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geprügelt zu werden; also nicht dies Ziel habe ich mir festgesetzt.
sondern ich hoffe, daß Sie mich einst mit der göttlichen Hülfe als
Künstler umarmen und mit Recht stolz auf Ihren Adolf sein werden!
0 Vater, Vater! Ich bitte Sie, ich beschwöre Sie, willigen Sie
ein, denn ohne Ihre Einwilligung würde ich unglücklich für immer
sein! — Glauben Sie ja nicht, um Schauspieler zu sein, muß
man ein Lump sein; nein, man kann ein Lump und ein Spieler
sein. ohne gerade Schauspieler zu sein. Jeder, der mich genau
kennt, billigt mein Unternehmen, denn man kennt auch meinen
Charakter und fürchtet sich nicht für mich.“
Auch gestern war es schlecht besetzt. Dabei regnet
#
es um die Theaterzeit herum, daß Gott erbarm! Das ist aber
keine Entschuldigung, denn wäre Mitterwurzer zugkräftig, so
kämen sie trotz Regen und Sturm. Also sie kommen bis Dato
nicht, warten wir also, seien wir fröhlich.... So weiß ich auch
nichts mehr zu schreiben, als . .. daß ich täglich Gott bitte, er
möge uns die rechten Wege zeigen, unser Talent, unser Können
in die richtigen Bahnen zu lenken, denn dann, wenn unser ge¬
rechter berechtigter Ehrgeiz erfüllt ist, wenn wir arbeiten und
tätig sind mit Freude und Lust, dann gibt’s Glück und Zufrieden¬
heit.
Es wird, es muß werden!
Mich haben die
schlechten Geschäfte manch trübe, ja qualvolle Stunde gekostet,
Du kannst es mir ruhig glauben. Es ist nichts ohne Reklame,
und diese zu machen, verstehe ich nicht. Ich bin hier in Berlin
so unbekannt im Publikum, als komme ich aus Island, und es dauert
eine geraume Zeit. bis man populär wird, und das allein schafft
Geld. Ich werfe darum die Flinte nicht ins Korn, denn ich muß
und werde jemand finden. der mich macht und stellt. Ich habe
bisher stets an feiger Furcht gelitten, an Aengstlichkeit und Bangen,
damit wahrhaftig kommt man am ehesten ins Grab. Ich sage Dir
ich bin herzlich froh, daß diese bitteren Erfahrungen in
Wahrheit an mich herantreten, denn sie heilen und zeigen uns
den Weg. Neulich einmal habe ich garnichts erhalten, vorgestern
fünf Mark. Es ist zum Lachen, wenn ich’s in solchen Augenblicken
nicht verlernte. So viel schöne. kostbare Zeit versessen zu haben,
in Träumen und Denken und Hoffen und Harren und sich sagen
zu müssen: „Fange nur ruhig von vorne an, Du bist auf dem Holz¬
weg, dummer Idealist!“
(Friedrich Mitterwurzer an seine Frau, Berlin 9. März 1881.)
„ „
.Meine Meinung ist eine ziemlich indifferente, ich habe
keine Empfindung für, noch gegen das Gastspiel. Gleichgültig sehe
ich zu und bewundere die harmlosen Menschen, — die vielleicht.
nur so harmlos erscheinen. — wie sie lustig ihr Leben verzehren
ich hab eben den Melancholiker im Leib, und der jagende Puls
meines Daseins muß immer erst aufgeschüttelt werden, — jetzt
ist eben Ruhe in mir, wenn auch keine behagliche. Die Leere
meines Lebens allein jagt mir oft das Blut zum Herzen, denn Du
magst sagen, was Du willst, liebes Herz, tief und innerlich fühle
ich's — mir kann nur Glück werden im großen Erfolg. der ein¬
in
ndrock
mich
en
hoch
ich Mit
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geprügelt zu werden; also nicht dies Ziel habe ich mir festgesetzt.
sondern ich hoffe, daß Sie mich einst mit der göttlichen Hülfe als
Künstler umarmen und mit Recht stolz auf Ihren Adolf sein werden!
0 Vater, Vater! Ich bitte Sie, ich beschwöre Sie, willigen Sie
ein, denn ohne Ihre Einwilligung würde ich unglücklich für immer
sein! — Glauben Sie ja nicht, um Schauspieler zu sein, muß
man ein Lump sein; nein, man kann ein Lump und ein Spieler
sein. ohne gerade Schauspieler zu sein. Jeder, der mich genau
kennt, billigt mein Unternehmen, denn man kennt auch meinen
Charakter und fürchtet sich nicht für mich.“
Auch gestern war es schlecht besetzt. Dabei regnet
#
es um die Theaterzeit herum, daß Gott erbarm! Das ist aber
keine Entschuldigung, denn wäre Mitterwurzer zugkräftig, so
kämen sie trotz Regen und Sturm. Also sie kommen bis Dato
nicht, warten wir also, seien wir fröhlich.... So weiß ich auch
nichts mehr zu schreiben, als . .. daß ich täglich Gott bitte, er
möge uns die rechten Wege zeigen, unser Talent, unser Können
in die richtigen Bahnen zu lenken, denn dann, wenn unser ge¬
rechter berechtigter Ehrgeiz erfüllt ist, wenn wir arbeiten und
tätig sind mit Freude und Lust, dann gibt’s Glück und Zufrieden¬
heit.
Es wird, es muß werden!
Mich haben die
schlechten Geschäfte manch trübe, ja qualvolle Stunde gekostet,
Du kannst es mir ruhig glauben. Es ist nichts ohne Reklame,
und diese zu machen, verstehe ich nicht. Ich bin hier in Berlin
so unbekannt im Publikum, als komme ich aus Island, und es dauert
eine geraume Zeit. bis man populär wird, und das allein schafft
Geld. Ich werfe darum die Flinte nicht ins Korn, denn ich muß
und werde jemand finden. der mich macht und stellt. Ich habe
bisher stets an feiger Furcht gelitten, an Aengstlichkeit und Bangen,
damit wahrhaftig kommt man am ehesten ins Grab. Ich sage Dir
ich bin herzlich froh, daß diese bitteren Erfahrungen in
Wahrheit an mich herantreten, denn sie heilen und zeigen uns
den Weg. Neulich einmal habe ich garnichts erhalten, vorgestern
fünf Mark. Es ist zum Lachen, wenn ich’s in solchen Augenblicken
nicht verlernte. So viel schöne. kostbare Zeit versessen zu haben,
in Träumen und Denken und Hoffen und Harren und sich sagen
zu müssen: „Fange nur ruhig von vorne an, Du bist auf dem Holz¬
weg, dummer Idealist!“
(Friedrich Mitterwurzer an seine Frau, Berlin 9. März 1881.)
„ „
.Meine Meinung ist eine ziemlich indifferente, ich habe
keine Empfindung für, noch gegen das Gastspiel. Gleichgültig sehe
ich zu und bewundere die harmlosen Menschen, — die vielleicht.
nur so harmlos erscheinen. — wie sie lustig ihr Leben verzehren
ich hab eben den Melancholiker im Leib, und der jagende Puls
meines Daseins muß immer erst aufgeschüttelt werden, — jetzt
ist eben Ruhe in mir, wenn auch keine behagliche. Die Leere
meines Lebens allein jagt mir oft das Blut zum Herzen, denn Du
magst sagen, was Du willst, liebes Herz, tief und innerlich fühle
ich's — mir kann nur Glück werden im großen Erfolg. der ein¬
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mich
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