II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 749

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BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Ternpo, Berlin
Ausschnitt aus der Nummer vom:
24. JAN 1930
70
Schkazter: „Saofester Beikhaidt
Theater in der Königgrätzer Straße
Dieses Stück gleicht in der Wirkung
Pernhardi von Heuchlern und Dumm¬
Autor fast zuviel gesagt ist.

etwa einem leidenschaftlichen Anklage¬
köpfen (im Dienste politischer Par¬
Nachschriften und Nachträgen, in
Brief, — der, abends geschrieben,
teien) ein Strick godreht.
Sprüchen und Bedenken ... In Be¬
über Nacht legenzblied, und am Mor¬
Im Dienste politischer Parteien:
denken: das moderne Tendenztheater
gen einige keine zhkliche Nachschriften
das ist der Punkt, der dieses Stück
ist oft allzu unbedenklich, diese Vor¬
bekam.
von 1912 auch für den heutigen Tag
kriegs=Anklage ist es zu wenig.
Die Komödie hat fünf Akte. Nach
aktuell macht. Die Farce einer ge¬
Man sollte Briefe gleich in den Kasten
dem dritten gibt es ungtheueren Pei¬
wissen Art von „Parlamentarismus“
werfen, wenn sie geschrieben sind.
soll. „Ihr ergebener Arthur Schnitz¬
ist ganz von heute. Und dies stellt¬
Hanes G. Lustig.
ler“. Und dann: „P. S. Es ist natür¬
Schnitzler höchst getreulich dar: den
lich alles halb so schlimm. Das heißt:
politischen Kuhhandel unter dem Fir¬
sehr viel in dieser Welt ist hoffnungs¬
menschild der Ethik.
los verfahren. Aber was wollen Sie
Victor Barnowski, der das
tun? Eine gesunde Ironie hilft über
Stück vor achtzehn Jahren im Kleinen
manches hinweg.“
Theater spielte, bringt es auch jetzt zu
Und dann bekommt die Nachschrift
ausgezeichneter Wirkung. Kortner
noch eine Nachschrift: „Allerdings sollte; lpielt die Titelrolle. Eine große, eine



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d. „S. 1), 66—9?
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Sil 68
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Harry Hardt, Ernst Stahl-Nachbauer, Fritz Kortner, Fellx Bressart
man nicht so weit kommen, daß man
bleibende Leistung. Dieser Darsteller
alles begreift, alles versteht ... Was
hatte es dringend nötig, endlich ein¬
täte man denn ohne das bißchen wirk¬
mal von der Starre seines despotisch¬
lichen Haß, ohne das bißchen wirkliche
dämonischen „Typs“ befreit zu werden.
Liebe.“
Er gibt hier, mit den Zügen eines
Dies ungefähr sagt zum Schluß
wirklichen Menschen, die Tragikomödie
Herr Hörbiger, die seltsame Fi¬
der edlen Rechthaberei. Er geht (im
gur eines skeptisch=sozialistischen Hof¬
Stück) einmal nicht als „Sieger“ vom
rats, eines Manneg, der das Leben
Platze. Das ist gut für ihn. Es ist ein
vom Wegschauen kennt; und der sich
Weg in vertioftee Künstlertum, ein
gelegentlich in ein anmutiges Blödeln
Weg aus dem billig=suggestiven Schema.
der Seele rettet.
Ensemble! Hier ist es, trotz der Zen¬
„Ohne das bißchen wirklichen
tralgestalt Kortners. Nie noch sah
Haß .. .“ dies trifft vlelleicht auch
man Kalser besser. Nie noch Bres¬
die beiden letzten Akte des Stückes.
sart so frei von der ungewollten Fal¬
das auf der höchsten Ebene der Re¬
kenstein=Kopie, so chargenfern Aber
Barnowski rückt auch alle anderen (bis
früheren Schnitzler=Dramce hat hier
auf Paul Otto und Stahl=Nachbaur,
sein Gegenstück: „Hasseler“.
die Fehlbesetzungen sind) ins rechte
Licht Salfner, Schnell, Maximilian
Aber bis zur Mitte reißt die große
Wolf. Auffallend gut in einer win¬
Auseinandersetzung hin. Man kennt
zigen, fast pantomimischen Rolle Hei
den Fall: der Leiter einer Klinik ver¬
Halban Auf dem richtigen Posten nicht
wehrt den Geistlichen, aus Kranken¬
zuletzt der jurge Herbert Grünbaum.
bett einer sterbenden Katholikin zu
Glänzenk, glänzend. Ein Abend des
treten; weil das arme Mädel sich ge¬
großen Theater¬
heilt glaubt und vor der gräßlichen
Todesangst bewahrt werden soll. Aus
Auch am Schluß ist der Beifall noch
diesem Verhalten wird #im Professor] stark. Wenngleich bis dahin vom