II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 286

W0
24. Das iteLand
box 28/4
vom:
nu. 1#iiterarisches Centralblaß, Lor


„Das weite Land“ ist eine schlechte Feuilletonüberschrift
für einen guten Gedanken, nämlich diesen; daß in der Seele
ddes Mannes Treue und Untreue weichlich nebeneinander
fliegen und daß ein Mann fähig ist, während er die eine
Frau liebt, dennoch die andere zu begehren. Und das
swird ebenso aufgezeigt an Friedrich Hofreiter wie an
Doktor von Aigner wie schließlich auch an Natter, dem
Bankier. Aber noch seiner an diesem neuen Schnitzler
ist, wie er von den Seelen insbesondere der beiden Frmnen¬
Genia Hofreiter und Anna Meinhold=Aigner erzählt. Näm¬
lich: wie in diesen Frauenseelen in einem sublimen Gegen¬
satz zur Mannesseele die Treue dominiert und wie die
Frauen erst durch Untreue seitens ihrer Männer selber in
Untreue getrieben werden. Und ich finde: vielmehr dieses
hätte S. allein schon im Titel ausdrücken müssen; so aber
geriet leider der Titel falsch, und nach dem falschen Titel
wie einem irrigen Wegweiser verirrte sich auch das ganze
Stück oder umgekehrt! Vor allem aber ist die jungfräu¬
liche Erna Wahl eine ins Pathetische „verkorxte“ ich finde
keinen andern Ausdruck, Komteß Mizzi, wozu S. einen
ganzen dritten Akt aufbraucht und darüber das ganze schöne
Thema Genia Hofreiter=Marinefähnrich Otto Aigner unter¬
schlägt. Und so ermüden wir allgemach an den äußeren
Vorgängen, die immer mehr äußerlich und einfach gewalt¬
sam=dramatisch gestaltet werden, auf Kosten der Innerlich¬
keit, die uns unverständlich wird. Es ist billig zu sagen,
S. hätte lieber einen Roman daraus machen sollen. Ich
finde im Gegenteil, er hätte nicht so romanhaft werden
sollen. Dazu muß gesagt werden, daß Heinz Monnard—
seine Hauptrolle des Friedrich Hofreiter schier völlig mißlang.,“