II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 296

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24. Das neite Land
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Berliner Salon
Nr 42
Ohne viel Überlegung, in blinder Aufwallung führt er die Katastrophe
fast wie einen Zufall herbei. Das ist echt wie das Leben, aber auf
der Bühne wollen wir alles, was uns im Leben als ein dummer
Zufall erscheint, motiviert haben, sonst glauben wir nicht daran, und
beshalb fehlt auch dem Schluß von Schnitzlers Dichtung die über¬
zeugende Kraft. Das Publikum folgte der Tragikomödie vom dritten
Akt an sehr aufmerksam, ja dieser dritte Akt, der in einem Alpen¬
hotel allerlei burleskes Leben auf die Bühne bringt, schien ihm sogar
am allerbesten zu gefallen. Im übrigen vermißte es die handfesten
Wirkungen, und als sie endlich kamen, wollte es ihnen, wie gesagt,
nicht so recht glauben. Deshalb hörte man auch über die Fülle
kluger Gedanken und tiefschauender Beobachtungen, die über fast alle
Szenen ausgeschüttet sind, mit halbem Widerstreben hinweg. Man
wollte Theater sehen und man hörte nur einen sinnenden Poeten
über Menschen und Dinge plaudern.
Die Aufführung im Lessing=Theater ist des höchsten Lobes würdig.
Es war ordentlich eine Freude, wieder einmal schlicht und wahr und
doch mit innerlichstem Temperament Komödie spielen zu sehen, nach
all der überhitzten und hysterischen Verlogenheit, die uns anderswo
für Kunst geboten wird. Heinz Monnard und Irene Triesch standen
stark und überragend im Vordergrund; dicht neben ihnen Hilde
Herterich in ihrer schönen und kräftigen Jugend. Aber auch Ilka
Grüning, Mathilde Sussin, Emanuel Reicher, Carl Forest, Willy
Froböse, Gustav Rickelt und all die anderen boten Vorzügliches.
Schon um dieser Darstellung willen möchte man der Dichtung einen
recht anhaltenden Erfolg wunschen.
„Büxl“ heißt die dreiaktige Komödie von Arno Holz und Oskar
Jerschke, die im Neuen Schauspielhause einen lebhaften Erfolg ge¬
funden hat. Sie verdankt ihn hauptsächlich ihren ersten zwei Akten,
die das Schicksal eines Mörders, in dem ein Bischen vom Hauptmann
von Köpenick steckt, mit kecker Laune und echt komödienhaftem Humor
behandeln. Im Schlußakt verliert sich dieser Humor in allzu possen¬
hafte Späße, aber das Publikum fand auch daran Gefallen. Heinz
Salfner gab dem Büxl den richtigen Zug von verwogener Genialität
und Erich Ziegel war als zungenfertiger Rechtsanwalt unendlich
komisch. Unter den übrigen Mitwirkenden müssen Erich Kaiser=Titz¬
und Paul Paaschen mit allen Ehren genannt werden.
M. S./
UNTBR DEN
RUDOLF DRESSEL“ LInpeN 30.
DEJEUNERS
DINERS
SOUPERS
M. 2.50
M. 5.50 u. 5.50 von M. 3.— (bis 12 Uhr)
TAFELMUSIK
Säle für größere und kleinere Gesellschaften.