II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 270

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24. Das beite Land
„Augsburg“ ist heute von zriel nach der Nordsee insin einem besonderen Aufrufe bekannt geben. Dies sorgen, oieumungene Altheitlicher
See gegangen. Poststation ist bis zum 27. Oktober belgische Kammer ist auf den 14. November ein¬
kaum etwas Ernstliches unternehmen kö
Cuxhaven, dann wieder Kiel.
berufen, und wenn das Ministerium de Broqueville
e——
Aus dem durcheinandergewirrten Knäuel der Ge¬
Menschengeschicken, die sich da vor uns abspielen, be- dem Simplizissimus=Redakteur Korfi
fühle und Spielereien konnte sich eine Komödie ver¬
gleitet von einer teilnehmenden uns selber wider¬
hat sie bald aus dem Sattel gehoben. 2
irrter Ehenächsten=Liebe entschälen, und wenn nicht
sphäre dieser „Hundstage“ hat mit de
hallenden Menge, deren dramatische Funktionen uns
unter einem geheilten Lachen, so doch unter einem
den Schwüle unsres letzten Hochsommers
fremd geworden und die wir doch mit geheimen
besänftigenden und verzeihenden Lächeln konnte die
Schauern als letzte Zeugen einer verloren gegange¬
mein, sie ist vielmehr voll jener gutmütig
Legitimität sich die weiße Rose der Resignation der
nen Gemeinschaft zwischen Dichter und Volk, Re¬
den Behaglichkeit, die in Björnsons Kon
Beruhigung des Blutes ins Knopfloch stecken. Statt
ligion und Kunst fromm verehren müssen. Zugege¬
blühenden jungen Wein und — etwas ver
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dessen zielt dieser moralbesessene Unmoralheld auf
ben: auch in dieser Orestieaufführung ist mancherlei
in Bahrs „Konzert“ zu finden. Den mi
des Gegners Herz und streckt ihn tot in den Sand.
Störendes, Unzulängliches, ja sogar Peinliches.
Versuch, seelische Konflikte zu ergründen
Nur weil ihn der junge freche Blick reizt und ärgert,
Aber hier allein ist auch etwas von der Größe und
man dieser dramatischen Scherz= und Pl#
ihn, dem die Jahre schon das erste Weiß in die
von dem Außergewöhnlichen, das diese antike Tragik
gern; was aber verstimmt, ist die scharfe
Haare sprenkeln Pfui! Das bricht aller Sym¬
zunächst und vor allem braucht, soll sie nicht im
Tilla Durieux solchen Stücken gan
pathie, auch all unserm Verständnis für diesen
Staub des Alltags verkümmern. Das Ganze solll nicht taugender überspitzter Sarkasmu
gierigen Selbstling den Hals, und weil wir nicht
man wägen. Soll sich fragen: wo man sonst in hineinzutragen sucht. Sie hat sich hier
von der Konsequenz in diesem Charakter, geschweige
unserem Theater diese dramatische Wucht, diese fort= ihrer neuen Kollegen Berger, Gebühr u
denn von der inneren Notwendigkeit dieses Aus¬
reißende Vehemenz und zugleich diese durchsichtige als eine Ensemblesprengerin gefährlichstel
gangs überzeugt, sind wir geneigt, das ganze Stück, Einfachheit sichtbar, körperlich werdender Gescheh=zeigt, die von der neuen Direktion Mein
soviel Feinheiten und Wahrheiten es in seinemnisse erlebt, wo man sonst eine Ahnung von dem be¬
Bernauer viel straffer in die Zügel genon
kultivierten Dialoge mit sich führt, als eine jener
kommt, was das Theater einst im Leben eines Volkes
den muß, soll sie dem Theater nur die Hä
Wienerischen Spitzigkeiten preiszugeben, die immer
war und bedeutete. Man soll nicht zuviel Einzelnes
leisten, was dieses sich offenbar von ihr de
nur zwischen den Zeilen und am Rande des Lebens
über diese Zirkusaufführungen auskramen und
Nun haben wir sie endlich, die
zu lesen wissen, statt sich resolut an den Text selbst
kritisieren. Man soll sich an ihren großen Wurf,
Glorifizierung der Polizei= und Behörden
zu halten. Nicht die Seele, sondern — um einen
ihre gebietende Geste halten Nicht aus blödem Zu¬
Komödie der Sternecker, Voigt und wie sich
Bahrschen Ausdruck zu gebrauchen — die „animula“
fall sind uns aus der Antike wenig oder gar keine
heißen mögen, die Helden von Köpenick und
ist das Objekt ihrer unendlich verfeinerten, aber auch
Schauspielernamen überkommen. Das Persönliche
Arno Holz und Oskar Jenschke,
tausendfach gebrochenen und zersplitterten Kunst.
verstummt hier vor dem Inhalt. Gute Sprecher —
die uns die sympathische Gestalt des Traus
Der Odipusaufführung mit Moissi in der Titel¬
das ist das wichtigste hier. Und dafür gerade sieht schenkt haben, waren es, die in ihrem „B
rolle folgte bald in demselben Zirkus Schumann
sich das Deutsche Theater durch diese Aufführungen
Meister= und Musterbild des achl so überau
die Orestie des Aschylos mit Moissi als
in eine Schule genommen, wie sie besser nicht gedacht
ren Polizeischrecks geschaffen haben. Neu##
Orest. Der Streit des Für und Wider, den die
werden kann. Zumal in der Behandlung des Chores
gerade nicht, dieser Typus, aber das muß
Reinhardtschen Zirkusvorstellungen entfacht haben,
hat Reinhardt Fortschritte gemacht, die allmählich
beiden Autoren lassen: sie haben ihren Ta
wird so bald nicht zur Ruhe kommen. Viel wäre
auch den hartnäckigsten Skeptiker entwaffnen müssen.
von Galgenvogel mit dem alemannisch=fr.
schon gewonnen, wenn man sich endlich bequemen
Namentlich der Frauenchor bringt mit dem Über¬
Maulheldentum, das sie ihm beimischten,
möchte, dies Für und Wider nicht gleich auch zu
gang vom Sprech= in den Sington Wirkungen
einem Entweder=Oder zu machen: hie intimes
schönster, erhabenster Art hervor. Genug, allerorten
eretet er det tetctlte
Theater — hie Arena, oder gar: hie Freilichtbühne
tauchen aus diesen Aufführungen neue Fragen, neue
der Verschlagenheit, Dreistigkeit und Frec
hie Zirkus! Das eine ist schon heute ebenso sicher
Auregungen, neue Möglichkeiten hervor. Man
Haupt gewunden, die so bald nicht verbla
wie tröstlich: in dem Augenblick, wo Tubaton den
müßte ein Pedant und Barbar zugleich sein, um ein Schade, daß noch ein dritter Akt kommt, u
Anfang des tragischen Zirkusspiels verkündet, wos solches Streben und Sichregen mit kühler Zweifel= dramatischen Zwillinge hier gar nichts n
des Aschylos machtvolle,
weil unendlich einfache sucht oder gar kaltem Hohn abtun zu wollen. Dank
zu finden wissen, das Wasser auf ihre
Verse ertönen, sei es auch nur in Vollmoellers ver= und Ermunterung allein ist das Echo, das sich hier
Mühle leitete! Merkwürdig, ein solcher G
bindender Übertragung, da ergeben wir uns willen=geziemt.
unterhält uns mehr, wenn er unsichtbar
los dem Bann dieser tragischen Gewalt und mit¬
Dauthendeys „Spielereien einer Kaiserin“ Augen im Automobil davon saust, als wer
bebend, mithofsend, mitfluchend, mitinbelnd mit-sollten sich im Theater an der Königgrätzerstraße der Hand im Brustlatz dasteht und Reden
trauernd folgen wir, kaum viel anders als diekeiner langen Lebensdauer erfreuen. Ein amüsantes Doch immerhin — wir sind für ein paa#
Hellenen vor mehr als zweitausend Jahren, den und dabei innerlich humorvolles Ehelustspiel von' witzig, schlagfertig, übermütig, beinah##

Gruse