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schmäht auch die falsche Sentimentalität nicht, Priester, dem er scheinbar sympathische Züge
Professor Bernhardi.“
mit der er den Wiener markieren möchte, und gegeben hat, läßt er zum Schlusse als Unter¬
versucht es jetzt einmal mit Weltanschauung, legenen in beträchtlicher Kläglichkeit abgehen.
Salzburg, 12 Februar.
wobei er eine Anleihe bei Lessing machte, in=Auch sonst läßt Schnitzler es an Deutlichkeit in
bekannte Wiener Literat Artur
dem er seinem „Helden“ jene Züge ins Antlitz der Präzisierung seines Standpunktes nicht
F hat ein neues Theaterstück ge¬
grub, welche seit dem weisen Nathan weltbe= fehlen, und man begreift ganz gut, daß
ches den Titel führt „Professor
kannt geworden sind.
[dieses Stück in Oesterreich ver¬
,dessen Aufführung die Zensur in
Es war unsere Absicht, dieses Werk Schnitz=lboten ist; denn die Kritik, die es an den
oten hat. Es ist in diesem Falle
lers erst zu besprechen, wenn es, wie ange=innerpolitischen Verhältnissen Wiens und
wichtig, sondern geradezu notwen¬
kündigt worden war, auch hier zum Vortrage Deutschösterreichs übt, ist von nicht mißzuver¬
ücklich zu betonen, daß der Ver¬
gebracht worden wäre; eine feuilletonistische Be=stehender Schärfe.“ —
In liberalen Kreisen
de ist, denn sein Judentum spielt sprechung im „Salzburger Volksblatt“ am Münchens begreift man also die Berechti¬
ödie eine große Rolle. Selbstver=s11. Februar zwingt uns aber, jetzt schon unsigung des Zensurverbotes, welches das „S. V.“
it die gesamte Judenpresse diesem
mit dem „Professor Bernhardi“ zu befassen.
in seiner bekannten „eleganten Seriösität“, die
mehr Reklame gemacht, als es be¬
Das „S. V.“ kann nicht begreifen, welche „geschmackloseste und vernunftwidrigste Tyran¬
Wiener Zensurverbot getan hatte, und
„Ursache für das Zensurverbot“ in Wien
nei“ nennt, „von der die Welt gehört“.
ter Geschäftsmann will Artur vorlag: „sie ist wahrhaftig nicht zu erraten.“
Eine kurze Skizzierung des Inhaltes ent¬
sich auf die Reise begeben, um seine! Man wird sich über diese geistige Minderwer=nehmen wir mit guter Absicht dem schon ge¬
größeren Städten Oesterreichs vor=tigkeit des „S. V.“ nicht wundern, uns aber nannten liberalen Münchner Blatte,
„Neue Freie Presse“ hat mit vielleicht zustimmen, wenn wir das Urteilsso unparteiisch wie nur möglich darüber zu
und politischen Artikeln das Stück Richard Branngarts hierhersetzen, wel=berichten: „Der Konfliktsfall ist einfach.
ihre kleineren Nachbeter in der
ches er nach der Erstaufführung im Münchner Dr. Bernhardi, der jüdische Direktor des
ben für ihren Schnitzler weiter ge¬
Schauspielhaus in
der liberalen (!) Elisahethinums, verweigert einem katholi¬
In Berlin, München usw. wird
„Münchner Zeitung“ (Nr. 33 vom 10. Februar)ischen Priester den Zutritt zu einer Sterben¬
atürlich mit dem gewohnten Presse¬
abgab: „Das Unkünstlerische dieses zweck= und den, weil er als Menschenfreund nicht will, daß
fgeführt.
endlosen Streitens verstimmt doch, ebenso wie dem armen Geschöpf, das keine Ahnung von
chnitzler hat bisher seine Komödien die offensichtliche Parteilichkeit,
seinem nahen Ende hat, die letzte Stunde seines
=Erotische getaucht, er liebte die mit der Schnitzler Juden und Chri=Lebens getrübt werde. Selbstverständlich ent¬
d was drum und dran hängt, ver=ssten behandelt. Und auch den katholischen wickelt sich daraus rasch und prompt eine
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schmäht auch die falsche Sentimentalität nicht, Priester, dem er scheinbar sympathische Züge
Professor Bernhardi.“
mit der er den Wiener markieren möchte, und gegeben hat, läßt er zum Schlusse als Unter¬
versucht es jetzt einmal mit Weltanschauung, legenen in beträchtlicher Kläglichkeit abgehen.
Salzburg, 12 Februar.
wobei er eine Anleihe bei Lessing machte, in=Auch sonst läßt Schnitzler es an Deutlichkeit in
bekannte Wiener Literat Artur
dem er seinem „Helden“ jene Züge ins Antlitz der Präzisierung seines Standpunktes nicht
F hat ein neues Theaterstück ge¬
grub, welche seit dem weisen Nathan weltbe= fehlen, und man begreift ganz gut, daß
ches den Titel führt „Professor
kannt geworden sind.
[dieses Stück in Oesterreich ver¬
,dessen Aufführung die Zensur in
Es war unsere Absicht, dieses Werk Schnitz=lboten ist; denn die Kritik, die es an den
oten hat. Es ist in diesem Falle
lers erst zu besprechen, wenn es, wie ange=innerpolitischen Verhältnissen Wiens und
wichtig, sondern geradezu notwen¬
kündigt worden war, auch hier zum Vortrage Deutschösterreichs übt, ist von nicht mißzuver¬
ücklich zu betonen, daß der Ver¬
gebracht worden wäre; eine feuilletonistische Be=stehender Schärfe.“ —
In liberalen Kreisen
de ist, denn sein Judentum spielt sprechung im „Salzburger Volksblatt“ am Münchens begreift man also die Berechti¬
ödie eine große Rolle. Selbstver=s11. Februar zwingt uns aber, jetzt schon unsigung des Zensurverbotes, welches das „S. V.“
it die gesamte Judenpresse diesem
mit dem „Professor Bernhardi“ zu befassen.
in seiner bekannten „eleganten Seriösität“, die
mehr Reklame gemacht, als es be¬
Das „S. V.“ kann nicht begreifen, welche „geschmackloseste und vernunftwidrigste Tyran¬
Wiener Zensurverbot getan hatte, und
„Ursache für das Zensurverbot“ in Wien
nei“ nennt, „von der die Welt gehört“.
ter Geschäftsmann will Artur vorlag: „sie ist wahrhaftig nicht zu erraten.“
Eine kurze Skizzierung des Inhaltes ent¬
sich auf die Reise begeben, um seine! Man wird sich über diese geistige Minderwer=nehmen wir mit guter Absicht dem schon ge¬
größeren Städten Oesterreichs vor=tigkeit des „S. V.“ nicht wundern, uns aber nannten liberalen Münchner Blatte,
„Neue Freie Presse“ hat mit vielleicht zustimmen, wenn wir das Urteilsso unparteiisch wie nur möglich darüber zu
und politischen Artikeln das Stück Richard Branngarts hierhersetzen, wel=berichten: „Der Konfliktsfall ist einfach.
ihre kleineren Nachbeter in der
ches er nach der Erstaufführung im Münchner Dr. Bernhardi, der jüdische Direktor des
ben für ihren Schnitzler weiter ge¬
Schauspielhaus in
der liberalen (!) Elisahethinums, verweigert einem katholi¬
In Berlin, München usw. wird
„Münchner Zeitung“ (Nr. 33 vom 10. Februar)ischen Priester den Zutritt zu einer Sterben¬
atürlich mit dem gewohnten Presse¬
abgab: „Das Unkünstlerische dieses zweck= und den, weil er als Menschenfreund nicht will, daß
fgeführt.
endlosen Streitens verstimmt doch, ebenso wie dem armen Geschöpf, das keine Ahnung von
chnitzler hat bisher seine Komödien die offensichtliche Parteilichkeit,
seinem nahen Ende hat, die letzte Stunde seines
=Erotische getaucht, er liebte die mit der Schnitzler Juden und Chri=Lebens getrübt werde. Selbstverständlich ent¬
d was drum und dran hängt, ver=ssten behandelt. Und auch den katholischen wickelt sich daraus rasch und prompt eine
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