II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 81

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24. uun seite Lang
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, Palls, kom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
die Tragi=Komödie zu schaffen, zu der ihm die Erotik in reifender weiß, daß sein Freund sterben mußt
burg, Toronto.
Erkenntnis und schwindender Jugend geworden war.
Uuellenengabe ohne Gewähr.)
trotzdem sie ihm gut war, ist sie ihm
Die „Komödie“ schwebt freilich ein wenig über diesem
ist ihm unheimlich, daß ihre Tugen
Ausschnitt, Aus:
Stück; sie liegt mehr in der Betrachtung und in den Beleuchtungs¬
nur unter Gänsefüßchen denken kann
„absichten des Dichters, als in der Führung der Handlung und in
% 19 Der Morgen Wien
kein Recht hatte, ein Schemen als
den Schicksalen der Personen. Eine Tragikomödie entsteht gewöhnlich
vom:
einen anderen Menschen in den Tod
dadurch, daß der Dichter die Karikatur, die dem Helden für den
unheimlich, und so verrückt das kling
erbarmungslosen Beobachter ins Gesicht geschrieben ist, mitzeichnet.
Der neue Schuitzler im Burgtheater.
er selbst die innere Freiheit, das
Und dadurch, daß der Dichter zeigt, wie das Leben auf die Kon¬
„Das weste Land“ Tragikomödie in fünf Akten. Erste Aufführung am Wiener
der Treue und Tugend der Gattin,
tinuität einer tragischen Entwicklung keine Rücksicht nimmt, sondern
Burgtheater am 14., Oktober 1911.
schon wieder braucht, weil er nach der
seine Banalitäten, seine kleinen Bosheiten gegen das Helden¬
Es ist wieder ein Stück, dessen Titel unter Anführungs¬
etwas modernisierten Hilda Wingel,
k#ßige rücksichtslos dazwischenwirft. Hier aber entsteht die Tragi¬
Uzeiche steht. Nicht das erste dieses Dichters. Diese ungeschriebenen
Hotel treffen sich die beiden, denn Ho
komödie im wesentlichen daraus, daß der Dichter auf die
und sdoch so deutlichen Anführungszeichen spuken schon um sein
Gebirgstour verordnet, und Erna flieh
Tragödie des Lebens von einer Warte herabsieht, von deren
äst# Schauspiel „Das Märchen“, man fühlt sie um die Titel
er zurückkommt, macht er in Baden,
Höhe aus gesehen die tragische Gebärde etwas Putziges, etwas
„Abelei", „Freiwild“, „Lebendige Stunden“, „Zwischenspiel“,
geht, Erna eine nächtliche Fensterpron
marionettenhaft Drolliges erhält, aus der ein Kampf auf Tod

*Ruf des Lebens“. In diesem Drama werden sie am
heit bemerkt er, wie ein Fähn
und Leben kaum mehr von einem Maulschellenduell der Poli¬
leiendigsten, ringen am kräftigsten nach dramatischer Schlagkraft.
seinem Hause verkehrte, just aus
chinelles zu unterscheiden ist. Ganz drüber hinaus wäre er, wenn
und aus dem letzten Akt des Schauspiels vom Ruf des Lebens,
seiner Frau steigt. Frau Genia h#
er dieses Leben, auf dem er emporgestiegen ist unter dem Messer
in dem mir der Dichter, nach dem „Schleier der Beatrice“, am
Ihr eigener Gatte hat ihr ja d
halten könnte, wie der Anatom die Leiche. Aber sein Herz schlägt
höchsten über dem Getriebe dieser Welt zu stehen scheint, auf so
dankens verständlich gemacht, daß sich
noch mit denen, die da drunten kämpfen und bluten und er fühlt
hohem Felsengrat, daß fast schon das Schicksal wie eine Wolke
„Tugend“ willen zum Leichnam mache
sich noch gar nicht sicher, daß es sich ihm nicht noch einmal aus
unter seinen Füßen spielt, aus diesem Akt müdester und zugleich
kehrt nun Hofreiter wirklich in sein H
der Brust stiehlt, daß er es nicht plötzlich in den lieblosen, kalten
stolzester Befreiung scheint mir Schnitzlers einsamer Weg fast
heißen Liebesszeue mit Erna provozier
Händen seiner eigenen Gestalten wieder erblickt und zusehen muß,
geradeaus in dieses „Weite Land“ zu führen. Vom Schauspiel,
vor die Pistole zu bekommen. Und we
wie es fern von ihm da drunten zu bluten beginnt. Denn es ist
wohlgemerkt, in die Tragikomödie, Darin liegt der Fortschritt.
zum Totlachen ist, nimmt er sich den
die eigene Tragikomödie, die er dichtet. Und sie ist ihm keineswegs
Von jenem Felsengrat gab's kein Aufwärts mehr. Von der Er¬
liebten, der alles weiß, mit dem er ei
lustiger geworden, seit sie den Komödienbeigeschmack erhalten hat...
kenntnis, wie dieses Leben sich selber verschlingt und wieder
erhobenen Fäusten zusan mengeprallt w
Der Wiener Fabrikant Friedrich Hofreiter, der in Baden
bloß dadurch, daß es weiler dauert, Schmach und u mit
der schlägt ein, denn er ist ein Philoson
eine Villa besitzt, hat seine Frau unter anderem mit der Gattin
Rosen umkränzt, wie Sonnenaufgang und Sonnen##gang
Gatten: „Was ist dir denn eingefalle
seines Bankiers betrogen. Die Frau lennt die Geschichte und weiß,
stärker sind, als alle angestaunten Menschlichkeiten; wie katur
noch das Geringste läge . .. wein es
daß sie gerade vorüber ist. Und ein junger Klavierspieler, der im
mit ein paar grünen Blättern und ein paar bunten Biumen alle
sucht, Liebe .. .“ — und Hofrater an
Hause verkehrte, hat sich just erschossen, weil sich Frau Hofreiter
insere kategorischen Imperative der Moral übertölpelt und das
dem verspür' ich allerdings verdammt
ihm versagt hatte. An sie hat er seinen einzigen Abschiedsbrief
Spiel unferer Nerven, das sich hochmütig in eine Weltenharmonie
nicht der Hopf sein . . .“ Und em ande
gerichtet und ihr gestanden, daß er ein Ende machte, weil sie ihren
hineinlügen möchte, brutal an ihr Gesetz des Keimens und Ver¬
Fähnrich Otto Aigner, den Sohn ein
Gatten nicht verlassen wollte. Da Hofreiter die Gattin mit Fragen
gehens bindet — von dort aus gab es kein Höher mehr. Da
Freude seiner Mutter, die er selbst ##
quält, zeigt sie ihm diesen Brief. „Hättest du ihn erhört, wenn
wendete sich der Dichter zurück, um das eroberte Gebiet zu über¬
Denn in dem Augenblick, in dem er ih
du gewußt hättest, daß er sich sonst tötet?“ fragt Hofreiter. „Ich
schauen und das soziale Leben, das ja um ihn her während seiner
übersteht „mit seinem frechen ungen Bl#
hätt' nicht können, weiß Gott warum . . .. ich hätt' nicht können“
ganzen Entwicklung so ziemlich das gleiche geblieben war, mit den
der andere oder er. Bewurdernd sieh
antwortet Frau Genia. Etwas Sonderbares geht in Hofreiter
„Wo du immer hingehen villst, ich
Ergebnissen dieser Entwicklung zu revidieren. Das zwang ihn, vor. Er hat neben seiner Frau gelebt, kaum mit ihr, aber seit er dankend ab. Er hat sich in diesem Aug