II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 628

hox 31/4
25. Professer Bernhandi
Seite 12
Dienstag
Brandung von mnbedentlichen Sirterimn und Hemmungs=gameian
Haus
loser Gemeinheit. Das gute alte Cliquenwesen wirdpflichtet.
schonungslos enthüllt. Eine Reihe von scharf beobachteten,
[Gutm
genau nach der armseligen Wirklichkeit studierten Typen tritt an
zum Tanze um das goldene Kalb. Dem einen ist die Wissenschaft
eine Geliebte, der andere ist mit ihr verheiratet. Alle Beziehungen
der Menschen zu ihrem Beruf werden hier von ebenso graziöser,
wie unerbittlich skalpierender Meisterhand bloßgelegt. Es wäre
manches zum Aufschreien lustig, wenn es nicht zufällig auch zum
Aufschluchzen traurig wäre. Das Schicksal eines ruhmlosen Helden
vom Tage wirkt in keinem anderen Stücke so ergreifend und er¬
schütterd, wie in „Professor Bernhardi“ Hier packt die suggestive meetin,
Ehrlichkeit einer Vollnatur. Mit künstlerischer Objektivität ist die
der Nen
„noinegrnatns est, bei dem
Figur gestaltet. Der Arzt Schnitzler kennt den Arzt und dessen
Ausgleiddie
der zarte, liebliche Sopran der Frau Helletsgruber über den
Berufskrankheiten. Aber ein einziger Bernhardirettet die Ehre des
für das
kräftigen Stimmen Maikls und Wernigks schwebte. M. C.
Nennursem
ganzen Standes. Der Dichter Schnitzler fühlt der Wissenschaft den
gelaufer nd,
Puls, er horcht Seelen ab. Und seine psychologischen Diagnosen
darstellteine
Deutsches Volkstheater. Schnitzlers „Professor
sind unsehlbar. Er ist ein Seelenvivisektor von hohem Rang. Er
auf Bernhardi“ wird wieder in den Spielplan aufgenommen.
kennt die geheimsten Komplexe und Verdrängungen seiner drama¬
nes Ein Stück, mit der psychologischen Meisterschaft, die Schnitzler
tischen Patienten. Seine Satire bleibt dabei stets im Menschlichen,
ung nie im Stiche ließ, aufgebaut, aber überholt in seinen Vor¬
sie übertreibt nie, um eine Pointe blitzen zu lassen, sie unter¬
iese aussetzungen. Das Fundament, das einmal diese fünf Akte
nie trug, trägt sie heute nicht mehr. Nicht denkbar, daß die
streicht nicht, um wohlfeile Steigerungen zu erreichen. Wundervoll
in menschenfreundliche Tat eines Arztes, der einer Kranken das
ist des Dichters Kunst, die Lichter des Tragischen und Komischen
Titet. Sterben erleichtern will, einen solchen Sturm heraufbeschwört,
durcheinander spielen zu lassen. Und wie tief ist selbst sein
Vertrete
erin der sich keineswegs im Wasserglas austobt, sondern in der
genommt
leichter Komödiendialog, ohne deshalb schwer zu werden.
durch d' in Form einer Interpellation sogar ins Parlament hineinbläst.
Aus jedem Wort spricht ein großer Künstler, ein weiser, Admiilfs=Aber: mit der Basis, auf der es wurzelt, steht und fällt jedes
weltkundiger Könner, Klitsch war Bernhardi, anders dieser zutern Stück. Also auch dieses. Es bleibt freilich genug übrig; eine
als Bernau, der Vorgänger; idealer, stilisierter, dabei immer Cups zu den nachtwandlerisch sichere Szenenführung, eine beträchtliche
glaubhaft in seiner disziplinierten Männlichkeit. Homma,
Hütteldogilfe Sicherheit, mit wenigen Strichen einen Menschen zu umreißen.
Vorsprunpp¬
So gab es denn dankbare Aufgaben für die Schau¬
Lessen und Schmöle bildeten ein Triumvirat diskreter
Shter
Er, der ehemals glühte
spieler, vorweg für Klitsch.
moderner Schauspielkunst. Forest erzielte durch drastischen
ungarisahta¬
ist nun ganz schlicht, ganz klar.
in seinem Pathos,
Jargonhumor die heitersten Wirkungen. Er schwelgte in komischen
müßte, caft ganz menschlich geworden. Und so ist denn sein Bernhardi
Details. Herr Loibner brachte eine rührende Figur ohne
schaft. Sia K. mit bewunderungswürdiger Feinheit modelliert, er
Sentimentalitäten. Edthofers Höfrat war eine Meister¬
heran. mitkämpft und zuckt von Blut bis in die Fingerspitzen. Ueberhaupt
leistung. Die Herren Kutschera, Brandt, Skraup
blieben, die steht das Niveau der Aufführung auf höchster Stufe. Meister¬
zuschreibt aus
und Meixner traten in kleineren Rollen sympathisch hervor. lage in Albst¬
haft Homma als Gegenspieler, ein Intrigant, der in jedem
Fräulein Markus fiel durch zarte Charakteristik auf. Es gab
Augenblick glaubhaft und menschlich nah bleibt. Und sonst:
gleichen 8
viel warmen, herzlichen Beifall, auch bei offener Szene nach
Skraup (eine große Hoffnung!), Schmöle, Forest,
Schußge
Brandt — eine Fülle glänzender Typen. Lessen und
besonderamen
manchem tapferen Wort. Der auregende Abend bedeutet einen
mannsche
Edthofer von schärfster Kontur. Dazu die vorbildliche
wohlverdienten Triumph der Dichtung wie des Dichters. a. e.
täuschen
Regie Forests — mit einem Wort: ein Ehrenabend des Volks¬
nicht an
Das Moskauer jüdische akademische
theaters, das, indem es für sich selbst siegt, auch für den Autor
Bukovi l
siegen will. Trotzdem bleibt das Stück einigermaßen historisch.
Theater bringt im Carl=Theater als dritte Inszenierung
auch kein für
R.
Gewitter von gestern.
am Donnerstag den 13. d. M. das musikalische Stück „Die
die“
Hexe“, frei nach Goldsaden, Musik von J. Achron, unter der
prass
persönlichen Leitung von Alexis Granowsky. Die Bühnenbilder Spie#s
N.U Te.
und Kostüme stammen von J. Rabinowitsch. Interessant ist, daß mäßige
das Moskauer Blatt „Wetschernjaja Moskwa“ soeben meldet, daß
sehr vie
3
Alexander Granowsky, der Leiter des Jüdischen akademischen nicht reck¬
2#.
darf, drei
7
Theaiers, von der Kunstkommission der Sowjets den Auftrag Fallvirtn
erhalten habe, mit seiner Truppe sofort nach Rußland ein Jouc
zurückzukehren. Granowsky hatte um die Erlaubnis an¬
die Lauf¬
gesucht, nach seiner Tournee durch Europa auch nach Amerika
und Ko
nicht ga
fabren zu dürsen, doch wurde das Ansuchen abgewiesen,
Ungarn,
weil die Tournee bisher große Verluste zu verzeichnen
peitschen
hatte. Die Kontrakte, die Granowsky schon für die weitere Zeit
abgeschlossen hat, müssen also annulliert werden. Man vermutet,
daß nicht bloß die finanzielle Seite der Tournee, sondern auch
D
politische Gründe für den ablehnenden Standpunkt der Kunst¬
Cups.
kommission maßgebend waren.
Feren
[Zizko
Im Raimund=Theater gelangt heute als Eröffnungs¬
dürften r
vorstellung des kurzen tschechischen Gastspieles die für Wien
Prater st
noch unbekannte Oper „Sarka“ von Z. Fibich zur Auf¬
1B. A. C
führung.
klubu
Nicholson
Direktor Ferdinand Exl veranstaltet Donnerstag in Inns¬
hätten sr
bruck die Uraufführung von Hans Naderers dreiaktigem
Lustspiel: „Der Dorsbolschewik", das in der heurigen Spielzeit
auch am Raimund=Theater in Wien zur Erstaufführung
gelangen wird. Das Werk ist bei Max Pseffer erschienen.
ballbunde
In der Komödie find¬