II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 724

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25. ProfessenBernhandi
ist der ernstere, schwerere und verantwortungsvollere Begriff:
und was Du Deine Mission nennst, das muß notwendig in Deiner
Pflicht enthalten sein:
oder Du bist Deiner Mission niemals
wertgewesen.
Schauspieler-Bekenntnisse.
(Aus einem Brief des 17jährigen Adolf Sonnenthal an seine Eltern.)
.Gott hat jedem Menschen ein gewisses Etwas in sein
Innerstes gepflanzt, welches man Hang nennt, und welcher den
Menschen veranlaßt, etwas zu tun oder zu lassen. Er hat ihm
auch zugleich die Macht gegeben, diesen Hang zu verfolgen und
auch zu meiden. Mir hat der liebe Himmel schon in meiner zarte¬
sten Kindheit den Hang zur Schauspielkunst eingegeben, und von
meiner frühesten Jugend an verfolgte ich diesen Hang mit einer
Leidenschaft, die sich nicht beschreiben läßt. Wie und wann ich
nur konnte, besuchte ich das Theater, spielte selbst in einigen
Haustheatern mit, und dies, wie auch Sie wohl wissen, mit dem
günstigen Erfolg, mit einem Wort, ich weihte mich dem Tempel
ssart
zre
Thalias von ganzer Seele, denn eine innere Stimme sagte mir,
ich würde glücklich werden, da Gott diesen Hang in mein Innerstes
bleiben.
— Nun rückte die Zeit heran, wo Sie mich fragten.
gepflanzt!
rk seine
was ich werden möchte. Ich antwortete eines Tages „Schau¬
es Wesen
spieler“ Sie lachten, und ich -
ich weinte!
— Nun be¬
schlossen Sie, ich sollte ein Handwerk lernen. O wie brach mir
dle übel¬
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angeborenen.
das Herz bei dem Giedanken, alle meine Hoffnungen auf einmal
und Besser¬
gescheitert zu sehen, diesem unwillkürlichen Hange, den ich so
als der Ueber¬
lange mit so vieler Sorgfalt in meinem Geiste genährt, plötzlich
eit sein wird.
weichen zu müssen, die goldenen Luftschlösser, die ich gebaut,
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dessen Güte
den Beifall, den ich schon in Gedanken erntete, mit einem Schlage
vernichtet zu sehen; allein ich dachte mir, es ist Gottes und meiner
enschaften
teuren Eltern Wille, und ich ergab mich in mein Geschick. Nun
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schlug ich Ihnen vor, ich möchte, um mich doch wenigstens einer
Kunst zu widmen, ein Lithograph werden; Sie wendeten mir
dagegen ein, daß ein Lithograph nicht immer Arbeit habe, während¬
reitete Erkran¬
dem ein Schneider oder Schuster immer und überall hinlängliche
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oder ende¬
Beschäftigung hat. Es blieb nun bei Ihrem Willen. Ich mußte
B. mit
Schneider werden! — Ein Gott weiß, wie viele Tränen ich anfangs
enschen
darüber vergoß, mich auf einmal von dem Gipfel des Glücks in
begreif¬
den tiefsten Abgrund des Unglücks geschleudert zu sehen! —
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s mensch¬
Und wenn Sie, teuerster Vater, sich in meine Lage hineindenken
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können, wenn man sich seinem langersehnten Ziele so nahe weiß,
und er
kann Zu¬
und seine Hoffnungen an der Klippe des altertümlichen Vorurteils
Sektion —
gescheitert sieht, wenn Sie sich nur die kleinste Vorstellung von
werden.
meiner Lage machen können, so werden Sie einsehen, wie dies
schwere, ausheilbare
ein menschlich fühlend Herz zerreißen kann!
Glauben Sie
sollte schon um
ja nicht, teuerste Eltern, daß ich mir das Ziel gesetzt, ein mittel¬
ufnehmen.
mäßiger Schauspieler zu werden, denn wenn ich nicht gesonnen
wäre, es wenigstens über die Mittelmäßigkeit zu bringen, so wäre
mir ein ordentlicher Gassenputzer lieber; denn ein solcher Schau¬
kli
gt etwas pathe¬
and sein. unter
spieler ist nichts anderes als ein Marktschreier, ein Fratzen¬
nk
Denn dies
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schneider und verdient, um mich mit Shakespeare auszudrücken,