II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 115

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24. DasiteLand
eton.
täuschen, mit denen der kluge Dichter sie besten Vorstellungen gegeben. Unter den
ausgestattet hat; das ist alles nur Garderobe,
Schauspielern muß obenan Herr Korff ge¬
nicht etwa Fleisch und Blut. Darum treten
nannt werden, den wir als Darsteller mo¬
auch die Episoden, für die der Dichter Mo¬
derner Saloncharaktere schon oft zu rühmen
delle benutzt hat (außer dem Christomanos
wußten, der aber in dieser Schnitzterischen
auch den Portier vom Semmering), um so
Rolle weit mehr geleistet hat, als man ihm
viel lebensvoller hervor. Indem er diese
zugetraut hätte; so daß es den Anschein hat,
Modelle zum Greifen deutlich hinstellt, will
als ob von dieser Seite ein vollgiltiger Ersatz
er uns suggerieren, als ob auch seine Helden
für Kainz im Burgtheater selber im Ausreifen
aus dem Leben gegriffen wären; aber ge¬
wäre. An dem einzigen, was man an seinem
rade durch sie fühlt man den Unterschied nur
Hofreiter noch vermissen möchte, ist freilich
um so deutlicher heraus.
der Dichter sein Mitschuldiger, der den Helden
Noch ein Wort über das Lokal des
mit so wenig sympathischen Zügen ausge¬
dritten Aktes. Es hat mich an einen Aussatz
stattet und diese Züge noch in besonderen
erinnert, in dem Wilde in seiner paradoxen
Anweisungen für den Darsteller unterstrichen
Art den Nachweis zu führen sucht, daß es
hat, daß eigentlich niemand begreift, was
nicht wahr sei, was man gewöhnlich sage:
diesen Mann den Frauen so gefährlich macht.
daß die Dichtung dem Leben nachfolge, es
Herr Korff spielt nicht bloß einen innerlich,
folge im Gegenteil immer das Leben der
sondern auch einen äußerlich unangenehmen
Dichtung nach. Hier ist es einmal wirklich
Menschen, an dem eigentlich nichts gefallen
so ergangen. Das Hotel am Völser Weiher,
kann als die Eleganz und die Tournure.
das im vorigen Jahre, wo Schnitzler seine
Auch Fräulein Marberg hat als Genia be¬
Tragikomödie vollendet hat, noch nicht ein¬
wiesen, welch wertvolles Mitglied das Burg¬
mal in der Absicht bestanden hat, ist in aller¬
theater an ihr gewonnen hat, in dessen En¬
dings kleineren Dimensionen während dieses
semble sie sich schon mit dieser zweiten Rolle
Sommers schon unter Dach und Fach ge¬
ganz sicher eingespielt hat. Sehr vornehm,
bracht; und die Bahn von Atzwang, von
wie eine, die überwunden hat, und darum das
der die Rede ist, soll als Schwebebahn zwar
Leiden der anderen, die noch nicht über¬
nicht über Völs, aber über Sankt Konstan¬
wunden haben, nachzufühlen versteht, hat
tin zum Weiher hinauf führen. Einen Aigner¬
Frau Bleibtreu die Schauspielerin Aigner
turm und eine Hofbrandhütte wird man zwar
gespielt, während Herr Devrient, der für sein
am Völser Weiher vergebens suchen und die
rasches Einspringen unseren Dank verdient,
„Alpenrose“ die zwischen Kastelruth und
in der schnell übernommenen Rolle des
Seis eine so herrlich gelegene Jausenstation
Doktor Aigner die sich hier notwendig ein¬
bildete, ist leider eingegangen; daß aber der
stellende Erinnerung an Hartmann nicht
schneidige norddeutsche Gast, der über das
ganz zu verbannen verstand. Als Bankier
lange Ausbleiben seiner Wäsche klagt, nicht
und scheinbar unwissender Gatte der unge¬
so ganz unrecht hat, kann ich aus meiner
treuen Frau gab Herr Heine eine seiner
Erfahrung bestätigen. Vielleicht könnte das
besten Episoden; in der nicht geringen Kunst,
Leben der Dichtung auch darin nachkommen,
aus ein paar Worten einen ganzen Charakter
daß man von dem phantastischen Gedanken
mit nachlässiger Sicherheit auf die Beine zu
des weitgereisten Gustav Wahl Gebrauch
stellen, darf er sich mit Mitterwurzer ver¬
machte und die elektrische Beheizung des
gleichen. Als Doktor Mauer war Herr
Weihers zu Badezwecken versuchte. Das
Paulsen recht an seinem Ort, wie immer, mo
Burgtheater hat übrigens im Hintergrund
ein treuherziger Ton verlangt wird und ge¬
sowohl die Schlerngegend als auch das
nügt, und wo er mit den Extremitäten machen
Badener Helenental herrlich vergegenwärtigt.
kann, was er will; der sehr begabte Herr
Schon in dem letzten Stück von Wilbrandt,
Höbling aber, der neulich als Sigfrid be¬
wo die durch den Eichenwald dringende
wiesen hat, wie unrecht die haben, die ihm
Sonne durch gemaltes Licht prächtig zur
das Talent absprechen, ist für ein Gigerl
Wirkung kam, haben wir die erfreuliche
wie den Paul Kreindl doch nicht leicht und
Gewißheit erhalten, daß die Veränderungen,
leer genug, daher hat er denn auch mit
die in der letzten Zeit in dem Dekorations¬
seiner mißglückten Überraschung in den Dolo¬
wesen dieser Bühne vorgegangen sind, jeden¬
miten jede komische Wirkung verfehlt. Als
falls keinen künstlerischen Nachteil be¬
Erna setzte Fräulein Hofteufel ihre ganze
deuten.
Kraft ein und im ganzen auch nicht ohne
Von dem großen Erfolg der Tragikomödie
Erfolg; aber von dem Dämonischen einer
darf sich das Burgtheater keinen geringen
willensstarken Natur gab sie doch nur eine
Teil auf die eigene Rechnung setzen; denn
leise Andeutung und vielleicht wäre Frau
es hat unter Thimigs Leitung eine seiner
Orloff hier besser am Platze gewesen. Um
ncht den ganzen Zeitel abgnschreiben, sagen
wir noch, daß Herr Valaithy ein sehr ver¬
kanenerweckender Bergführer war und das
den Thinig den Porter vom Senmering
we es heiht, getren nach dem Origtnal,
ensach und schlicht gespielt hat. Also hofen
wir auch, daß das Burgtheater von dem
nenen Schulßter wie vom Medarbns uicht
voh die ehre, fonden auch den Gewimn
haben möge.