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2“
ne
ns
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9
ert
ora
er,
nn
ms
i“
ritzi
Jn
S 8
25. Pro Jor Bernhandi
Neue Freie Presse.
Direktor Folix Grünwald. Ballorchester: Andrée Hummer.
Karten zu 100.000 K. und Logen (inklusive 4 Entreés) zu
500.000 K. und 1 Million: Konzerthaus, alle Kartenbureaux,
Komiteelokal im Herrenmodehaus Gartenberg, 1. Bezirk, Trattner¬
hof, Telephon 67=1=47.
[Touringklub=Redomte.] Faschingdienstag den
4. März, in sämtlichen Konzerthaussälen. Ausgabe der Eintritts¬
karten und Logen im Generalsekretariat des Oe. T. C., 7. Bezirk,
Breitegasse 7, Telephon 32129, in der Konzertdirektion Benno
Lie, 3. Bezirk, Hauptstraße 1, Telephon 1639, im Konzerthause,
bei Fossati, 1. Bezirk, Kärtnerring 3, bei Kehlendorfer, Gustr
Schmidt und in den Stadthotels.
[Lurion,] 7. Bezirk, Stebensterngasse. Heute Fünfuhrtee.
9 Uhr abends Francardy 2c. Bis 3 Uhr früh.
Automobilismus und Luftfahrt.
Besondere Mitteilungen über Auto= und
jMotorwesen sowie Luftfahrt finden die Leser auf den
Seiten 22 und 23 der vorliegenden Nummer
des Blattes. Wir verweisen besonders auf die Artikel:
„Alföld=Alpenfahrt 1924“ (Diskussion im
Oesterreichischen Automobilklub) sowie „Das
Grazer Riesrennen“.
Sportzeitung.
Die Amateur=Voxmeisterschaften.
Die Amateurmeisterschaften finden Sonntag um 10 Uhr
vormittags im Olympiasaale mit der zweiten Runde der Klassen
für Feder= und Weltergewicht ihre Fortsetzung. Sollten, wie
verlautet, Willinger und Rirsch nicht antreten, würden ihre aus¬
gelosten Gegner kampflos in die nächste Runde aufsteigen. Als
Ersatzpaar ist für diesen Fall der Entscheidungskampf um den
dritten Preis im Bantamgewicht zwischen Streßler und Peschke
(beide Wacker) vorgesehen. Sonst stellt die Auslosung folgende
Gegner gegenüber:
Federgewicht: Tschinke (Vienna) — Brandt (Sport¬
klub); Pollitzer (W. A. C.) — Gutfreund (Sportklub): Häring
(W. A. C.) — Höberth (Wacker) und Theurer (Sportklub)
Rirsch (Rapid).
Weltergewicht: Sedlatschek (Sportklub) — Achatz
(Rapid); Decker (Vienna) — Fried (Wacker); Krausz (Leoben) —
Bienerth (Vienna) und Peschke (Wacker) — Willinger (Rapid).
Vorträge Dr. Nimführs an der Prager Technischen
Hochschule.
Aus flugtechnischen Kreisen wird uns berschtet: Doktor
Raimund Nimführ, der Erfinder und Pionier der Aviatik,
ist zufolge einer Einladung der czecho=slowakischen Regierung
nach Prag abgereist, um an der Technischen Hochschule einen
Vortrag zu halten über die heute so aktuellen Probleme des
Ikarischen Fluges („fliegendes Fahrrad“) und den mechanischen
Segelflug (Flug ohne Motor) sowie auch seine eigenen Er¬
findungen und Konstruktionen auf diesem Gebiete: Schwingen¬
flieger mit automatischer Kipp= und Sturzsicherung und
pneumatisch pulsierenden Flügeln.
Aenderung im Verkehr der Sportzüge.
Die Generaldirektion der Oesterreichischen Bundesbahnen teilt
mit: Wegen ganz unzureschender Besetzung der Traisentaler
Wintersportzüge Nr. 113 und 114 (Wien Westbahnhof ab
6 Uhr 20 Minuten und an 22 Uhr 20 Minuten) in der Teil¬
strecke St. Aegyd am Neuwalde=Kernhof werden diese Züge a
Sonntag den 24. d. nur mehr zwischen Wien
Westbahnhof und St. Aegyd am Nenwalde
geführt und unterbleiben demnach in der Teilstrecke
St. Aegyd am Neuwalde=Kernhof. Dagegen verkehrt ab Sonn¬
tag den 24. d. bis auf weiteres an Sonntagen bei günstiger
Uhr
Witterung ein Nahpersonenzug ab Alserstraße 7
49 Minuten (ab Personenhaltestelle Wien Westbahnhof
7 Uhr 56 Minuten) bis Neulengbach (dort an 9 Uhr
30 Minuten). Außerdem ist im Bedarfsfalle die Führung eines
Vorzuges bis Rekawinkel vor dem von Alserstraße
um 8 Uhr 45 Minuten (von Personenhaltestelle Wien Westbahn¬
hof um 8 Uhr 52 Minuten) nach Neulengbach verkehrenden
Nahpersonenzug vorgesehen.
Komödien von Schnitzler und Molnar.
sche
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Seite 15
24. Februar 1924
Nlance besticht zwar durch ihre Neuheit, würde aber noch ge¬
winnen, wenn sie nicht nur gleichzeitig, sondern gelegentlich
auch abwechselnd Anwendung fände. Vielleicht teilen die
Herren es sich ein. Als kleiner, schäbiger, um seine Existenz
gebrachter Provinzarzt ist Herr Nowotny so rührend, wie
die Cyarakterfigur selbst. Charakterfiguren von frappanter
Lebensechtheit sind (den unwahrscheinlichen Minister und den
unwahren Hofrat ausgenommen) alle Figuren des Stückes:
gesehene, erlebte, erlittene Gesichter, denen die Darstellung
erst dann gerecht wird, wenn sie das Charakteristische im
Gesichte, nicht in der Grimasse sucht.
Weniger spurlos als an dieser lebensproblematischen ist
die Zeit an der Effektproblemen geltenden, gleichfalls neu¬
einstudierten Molnarschen Komödie „Der Garde¬
offizier“ vorbeigegangen. Auf ihrem raffinierten Glanz
von vorgestern hat sich eine ziemliche Schichte Staub an¬
gesammelt, der Purpur ihrer strahlenden Theateruniform
hat einen leisen, aber merklichen Stich ins Konservenrosa
bekommen, und die noch immer brillanten Feuerwerke
witziger Beobachtung zischen mitunter wie Raketen, die im
Gewitter der Epoche naß geworden sind. Ein solches ganz
auf Augenblick, Virtuosität und Effekt berechnetes Stück be¬
darf, um Effekt zu machen, einer ebenbürtigen Darstellung,
die ihm das Deutsche Volkstheater vor Jahren in vollem
Maße zuteil werden ließ. Warum es, da es dies heute nicht
mehr vermag, eine lahme Neueinstudierung vornimmt,
einen „Gardeoffizier“ gibt, ohne ihn zu besitzen, erscheint
unklar. Herr Günther, der die von Kramer mit solcher
reizenden persönlichen Anmut und noblen Technik gespielte
Rolle jetzt darzustellen und einen in Olmütz gastierenden
Schauspieler zum blendenden Aristokraten umzuschminken
hat, ist als Schauspieler mittelmäßig, als Aristoarat unmög¬
lich. Das Aristokratisch, das er spricht, ist mehr ein
Olmützerisch, und man begreift durchaus, daß seine Frau, zu
deren Erprobung er die ganze Maskerade unternahm, sie
bereits eine Minute später durchschaut hat. Frau Carlsen
tut dies auf ihre preußisch verführerische, bühnengewandte
Art, von der Schwankmama Frau Thallers ergötzlich
assistiert. Dem Räsoneur des Stückes, den Herr Lackner
mit massivem Humor bedenkt, paßt die ganze Richtung nicht.
Er hat nicht so unrecht.
Es wäre nämlich für das Deutsche Volkstheater hoch
an der Zeit, sich zu erinnern, daß es einen wesentlichen Rang
durch wesentliche Leistungen zu behaupten hat. E. L.
Theater= und Kunstnachrichten.
[Modernes Theater.] Gestern ist hier sozusagen die
Zenfur durchgefallen. Falls nämlich die von der Direktion dieser
Bühne sehr betriebsam lancierten Nachrichten auf Richtigkeit
beruhen: daß die Zensur schwerwiegende sittliche Bedenken gegen
das dreiaktige Spiel „Yoshiwara“ von Hans Bachwitz hatte,
die Aufführung zuerst unbedingt untersagen wollte und schlie߬
lich nur zögernd und mit Milderungen freigab. Nein, zu einer
solchen unfreiwilligen Zensurpropaganda ist hier wirklich kein
Anlaß. Auch nicht dazu, den Mund zu einem entrüsteten Protest
zu öffnen: höchstens zu einem herzhaften Gähnen. Denn unter
den vielen Sensationen, von denen die Wiener Theaterbesucher seit
einigen Jahren heimgesucht werden, ist dieses kindische Spiel wohl
eine der langweiligsten. Für jene, die noch immer nicht wissen
sollten, was „Yoshrwara bedeutet, führt es den zweiten, absatz¬
fähigeren Titel „Das Haus der Laster“. Das chinesische
Yoshiwara=Haus verfügt auch über ein reich assortiertes Lager von
gangbaren Lastern: käufliche Liebe, Opiumrauchen, Sadismus,
Vergewaltigung und zum Schluß ein bißchen Mord. Aber das
alles wird so primitiv absichtlich serviert, mit einem redselig
flachen Tiefsinn, daß man gar nicht dazukommt, sich zu entrüsten.
Selbst die zwei brutalen Sexualeinlagen, die in Stücken dieser
Art jetzt nicht fehlen dürfen, wirken nicht aufregend, nur auf¬
reizend. Das ganze Spiel hat 'nur drei Partner: den weißen
Mann, der bei dem Yoshiwara=Fräulein Si=Shi die Frau ver¬
gessen will die vor seiner Brutalität in der Hochzeitsnacht geflohen
ist. Aber das Verlieben in Si=Shi ist von ihrem fanatischen
gelben Besitzer nicht gestattet, und wer es dennoch tut, wird nach
der Hausordnung erst beraubt, dann betäubt und hierauf ord¬
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25. Pro Jor Bernhandi
Neue Freie Presse.
Direktor Folix Grünwald. Ballorchester: Andrée Hummer.
Karten zu 100.000 K. und Logen (inklusive 4 Entreés) zu
500.000 K. und 1 Million: Konzerthaus, alle Kartenbureaux,
Komiteelokal im Herrenmodehaus Gartenberg, 1. Bezirk, Trattner¬
hof, Telephon 67=1=47.
[Touringklub=Redomte.] Faschingdienstag den
4. März, in sämtlichen Konzerthaussälen. Ausgabe der Eintritts¬
karten und Logen im Generalsekretariat des Oe. T. C., 7. Bezirk,
Breitegasse 7, Telephon 32129, in der Konzertdirektion Benno
Lie, 3. Bezirk, Hauptstraße 1, Telephon 1639, im Konzerthause,
bei Fossati, 1. Bezirk, Kärtnerring 3, bei Kehlendorfer, Gustr
Schmidt und in den Stadthotels.
[Lurion,] 7. Bezirk, Stebensterngasse. Heute Fünfuhrtee.
9 Uhr abends Francardy 2c. Bis 3 Uhr früh.
Automobilismus und Luftfahrt.
Besondere Mitteilungen über Auto= und
jMotorwesen sowie Luftfahrt finden die Leser auf den
Seiten 22 und 23 der vorliegenden Nummer
des Blattes. Wir verweisen besonders auf die Artikel:
„Alföld=Alpenfahrt 1924“ (Diskussion im
Oesterreichischen Automobilklub) sowie „Das
Grazer Riesrennen“.
Sportzeitung.
Die Amateur=Voxmeisterschaften.
Die Amateurmeisterschaften finden Sonntag um 10 Uhr
vormittags im Olympiasaale mit der zweiten Runde der Klassen
für Feder= und Weltergewicht ihre Fortsetzung. Sollten, wie
verlautet, Willinger und Rirsch nicht antreten, würden ihre aus¬
gelosten Gegner kampflos in die nächste Runde aufsteigen. Als
Ersatzpaar ist für diesen Fall der Entscheidungskampf um den
dritten Preis im Bantamgewicht zwischen Streßler und Peschke
(beide Wacker) vorgesehen. Sonst stellt die Auslosung folgende
Gegner gegenüber:
Federgewicht: Tschinke (Vienna) — Brandt (Sport¬
klub); Pollitzer (W. A. C.) — Gutfreund (Sportklub): Häring
(W. A. C.) — Höberth (Wacker) und Theurer (Sportklub)
Rirsch (Rapid).
Weltergewicht: Sedlatschek (Sportklub) — Achatz
(Rapid); Decker (Vienna) — Fried (Wacker); Krausz (Leoben) —
Bienerth (Vienna) und Peschke (Wacker) — Willinger (Rapid).
Vorträge Dr. Nimführs an der Prager Technischen
Hochschule.
Aus flugtechnischen Kreisen wird uns berschtet: Doktor
Raimund Nimführ, der Erfinder und Pionier der Aviatik,
ist zufolge einer Einladung der czecho=slowakischen Regierung
nach Prag abgereist, um an der Technischen Hochschule einen
Vortrag zu halten über die heute so aktuellen Probleme des
Ikarischen Fluges („fliegendes Fahrrad“) und den mechanischen
Segelflug (Flug ohne Motor) sowie auch seine eigenen Er¬
findungen und Konstruktionen auf diesem Gebiete: Schwingen¬
flieger mit automatischer Kipp= und Sturzsicherung und
pneumatisch pulsierenden Flügeln.
Aenderung im Verkehr der Sportzüge.
Die Generaldirektion der Oesterreichischen Bundesbahnen teilt
mit: Wegen ganz unzureschender Besetzung der Traisentaler
Wintersportzüge Nr. 113 und 114 (Wien Westbahnhof ab
6 Uhr 20 Minuten und an 22 Uhr 20 Minuten) in der Teil¬
strecke St. Aegyd am Neuwalde=Kernhof werden diese Züge a
Sonntag den 24. d. nur mehr zwischen Wien
Westbahnhof und St. Aegyd am Nenwalde
geführt und unterbleiben demnach in der Teilstrecke
St. Aegyd am Neuwalde=Kernhof. Dagegen verkehrt ab Sonn¬
tag den 24. d. bis auf weiteres an Sonntagen bei günstiger
Uhr
Witterung ein Nahpersonenzug ab Alserstraße 7
49 Minuten (ab Personenhaltestelle Wien Westbahnhof
7 Uhr 56 Minuten) bis Neulengbach (dort an 9 Uhr
30 Minuten). Außerdem ist im Bedarfsfalle die Führung eines
Vorzuges bis Rekawinkel vor dem von Alserstraße
um 8 Uhr 45 Minuten (von Personenhaltestelle Wien Westbahn¬
hof um 8 Uhr 52 Minuten) nach Neulengbach verkehrenden
Nahpersonenzug vorgesehen.
Komödien von Schnitzler und Molnar.
sche
box 31/4
Seite 15
24. Februar 1924
Nlance besticht zwar durch ihre Neuheit, würde aber noch ge¬
winnen, wenn sie nicht nur gleichzeitig, sondern gelegentlich
auch abwechselnd Anwendung fände. Vielleicht teilen die
Herren es sich ein. Als kleiner, schäbiger, um seine Existenz
gebrachter Provinzarzt ist Herr Nowotny so rührend, wie
die Cyarakterfigur selbst. Charakterfiguren von frappanter
Lebensechtheit sind (den unwahrscheinlichen Minister und den
unwahren Hofrat ausgenommen) alle Figuren des Stückes:
gesehene, erlebte, erlittene Gesichter, denen die Darstellung
erst dann gerecht wird, wenn sie das Charakteristische im
Gesichte, nicht in der Grimasse sucht.
Weniger spurlos als an dieser lebensproblematischen ist
die Zeit an der Effektproblemen geltenden, gleichfalls neu¬
einstudierten Molnarschen Komödie „Der Garde¬
offizier“ vorbeigegangen. Auf ihrem raffinierten Glanz
von vorgestern hat sich eine ziemliche Schichte Staub an¬
gesammelt, der Purpur ihrer strahlenden Theateruniform
hat einen leisen, aber merklichen Stich ins Konservenrosa
bekommen, und die noch immer brillanten Feuerwerke
witziger Beobachtung zischen mitunter wie Raketen, die im
Gewitter der Epoche naß geworden sind. Ein solches ganz
auf Augenblick, Virtuosität und Effekt berechnetes Stück be¬
darf, um Effekt zu machen, einer ebenbürtigen Darstellung,
die ihm das Deutsche Volkstheater vor Jahren in vollem
Maße zuteil werden ließ. Warum es, da es dies heute nicht
mehr vermag, eine lahme Neueinstudierung vornimmt,
einen „Gardeoffizier“ gibt, ohne ihn zu besitzen, erscheint
unklar. Herr Günther, der die von Kramer mit solcher
reizenden persönlichen Anmut und noblen Technik gespielte
Rolle jetzt darzustellen und einen in Olmütz gastierenden
Schauspieler zum blendenden Aristokraten umzuschminken
hat, ist als Schauspieler mittelmäßig, als Aristoarat unmög¬
lich. Das Aristokratisch, das er spricht, ist mehr ein
Olmützerisch, und man begreift durchaus, daß seine Frau, zu
deren Erprobung er die ganze Maskerade unternahm, sie
bereits eine Minute später durchschaut hat. Frau Carlsen
tut dies auf ihre preußisch verführerische, bühnengewandte
Art, von der Schwankmama Frau Thallers ergötzlich
assistiert. Dem Räsoneur des Stückes, den Herr Lackner
mit massivem Humor bedenkt, paßt die ganze Richtung nicht.
Er hat nicht so unrecht.
Es wäre nämlich für das Deutsche Volkstheater hoch
an der Zeit, sich zu erinnern, daß es einen wesentlichen Rang
durch wesentliche Leistungen zu behaupten hat. E. L.
Theater= und Kunstnachrichten.
[Modernes Theater.] Gestern ist hier sozusagen die
Zenfur durchgefallen. Falls nämlich die von der Direktion dieser
Bühne sehr betriebsam lancierten Nachrichten auf Richtigkeit
beruhen: daß die Zensur schwerwiegende sittliche Bedenken gegen
das dreiaktige Spiel „Yoshiwara“ von Hans Bachwitz hatte,
die Aufführung zuerst unbedingt untersagen wollte und schlie߬
lich nur zögernd und mit Milderungen freigab. Nein, zu einer
solchen unfreiwilligen Zensurpropaganda ist hier wirklich kein
Anlaß. Auch nicht dazu, den Mund zu einem entrüsteten Protest
zu öffnen: höchstens zu einem herzhaften Gähnen. Denn unter
den vielen Sensationen, von denen die Wiener Theaterbesucher seit
einigen Jahren heimgesucht werden, ist dieses kindische Spiel wohl
eine der langweiligsten. Für jene, die noch immer nicht wissen
sollten, was „Yoshrwara bedeutet, führt es den zweiten, absatz¬
fähigeren Titel „Das Haus der Laster“. Das chinesische
Yoshiwara=Haus verfügt auch über ein reich assortiertes Lager von
gangbaren Lastern: käufliche Liebe, Opiumrauchen, Sadismus,
Vergewaltigung und zum Schluß ein bißchen Mord. Aber das
alles wird so primitiv absichtlich serviert, mit einem redselig
flachen Tiefsinn, daß man gar nicht dazukommt, sich zu entrüsten.
Selbst die zwei brutalen Sexualeinlagen, die in Stücken dieser
Art jetzt nicht fehlen dürfen, wirken nicht aufregend, nur auf¬
reizend. Das ganze Spiel hat 'nur drei Partner: den weißen
Mann, der bei dem Yoshiwara=Fräulein Si=Shi die Frau ver¬
gessen will die vor seiner Brutalität in der Hochzeitsnacht geflohen
ist. Aber das Verlieben in Si=Shi ist von ihrem fanatischen
gelben Besitzer nicht gestattet, und wer es dennoch tut, wird nach
der Hausordnung erst beraubt, dann betäubt und hierauf ord¬