5.40
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24. Das weiteLand
Δ Aussehnitt aus:
iansargae
E vom:
Mazziuinn Sud, Bresiet-
e
Der Gegenstand in der Kunst!..
(nebenbei: Schiller triumphiert als
Astbetiker immer mehr, je öfter
er überwunden wird) ... ich versetze
mich um einige Wochen zurück und
sehe im Lessing=Theater
Schnitzlers Tragikomödie „Das
weite Land“. Ich schmunzele
als Schriftsteller behaglich über die
mübelose Kunst des alten Rontiniers,
womit er seinen Einfällen Falter¬
flügel verleiht, und dem endlosen
Geplausch das Aueseben von Ein¬
fällen, daß man glaubt, sie greifen zu
können, und bei näherem Zuseben er¬
stanntist, nichts in der Hand zu haben.
Ich empfinde einen kalten Respekt
vor der bürgerlichen Echtbeit, mit
der Schnitzler seine Menschen beialler
Kälte, die er ihnen erzeigt, doch aus¬
zustatten nicht unterlassen kann.
Aber was sagen mir diese Men¬
schen, deren ganzes Denken unt Wün¬
schen sich monomanisch um einen
Punkt dreht, aus dem sie doch das
grenzenlose Gefühl ihrer Überflüssig¬
keit auf dieser Welt, an dem sie alle
leiden, nicht kurieren können? Was
sagt mir dieses „weite Land“,
das doch so trostlos einförmig ist,
das Land der modern maskierten
Satyrn und Nymphen, die in
ermüdender Wiederholung den
Schnitzlerschen „Reigen“ aufführen?
Tragikomödie? Lächelnd finde ich
die Komik nur darin, daß ein Mann
von Geist nicht müde wird, einerent ig
schaffenden Generation eine Welt¬
anschauung der allgemeinen Pro¬
miskuität aufzureden, und tragisch
ist es allerdings, daß er es,
statt mit frechem Hohn, mit ge¬
furchter Stirn und elegischem
Lächeln tut.
Belblatt
10
Redaktion und Expedition: Berlin SW 68
mit ansehen. Dabei wird die Gelegenheit benutzt, dem Zuschauer
die innere Einrichtung eines solchen Unterseebootes vor Augen zu
führen. Die Hebung des gesunkenen Bootes gelingt mit Hilfe
eines Hebeschiffs, und zur Fuer der Rettung findet ein Schlußbild
auf dem Panzerkreuzer „von der Tann“ ein großes Fest statt, bei
dem die Marineabteilung der Berliner Jugendwehr sich in militäri¬
schen Exerzitien glänzend bewährt. Hervorzuheben ist vor allem
das dritte Bild „Die Wunder der Tiessee“ das das Leben auf dem
Meeresgrunde und den Kampf der Taucher mit den Meeres¬
ungeheuern sehr gut veranschaulicht. Die Tänze des Ballettkorps
sind mit bewundernswerter Exaktheit einstudiert und ebenso
wirkungsvoll wie die glänzenden Lichteffekte. Das neue Aus¬
stattungsstück wird dem Kommissionsrat Busch für lange Zeit ein.
volles Haus sichern.
Polizei und Gericht
Keine Revision im Prozeß Wolff Metkrnsch.= Graf
Gisher! Wolff Metternich hat auf ons Techtsmittel der
Mvision verzichtet. Wie man uns mitteilt, soll fir ihn die Er¬
wägung ausschlaggebend gewesen sein, daß bei Verzicht auf die
Revision die noch zu verbüßende Strafe von drei Monaten Ge¬
fängnis von jetzt ab läuft und er ohnedies in der Sache Stall¬
kann auf diese Weise, was er als
mann in Haft sitzt.
einen besonderen Vorzug betrachtet, die Strafe im Unter¬
#suchungsgesängnis verbüßen. Hätte er das Urteil nicht an¬
erkannt, so wäre ihm die Zeit, die bis zum Urteil des Reichs¬
ichts verstreicht, nicht angerechnet worden. Aus diesem Grunde
en ihm seine Verteidiger, obgleich sie die Revision an sich für
aussichtsvoll erachteten, geraten, sich bei dem ergangenen Urteil zu
beruhigen und es nicht darauf ankommen zu lassen, ob das Reichs¬
gericht das Urteil aufheben und in einer etwaigen neuen Verhand¬
lung ein anderes Ergebnis gezeitigt werden würde. Nach einer
Rücksprache mit seiner Gattin hat denn auch der Verurteilte dey
Verzicht auf die Revision erklärt.
Kunst und Wissenschaft Aur
Lessing=Theater
„Das weite Land“, Tragikomödie in fünf Akten von Arthür
Sm
Schnitzlers melancholische, graziöse Kunst verlengnet sich —
leider — auch in seinen Dramen nicht. Ja, es scheint, als ob ihr
je länger, desto mehr auch in seinen Bühnendichtungen die führende,
alles andere überdeckende Stimme zugeteilt werden soll. Leider!
Denn Schnitzlers Dramen leben dann nur durch feine Stimmungen,
und dieses Leben ist dementsprechend ein zartes, leis blühendes,
das man behntsam pflegen muß. Daran ändert im neuesten Fall
die Tatsache nicht, daß der Dichter einige Lustspiel=, beinahe Possen¬
typen hineingestellt hat, so den ewigen Tennisspieler (der mit
seinen stereotypen Bemerkung allmählich auf die Nerven fällt), so im
Dolomitenhotel den todmüden Touristen, der von der Hotelglocke
aus dem Schlaf aufgeschreckt wie vor tausend Teufeln „über die
ganze Bühne“ zur Tür hinaus flüchtet. Dramen Schnitzlers aus
den letzten Jahren heißen „Der einsame Weg“ „Der Ruf des
Lebens“ „Das weite Land“. Lyrische Titel, nachdenkliche Titel.
„Das weite Land der Seele“ ist ein verschwimmendes Land, in
dem sich Schnitzlers kontemplative Schilderungen mit ihren feinen
Kanälen verlieren. Er ist der Maler der Zwischenfarben, der
Dichter der Zwischenspiele und Zwischenstufen, der verwischenden
Grenzen. Und sast immer handelt es sich bei ihm um das Liebes¬
leben. Bei Schnitzler ist „ihr ganzes Weh und Ach von einem
Das Werk ist soeben in S. Fischers Verlag, Berlin, in
Buchform erschienen.
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24. Das weiteLand
Δ Aussehnitt aus:
iansargae
E vom:
Mazziuinn Sud, Bresiet-
e
Der Gegenstand in der Kunst!..
(nebenbei: Schiller triumphiert als
Astbetiker immer mehr, je öfter
er überwunden wird) ... ich versetze
mich um einige Wochen zurück und
sehe im Lessing=Theater
Schnitzlers Tragikomödie „Das
weite Land“. Ich schmunzele
als Schriftsteller behaglich über die
mübelose Kunst des alten Rontiniers,
womit er seinen Einfällen Falter¬
flügel verleiht, und dem endlosen
Geplausch das Aueseben von Ein¬
fällen, daß man glaubt, sie greifen zu
können, und bei näherem Zuseben er¬
stanntist, nichts in der Hand zu haben.
Ich empfinde einen kalten Respekt
vor der bürgerlichen Echtbeit, mit
der Schnitzler seine Menschen beialler
Kälte, die er ihnen erzeigt, doch aus¬
zustatten nicht unterlassen kann.
Aber was sagen mir diese Men¬
schen, deren ganzes Denken unt Wün¬
schen sich monomanisch um einen
Punkt dreht, aus dem sie doch das
grenzenlose Gefühl ihrer Überflüssig¬
keit auf dieser Welt, an dem sie alle
leiden, nicht kurieren können? Was
sagt mir dieses „weite Land“,
das doch so trostlos einförmig ist,
das Land der modern maskierten
Satyrn und Nymphen, die in
ermüdender Wiederholung den
Schnitzlerschen „Reigen“ aufführen?
Tragikomödie? Lächelnd finde ich
die Komik nur darin, daß ein Mann
von Geist nicht müde wird, einerent ig
schaffenden Generation eine Welt¬
anschauung der allgemeinen Pro¬
miskuität aufzureden, und tragisch
ist es allerdings, daß er es,
statt mit frechem Hohn, mit ge¬
furchter Stirn und elegischem
Lächeln tut.
Belblatt
10
Redaktion und Expedition: Berlin SW 68
mit ansehen. Dabei wird die Gelegenheit benutzt, dem Zuschauer
die innere Einrichtung eines solchen Unterseebootes vor Augen zu
führen. Die Hebung des gesunkenen Bootes gelingt mit Hilfe
eines Hebeschiffs, und zur Fuer der Rettung findet ein Schlußbild
auf dem Panzerkreuzer „von der Tann“ ein großes Fest statt, bei
dem die Marineabteilung der Berliner Jugendwehr sich in militäri¬
schen Exerzitien glänzend bewährt. Hervorzuheben ist vor allem
das dritte Bild „Die Wunder der Tiessee“ das das Leben auf dem
Meeresgrunde und den Kampf der Taucher mit den Meeres¬
ungeheuern sehr gut veranschaulicht. Die Tänze des Ballettkorps
sind mit bewundernswerter Exaktheit einstudiert und ebenso
wirkungsvoll wie die glänzenden Lichteffekte. Das neue Aus¬
stattungsstück wird dem Kommissionsrat Busch für lange Zeit ein.
volles Haus sichern.
Polizei und Gericht
Keine Revision im Prozeß Wolff Metkrnsch.= Graf
Gisher! Wolff Metternich hat auf ons Techtsmittel der
Mvision verzichtet. Wie man uns mitteilt, soll fir ihn die Er¬
wägung ausschlaggebend gewesen sein, daß bei Verzicht auf die
Revision die noch zu verbüßende Strafe von drei Monaten Ge¬
fängnis von jetzt ab läuft und er ohnedies in der Sache Stall¬
kann auf diese Weise, was er als
mann in Haft sitzt.
einen besonderen Vorzug betrachtet, die Strafe im Unter¬
#suchungsgesängnis verbüßen. Hätte er das Urteil nicht an¬
erkannt, so wäre ihm die Zeit, die bis zum Urteil des Reichs¬
ichts verstreicht, nicht angerechnet worden. Aus diesem Grunde
en ihm seine Verteidiger, obgleich sie die Revision an sich für
aussichtsvoll erachteten, geraten, sich bei dem ergangenen Urteil zu
beruhigen und es nicht darauf ankommen zu lassen, ob das Reichs¬
gericht das Urteil aufheben und in einer etwaigen neuen Verhand¬
lung ein anderes Ergebnis gezeitigt werden würde. Nach einer
Rücksprache mit seiner Gattin hat denn auch der Verurteilte dey
Verzicht auf die Revision erklärt.
Kunst und Wissenschaft Aur
Lessing=Theater
„Das weite Land“, Tragikomödie in fünf Akten von Arthür
Sm
Schnitzlers melancholische, graziöse Kunst verlengnet sich —
leider — auch in seinen Dramen nicht. Ja, es scheint, als ob ihr
je länger, desto mehr auch in seinen Bühnendichtungen die führende,
alles andere überdeckende Stimme zugeteilt werden soll. Leider!
Denn Schnitzlers Dramen leben dann nur durch feine Stimmungen,
und dieses Leben ist dementsprechend ein zartes, leis blühendes,
das man behntsam pflegen muß. Daran ändert im neuesten Fall
die Tatsache nicht, daß der Dichter einige Lustspiel=, beinahe Possen¬
typen hineingestellt hat, so den ewigen Tennisspieler (der mit
seinen stereotypen Bemerkung allmählich auf die Nerven fällt), so im
Dolomitenhotel den todmüden Touristen, der von der Hotelglocke
aus dem Schlaf aufgeschreckt wie vor tausend Teufeln „über die
ganze Bühne“ zur Tür hinaus flüchtet. Dramen Schnitzlers aus
den letzten Jahren heißen „Der einsame Weg“ „Der Ruf des
Lebens“ „Das weite Land“. Lyrische Titel, nachdenkliche Titel.
„Das weite Land der Seele“ ist ein verschwimmendes Land, in
dem sich Schnitzlers kontemplative Schilderungen mit ihren feinen
Kanälen verlieren. Er ist der Maler der Zwischenfarben, der
Dichter der Zwischenspiele und Zwischenstufen, der verwischenden
Grenzen. Und sast immer handelt es sich bei ihm um das Liebes¬
leben. Bei Schnitzler ist „ihr ganzes Weh und Ach von einem
Das Werk ist soeben in S. Fischers Verlag, Berlin, in
Buchform erschienen.