II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 873

„Franto=Havaria“. Der Obmann bat in langerer Rede, es
mögen sich alle christlichen Vereine auf dem Boden der christ¬
lichen Presse zur Arbeit vereinen, sonst sei alle Arbeit nur eine
Sisyphusarbeit. Redner; zeigte die Macht der Presse
und erzählte, daß weit über dem Polarkreis in Troms
einem Städtchen von zirka 7000 Einwohnern,
sechs
lungen erscheinen, darunier eine täglich. Sogar in der
nördlichsten Stadt der Weli in Hammerfest (2700 Ein¬
wohner) erscheint wöchentlich zweimal die Zeitung: „Finnmark¬
post“! Nachdem Redner noch das Treiben der semitischen
und vaterlandslosen Presse in Oesterreich geschildert und zum
Kampfe gegen sie aufgefordert hatte, schloß er unter großem Beifall.
Hierauf hielt, stürmisch begrüßt, LA. Vielohlawel
in seiner packenden volkstümlichen Weise eine einstündige Rede,
in welcher er in praktisch klarer Weise die ungeheure Gefährlich¬
keit der jüdischen Freimaurerpresse aufdeckte. Er beleuchtete die
Schliche und Praktiken der „Neuen Freien Presse“ hinter der
das gesamte Freimaurertum stehe, dann der „Zeit", hinter
welcher ein jüdischer Klüngel sich verberge, der die „Neue Freie
Presse“ gern verdrängen möchte, und endlich der sogenannten
„Arbeiter=Zeitung“, die alles eher sei als eine Arbeiterzeilung.
Auch des „frommen“ Tagbluttes gedachte der Redner. An der
Macht der Jndenpresse aber ist nichts arderes schuld als die
Gedankenlosigkeit und Sensationslüstern¬
heit der Christen. Jeder möchte schon zum Frühstück einen
Raubmord haben. Wie macht es aber sonst diese Freimaurer¬
presse? Sie wissen, daß jedes Jahr am Ende eines Schuljahres
schöne Aussätze in der „Neuen Freien Presse“ und in den andern
Jndenblättern erscheinen, in denen geklagt wird, daß unsere
Gymnasien und Universitäten überfüllt seien, daß man deshalb
die Kinder nicht studieren lassen sollte, weil sie keine Aussicht
auf eine Stellung haben. Die Tatsache der Ueberfüllung besteht.
Aber kann sich nicht jeder, der studiert hat, in der Industrie,
im Handel und Gewerbe besser fortbringen, als
ohne
Studium? Gewiß! Was bezwecken nun diese Artikel? Die
Christenkinder sollen
nicht studieren,
sondern zum Schuster, Schneider usw. in die Lehre gehen, da¬
mit für
Judenbuben umsomehr Platz
an den Anstalten wird. Haben Sie schon einen¬
Jnden gesehen, der seine Kinder zum Tischler, Schmied,
Schlosser in die Lehre schickt? — Wird eine Akliengesellschaft
gegründet, so lancieren diese Blätter Nachrichten, daß sich
niemand auskennt und die Christen hineinfallen. War es
beim Teuerungsschwindel nicht ebenso? Haben diese!
Blätter geschrieben, daß in Berlin zu jener Zeit das Kilo
Rindfleisch um 20 bis 25 Pfennig, in Paris um 20 bis 25 Cent
teurer war als in Wien? Haben sie geschrieben, daß die
Teuerung überall ist? Nein! Sie schrieben so. daß die Be¬
völkerung glaubte, nur in Oesterreich wäre Teuerung. Die
Schuld daran haben selbstverständlich die Christlichsozialen und
die
Bevölkerung
siel darauf herein. (Zustimmung.)
Auf dem Gebiete der Kunst und Literatur ist es
ebenso. Wer nicht mit der jüdischen Punze versehen ist, kommt
nicht auf. Schauen Sie unsere Theater an! An allen fast finden
Sie jüdische Theaterdirektoren. Die Stücke, welche aufgeführt
werden sind von jüdischen Antoren, die Librettisten und die
Schauspieler sind meistenteils auch Jnden. Nur zwei Theater
muchen noch eine Ausnahme das Burgtheater und die
Hoso per. Darum die Anstrengungen des Indentums: auch
diese in ihre Hände zu bekommen, damit auch dort die jüdischen!
Librettos ihren Einzug halten könnten. Vor einiger Zeit wurde
vom Hofburgtheater ein Stück des Inden Schnitzlerabgewiesen,
weil die Zensur es nicht durchließ. In Berlin erleble dasselbe
weit über hundert Aufführungen. Der Redner erzählte, daß er
sich in Berlin das Stück angesehen habe. Darin kommt ein
Medizinprofessor vor, der deshalb zwei Monate eingesperrt
wurde, weil
in einem österreichischen Spitale
den Priester verhinderte, einen Todkranken
mit
den Sterbesalramenten zu versehen. So etwas ist ja vollkommen
unmöglich. In dem Stücke komm' auch ein österreichischer
Hofrat vor, der sich gerade am Telephon mit Kokotien unterhält.
Da kommt der Unterrichtsminister herein und spricht ihn per¬
Auarchist an. Der k. k. Hofrat antwortet: „In Oesterreich kann
einer nur ein Trottel oder Anarchist sein.“ Hinter dem Redner
saßen zwei Damen, welche zu einander äußerten: „Das müssen
ja schandervolle Zustände in Oesterreich sein.“ Da drehte sich
Redner um und sagte zu den Damen: „Die Zustände in Oester¬
reich sind ganz gute, aber der Jnde hat frech gelogen.“ (Großer
Beifall.) Geht einmal ein Christ durch mit der Kasse, so heißt
es: Der Gauner, der Dieb, die christlichsoziale Partei hat
gestohlen! Gehen zehn Juden mit der Kasse durch, so
heißt es: sie sind europamüde. (Heiterkeit.) Dazu kommt,
daß wir in Oesterreich das schlechteste Preßgesetz
in Europa haben. Die Indenpresse kann jedem den ehr¬
lichen Namen rauben, frech in die Familienverhältnisse hinein¬
greisen, man ist schutz und wehrlos ihr preisgegeben. Sie ist
unser größter Feind, darum nieder mit ihr und hoch die christ¬
liche deutsche Presse! (Stürmischer Beifall.)
Nach herzlichen Dankesworten fordert der Obmann alle
eindringlich auf. für die christliche Presse, die „Reichspost“
„Weltblatt“, „Christlichsoziale Arbeiterzeitung“, eifrig zu agitieren.
In Leipzig hat man ein herrliches Denkmal zur Erinnerung
an die Freiheitskämpfe des deutschen Volkes errichtet. Möge
die Zeit bald kommen, wo man in Wien ein Denkmal errichten
kann, auf dem geschrieben steht: Es hur einmal eine Zeit
gegeben, wo die Wiener Jnden Zeitungen gelesen haben, aber
diese traurige Zeit ist nun für immer vorüber. (Großer Beifall.)
Nachdem Kooperator Mattl für die Abhaltung einer,
Weißen Woche in Rudolfsheim eingetreten war, und Obmann¬
stellvertreter Azler praltische Winke für die Verbreitung der
schristlichen Presse gegeben hatie, wurde die imposante Ver¬
sammlung geschlossen.