II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 681

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25 BBernhandi
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Sensationserfolg
„Professor Bernhardis“ in London.
Regiegastspiel Heinrich Schnitzlers.
London, im Juni.
Artur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ fand
anläßlich der Londoner Erstaufführung im Embassytheater eine
sensationell begeisterte Aufnahme. „Professor Bernhardi“ wurde
hier vor einigen Jahren im Rahmen einer Wohltätigkeits¬
matinee in deutscher Sprache aufgeführt. Abraham Sofaer,
einer der hervorragendsten Charakterdarsteller der Londoner
Bühne, spielte damals den Professor und erntete den begeisterten
Beifall eines erlesenen Publikums. Diesmal spielt er diese Rolle
in der englischen Aufführung und bietet eine schauspielerische
Leistung, die gegenwärtig kaum von einem anderen Darsteller
überboten wird. Neben Sofaer ist Bernard Merefield als Priester
besonders zu erwähnen. Der Dialog zwischen Arzt und Seel¬
sorger, von den beiden Schauspielern interpretiert, wird besonders
für die an hochdramatischen Szenen dieser Art recht arme
englische Bühne zu einem packenden Erlebnis, das in der
modernen englischen Dramenliteratur seinesgleichen vergeblich
sucht. Die starke Wirkung verdankt diese Aufführung aber vor
allem der brillanten Regie Heinrich Schnitzlers, der das
Werk seines Vaters mit aller Pietät für das Original und dabei
mit allem Verständnis für die Erfordernisse der englischen
Bühne inszeniert hat.
kleinste Rolle ausgezeichnet gespielt
wurde.
Ronald Adam, der Direktor, der das
Wagnis unternommen hatte, diesen
Schnitzler den Londonern zu zeigen,
wurde nicht allein für diese Tat, sondern
auch für seine scharmante Darstellung des
Unterrichtsministers gefeiert.
So wurde es ein Abend eines der
größten Erfolge der Londoner
Theatersaison, aber zugleich ein
Triumph österreichischer Kunst.
H. K.