II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 148

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24. Das weiteLand
DIE BUHNE
CC
„Das weite Land
und seine Bühnengeschichte
Von Dr. Frans Horch
Aufführung dieses Gesellschaffsstückes
Arthur Schnitzler gehört zu jenen
„Das weite Land“ und „Der junge
in die Schranken hätte treten können.
Dichtern, für die die Schauspieler stets
Nedardus“ gehören im dichterischen
Diese Noblesse, diese Selbstverständlich¬
besondere Vorliebe bekundet haben. Sie
Schaffen Schnitzlers enge zusammen.
keit, kurz dieser Duft von Salon und
wissen, daß er sehr gute Rollen
Beide Stücke haben etwa zur selben
schreibt und daß ihnen seine Stücke
guten Manieren, der von dieser merk¬
Zeit den Schreibtisch des Dichters ver¬
zahlreiche Erfolgsmöglichkeiten bieten.
würdigen Gesellschaft da oben auf der
lassen, um ihre Bühnenlaufbahn anzu¬
Bühne ausging — es war ein Triumph
Gar mancher unserer gefeiertsten Dar¬
treten. Den „Medardus“ hatte noch
der Burgtheaterkünstler und darüber
steller, manche unserer berühmtesten
Schlenther fürs Burgtheater angenommen,
hinaus ein großer Sieg des Dichters.
Schauspielerinnen zählen geralle Gestal¬
jedoch während seiner Amtsführung nicht
„Das weite Land“ war Schnitzlers
ten aus Schnitzlers Dramen zu ihren
herausgebracht. „Das weite Land“ lag
besten und stärksten Rollen.
fünfte Burgtheaterpremière und die Auf¬
bereits Baron Berger vor, der das Stück
führung wurde, wenn man von der der
Genia und Friedrich Hofreiter haben
sowie auch den von seinem Vorgänger
„Liebelei“ (9. Oktober 1895) absieht,
Lili Marberg und Arnold Korff am
zurückgelassenen „Medardus“ am Burg¬
einer seiner nachhaltigsten Burgtheater¬
Burgtheater kreiert, und wer beide im
theater zur Aufführung brachte. Zwischen
erfolge.
Rahmen der damaligen Vorstellung, in
den beiden Premièren liegt etwa der
Während der Probenzeit zum „Weiten
der Heine den Natter, die Bleibtreu die
Zeitraum eines Jahres.
Land“ trug sich eine Episode zu, die
Frau Meinhold-Aigner (später Frau
Die Burgtheateraufführung des „Wei¬
ein unheimlich grelles Licht darauf wirkt,
Mayer), Thimig den Rosenstock (später
ten Landes“, die am 14. Oktober 1911
wie brutal es beim Theater zugeht, wie
Arndt), Treßler den Rhon (später Rom¬
stattfand (die des „Medardus“ war am
rücksichtslos alle Theaterei ist. In kei¬
berg), Paulsen den Dr. Mauer, die Hof¬
24. November 1910), war aber selt¬
nem anderen Berufe vielleicht ist man
teufel die Erna (später Mayen) spielten,
samerweise nicht die Uraufführung
gezwungen, über tiefe Erlebnisse und
gesehen hat, der wird zugeben müssen,
des Stückes. Diese hat etwa ein Jahr
menschliche Bedeutsamkeit so kalt zur
daß es im damaligen (und heutigen)
vorher in russischer Sprache in Peters¬
ATheaterdeutsehland, —a —Vieneient-Sogar
rageserällung überzagenen wie gerade
burg-stattgetunden, t-welchem
darüber hinaus nichts gab, das mit der beim Theater.
Erfolg, wissen wir nich.
Bühnenbilder aus der Uraufführung im Burgtkeater


Lilg Murberg — Genia, Arnotd Korf — Hofreiter (1. Akt)
Alfred Gerasch, Arnold Korff, Giscl Wilke