II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 26

24. Das
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We
eLand
. Ethhome geklagen; es ist nachgewiesen, daß j wahrt, deren Stimmungschalatter ihm für den Abschluß des

Werkes, das über alles hinausragte, was bis dahin gehört worden
Beethoven schon 1793 dies Gedicht im großen Stile komponieren
war, besonders geeignet erschien. Er läßt die Kreaturen jauchzen
wollte; aus dem Jahre 1812 finden sich Notierungen zu „Freude,
um Küsse und um Reben, er tritt mit dem Cherub vor Gott, er
schöner Götterfunken“, die zwar zu einer Ouvertüre dienen soll¬
malt die vom Helden durchlaufene Bahn. An der Ausführurg
ten, also mit der „Neunten“ noch nichts zu schaffen haben, aber
dieser musikalischen Bilder sind Chor und Solisten in gleichem
doch unzweifelhaft den ganzen Gedankenkreis vorbereiten halfen,
Maße und oft in alternierender Weise beteiligt. Gehen schon in
der dann zur Zeit ihrer eigentlichen Ausarbeitung lebhaft ins Be¬
den Refrains dieser Szene, bei den vom Chor immer wieder ein¬
wußtsein trat. (Frimmel, „Beethoven“.) Auch dafür, daß Beetho¬
setzenden Freudenrufen, die Wogen der Begeisterung hoch, so stei¬
ven, der seit seiner völligen Ertaubung soFreudenarme, gerade diesen
gert sich in dem eigentlichen Schluß des Satzes bei den Worten
Schillerschen Hymnus zu komponieren wünschte, finden sich man¬
„Freude, Tochter aus Elysium!“ der Enthusiasmus zum völligen
cherlei Erklärungen. Vielleicht war ein Grund hierfür der, daß
Freudentaumel, dessen wegreißender Wirkung niemand zu wider¬
Beethoven wenigstens in seiner Vorstellung einmal jene reine
stehen vermag.
Freude begrüßen wollte, die er seit Ausbildung seines Gebrechens
Beethovens „Neunte“ ist in Stettin in etwa anderthalb
von der Wirklichkeit vergebens erhoffte. Der soeben zitierte Frim¬
Jahrzehnten nicht aufgeführt worden; der bevorstehenden Wieder¬
mel findet in jenen Plänen auch einen psychologischen Zusammen¬
gabe darf man mit besonderer Spannung entgegensehen, da aus
hang mit dem bekannten „Heiligenstädter Testament" Beethovens
Elichan 0.
Mecbereitungen für diese
Anl.
aus dem Jahre 180° in dem der Meister die Vorsehung anruft
worden
Auf
um einen „reinen Ta, der Freude“. Kretzschmar sagt sehr treffend,
einschor
sind
daß Beethoven keinesfalls die Schillersche Ode ins Finale der
m eine
sehr
Ostsee-Zeilung, Stetti.
„Neunten“ gebracht haben würde, wenn zwischen ihr und den drei
Mu
ersten Sinfoniesätzen keine geistigen Beziehungen bestanden hätten,
3
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und solche sieht er sogleich in der Idee des 1. Satzes (Allegro non
sind
qua
15 10. 1911
troppo un poco maestro. D=Moll, Zweiviertel=Takt) vorliegen, den
fräulein
der
er als die Schilderung eines Zustandes auffaßt, dem die Freude
nd dem
Ob
fehlt. Den sehr ausführlichen und interessanten Begründungen
gewon¬
Leix
und Beleuchtungen Kretzschmars im einzelnen hier zu folgen, ver¬
irkes zu
nen,
bietet die Rücksicht auf den verfügbaren Raum; nur auf deren
C. P.
stell.
Hauptpunkte stützen sich die folgenden Zeilen; im übrigen sei aber
auf diese Einführung in die „Neunte“, die auch wohl als Sonder¬
druck erschienen sein dürfte, nachdrücklichst hingewiesen, zumal die
Notenbeispiele das Verständnis des schwierigen Werkes wesentlich
Arthur Schnitzlers Tragikomödie
erleichtern helfen. Der 2. Satz, in der Hauptsache ein im lauten
Tumult dahinjagendes Scherzo (Molto vivace, Dreiviertel=Takt)
„Das weite Land“.
nähert sich der Freude schon mehr. Das Adagio, durchweg in ent¬
(Uraufführung im Burgtheater am 14. Oktober.)
zückenden Wohlklang getaucht, strebt einer höheren Art der Freude
zu. Den Himmelsklängen dieses Satzes folgen im unmittelbaren
Von Ludwig Hirschfeld.
Anschluß wilde Fanfaren, die in die chaotische Stimmung des
Wien, 14. Oktober 1911.
1. Satzes zurückführen; Celli und Bässe scheinen in den berühmten
In Wien und Berlin, in München, in Prag und in noch
Rezitativen Warnungsrufe auszusprechen; Themen aus allen deei
einigen deutschen Städten wird heute das neue Werk Arthur
vorhergegangenen Sätzen erscheinen in den verschiedenen Instru¬
Schnitzlers gleichzeitig gespielt. Man kann sagen, daß das ganze
mentengruppen, werden aber sämtlich von den Bässen verworfen.
literarische und intellektuelle deutsche Publikum an diesem Abend
Da taucht in den Oboen etwas ganz Neues auf, es ist jenes den
erwartungsvoll gestimmt ist. Man bringt der Entwicklung unse¬
ganzen letzten Satz beherrschende, volkstümliche Thema, mit dem
res ernstesten und besten Dichters überall ein starkes Interesse
auch später der Chor seinen Hymnus intoniert. Die Bässe und
entgegen, so wunderlich diese Entwicklung manchesmal auch sein
Celli geben ihre Zustimmung zu diesem Thema dadurch zu er¬
mag. Ich weiß nicht, ob diese Tragikomödie „Das weite Land“
kennen, daß sie es sofort selbst ergreifen und zu einer breiten Me¬
Eher
eine Entwicklung des Dramatikers Schnitzler bedeutet.
lodie ausführen. Ein abermals drohendes Zurückfallen in die
scheint mir dieses Werk zurückzuführen zu früheren Dichtungen;
##tangsstimmung des Satzes bannt der Solobassist mit den von
zum „Zwischenspiel“ und zum „Einsamen Weg“, dessen tiefgrün¬
dig nachdenkliche, kompliziert verinnerlichte Art sich hier wieder
findet. Wieder dieselbe resignierte geistige Grundstimmung, die¬
selben wunderlichen Menschen, für das Aergste und Erschütterndste,
der Tod und die Liebe bloß Anlässe zur Grübelei sind.
Der Herr von Sala, der Held des „Einsamen Weas“ und