e
ren Sphären schwebenden Herzens einen melan¬
cholischen Cynismus, eine witzig=anarchistische
Philosophie gewoben. Nur hat er sich dabei
vom Drama immer weiter wegentwickelt zur
feingefeilten Plauderei mit allerlei Demonstra¬
tionen an plastischen Gruppen.
In der „Liebelei“ vermags der Sinn
Christinens nicht leicht zu fassen, daß ihr Herz¬
liebster ihr gut zu sein vorgab und sich doch für
eine andere totschießen lassen konnte. Er
hatte sich der Pistole gestellt um einer Frau
willen, die ihm nichts mehr bedeutete, oder nicht
viel mehr als eine Erinnerung. Im „Zwi¬
schenspiel“, das mit Schnitzlers jüngstem
Werk am meisten innere Verwandtschaft hat,
sind ähnliche Lebensdinge lustspielhaft ge¬
griffen, gleiten aber schon ### nerhin zur tragi¬
schen Kron. Der Musiker um deus Adams,
der mit der schönen Gräfin Mosheim in Ban¬
den süßester Liebelei verstrickt ist, und seiner
Frau gestattet, daß ihr ein junger Prinz den
Hof macht, vermag doch zu der vielbegehrten
Gattin in neuer Leidenschaft zu entbrennen.
Der nächste Morgen bringt aber bereits den
großen Katzenjammer und Amadeus packt die
Koffer. Hier sind schon alle pathetischen Gefühle
zersetzt, hier ist schon Schnitzlers liebenswürdig¬
ironische Lebensphilosophie kräftig dabei, allen
gewichtig genommenen Dingen des Lebens den
verkleinernden Hohlspiegel entgegenzuhalten.
sagt der
In jenem „Zwischenspiel“
Raisonneur Albertus Rohn, eine Figur, die
Schnitzler nun auch in sein neues Werk herüber¬
genommen hat, allerlei paradoxe Worte über
die bunten Dinge des Lebens; er zieht immer
Parallelen zwischen den Vorgängen die er mit¬
erlebt und einem Stück, das er unter ähnlichen
Voraussetzungen schreiben möchte und spielt
gegen die Trivialität des wirklichen Lebens
seine eigenen, geistreicheren Kombinationen aus.
Schade, daß Albertus Rohn, den Schnitzler
auch in seinem neuen Stück auftreten läßt, dieses
amüsante Kontrastieren der erzdummen Dinge
des Lebens, dieses Korrigieren der natürlichen
„Stoffe“ nicht fortsetzt; er hätte Schnitzler,
seinen eigenen Schöpfer, zu größerer Knappheit
angehalten, und ihm so zu einer ungleich
besseren Komödie verholfen. Er hätte ver¬
hindert, daß außer ihm auch noch an¬
er
dere Leute im Stück klugreden, und
sätte den Sinn der Worte des Doktor von
ligner (Uebermensch und Hoteldirektor in den
Dolomiten), die der als Schlüssel des Stückes zu
agen hat, witziger geformt. Doktor von Aigner,
froßer Weibernimrod vor Gott dem Herrn, erster
Besteiger des nach ihm benannten Hohen Aigner,
geschiedener Gatte der berühmten Wiener Schau¬
spit lerin Anna Meinhold=Aigner und Vater ihres
Sohnes, des Marinefähnrichs Otto von Aigner,
spricht sich im dritten Akt zum ersten Helden des
Stückes über die Sonderbarkeiten seines Ver¬
hältnisses zu seiner geschiedenen Frau aus, die
sich von ihm trennte, weil er sie liebte und
dennoch betrog. Und er sagt:
„So vieles hat zugleich Raum in uns
—! Liebe und Trug ... Treue und Treu¬
losigkeit... Anbetung für die eine und
Verlangen nach einer anderen oder nach
mehreren. Wir versuchen wohl Ordnung
in uns zu schaffen, so gut es geht, aber diese
Ordnung ist doch nur etwas Künstliches ...
Das Natürliche ... ist das Chaos. Ja — mein
guter Hofreiter, die Seele... ist ein
weites Land“
Zu dem der Doktor Aigner das sagt, das ist
der Glühstrumpffabrikant Friedrich Hofreiter;
Anatol ist 40 Jahre alt und Glühstrumpf¬
fabrikant geworden. Nachdem er vorher unter
Aber wien da
geringste läge ... wenn es Haß wäre ...wirren, plaudrig
der Maske des Amadeus Adamis im „Zwischen¬
einen Dialog 1
Wut . .. Eifersucht. Liebe
spiel“ als Musiker herumgelaufen ist. Nun hat
„Na ja —“, antwortet Anatol=Amadeus¬
Dutzend korrekt
er guten Grund, erfahrene Leute nach ihren
1„Stücke“ aufwieg
Friedrich: „Na ja, von all dem verspür ich aller¬
komplizierten Eheerlebnissen zu fragen. Seiner
träumerischen W
dings verdammt wenig. Aber man will doch
Frau wegen hat sich ein junger Russe erschießen
des dritten Aktes
nicht der Dumme sein“.
müssen, seiner Frau wegen, die er betrügt, und
ersten Hälfte des
der er scheinbar alle Freiheit läßt, um doch eifer¬
Mit dem Schuß fällt auch der Zauber von
heute selten wer z
süchtig krumme Wege zu bespitzern. Nun ist er
seinem Liebesspiel. Wie zu Beginn des Stückes,
hat eigentlich n
in starker Glut des Vierzigers der sich in der
im wundervoll weichen, von resignierter Moll¬
Zwischenspiel
wahren Reife für die Genüsse der Liebe fühlt,
stimmung durchwehten ersten Akt, da man vom
wünscht man ihm
zur reizenden Erna Wahl entbrannt, einem
Begräbnis des jungen Russen spricht, der sich
stischem Interesse
Mädchen von jenem entschlossenen, des Jung¬
selber tötete, verflüchtigen sich die ernstgenom¬
massiv sein und
frauentums müden Schlag, dessen Vertrete¬
menen Dinge des Lebens, deren Nichtigkeit
Empfindens auch
rinnen, wenn der bestürmende Liebhaber sagt:
immer nur durch den Tod ad absurdum geführt
Frau Triesch
„Wenn heute nicht deine Tür versperrt sein
wird. Dies Mädel, das sich geliebt
nehm=weich; so w
sollte, so schlage ich sie ein, und es ist um uns
glaubte und dessen Liebster einer andern
Frau, die gelasse
beide geschehn,“ kurzweg antworten: „Es wird
Frau wegen (es ist zufällig seine eigene)
Jugend dennoch
nicht um uns geschehn sein.“
einen Duellmord begeht, das neben sich kein Weib
zeichnet, wird mn
mächtig glaubte über des Liebsten Herz, bleibt
ihr im Grunde
mit entsetzten Augen, furchtzerrieben stehen, —
Die Liebelei ist im Gange; neues Zwischen¬
Ein leicht sinnli
eine Cousine jener „Liebelei"=Christine, deren
spiel; Anatol=Amadeus=Friedrich kommt dann
Blut scheint da
Ecliebter sich wegen einer andern totschießen
von der neuen Amour übersättigt nach Hause,
gibt den Herrn
ließ.
und das erste, was er zu sehen bekommt, ist
lers.
So tauchen die alten Lieblingsmotive
ein junger Schiffsfähnrich, der zur Nachtzeit
Im „Zwisch¬
Schnitzlers und auch seine alten Figuren, nur
aus dem Schlafzimmer seiner Frau steigt. Das
Rohn, den zetzt
in neuen Verbindungen, allesamt wieder auf.
ist ziemlich viel auf einmal. Aber er findet
Wiener Caféhaus
Er scheint saturiert, oder sein — Land ist nicht
trotzdem die Ruhe, die ganze Nacht prächtig
Fräulein Hert
weit. Diesmal ist er nicht mehr ganz Herr
durchzuschlafen, um am nächsten Tag die Sache
der schnell zupal
seines Stils, er beginnt als echter Schnitzler
mit einem Freunde zu besprechen. Er beleidigt
zuviel Vernunft
und endet als — Knalleffektler. Diese beiden
den Offizier, es kommt zum Duell, er tötet den
keit und Sinnen
letzten Akte haben ein Theatergepräge, das nicht
Liebhaber seiner Frau. Tötet einer Mutter, die
allerliebst. Herr
Art von seiner Art ist. Glänzend allerdings in
eine Freundin seiner Frau ist, den Sohn, wirbelt
und Ton für ju
ihrer Struktur, in der Konfrontierung der bei¬
des Schiffsfähn
einen Skandal auf, und wird dann das Weite
den Frauen, die um zweier Männer Leben zit¬
die immerzu in
suchen. „Warum?“ ruft seine Frau, die schon
tern. Schnitzler hätte besser wohl aus seinem
hat so gut wie
lange keinen Gatten und nun auch keinen Lieb¬
Thema einen Roman gewoben, als diese fünf
Urt der weltsch
haber mehr hat, dem sie übrigens nie restlos
verschachtelten Akte eines allzubreiten Stückes,
gehörte und den sie weit wegwünschte.
lka Grünin
„Warum? Wenn dir an mir noch das 1 dem die tragische Stirnfurche nicht aut
Dame, die die
Aristokratinnenk
Pauline Metter
ren Sphären schwebenden Herzens einen melan¬
cholischen Cynismus, eine witzig=anarchistische
Philosophie gewoben. Nur hat er sich dabei
vom Drama immer weiter wegentwickelt zur
feingefeilten Plauderei mit allerlei Demonstra¬
tionen an plastischen Gruppen.
In der „Liebelei“ vermags der Sinn
Christinens nicht leicht zu fassen, daß ihr Herz¬
liebster ihr gut zu sein vorgab und sich doch für
eine andere totschießen lassen konnte. Er
hatte sich der Pistole gestellt um einer Frau
willen, die ihm nichts mehr bedeutete, oder nicht
viel mehr als eine Erinnerung. Im „Zwi¬
schenspiel“, das mit Schnitzlers jüngstem
Werk am meisten innere Verwandtschaft hat,
sind ähnliche Lebensdinge lustspielhaft ge¬
griffen, gleiten aber schon ### nerhin zur tragi¬
schen Kron. Der Musiker um deus Adams,
der mit der schönen Gräfin Mosheim in Ban¬
den süßester Liebelei verstrickt ist, und seiner
Frau gestattet, daß ihr ein junger Prinz den
Hof macht, vermag doch zu der vielbegehrten
Gattin in neuer Leidenschaft zu entbrennen.
Der nächste Morgen bringt aber bereits den
großen Katzenjammer und Amadeus packt die
Koffer. Hier sind schon alle pathetischen Gefühle
zersetzt, hier ist schon Schnitzlers liebenswürdig¬
ironische Lebensphilosophie kräftig dabei, allen
gewichtig genommenen Dingen des Lebens den
verkleinernden Hohlspiegel entgegenzuhalten.
sagt der
In jenem „Zwischenspiel“
Raisonneur Albertus Rohn, eine Figur, die
Schnitzler nun auch in sein neues Werk herüber¬
genommen hat, allerlei paradoxe Worte über
die bunten Dinge des Lebens; er zieht immer
Parallelen zwischen den Vorgängen die er mit¬
erlebt und einem Stück, das er unter ähnlichen
Voraussetzungen schreiben möchte und spielt
gegen die Trivialität des wirklichen Lebens
seine eigenen, geistreicheren Kombinationen aus.
Schade, daß Albertus Rohn, den Schnitzler
auch in seinem neuen Stück auftreten läßt, dieses
amüsante Kontrastieren der erzdummen Dinge
des Lebens, dieses Korrigieren der natürlichen
„Stoffe“ nicht fortsetzt; er hätte Schnitzler,
seinen eigenen Schöpfer, zu größerer Knappheit
angehalten, und ihm so zu einer ungleich
besseren Komödie verholfen. Er hätte ver¬
hindert, daß außer ihm auch noch an¬
er
dere Leute im Stück klugreden, und
sätte den Sinn der Worte des Doktor von
ligner (Uebermensch und Hoteldirektor in den
Dolomiten), die der als Schlüssel des Stückes zu
agen hat, witziger geformt. Doktor von Aigner,
froßer Weibernimrod vor Gott dem Herrn, erster
Besteiger des nach ihm benannten Hohen Aigner,
geschiedener Gatte der berühmten Wiener Schau¬
spit lerin Anna Meinhold=Aigner und Vater ihres
Sohnes, des Marinefähnrichs Otto von Aigner,
spricht sich im dritten Akt zum ersten Helden des
Stückes über die Sonderbarkeiten seines Ver¬
hältnisses zu seiner geschiedenen Frau aus, die
sich von ihm trennte, weil er sie liebte und
dennoch betrog. Und er sagt:
„So vieles hat zugleich Raum in uns
—! Liebe und Trug ... Treue und Treu¬
losigkeit... Anbetung für die eine und
Verlangen nach einer anderen oder nach
mehreren. Wir versuchen wohl Ordnung
in uns zu schaffen, so gut es geht, aber diese
Ordnung ist doch nur etwas Künstliches ...
Das Natürliche ... ist das Chaos. Ja — mein
guter Hofreiter, die Seele... ist ein
weites Land“
Zu dem der Doktor Aigner das sagt, das ist
der Glühstrumpffabrikant Friedrich Hofreiter;
Anatol ist 40 Jahre alt und Glühstrumpf¬
fabrikant geworden. Nachdem er vorher unter
Aber wien da
geringste läge ... wenn es Haß wäre ...wirren, plaudrig
der Maske des Amadeus Adamis im „Zwischen¬
einen Dialog 1
Wut . .. Eifersucht. Liebe
spiel“ als Musiker herumgelaufen ist. Nun hat
„Na ja —“, antwortet Anatol=Amadeus¬
Dutzend korrekt
er guten Grund, erfahrene Leute nach ihren
1„Stücke“ aufwieg
Friedrich: „Na ja, von all dem verspür ich aller¬
komplizierten Eheerlebnissen zu fragen. Seiner
träumerischen W
dings verdammt wenig. Aber man will doch
Frau wegen hat sich ein junger Russe erschießen
des dritten Aktes
nicht der Dumme sein“.
müssen, seiner Frau wegen, die er betrügt, und
ersten Hälfte des
der er scheinbar alle Freiheit läßt, um doch eifer¬
Mit dem Schuß fällt auch der Zauber von
heute selten wer z
süchtig krumme Wege zu bespitzern. Nun ist er
seinem Liebesspiel. Wie zu Beginn des Stückes,
hat eigentlich n
in starker Glut des Vierzigers der sich in der
im wundervoll weichen, von resignierter Moll¬
Zwischenspiel
wahren Reife für die Genüsse der Liebe fühlt,
stimmung durchwehten ersten Akt, da man vom
wünscht man ihm
zur reizenden Erna Wahl entbrannt, einem
Begräbnis des jungen Russen spricht, der sich
stischem Interesse
Mädchen von jenem entschlossenen, des Jung¬
selber tötete, verflüchtigen sich die ernstgenom¬
massiv sein und
frauentums müden Schlag, dessen Vertrete¬
menen Dinge des Lebens, deren Nichtigkeit
Empfindens auch
rinnen, wenn der bestürmende Liebhaber sagt:
immer nur durch den Tod ad absurdum geführt
Frau Triesch
„Wenn heute nicht deine Tür versperrt sein
wird. Dies Mädel, das sich geliebt
nehm=weich; so w
sollte, so schlage ich sie ein, und es ist um uns
glaubte und dessen Liebster einer andern
Frau, die gelasse
beide geschehn,“ kurzweg antworten: „Es wird
Frau wegen (es ist zufällig seine eigene)
Jugend dennoch
nicht um uns geschehn sein.“
einen Duellmord begeht, das neben sich kein Weib
zeichnet, wird mn
mächtig glaubte über des Liebsten Herz, bleibt
ihr im Grunde
mit entsetzten Augen, furchtzerrieben stehen, —
Die Liebelei ist im Gange; neues Zwischen¬
Ein leicht sinnli
eine Cousine jener „Liebelei"=Christine, deren
spiel; Anatol=Amadeus=Friedrich kommt dann
Blut scheint da
Ecliebter sich wegen einer andern totschießen
von der neuen Amour übersättigt nach Hause,
gibt den Herrn
ließ.
und das erste, was er zu sehen bekommt, ist
lers.
So tauchen die alten Lieblingsmotive
ein junger Schiffsfähnrich, der zur Nachtzeit
Im „Zwisch¬
Schnitzlers und auch seine alten Figuren, nur
aus dem Schlafzimmer seiner Frau steigt. Das
Rohn, den zetzt
in neuen Verbindungen, allesamt wieder auf.
ist ziemlich viel auf einmal. Aber er findet
Wiener Caféhaus
Er scheint saturiert, oder sein — Land ist nicht
trotzdem die Ruhe, die ganze Nacht prächtig
Fräulein Hert
weit. Diesmal ist er nicht mehr ganz Herr
durchzuschlafen, um am nächsten Tag die Sache
der schnell zupal
seines Stils, er beginnt als echter Schnitzler
mit einem Freunde zu besprechen. Er beleidigt
zuviel Vernunft
und endet als — Knalleffektler. Diese beiden
den Offizier, es kommt zum Duell, er tötet den
keit und Sinnen
letzten Akte haben ein Theatergepräge, das nicht
Liebhaber seiner Frau. Tötet einer Mutter, die
allerliebst. Herr
Art von seiner Art ist. Glänzend allerdings in
eine Freundin seiner Frau ist, den Sohn, wirbelt
und Ton für ju
ihrer Struktur, in der Konfrontierung der bei¬
des Schiffsfähn
einen Skandal auf, und wird dann das Weite
den Frauen, die um zweier Männer Leben zit¬
die immerzu in
suchen. „Warum?“ ruft seine Frau, die schon
tern. Schnitzler hätte besser wohl aus seinem
hat so gut wie
lange keinen Gatten und nun auch keinen Lieb¬
Thema einen Roman gewoben, als diese fünf
Urt der weltsch
haber mehr hat, dem sie übrigens nie restlos
verschachtelten Akte eines allzubreiten Stückes,
gehörte und den sie weit wegwünschte.
lka Grünin
„Warum? Wenn dir an mir noch das 1 dem die tragische Stirnfurche nicht aut
Dame, die die
Aristokratinnenk
Pauline Metter