box 31/4
25 ProfesserBernhandi
wietter
D.
Allgemeine Zeitung =
hardi und Unterrichtsminister und Bern¬
auflodernden Redlichkeit da. So er es,
hardi—Priester lösen sich die Probleme vom
nehmt alles nur in allem: ein Mann, kein
4
rein Stofflichen und erheben sich in die Welt
„Heldenspieler“, ausspricht: sind Wort und
des Allgemein=Menschlichen und Ewig¬
Mann in der Tat eins und geläutert schlägt
Gültigen. Die schlagend scharfe Diktion des
das zweifelvollste Herz. Licht= und schlicht¬
abstrakt=geistreichen Dialoges ist von einer
umflossen steht dieser römische Gregers
kaum spürbaren leichten Ironie umweht
Werle da, ein Pathetiker ohne Pathos,
und führt über die tiefsten, heiklichsten
schnurgeraden Knabenherzens.
Probleme hinweg, ohne zu verletzen.
Erlebnis durch den Schauspieler (der
Die gelungenste Figur des Abends
den Dichter bestätigt?): Brutus wird zur
stellte der sarkastisch=nonchalante
Hofrat
tragischen Gestalt des Dramas, zum lyrisch
Herrn Edthofers. Wilhelm Klitsch spielte
umschimmerten Opferer und Opfer. Auch
den Bernhardi, einfach, stark, gerade, mit
dies: Der „edelste Römer“ mit und aus
eindringlicher Gescheitheit und maßvoller
der Selbstverständlichkeit eines Wesens,
Zurückhaltung. Auch die übrigen Darsteller
nicht einer noch so stupenden Fähigkeit, ist
Homma, Skraup, Schmölle, Brandt,
mehr als Theater, wenn nicht Theater der
Forest, Meixner und in der einzigen
Seele.
Frauenrolle Frau Markus — boten aus= sichtl
Seine Portia ist jetzt die junge Elisa¬
ein
gezeichnete Leistungen. Das Publikum
beth Kallina. Mit schönem, vollem Fall der
bereitete dem Werk wieder eine begeistertej theat¬
Worte, die Geste noch immer ein wenig
Aufnahme.
fahrig führend.
Umflort und schattenschmal spricht
Har
Aslan die hohen und reinen Worte zu
Brutus' Gedächtnis. Klar und klug zeichnet
er die verborgen glitzernde, weiche Tücke
des Marc Anton, mit behutsam blitzenden
Strichen den lächelnd scharfsichtigen
Viveur.
So türmt er auch die Forumrede auf:
Aus der geschmeidigen Berechnung des Zu¬
falls, schwankend, tastend, horchend, wit¬
ternd und schließlich mit Katzengriff und
Tatzenschlag zufahrend. Es ist eine Art
furioso maestoso, gesteigert und gepeitscht
von einer beinahe schmerzlichen Menschen¬
verschwendung und =verachtung.
Wie schön, wie schmeichlerisch, wie voll
schwermütiger Heimtücke sind oft Schritt
und Schwung, List und Lächeln dieses ge¬
borenen Darstellers gefährlicher Grazie!
Schade!
Schade, daß dieser edle Brutus und
dieser funkelnde Marc Anton nicht von
einem Regisseur, der selbst Gewicht und
Gesicht hat, über derart strahlende Ansätze
zur höchsten und letzten Gestaltung mitge¬
rissen werden, daß dies Gequirle aufgeregt
unstudierter Massen= und deklamatorisch
klappernder Einzelszenen auch durch den
ehrsamsten Reprisen=Fleiß nicht getilgt, die
Wiedergabe dieses enthüllend erhabenen
Seelendra, nas nicht aus Gleichmas und
Gleichgültigkeit gerissen werden konnte, daß
Gleichmaß, nicht im besten Sinn, und
seir
Gleichgültigkeit sichtlich über diesem ganzen
15.
Abend schwebten. (Und warum? Außer,weil Bei
man füglich von Herrn Heine nicht zugleich
kon
die, übrigens nach wie vor markante Dar¬
vol
stellung des Cassius und die Riesenarbeit
„I
einer Gesamtleitung dieser Art fordern
„N
darf.)
Und daß also, offenbar, dieser Regisseur
Mi
von Gewicht und Gesicht noch immer fehlt.
spie
Ludwig Ullmann
to
Professor Bernhardi
Reprise im Deutschen Volkstheater