II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 19

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24. Das „ite Land
guten Traube gelüstet,
##auch Baden fahren und dort beim Weinhauer kaufen.
zen Di-j und ihrer ausgezeichneten Berufstätig.....
Freiherrn von Gautsch betrifft, so trifft nicht einmal Das wird viel billiger sein. Das Eisenkartell wird den
die sie im Schweiße ihres Angesichts
der Vordersatz zu, denn er war schon zweimal Minister= ganzen Graben mieten und dort Lokomotiven, Schienen
Automobilen spazieren fahrenden Direk¬
präsident und hätte ebenso oft Gelegenheit gehabt, seinen neben Strick= und Nähnadeln und Schusternägeln feil¬
onäre verdienen, eine Erhöhung ihrer
wir dieses näher. Wien ist im „weiten Land“ teils auf
für gesorgt, daß das Künstliche wenigstens äußerlich
obenauf bleibt und in irgend einer Form immer wieder der Sommerfrische, im nahen Baden, teils im Tiroler
Feuilleton.
hergestellt wird. Sein innerstes Gelüste loszulassen, ist Hochgebirge. Dort blickt der Stefansturm, hier der
„Aignerturm", eine gefährliche Dolomitenspitze, in die
nur der Totgeweihten letztes Recht.
Schon aus den Beispielen, die in der oben Szene herein. Von dort fahren die Herren täglich nach
Burgtheater.
zitierten Stelle für die chaotischen Möglichkeiten im Wien vom Hotel am „Wölser Weiher“ machen sie mit
Land.“ Tragikomödie in fünf Akten von
Zum erstenmale aufgeführt weiten Land der Seele angeführt werden, erkennen wir den Damen waghalsige Bergtouren. An beiden Orten
ipler.
mstag den 14. Oktober 1911.
daß uns Liebeskonflikte beschäftigen sollen. Sie tun es mondainstes Milien: Automobilfahrten, Tennismatches
reichlich, überreichlich! Wie? Das kritisiert der Dichter usw., vor allem aber zügellose Verliebtheit mit allen
as „weite Land“? Das weite Land
ers ist die weite Moral des modernen selbst mit den Worten eines Arztes und grundehrlichen möglich Folgen: Selbstmord, Ehebruch, Tod im Duell,
aus alten Jugendträumen und Beloh= Mannes, dem es natürlich übel ergeht in dieser Welt Mädchenverführung. Ein besonderer Charakterkopf in
n erwachten Lebendigen unserer Zeit. der weiten Gewissen: „Nicht das geringste hätt' ich ein dieser Gesellschaft ist der schon genannte Hoteldirektor
Gesellschaft, mit der uns der Dichter zuwenden gegen eine Welt, in der die Liebe wirklich von Aigner. Er hat jeden Tag eine andere vornehme
der weltgewandte Hoteldirektor Doktor nichts anderes wäre, als ein köstliches Spiel. Aber Geliebte, alle jungen Kellner und Liftboys, sowie
ßt sich darüber zu einem Gaste wie folgt dann — dann ehrlich, bitte! Ehrlich bis zur Orgie. Bauernkinder im weitesien Umkreis, sehen ihm verdäch¬
Das ließe ich gelten. Aber dieses Ineinander von Zu=tig ähnlich. Seinen ehelichen Sohn aber, den zwanzig¬
Sollt es Ihnen noch nicht aufgefallen
rückhaltung und Frechheit, von feiger Eifersucht und er-jährigen Marinefähnrich Otto, kennt er nicht. Er ist
komplizierte Subjekte wir Menschen im
logenem Gleichmut, von rasender Leidenschaft und nämlich so zart besaitet, daß er seine edle, von ihm un¬
So vieles hat zugleich Raum in uns!
leerer Lust, wie ich es hier sehe, das finde ich trübselig endlich geliebte Gattin einfach verlassen hat, nachdem er
Treue und Treulosigkeit, Anbetung
es zuwege gebracht, sie mit einer anderen zu betrügen.
und — grauenhaft. Der Freiheit, die sich hier brüstet,
d Verlangen nach einer anderen oder
der fehlt es am Glauben an sich selbst. Darum gelingt Gerade daß er sie so sehr liebte und trotzdem fähig
Wir versuchen wohl Ordnung in uns
war, sie zu betrügen, das machte ihn irre an sich und
ihr die heitere Miene nicht, die sie so gern annehmen
ut es geht; aber diese Ordnung ist doch
der ganzen Welt. Nun gab es für ihn überhaupt keine
möchte; darum grinst sie, wo sie lachen will.“ Sehr
stliches. Das Natürliche ist das Chaos
wahre Worte, und Schuld daran trägt nicht etwa nur Sicherheit mehr auf Erden, keine Möglichkeit des Ver¬
Hofreiter, die Seele ist ein weites Land,
das engherzige Moralgesetz oder die Strafbestimmungen trauens. Nicht daß es geschehen, nein, daß es über¬
fes einmal ausdrückte. Es kann übrigens
haupt möglich gewesen war, das hat ihn von seiner
der staatlichen Ordnung, sondern weit mehr der erbliche
direktor gewesen sein." Ein anderer,
Gattin fortgetrieben, nachdem er ihr seinen Fehltritt
Druck Jahrtausende alter äußerlicher Sittenübung,
krner Dichter hat auch schon gesagt: „eng
gegen den sich alle Fragezeichen revolutionärer Kritik selbst eingestanden. Das war er ihr schuldig, meint er,
das Gehirn ist weit; leicht bei einander
gerade weil er sie anbetete. Er wäre sich recht feig vor¬
machtlos erweisen.
danken, doch hart im Raume stoßen sich
Nachdem wir des Dichters eigenes Urteil — so gekommen wenn er ihr's verschwiegen hätte; denn so
äten sie das letztere nicht, so träte das
ner in uns ist, schrecklich in Erscheinung, dürfen wir es wohl auslegen — über das von ihm ge= leicht dürfe man sich die Dinge doch eigentlich nicht
ch die enge Welt der Moralbegriffe da¬ schilderte erotische Getriebe kennen gelernt, betrachten machen. Er vergißt dabei, daß er sich durch diese gro߬
(Szu