II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 285

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24. Das veite-Land
eelen ist die Liebe im Grunde Qual
Sie liebeln, ja, weil es Frühling odei es im stillen doch. Sie kennen ihre Tragik: zueinander zu ge= Erinnerung an jene seine Gefährten zu Hilfe nimmt. Wer
Mondlicht und Wiesenduft, Höhen, hören, aber einander nicht festhalten zu können. Weil sie die die nicht kennt den werden mehr die mäßig komplizierten
d in jeder Jahreszeit andre Gelegen. Reinheit dieses Glücks nicht finden, beschmutzen sie sich; weil Menschen bereichern, die hier vor ihm entfaltet werden, und er
licht um sie ein feines und doch dichtes man sie ganz nicht haben will, zersplittern sie sich. So geht es wäre berechtigt, zu erklären, daß es ihm nicht darauf ankommt,
Fäden, die zerrissen und wieder zu. Genia, so geht es den andern. Durch das Stück dröhnt nicht
in wie tiefe Menschen, sondern mit wie scharfen Blicken ein
und immer künstlich verschlungen sind pathetisch und wimmert nicht sentimental, sondern spricht bald
Dichter in Menschen hineinsieht. So ist an Hofreiter vielleicht
isch durcheinander. „Das Klima der gefaßt und mit gütigem Lächeln, bald hinter Scherzen verborgen
nur ein Zug — wie er lügt, mit wie feinem Bewußtsein er
ppenberg schon Tieck zu sagen pflegte, ein tiefer Schmerz über die Unsicherheit aller menschlichen und
lügt, und daß er sich dabei selbst nicht belügt — nur dieser
on Verwesungsgeruch. Aber alle diese gar aller erotischen Beziehungen, über die furchtbare Einsamkeit
eine Zug ist vollkommen geglückt. Aber um ihn lebt es. Das
ur nebenbei und zwischendurch, neben jeder bessern Seele und über die Aussichtslosigkeit jedes Kampfes
Theater hat Arbeit.
Liebe, an der oder für die sie ver= gegen diesen traurigen Zustand. Von vierzehn Menschen sind
Brahm hat der Dichtung das Herz herausgebrochen und sie
er Korsakow erschießt sich, weil er Frau mindestens elf unglücklich — und diejenigen, die schlecht und
zur Entschädigung in ein „prächtiges Gewand gesteckt. Indessen
tzen kann, und der noch jüngere Fähn= recht auf der goldenen Mittelstraße und im Dutzend geblieben
will ich den richtigen Schnitzler lieber zwischen Fetzen als den
en, weil er sie besessen hat. Dieses sind, womöglich noch unglücklicher als die Libertiner der Phan¬
verbrahmten zwischen echten Hölzern und den bunten Zaubern
hauseinandergegangen, weil der Mann tasie oder des Fleisches, die doch ihre blauen Jugendsehnsüchte
eines wienerischen Gartens hören. Für die Halle eines Dolo¬
betrogen hat, und beide gestehen nach oder ihre höchst erdhaften Genüsse gehabt haben. Drei von den
mitenhotels herrscht auf der Bühne ein angemessen reges, für;
keinen und keine nachber je wieder Vierzehn sind glücklich, und das sind Trottel.
Schnitzlers Gesprächskomödie ein viel zu reges Leben, da es
er Bankier Natter weiß, daß ihn seine
Also könnte „Das weite Land' genan so gut „Der einsame
von ihr ablenkt. Gerade im Lessingtheater müßte man wissen,
nem andern betrügt und liebt sie doch Weg' heißen. Manches in beiden Dichtungen stimmt nicht blos
daß der Schein niemals die Wirklichkeit erreichen soll, oder doch
Ein Leben ohne sie niemals ertragen wörtlich, stimmt erst recht nach Stimmung und Umständen über¬
nur die dichterische Wirklichkeit. Die aber wird nicht erreicht.
er bietet Erna Wahl den Frieden und ein. Wie die junge Johanna Wegrath zu dem alternden Sala
Ein Hauch von wienerisch süßer Stimmung, von lächelnder
anzunehmen brauchte, um den braven bedingungslos sagt: „Ich liebe dich!“, so sagt bedingungslos zu
Sentimentalität und melancholischer Heiterkeit — das fehlt und
er zu beglücken, und es ist möglich, dem alternden Hofreiter die junge Erna Wahl: „Ich liebe dich!“
noch viel mehr. Von den drei wichtigen Menschen der Komödie
begehren wird. Diese Erna Wahl liebt Aber der „Einsame Weg', der den Vorzug hatte, früher da zu
— Erna, Friedrich, Genia — werden zwei ganz unzulänglich
e am Wendepunkte seines Daseins von sein, war auch voller, wog auch schwerer. Gewiß, Herr Friedrich dargestellt. Fräulein Herterich als Erna Wahl gibt diesem
Erna zwar genommen, wie so viele Hofreiter ist durchaus von Stefan von Salas Geschlecht. Um klugen und tapferen Geschöpf zuerst ein Dauerlächeln, zuletzt
r ist sich klar darüber, daß er doch nur die Wende des achtzehnten Jahrhunderts hießen beide William
eine Schmerzgrimasse, die keine Empfindung verrät und keine
nderentwillen.
Lovell und Roquairol; bei Bourget heißen sie Dorsenne und
erweckt. Herr Monnard hat weder Geist genug, uns Herrn##
Friedrich spielt das eigentliche Dramg. Armand de Querne. Diese Menschen, so grundverschieden sie Hofreiter zu erklären, noch Persönlichkeit genug, sich selbst als
ihm unheimlich, kann er ihr beinah im einzelnen sind, waren doch samt und sonders nie jung und
ein deutlicher Mensch an die Stelle einer verschwimmenden
n eines Schemens, eines Nichts, eines von jeher skeptisch, früh friedlos und schnell leergebrannt; hatten
Figur zu setzen. Ihr Ton ist leer, sein Ton ist subaltern, und
hrer Tugend willen jenen jungen Kor= immer zuviel Wissen und zuwenig Willen, das verfeinertste wenn sie von ihrer Liebe sprechen, so hat man das unbehagliche
Wenns schließt, hat er, in blinder Nervensystem von schmerzlicher Errcabarkeit und keinerlei Un= Gefühl einer Unappetitlichkeit. Man wird es zum mindesten
icht und großer Liebe, den noch viel mittelbarkeit. Ihre Fähigkeit zur Selbstbeobachtung verwehrt
überflüssig finden, daß ich — und noch dazu so lange nach der
ssen, den sie „erhört hat — sei es aus ihnen die Hingabe an den Augenblick. Jede Empfindung geht
Premiere — die Schwächen einer Vorstellung enthülle, für die
Korsakow, sei es aus Rache für die ihnen zuerst ins Hirn, wird da zersetzt und erreicht selten das
ich ia schließlich Publikum werben will. Aber wenn dieses
simpler Sehnsucht nach der Wärme Herz. Sie sind unersättlich neugierig auf sich selbst, fühlen sich Publikum im Theater die Schönheiten des Werkes nicht ent¬
naiven Menschen. Zwischen Anfang fühlen oder eben nicht fühlen und haben eine helle Freude an
deckt, die auch ich erst im Buch entdeckt habe, so muß ihm gesagt
Versuche der beiden, zu einander zu ihrer Ungreifbarkeit. Die Kühle ihres Naturells schafft all¬
werden, daß nicht das Werk, sondern das Theater schuld ist.
t nur ein dramaturgischer Einwand, mählich einen Abgrund um sie, in den sie am Ende versinken.
Die Helferin des Dichters ist die Triesch. Welche Freude, sie
auch empfindliche Gemüter gegen Sala versinkt, und Hofreiter versinkt. Aber vorher hat Sala
nach so langer Zeit wiederzusehen! Sie füllt die Bühne mit
eingenommen. Die beiden Menschen, eine ganz andere Existenz gewonnen als Hofreiter dem ich ent¬
ihrer rührenden Gegenwart. Ihr Schicksal beklemmt uns auch
nicht genug, um so leicht unterliegen weder die Glühlichterfabrikation oder seine Differenziertheit
wenn sie nicht redet. Sie ist, als diese gequälte Frau, wahrhaft
es ausschließlich ein dematurgischer glaube. Es handelt sich nicht um die Branche: da geht einsach
von Schmerz umflossen. In ihren Augen in ihrer Haltung, in
impfe liegen bei Beginn des Stückes nicht alles zusammen. „Hineinschauen in mich kannst du doch
den müden Abwehrbewegungen und im Ringen der Hände —
n um einander Bescheid. Sie sagen, nicht — das kann keiner“, versichert er seiner Frau. Bis auf darin liegt alles, was Schnibler mit seiner Dichtung hat sagen
chen und nichts mehr hoffen, und tun den Dichter, versichern wir Schnitzlern, der es leider unterlassen wollen: daß wir immer allein sind, daß es keine Verschmelzung
hat. Hofreiter wird für jeden undeutlich bleiben, der nicht die von Seele und Seele gibt.
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