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25. Professer Bernhandi
BSSSSSSSSS
(Es ist ein literarischer Gemeinplatz, daß Arthur Schnitzler
S der Dichter der „Liebelei“ ist und bleiben wird; jeden¬
falls wird mit dieser Behauptung ein Grundzug seines
dichterischen Wesens berührt. In allen Tonarten hat er das
Lied von der kleinen, verlogenen Liebe gesungen, in die
manchmal ein echter wehmütiger Ton hineinklingt. Große
und kleine dekadente Menschen hat er vor uns hingestellt,
die alle lieben müssen und doch nicht wahrhaft lieben
können, Menschen, die keinen Willen haben, die es mit
Wollust empfinden, daß sie sich ohne Verantwortungsgefühl
auf dem Strome des Genießens treiben lassen dürfen. Er
hat mehr die schlaffe Hingabe an den Augenblick als das
bewußte Aufbauen und Beharren betont. Ich möchte sagen,
daß aus diesem Grunde den Dramen Schnitzlers etwas
Novellistisches anhaftet und man oft einen Mangel an dra¬
matischer Triebkraft empfindet.
Dieses Urteil bleibt für mich auch mit bezug auf
Schnitzlers neueste Komödie „Professor Bernhardi“ bestehen.
Es ist ein durchaus männliches Stück, in das die Liebe gar
nicht und die Frau nur flüchtig hineinspielt. Eine einzige
weibliche Gestalt sehen wir auf der Bühne: die weltliche
Krankenschwester Ludmilla, der „gar nichts verboten ist“.
nur offenbar auch der geringste Ungehorsam gegen die Kirche
und deren Vertreter. Sie wird zum Anstoß für das auf¬
rollende Drama. Wenn sie dem leisesten Wink des Pfarrers
gehorcht und gegen den Willen ihres Vorgesetzten eine nichts¬
25. Professer Bernhandi
BSSSSSSSSS
(Es ist ein literarischer Gemeinplatz, daß Arthur Schnitzler
S der Dichter der „Liebelei“ ist und bleiben wird; jeden¬
falls wird mit dieser Behauptung ein Grundzug seines
dichterischen Wesens berührt. In allen Tonarten hat er das
Lied von der kleinen, verlogenen Liebe gesungen, in die
manchmal ein echter wehmütiger Ton hineinklingt. Große
und kleine dekadente Menschen hat er vor uns hingestellt,
die alle lieben müssen und doch nicht wahrhaft lieben
können, Menschen, die keinen Willen haben, die es mit
Wollust empfinden, daß sie sich ohne Verantwortungsgefühl
auf dem Strome des Genießens treiben lassen dürfen. Er
hat mehr die schlaffe Hingabe an den Augenblick als das
bewußte Aufbauen und Beharren betont. Ich möchte sagen,
daß aus diesem Grunde den Dramen Schnitzlers etwas
Novellistisches anhaftet und man oft einen Mangel an dra¬
matischer Triebkraft empfindet.
Dieses Urteil bleibt für mich auch mit bezug auf
Schnitzlers neueste Komödie „Professor Bernhardi“ bestehen.
Es ist ein durchaus männliches Stück, in das die Liebe gar
nicht und die Frau nur flüchtig hineinspielt. Eine einzige
weibliche Gestalt sehen wir auf der Bühne: die weltliche
Krankenschwester Ludmilla, der „gar nichts verboten ist“.
nur offenbar auch der geringste Ungehorsam gegen die Kirche
und deren Vertreter. Sie wird zum Anstoß für das auf¬
rollende Drama. Wenn sie dem leisesten Wink des Pfarrers
gehorcht und gegen den Willen ihres Vorgesetzten eine nichts¬