II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 836

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phz# aufführung des Werkes. Und die Ursache des Verbotes? Sie! So rekapituliert
Arthur Schuinter: Prafessor Bernharot „ist wahrhaftig wieder nicht zu erraten. Im Jahre 1828 hatl Elisabethinum, dess
Es ist etwas bedenklich, daß die Zen¬
Kaiser Franz den Wunsch ausgesprochen, Grillparzers: „Ein Ende kommt rasch
sur von den päpstlichen Inquisitions¬
treuer Diener seines Herrn“ ausschließlich zu besitzen. „Das der Angelegenheit
Jal
anstalten, dem Magister Sacri Palatii und
ist die mildeste Tyrannei, von der ich noch gehört“ schreibt der
den hochwürdigen Dominikanern herrührt.
sich verpflichtet hät
Dichter in sein Tagebuch. Im Jahre 1913 hat die Zensur
Vellet 1170
Demokrikos.
seiner Anstalt für de
erkannt, daß „Professor Bernhardi“ als Buchdrama eingesargt stimmen, die das re
Artur Schnitzler ist ein tüchtiger Poet, ein scharfsichtiger
zu bleiben habe. Das ist die geschmackloseste und vernunft¬
Beobachter der Wirklichkeit, ein erfolgreicher Romancier, ein
Bestrebungen macht
widrigste Tyrannei, von der die Welt gehört ..
Dramatiker von anerkanntem Ruf. Eines aber mangelt ihm:
ihn die Anklage we
Sehen wir, was geschehen.
er hat nicht gelernt zu schweigen, wenn es ihn drängt zu reden.
erhoben. Das Urtei
„Ein armes Menschenkind liegt todkrank im Spital, ein günstigen Aussage d
Solches muß ihn der Zensur verdächtig machen. Es war schon
junges Geschöpf, das das bischen Jugend und Glück und Sünde, essanten, die Gedan
ein bischen kurios, als vor Jahren das Schauspiel „Freiwild“
wenn Sie wollen, teuer genug mit Todesangst und Qual Privatunterredung
nach wenigen Aufführungen von der Bühne verschwinden und mit dem Leben selbst bezahlt. In den letzten Pflichtenkreises als
mußte. Damals hieß es, einem sehr hohen Wunsche gemäß.
Stunden kommt es zu Euphorie. Sie fühlt sich wohl, sies er getan. Angesichts
Wünsche hoher Steilen sind wie der Blitz, der in ein Haus
ist wieder glücklich, sie ahnt nicht den nahen Tod. schwester und eines
fährt, ohne Wahl, ohne tieferen Grund. Sie auszulösen, ge¬
Genesen glaubt sie sich, sie träumt auch davon, doß Tirol war der Spru
nügen unfaßbare Dinge. In jenem Theaterstück bekommt ein ihr Geliebter kommen wird, sie abzuholen, sie hmauszu= gewesen. Bernhardi
innerlich stark desetter Kavallerieoberleutnant eine Ohrfeige.
führen aus den Räumen des Elends und des Leids ins Leben
Man könnte somit auf Beleidigung des Offiziersstandes raten.
der Ruhe des Stoik
und ins Glück. Es war vielleicht der schönste Augenblick ihres
Doch nein; dieser Oberleutnant Karinski ist ein ganz nieder¬
weder Held noch P
Lebens, ihr letzter Traum. Und aus diesem Traum wollte
trächtiger Polake. Längst schon hat er das Recht auf das goldene
Pflicht getan hat.
Professor Bernhardi sie nicht mehr zu der furchtbaren Wirk= Nebenpersonen, sie h
Portepee verscherzt; kein Offizier des gemeinsamen Heeres und
lichkeit erwachen lassen. Das ist seine Schuld! Dieses Ver= Antisemiten, zwischen
der österreichischen Landwehr könnte es sich zur Ehre rechnen,
brechen hat er begangen! Dies und nichts mehr. Er hat den zu bringen. Bernha
Kamerad des Herrn v. Karinski zu heißen. Die anständigen Pfarrer gebeten, das arme Mädel ruhig hinüberschlummern die hysterische Schwe
Leute haben ein Recht auf die Ohrfeige, die klatschend auf des
zu lassen. Gebeten! Wenn er auch minder höflich gewesen
Polen Wange fährt. Und doch ward das Schauspiel verboten.
ihres Beichtvaters se
wäre, jeder müßte es ihm verzeihen. Was für eine ungeheure
Rätsel der Zensur, österreichische Kuriositäten. Und Artur
und die Wiederaufna
Verlogenheit gehört dazu, um den ganzen Fall anders anzu= rie verspricht, die sic
Schnitzler durfte nicht mehr Leutnant i. R. sein.
sehen als rein menschlich. Wo existiert der Mensch, dessen Bühne.
Das ist ziemlich lange her. Schnitzler hat inzwischen anderte religiöse Gefühle durch das Vorgehen Bernhardis in Wahrheit
Der Fall, auf den
halb Dutzend Novellen, Romane und Theaterstücke geschrieben. versetzt worden wären? Und gibt es einen, wer anders ist zu einem bedeutsame
Zuletzt eine Komödie mit dem Titel: „Professor Bern¬
daran schuld als diejenigen, in deren Interesse es eben lag, daß reichischen Parteienka
hardi.“ (Verlag S. Fischer, Berlin.) Das Buch zu lesen,
religiöse Gefühle verletzt werden sollen in deren Interesse es sichts dessen Gefüges
ist nicht verboten. Eine Gefahr für den Staat, so scheint es,
liegt, daß es Leute gibt, die religiöse Gefühle verletzen. Und
ein Zweckding, das 1
würde es jedoch bedeuten, wenn die Figuren der Komödie
gebe es nicht Strebertum, Parlamentarismus, menschliche Ge¬
stellt und die Parteie
Leben bekämen, wenn sie erzählen würden, was ihr Schöpfer
weinheit — Politik mit einem Wort, wäre es jemals möglich
Versuchung aus dem
weiß, fühlt und sieht. Also untersagt die Zenfur die Bühnen= gewesen, aus diesem Fall eine Affäre zu machen?“
Alltag und zeigt uns