II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 924

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25. BrfesBehand

Neue Hamburger Zeitung
Auszehnitt aus:
Ausschnitt aus:
4- 5 7915
vom:
ILAP WIE
M . u. Ae de unstogen win.
Fuckel, Wien
— Professor Bernhardt. Die Münchener Jugend er¬
vom:
zählt: In einem mitteldeutschen Stadttheater gibt man
Professor lernhardi vor Scuilenchwill zusammen mit
einem Freund wir dies Stück ansehen, gehe in eine Vor¬
Schnitzler ist kühn
verkaufsstelle, um mir Eintrittskarten zu kaufen, und ver¬
und die Arbeiter-Zeitung beweist es:
lange: „Zwei Billette für Professor Bernhardi“. Der Mann
am Schalter sucht zu meinem Erstaunen erst fünf Minuten
Er kann nichts dafür, daß die Menschen und die Zustände so
in den Billetten herum. Endlich erhellt sich sein Gesicht und
sind. Und zu Lesonderem Ruhme mur ihm angerechnel werden,
er sagt liebenswürdig: „Bedaure, die Billette hat der Herr
daß er so nebenher, aber recht deutlien auch an Zustände führt.
Professor selbst schon abgeholt“
die für einen Schriftsteller sehr heikel sind. Er kann es sich erlauben,
an ihn traut sich niemand heran, er braucht auch nicht zu fürchten,
totgeschwiegen zu werden. Einem Anfänger möchte es übel bekommen,
wenn er so beißend über gewisse Wiener Zeitungen reden möchte,
wie es Schnitzler im -Bernhardie getan hat. Der Schmock Kulka vertrift
im Stück nur eine Zeitung, er verhöhnt aber in Wirklichkeit gleich
zwei Wiener Tagesblätter, Ich brauche sie nicht zu nennen, ich brauche
— bekomme.
bloß zwei Sätze zu zitieren, die Kulka zu Bernhardi sagt: -Mein Chef
würde sich eine besondere Ehre nachen, Ihnen die Spalten unseres
In einem mitteldeutschen Stadttheater gibt man „Professor Verr
Blattes zur Verfügung zu stellenle und: Es ist Ihnen gewiß nicht
uill zusammen mit einem Freund mir dies
unbekannt, daß unser Blatt.
harbi“ von
sich neuerdings genötigt sah, gegen
Stück ausehmnegehenn eine Vorderkaufstelle, um mir Eintrittskärten zu
gewisse überraschend fortschrittsfeindliche,
kaufen, und verlange: „Zwei Billette für „Professor Bernhardi“.“
geradezu reaktionäre
Maßnahmen des Ministers in energischer Weise Front zu machen,
Der Mann am Schalter sucht zu meinem Ersia nen erst syuf
wobei stets jene maßvolle Form gewahrt wurde, die uns seit jeher als
Minuten in den Billetten herum. Endlich erhellt sich sein Gesicht und
die Vorbedingung eines gedeihlichen Wirkens auch auf politischem Gebfet
erschienen ist.=
sagt liebenswürdig: „Bedaure, ie Billette hat der Herr Professor selbst
E. Pernerstorfer.
schon abgeholt.“
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Nun ja, da muß sogar ich. Besonders die Kühnheit

gegen das eine Blatt! Und besonders, wenn der Kämpfer die Ehre,
Ein Schmeichler.
die sich der Chefredakteur macht; ihm die Spalten seines Blattes zur
In der Ordination. Arzt (zur jungen Frau): „Ja, meine liebe
Verfügung zu stellen, öfter selbst sich zur Ehre macht. Er braucht
nicht zu fürchten, totgeschwiegen zu werden, er arbeitet gleich
selber mit. Und der Kritiker braucht die Blätter nicht zu nennen:
Aueschnitt aus:
der Kämpfer hat sit auch nicht genannt.
ikeriki, Wien.
84.00N 1913
vom:
Zu spät.
ArthurSchnitler: Püh, wenn iach hätt' das gewußt,
daß der Essad Paschaieben esoi bestechlich ist, hätt' jach
vielleicht hätt' er mir mein' „Pro¬
ihm Geld gegeben
fessor Bernhardi“ in Skutari vorlesen gelaßt!“
lusschnitt aus:
„Humoristische Blätter, Wien
J4M
om:
tt aus:
E Kikeriki, Wien
Wenn man begreifen will, warum unsere
A#Aan.
Monarchie stagniert, muß man nur ein wenig
unsere Literatur mustern.
Arme Adakalehsen:
Schnitzler hat sich
Der Dichte 1#h be¬
Man lese z. B. den in der „N. Fr. Presse“.
gestern nach der
geben, um die jüngsten österreichischen
erscheinenden Roman von „der Hannerl und ihren
Untertgnen mit seinem „Professor Bern¬
Liebhabern“ des Wiener Lieblingsautors Rudolf
harht“ bekannt zu machen.
Bartsch und man wird vieles verstehen.
Vor Allem „die Hannerl!“ — im deutschen
Reich sagt man korrekt das Hannerl, aber ein
bischen grammatikalische Schlamperei steht dem
Österreicher gut.
Auschmit aus: Wieiet Genaerine,
Und dann die Handlung: Ein läufiges Vor¬
vom:
2900N 19
stadtmädel, dem eine ganze Kette von Männern mit
Ein güter Gedanke.
heraushaugenden Zungen nachläuft.
Ein morastiger erotischer Quatsch, in welchem
Arthur Schnitzler: „Nächstens
allerlei Zivil und Militär versirkt, breiteste Aus¬
schreib ich auch ein Festspiel. Na¬
malung lüsterner Szenen, nicht ein männliches,
türlich auch eines, das der Dr. Eloesser
ergnickendes Wort. Notabene, das ganze in einem
eine Sache der Wahrheit und des Fort¬
Familienblatt abgedruckt!
schrittes nennen kann. So werde ich
wenigstens erst dann verboten, bis die
Das ist österreichisch — allerdings
zehnte Aufführung erreicht ist, was
Schnitzlers „Professor Bernhardi“ wird
immer noch zehnmal besser ist, als
verboten und somit sieht man doch, daß über
der Professor Bernhardi!“
unsere Literatur gewacht wird.