II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 135

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24. Das weiteLand
dieser beiden Kurdinale schlofsen
! Italiens, deren es bekanntlich 273] zösischer Auffassung das Protektorat durchaus noch nicht# sind im allgemeinen der schneliste Weg, um eine Maierie
weis ihrer Unschuld: Korsakoffs letzten Brief. Er hat sich
1 Wort von der Seele, das den Titel des Stückes hergibt.
umgebracht, weil er abgewiesen wurde. Dey Beweis ihrer
Der Dr. v. Aigner hat auch einmal eine Frau gehabt,
Feuilleton.
Unschuld. Wenn Hofreiter fähig wäre, in diesem Augen¬
AG
hat sie über alles geliebt und sie dennoch betrogen. Er hat
blick Beweise zu verstehen: auch der Beweis für Genias
als erster die kühnsten Bergbesteigungen unternommen,
Burgtheater.
Liebe zu ihm.
hat die Herrlichkeit der Dolomiten für die Welt erschlossen,
Aber Hofreiter ist nicht fähig, etwas anderes zu ver¬
d.“ Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
hat hier herum prächtige Hotels gebaut, und „in diesen
stehen, als daß Korsakoff um eines Tugendbegriffes willen
Tälern, diesen Bergen“ mit brünstigem Lebensunband
Von Felix Salten.
sterben mußte; daß Korsakoff so „leicht“ zu retten gewesen
gehaust wie Don Juan in Spanien. Jetzt ist er stiller,
her das Ende seiner Jugend erlebt.
wäre, und nun in der Erde modert. Er blickt fassungslos
resignierter als der Friedrich Hofreiter, ist philosophischer
wir alle einmal das Ende unserer
auf Genia. Ihm, der nur lebt, um alle seine Wünsche zu
als dieser, der es in seiner gejagten Unruhe ju doch nur
die meisten es gar nicht recht beachten,
erfüllen, ihm, dem jeder Augenblick des Glückes, auch des
zu bitteren und manchmal auf zwei Seiten tragbaren
bemerken. Der Mann aber, der diese
flüchtigsten und niedrigsten Glückes jedesmal über alle
Aphorismen bringt. Und er sagt zu dem erregken, zer¬
seinem Schicksai ausfüllt, bemerkt es
Gebote der Treue, des Gewissens, über alle Gesetze der
rissenen Hofreiter: die Seele ist ein weites Land
äumt sich dagegen auf. Viele Menschen
Pflicht geht, ihm wird diese Frau, die so stark in ihrem
Hofreiter wird durch alle Bezirke dieses weiten Landes
inmal den Anfang ihrer Jugend er¬
inneren Pflichtgefühl eine Liebeswonne auch dann ver¬
gehetzt. Seine Frau ist von dem jungen Virtnosen Kor¬
jedoch hat genossen das irdische Glück,
weigert, wenn es um Leben und Tod geht, fern und
sakoff angeschwärmt worden. Hofreiter hat diesen Flirt mit
denbecher des Daseins in vollen Zügen
fremd. Der Abstand zwischen seiner Schuld und ihrer Un¬
aller Zwiespältigkeit seiner Natur angeschaut. Zur offenen
der Wonne noch immer nicht gesättigt,
schuld wird ihm zu groß, zu beängstigend weit. Jetzt will
Eifersucht fühlt er sich der lange vernachlässigten Frau
stig. Jetzt bäumt er sich auf, weil der
er fort von ihr, für eine Weile wenigstens, will weg aus
gegenüber nicht berechtigt, redet sich auch ein, wirkliche
ihm seinen frostigen Atem in das
ihrer Nähe, die ihm bedrückend und unheimlich ist. Ein junges
Eifersucht nicht zu empfinden, sagt sichs vor, daß ein Jehl¬
ndheiße Antlitz haucht. Jetzt schlägt er
tritt seiner Frau ihn von der Last, der Alleinschuldige im Mädchen, das in seinem Kreise aufgewachsen ist, dem er mit
boshaft und verbittert um sich, weil die
Hause zu sein, befreien würde, und wendet sich ab, damit seinem breunenden Erobererprestige schon längst durch alle
einfordert. Schlägt um sich und erliegt.
Pubertätsträume geleuchtet hat, winkt ihn zu sich heran.
hinter seinem Rücken geschehen könne, was da wolle. Allein
t des Stückes: eine Tragikomödie.
Irgendwohin, in die Dolomiten, wohin sie jetzt mit ihrer
es ist gar nichts geschehen. Frau Genia hat den jungen
Hofreitert fabriziert elektrische Glüh¬
Mutter reist, soll er ihr folgen. Dort will sie ihn treffen.
Liebhaber abgewiesen. Aus Treue gegen sich selbst, aus
rfindungen, spinnt die Fäden seiner
Und er folgt ihr. Frau Genia verliert ihren Mann gerade
Liebe zu ihrem Manne, von dessen Abenteuern sie weiß,
und großzügigen Unternehmungen ins
in dem Moment, in dem sie ihn für immer zu gewinnen
an dem sie aber immer noch wie bezaubert hängt. Und
en Ozean. Er ist ein Meister auf allen
hoffte. Verliert ihn auf eine beschämende, verletzende und
der verschmähte Korsakoff hat sich in der Verzweiflung er¬
klettert auf die gefährlichsten Bergspitzen.
rätselhafte Weise.
schossen.
ht ihm nur nebenher und füllt ihn nicht
In den Bergen oben verführt Hofreiter die kleine
Dies geschah vor dem Beginn des Stückes. Jetzt
keine schöne Frau, die er döch liebt, auch
Erna, daß sie sich ihm bedingungslos zu eigen gibt.
fängt das Stück, fängt die Tragikomödie an. Denn jetzt
Sohn, den er in England erziehen läßt.
Vor den Augen eines braven jungen Mannes, der Erna
ist Hofreiter der sicheren Meinung, seine Frau sei die Ge¬
, das sind die Weiber. Die agilen und
liebt und sie heiraten will, verführt er sie. Dieser Mann
liebte des jungen Klavierspielers gewesen. Die Gründe, die
erinnen seiner Gesellschaftsklasse, die ihm
ist außerdem noch sein bester Freund, aber er schnappt
ihm dafür so plausibel scheinen, sind eigentlich sehr töricht.
imfallen. Die jungen, frühverdorbenen
sie ihm vor den Augen weg. Da gilt eben kein Gebot
Aber vielleicht kümmert er sich gar nicht um Gründe. Der
ner die künftige ehebrecherische Begabung
und kein Halt mehr. Hofreiter will das Leben, will die
Tod dieses Jünglings hat in Hofreiter alle Triebe, die ihn
r mit souveräuer Technik verführt. Die
Jugend, will sich selbst und seine Kraft noch einmal
zu seiner Frau drängen, aufgeweckt, hat alle Erinnerung,
jenteuers, der Wechsel von Erobern und
spüren. So klettert er auf die gefährlichste Bergspitze und
die ihn mit ihr verbindet, schmerzlich und süchtig anklin¬
dies Gehen und Kommen der Liebe ist
verführt die kleine Erna. Dann aber kehrt er nach Hause.
gen lassen. So kommt er zu Genia und fordert Aufklä¬
halt und Sinn des Lebens.
Und dann kommt der Absturz. Frau Genia hat sich in
ihm ähnlicher Mann, der ihm nur auf rung. Ueber einen Nebenbuhler, der im Grabe liegt, kann
ihrer Not, in ihrer verzweifelten und beschämten Verletzt¬
Pfad nach abwärts ein ziemliches Stück dieser Mann hinweg, tritt über den toten Nebenbuhler,
Herr Dr. v. Aigner, sagt ihm dann das hinweg zu seiner Frau. Genia jedoch liefert ihm den Be¬ heit einem anderen Manne ergeben. Einem schönen.
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