II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 938

erichterltatter meldet:

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Dezember.
konnte. Seine Schreie drangen weit in
meiner Meinung war und so tötete ich
„Doktor, Sie können sich nicht vor¬
auch diesen armen Säugling. Diesen
die Nachbarschaft. Jeder Mensch nahm
stellen, wie dankbar ich ihnen bin. Ich
gegenwärtig ein
reit über die
Anteil an seinem jurchtbaren Geschick.
zweiten Fall zählte ich übrigens gar nicht
selbst habe unsägliche Qualen erduldet,
ein Sterbender,
mit, da es sehr zweifelhaft war, ob das
wenn ich ihn so grausame Schmerzen
Eines Tages fragte er mich: „Doktor,
abung
Kind überhaupt leben konnte
leiden sah. Und ich wußte doch, daß es
würden Sie einen Hund so wie mich lei¬
den=To#thabe.
keine Hilfe gibt und keine Hoffnung. Auch
ergreift in einer
den lassen?“ Ich mußte diese Frage ver¬
Monatelanger Todeskampf
dieser Patient starb mit Freuden¬
tung
ein Arzt
neinen. „Warum dann“ fragte er weiter,
der¬
tränen in den Augen.
Mehrere Jahre später als Landarzt
„lassen Sie mich so leiden?“ Ich ent¬
feste
Die zwei letzten Fälle spielten sich fast
hatte ich einen Patienten, einen Bauern,
gegnete, „ich tue doch mein Bestes, um
in gleicher Weise ab. Auch bei ihnen
der an einer unheilbaren schweren Krank¬
Ihnen zu helfen.“ Er begann zu flehen.
rde
und
handelte es sich um die gleiche unheilbare
heit litt. Eine Operation wurde vor¬
„Aber was nutzt denn das alles, können
Krankheit. Jedesmal, bevor ich mich ent¬
Umstände die
genommen, aber der Chirurg bestätigte
Sie mir nicht ein Schlafmittel geben, da¬
schloß, die Leiden eines Menschen abzu¬
benn nötig, be¬
mir, daß alles, was wir Aerzte tun konn¬
mit es für immer vorbei ist?“ Seine
kürzen, habe ich mir über meine Hand¬
cht zu verant¬
Bitten wurden immer dringlicher. „Gut“.
lungsweise Rechenschaft abgelegt. Wenn
fertigung,
rief ich schließlich, „geben Sie mir eine
ich heute an sie zurückdenke, weiß ich, daß
für das was
schriftliche Bescheinigung, daß Sie den
ich das Richtige tat. Wenn jemand einen
nschlichkeit kein
Tod wünschen und lassen Sie sie von
Hund besitzt, und das Tier leidet so schwer,
wissen hat mich
allen Ihren Familienmitgliedern mit¬
wie diese meine Patienten, so würde er
pch deutlich die
unterschreiben.“ Als am Abend wie¬
der Tierquälerei bezichtigt werden,
enschen in Er¬
derkam, erfüllte ich ihm seinen Wunsch.
wenn er den Hund nicht tötete. Um wie¬
Er starb mit einem glücklichen Lächeln,
viel mehr machen wir uns der Unmensch¬
indem er meine Hand drückte.“

lichkeit schuldig, wenn wir es mitansehen,
Säugling
daß sich ein Mensch monatelang im Todes¬
Mit Freudentränen den Tod
ete sich, als ich
kampf windet!“
schickte mich zu
erwartet
Soweit die Erklärungen des Arztes.
Das Kind war
„Die gleiche unheilbare schwere Krank¬
2
Sie haben in der englischen Oeffentlich¬
heit hatte auch ein anderer Patient von
keit begreiflicherweise einen starken
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mit allen An¬
mir, aber bei ihm war eine Opera¬
Widerhall gefunden und auch leiden¬
erer Geistes¬
tion vollkommen aussichtslos. Er konnte
schaftliche Stimmen des Wider¬
burtshelfer des
nicht mehr essen, nicht mehr trinken, nicht
spruches ausgelöst. Man zitiert auch
zeigte ihm das
mehr sprechen. Sein langer Todeskampf
viel das in England sehr bekannte
war schwerer, als es die Qualen von
Bühnenwerk „Professor Bern¬
geistiger Um¬
Verdammten in der Hölle sein
hardi“ von Artur Schnitzler, das
ich, „als eine
müssen. Ich gab ihm große Mengen
sich mit dem gleichen Problem beschäftigt.
tern und unter
Morphium. Aber seine Schmerzen
Denn so tief und ehrlich auch der Wille
Anrnen Brofesser
Gefahr. Ich
wurden kaum geringer. Eines Tages trat
des Arztes gewesen sein mag, den un¬
Bernhafdt sick mit dem Problem
im Leben lassen
ich vor ihn hin und erklärte mit ernster
glücklichen Patienten ein qualvolles Da¬
der Euthanasie beschäftigt
überlegte einige
Stimme: „Ich könnte ihnen von diesem
sein zu ersparen, so schwer ist die Last
iderte er: „Ja¬
Mittel so viel geben, daß alles zu Ende
der Verantwortung, die er mit
ten, nur aufschiebende Wirkung haben
wäre.“
Sie es. Und
seinem Tun auf sich geladen hat. Denn
würde. Zwölf Monate später erreichte die
Ich fühlte, daß
Sein Gesicht hellte sich auf. Mit Hilfe
letzten Endes wird es eine wahrhaft reli¬
Krankheit ihren Höhepunkt. Der Todes¬
etan hatte.
der „Zeichensprache gab er mir zu er¬
giöse Natur als vermessen empfinden,
kampf nahte, aber er währte Monate.
lebte ich einen
kennen, daß dies sein heißester Wunsch
wenn sich ein Mensch in dieser Weise die
Kind war ohne
Der Patient litt unbeschreib¬
wäre. Ohne Zögern schrieb er mir die
Entscheidung über Tod und Leben an¬
den. Der Tod
liche Qualen. Ich tat alles um ihm
verlangte Bescheinigung und seiner Frau
maßt. Höher noch als die Sehnsucht nach
der besprach ich
Erleichterung zu schaffen. Schließlich aber
liefen die Freudentränen über die Wan¬
dem Tod steht das erste und ursprüng¬
lfer, der ganz
gab es kein Mittel mehr, das ihm helfen
gen, als sie darauf ihre Unterschrift setzte.
lichste Gebot: die Pflicht zu leben.
Oeeh - (Feuhuuhat
Kautun
„Professor Bernardi“. In der Komödie
KolLo#stn
„Professor Bernardi“ von Arthur Schnitzler, der
# M. Redn
kürzlich die Zensur die Aufführung versagt hat, läßt!
der Verfasser einen Bezirksarzt aus Oberhollabrunn
namens Dr. Feuermann auftreten. Oberhollabrunn,
dessen ärztliche Verhältnisse Herrn Schnitzler offenbar
gänzlich unbekannt sind kommt dabei recht schlecht
weg. Glücklicherweise ist das Machwerk Schnitzlers
nicht von der Art, daß es Oberhollabrunn dauernd
vor der Oeffentlichkeit kompromittieren wird.