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25 PrfBernhandi
Oesterreichische Dichtung in England:
Heinrich Schnitzler berichtet über London
großen Wert darauf, in Wien ge¬
Heinrich Schnitzler, der sich bekannt¬
spielt zu werden.
lich in den letzten Monaten in London
aufhielt, wo er das Stück seines Vaters
Sehr gerne würde ich hier das Stück
Artur Schnitzler „Professor Bern¬
„The Dominant Sex“ („Das starke
hardi“ in englischer Sprache inszenierte,
Geschlecht“) von Michel Egan inszenie¬
ist vor einigen Tagen wieder nach Wien
ren, eine psychologische Ehekomödie, die
zurückgekehrt. Ueber seine Londoner Ein¬
draußen ungewöhnliche Erfolge erzielt:
ich sah sie bei ihrer 621. Auffüh¬
drücke und seine weiteren Pläne erzählt
rung!
uns Heinrich Schnitzler:
Die Londoner sind wohl neben den
„Ich werde höchstwahrscheinlich
Wienern das theaterfreudigste Publikum,
auch in der kommenden Saison wieder
das ich kennen lernte. Die Vorstellungen
in London inszenieren — ich weiß
selbst stehen auf sehr hohem Niveau, be¬
freilich noch nicht, was, aber jeden¬
sonders was das Konversationsstück be¬
falls soll es ein österreichisches
trifft.
Werksein.
Die Schulung des englischen Schau¬
Das Interesse für österreichische Lite¬
spielers gerade auf diesem Gebiete konnte
ratur ist in London überaus rege. Gerade
ich als Regisseur besonders deutlich und
da eröffnet sich ein weites Feld für
angenehm empfinden. Hingegen waren
Pionierarbeit.
bei den Schauspielern interessanterweise
Von Werken meines Vater ist draußen
kleine Widerstände zu überwinden, als es
eigentlich nur der „Anatol“ bekannt
darum ging, wilde Erregung auf der
und — populär. Er wird immer wieder,
Bühne darzustellen: sie empfanden dies
und besonders häufig auch von Amateur¬
als unenglisch und ungentlemanlike. Als
gruppen, aufgeführt, die in England
sie aber die Notwendigekeit auch solcher
freilich eine ganz andere, viel wichtigere
Darstellung einsahen, trafen sie sie aus¬
und niveauvollere Rolle spielen als bei
gezeichnet.
uns. Daß aber das englische Publikum
für die östereichische Dichtung absolut
empfänglich ist, scheint mir der große
Erfolg von „Professor Bernhardi“ zu
beweisen. Das Publikum reagierte abso¬
lut richtig und verständnisvoll auf dieses
Stück, das doch eigentlich Probleme be¬
handelt, die den englischen Verhältnissen
ein bißchen ferneliegen müssen.
Englische Autoren bevorzugen
Wien
Trotz meiner voraussichtlichen Lon¬
doner Tätigkeit werde ich in der kom¬
menden Saison aber auch wie alljährlich
am Deutschen Volkstheater ar¬
beiten.
Ich habe eine Reihe englischer
Stücke mitgebracht — die englischen
Autoren legen in der Mehrzahl sehr
8
Ta. retco
M 1 Gadre
737.
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25 PrfBernhandi
Oesterreichische Dichtung in England:
Heinrich Schnitzler berichtet über London
großen Wert darauf, in Wien ge¬
Heinrich Schnitzler, der sich bekannt¬
spielt zu werden.
lich in den letzten Monaten in London
aufhielt, wo er das Stück seines Vaters
Sehr gerne würde ich hier das Stück
Artur Schnitzler „Professor Bern¬
„The Dominant Sex“ („Das starke
hardi“ in englischer Sprache inszenierte,
Geschlecht“) von Michel Egan inszenie¬
ist vor einigen Tagen wieder nach Wien
ren, eine psychologische Ehekomödie, die
zurückgekehrt. Ueber seine Londoner Ein¬
draußen ungewöhnliche Erfolge erzielt:
ich sah sie bei ihrer 621. Auffüh¬
drücke und seine weiteren Pläne erzählt
rung!
uns Heinrich Schnitzler:
Die Londoner sind wohl neben den
„Ich werde höchstwahrscheinlich
Wienern das theaterfreudigste Publikum,
auch in der kommenden Saison wieder
das ich kennen lernte. Die Vorstellungen
in London inszenieren — ich weiß
selbst stehen auf sehr hohem Niveau, be¬
freilich noch nicht, was, aber jeden¬
sonders was das Konversationsstück be¬
falls soll es ein österreichisches
trifft.
Werksein.
Die Schulung des englischen Schau¬
Das Interesse für österreichische Lite¬
spielers gerade auf diesem Gebiete konnte
ratur ist in London überaus rege. Gerade
ich als Regisseur besonders deutlich und
da eröffnet sich ein weites Feld für
angenehm empfinden. Hingegen waren
Pionierarbeit.
bei den Schauspielern interessanterweise
Von Werken meines Vater ist draußen
kleine Widerstände zu überwinden, als es
eigentlich nur der „Anatol“ bekannt
darum ging, wilde Erregung auf der
und — populär. Er wird immer wieder,
Bühne darzustellen: sie empfanden dies
und besonders häufig auch von Amateur¬
als unenglisch und ungentlemanlike. Als
gruppen, aufgeführt, die in England
sie aber die Notwendigekeit auch solcher
freilich eine ganz andere, viel wichtigere
Darstellung einsahen, trafen sie sie aus¬
und niveauvollere Rolle spielen als bei
gezeichnet.
uns. Daß aber das englische Publikum
für die östereichische Dichtung absolut
empfänglich ist, scheint mir der große
Erfolg von „Professor Bernhardi“ zu
beweisen. Das Publikum reagierte abso¬
lut richtig und verständnisvoll auf dieses
Stück, das doch eigentlich Probleme be¬
handelt, die den englischen Verhältnissen
ein bißchen ferneliegen müssen.
Englische Autoren bevorzugen
Wien
Trotz meiner voraussichtlichen Lon¬
doner Tätigkeit werde ich in der kom¬
menden Saison aber auch wie alljährlich
am Deutschen Volkstheater ar¬
beiten.
Ich habe eine Reihe englischer
Stücke mitgebracht — die englischen
Autoren legen in der Mehrzahl sehr
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Ta. retco
M 1 Gadre
737.