hatten sich ein¬
gesunden; der Schristleiter der „Wr. Neustädter
Zeitung" Dr. Thurner, ein Unbekannter,
einige Vertreter der Hochschulen.
Nach 9 Uhr wurde die Versammlung durch
den Schüler der 8. Gymnasialklasse Burger
eröffnet, der als dem ersten Redner phil. Ku¬
kertz das Wort erteilte. Nach diesem sprach
LAbg. Dr. Beirer. Nachdem beide Redner
die Ursachen und Gründe der Versammlung
erörtert hatten, erhoben sie schärfsten
Protest gegen die Beschimpfungen
der Mittelschüler durch Vize¬
bürgermeister Püchler und dem
Soldatenrat. Besonders verwahrten sich
beide Redner gegen die tätliche Beleidigung des
Gymnasiasten Leiß durch Vbgm. Püchler;
beide ermahnten die erregten und gereizten
Schüler zur Ruhe und Besonnenheit. Phil. Ku¬
kertz hob ausdrücklich hervor, daß weder die
Direktionen noch die Professoren sie angestachelt
hätten, daß vielmehr ihre Stellungnahme zur
Aufführung des Stückes „Professor Bernhardi“.
und zu den nachfolgenden Ereignissen ihrem
eigenen Wollen entsprungen sei. Es ist demnach
unrichtig, wenn der Artikel der „Gleichheit“
von einer abgekarteten Sache spricht. Professor
Dr. Beirer wies auch mit Nachdruck zurück,
die Demonstration als reaktionären Putsch zu
bezeichnen, und protestierte gegen die Benennung
der Schüler und Professoren als Monarchisten
und Reaktionäre. Hierauf sprachen die Schüler
vertreter der Realschule und des Lehrerseminars,
im Namen der Hochschüler Ing. Leister.
Die Redner versicherten sich gegenseitiger Soli¬
darität, forderten Genugtuung für die angetanen
Beschimpfungen und Mißhandlung und hoben
hervor, daß sie deutschfühlende Schüler seien
und bleiben werden. Nun richtete der Leiter
der Noriammisng an R#anmssonnen Arpf 1131.
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25. Pro Bernhandi
zu einer halbwegs befriedigenden Fassung ge¬
langen und keine Bitterkeit der ungleichen Be¬
handlung zurücklassen in jenen, die bis
immer die Parias waren und unter dem Dru#
her Erkzantnis lebten: „Wen Die Götter hassen
sen nchenssir zum S#l#
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Schülerversammlung
im Festsaale des Staatsgpmnasiums in
Wr.=Neustadt anläßlich des Theaterskan¬
dales bei der Aufführung des „Professor
Bernhardi“ am 22. Oktober 1919.
1. Am Donnerstag, den 23. Oktober 1919,
erschien vor Beginn des Unterrichtes eine Ver¬
tretung des Obergymnasiums in der Direktions¬
kanzlei und machte dem Leiter der Anstalt
Dr. Schön Mitteilung von den Vorfällen
während der Aufführung des genannten Stückes
und den Vorkommnissen unmittelbar nach dessen
Beendigung. Der Leiter Dr. Schön hatte bis
zu diesem Zeitpunkte nicht einmal von der
zweiten Aufführung dieses Stückes Kenntnis.
Die Abordnung gab einen kurzen Bericht über
die Beschimpfungen und Mißhandlung einzelner
Mittelschüler und bat im Namen der Schüler
der oberen Klassen des Gymnasiums, der Landes¬
real= und Maschinenbauschule und des Landes¬
Lehrerseminars um Ueberlassung des Festsaales
zur Abhaltung einer gemeinsamen Versammlung,
in der gegen die erlittenen Beleidigungen Protest
erhoben werden sollte. Der Festsaal des Gymna¬
siums sei innerhalb der Schulräumlichkeiten der
einzige Ort, der die Zahl der Teilnehmer fassen
könne. Die Abordnung erklärte, daß bei den
Direktoren der beiden anderen Schulen ebenfalls
Vertreter vorsprechen werden, mit dem An¬
suchen, den Unterricht für einen Protest= und
Sympathiestreik für die oberen Klassen frei¬
zugeben. Dr. Schön erklärte, er werde sich mit
den beiden Direktionen ins Einvernehmen setzen,
riet aber von einem Streike ab, sagte für den
Fall des Einverständnisses mit den beiden
anderen Direktionen den Festsaal zu, um die
Schüler nicht in ein öffentliches Lokal zu
zwingen, sie besser überwachen und vor unüber¬
legtem Tun zurückhalten zu können Er ersuchte,
dem Unterrichte nicht fern zu bleiben und die
Versammlung auf den Nechmittag zu verlegen.
Der Unterrich
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untausen Jerppienet
84501315 142 10
den Unterricht abzubrechen und ins Gymna¬
sium zu marschieren. Das erfuhr Dr. Schön
Freitag vor 8 Uhr, der nun alle Vorbereitungen
traf, damit die Versammlung in Ruhe durch¬
geführt werde. Telephonisch berieten die drei
Direktoren über die zu treffenden Maßnahmen
zur Beruhigung der Schüler. Es wurde verein¬
bart, daß die Direktoren an der Versammlung
teilnehmen sollten. Ebenso wurden die Professoren,
die keinen Unterricht hatten, gebeten, sich zur
Aufrechterhaltung der Ordnung zur Verfügung
zu stellen.
2. Um 9 Uhr fanden sich die Schüler der
beiden anderen Anstalten während der Unter¬
richtspause ein und begaben sich in voller Ruhe
mit den Obergymnasiasten in den Festsaal. Die
Direktoren der Realschule und des Landes¬
Lehrerseminars ließen ihr Fernbleiben ent¬
schuldigen, weil sie durch die unvermutete An¬
kunft eines Vertreters der Schulbehörde aus
Wien abgehalten seien.
Zur Beruhigung der Schüler und Ueber¬
wachung hatten sich eingesunden: LAbg. Prof.
Dr. Beirer, Prof. Dr. Appelt in Vertretung
der Direktion der Realschule, Prof. Gidaly,
4r. Kneist, Prof. Bohuolavsky. Vom
Hymnasium waren anwesend: Der Leiter
* Dr. Schön, Prof. List, Dr. Mayr,
Prof. Trathnig, Bach, Dr. Feilner
und Dr. Konschegg.
Also nicht bloß die vier Herren, die im
Berichte der „Gleichheit“ vom 28 Oktober ge¬
annt waren; nicht anwesend war der in dem¬
selben Berichte als anwesend bezeichnete geist¬
liche Professor. Von Fremden hatten sich ein¬
gesunden; der Schristleiter der „Wr. Neustädter
Zeitung" Dr. Thurner, ein Unbekannter,
einige Vertreter der Hochschulen.
Nach 9 Uhr wurde die Versammlung durch
den Schüler der 8. Gymnasialklasse Burger
eröffnet, der als dem ersten Redner phil. Ku¬
kertz das Wort erteilte. Nach diesem sprach
LAbg. Dr. Beirer. Nachdem beide Redner
die Ursachen und Gründe der Versammlung
erörtert hatten, erhoben sie schärfsten
Protest gegen die Beschimpfungen
der Mittelschüler durch Vize¬
bürgermeister Püchler und dem
Soldatenrat. Besonders verwahrten sich
beide Redner gegen die tätliche Beleidigung des
Gymnasiasten Leiß durch Vbgm. Püchler;
beide ermahnten die erregten und gereizten
Schüler zur Ruhe und Besonnenheit. Phil. Ku¬
kertz hob ausdrücklich hervor, daß weder die
Direktionen noch die Professoren sie angestachelt
hätten, daß vielmehr ihre Stellungnahme zur
Aufführung des Stückes „Professor Bernhardi“.
und zu den nachfolgenden Ereignissen ihrem
eigenen Wollen entsprungen sei. Es ist demnach
unrichtig, wenn der Artikel der „Gleichheit“
von einer abgekarteten Sache spricht. Professor
Dr. Beirer wies auch mit Nachdruck zurück,
die Demonstration als reaktionären Putsch zu
bezeichnen, und protestierte gegen die Benennung
der Schüler und Professoren als Monarchisten
und Reaktionäre. Hierauf sprachen die Schüler
vertreter der Realschule und des Lehrerseminars,
im Namen der Hochschüler Ing. Leister.
Die Redner versicherten sich gegenseitiger Soli¬
darität, forderten Genugtuung für die angetanen
Beschimpfungen und Mißhandlung und hoben
hervor, daß sie deutschfühlende Schüler seien
und bleiben werden. Nun richtete der Leiter
der Noriammisng an R#anmssonnen Arpf 1131.