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box 29/1
24. basfteLand
Leinzigen Reuste Nachrichten
Das weite Land.
Tragikomödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler.
(Uraufführung im Neuen Theater: Sonnabend, 14. Okt.)
Zwei Grenzpole des Naturalismus berühren sich in den beiden
letzten Novitäten unserer städtischen Bühne. In den „Ratten“ Ger¬
hart Hauptmanns der harte, unbarmherzige, norddeutsche Wirklich¬
keitsfanatismus, der sich immer wieder eigensinnig und verbissen
vorredet, daß in dem Schicksal einer Frau John aus der Berliner!
Linienstraße ebenso viel Bühnen=Tragik enthalten sein müsse als
in dem der Lady Marbeth
und gestern in Arthur Schnitzlers
Tragikomödie „Das weite Land“ die besondere Spielart des Wie¬
ner Naturalismus, der mit dem eigenartigen Gemisch von
Spott und Bitterkeit, Resignation und Wehmut in das Leben un¬
serer Zeit schaut, dort, wo die sogenannten „Gebildeten“ die „Stützen
der Gesellschaft“, hausen und sich in all der offenen und verborgenen
Herrlichkeit ihrer Seele manifestieren...
handfestere, derbe,
also dicht neben der eleganteren, geschmeidigeren Spielart — man
mußte vergleichen, und mir ist nicht fraglich, daß die letztere,
die weniger nach einer Literatur=Mode und mehr nach jenem Leben
schmeckt, das wir alle leben, daß diese weniger auf krasse Einzelfälle
als auf die Lebensäußerungen einer Gesamtheit, d.
also auf
Kulturerscheinungen gerichtete Wiener Art uns heute bereits
mehr zu sagen hat als ihre norddeutsche Rivalin von gestern.
Denn sie kommt dem Pulsschlag unserer Zeit näher, horcht tieser
in das Innere unserer Tage und bringt ihr auch insofern die adä¬
quatere Kunstform dar,
sie vom Derben, Lanten, Knallenden
hinweg sich dem Behorchen jener Stimmen zugewendet hat, die unter
der lonten Oberfläche heimlich rannen und züngeln, jener Stim¬
mung, die das sensitivere und untrüglichere Barometer unserer
„Kultur“, die es so herrlich weit gebracht hat, darstellen. Ein Erve,
das Ibsen einst hinterlassen hat, wird hier verwaltet, nicht mit dem
grimmem Ernst, dem Alles oder Richts=Fanatismus des alten
Wahrheitssuchere, doch bei resiquierterem, weichherzigerem Gebaren
mit gleichgerichtetem Drang nach Erkenntnis, nach Wahrheit, nach
den letzten, heimlichsten Wirklichkeiten hinter den Masken
Arthur Schnitzler ist mehr und mehr zum gewichtigsten Ver¬
treter dieser Wiener Art geworden. Seinen seinen, weichen Fingern
gelingt es zum Erstannen, den Menschen, die er auf seiner Bühne
versammelt, die Larven vom Gesicht und Schleier nach Schleier von
der Seele zu nehmen, bis sie hüllenlos dastehen, mit nichts be¬
kleidet als der Kultur ihrer äußeren Formen, ihrer tadellosen Wohl¬
anständigkeit und Gesellschafts=Dressur — nackt, trotz dieses gro߬
artig zugeschnittenen Menschheitskostüms à la mode. Er tut es auch
hier wieder zum Erschrecken, trotzdem gerade bei der Wahl des
Themas, die er diesmal traf, wunderbarste Gelegenheit gewesen
wäre, der Nacktheit die schönsten drapierenden Mäntelchen umzu¬
hängen! Das weite Land, in das er mit melancholisch=bitterem
Spott hineinschaut, ist die Seele. Ein Chaos sieht er, in dem
die schneidendsten Gegensätze dicht beisammen hocken: Liebe und Haß, k.
Sehnsucht und Zynksmus, Treue und Verrat. Wie bequem und
vor allen Dingen modern wäre es gewesen, aus allem dem ein
behagliches Jenseits von Gut und Böse in konstruieren, in dem es
sich höchst komfortabel als Uebermensch hätte hausen lassen. Indes
insbesondere waren Korff als Fabrikant ofreiter und Fräulein;
Marberg als seine Frau ausgezeichnet. Der anwesende Dichter
wurde zahlreiche Male gernfen.
Zeitung: Leipziger Tageblatt
Datum:
17.Okt. 1911
Theater und Musik.
Leipzig, 15. Oktober.
Neues Theater.
„Das weite Land“.
Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
Uraufführung.“
Uraufführungen desselben neuen
Gleichzeitige
Stückes an mehreren namhaften Bühnen sind seit
Hermann Bahr stark in Mode gekommen. Schnitzlers
neues Bühnenwerk, das auch zugleich an der Wiener
Hofburg, am Prager Deutschen Landestheater, in
Berlin und anderswo erschien, lernten wir gestern in
einer interessanten und an sich wertvollen Aufführung
kennen, für die der Direktion Volkner Anerkennung
und aufmunternder Dank seitens der Theaterfreunde
gebührt.
Das Stück selbst verdient beides weit weniger.
das
heißt da einmal: „Das Natürliche.
Chaos. Ja, mein guter Hofreiter, die Seele..
ein weites Land, wie ein Dichter es einmal aus¬
kann übrigens auch ein Hoteldirektor
drückt
gewesen sein. Nun, ich bin überzeugt, es war ein
Hoteldirektor. — Und an anderer Stelle, zu Anfang,
ist die Rede von „Produktionen auf dem
In der Tat, dieses
psychologischen Sei
Wexturteil Schnitzlers über Schnitzler trifft den Kern
des Drassias am besten.
Der Fabrikant Friedrich Hofreiter betrügt seine
kluge, schöne und temperamentvolle Frau Genia seit
Jahren mit Frauen aus ihrem Kreise so unermüdlich
und unverhohlen, daß ihm imponderabile Grenz¬
begriffe wie Ehe und Ehre fast abhanden gekommen,
zum mindesten stark verwischt sind. Aber als eines
Tages ein guter Freund des Hauses, ein junger
Klaviervirtnose, sich erschießt, weil ihn Frau Genia
nicht erhörte, bringt diese Tugendhaftigkeit seiner
Frau den leichtherzigen Hofreiter in nicht geringe
Verlegenheit. Er fühlt sich unbehaglich neben ihr,
flieht ihre Nähe und fängt auf einem Abstecher in
die Schweiz schleunigst eine neue Liebschaft an
nach seinem Willen sogar zur Ehe führen soll. Frau
Genia, vor. ihrem Gatten so oft durch Untreue be¬
leidigt, fängt unterdes daheim nun auch eine Lieb¬
schaft mit einem grünen Jungen an, einem Marine¬
fähnrich. Hofreiter, kopflos geworden durch seine
jüngste Aventiure, kehrt heim und gerät völlig aus
dem Gleichgewicht seiner gewohnten Gleichgültigkeit,
wo er doch — nach seinem Sittenkodex — zufrieden
sein könnte, daß Frau Genia sich endlich revanchiert
und ihn nicht mehr beschämt durch ihre Tugend und
Treue. Er fordert den Fähnrich heraus und schießt
ihn über den Haufen. „Wenn es Haß wäre —
„Na ja, von dem ver¬
Wut — Eifersucht — Liebe.“
spür ich allerdings verdammt wenig. Aber man will
doch nicht der Tropf sein.“ Genia flieht den „Mörder“.
Ein unentwegter Schildträger Schnitzlers hat vor
paar Tagen in einem Blatte diese fünf Akte
schlechter psychologischer Parterregymnastik mit Ibsen
in einem Atem genannt. Mir scheint, ein Vergleich
mit der Gott sei Dank! überwundenen Dänin
Karin Michaelis liegt beträchtlich näher. Die
Seele ein weites Land? Von der „Seele“ kann doch
hier nur die Rede sein als von dem Oedland in der
Brust eines sittlich entarteten Genüßlings. Und auch
die femme de trente ans, Frau Genia, scheint ihre
eheliche Treue neben einem Hofreiter mehr als einen
interessanten Sport angesehen zu haben. Sie weiß
durch den Freund und Hausarzt von allen Lieb¬
schaften ihres Mannes, geht sogar mit seinen Ge¬
liebten gesellschaftlich um. Kann man da noch von
Seele reden? Ja, weitherzig sind diese beiden
Leute und von einem fast pervers zu nennenden
Empfinden. Wie gesagt: Produktionen auf dem
psychologischen, nein pathologischen Seil. Ein
gesunder Magen erbricht sich an solcher Kost.
Obendrein ist das Ganze noch langweilig. Es ist
charakteristisch genug für Schnitzler, daß er selber
dieses Stück unter das Zeichen des Tennisspiels und
Bergkraxelns gestellt hat. Und obendrein ist ein
lässiger Wiener Ton darin, der uns ernsteren
Deutschen nicht behagen kann. Einzelne Akte sind
dürftig und gehaltlos, unsicher in der Linienführung.
Der zweite wirkt rein expositionell, der dritte
will sich humoristisch geben, bleibt aber kläglich. Der
vierte ist am wertvollsten, könnte aber gleich an den
zweiten anknüpfen. Der Schlußalt ist für die Ab¬
rechnung kurz und schwer genug. Ausschließlich in
diesen beiden letzten Akten erkennen wir den klugen
und berufenen Schöpfer früherer Werke in Schnitzler
gern wieder.
Das Stück wirkt notgedrungen unsympathisch
und ruft bei allen anständig Empfindenden ein
starkes Befremden, ja Widerwillen hervor, den
eine gute Wiedergabe dieses zu drei Fünfteln
gänzlich untheatralischen Bühnenwerkes nur noch
steigen wird. Die Besetzung durch unsere Darsteller
#überan zugute. Den ge¬
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24. basfteLand
Leinzigen Reuste Nachrichten
Das weite Land.
Tragikomödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler.
(Uraufführung im Neuen Theater: Sonnabend, 14. Okt.)
Zwei Grenzpole des Naturalismus berühren sich in den beiden
letzten Novitäten unserer städtischen Bühne. In den „Ratten“ Ger¬
hart Hauptmanns der harte, unbarmherzige, norddeutsche Wirklich¬
keitsfanatismus, der sich immer wieder eigensinnig und verbissen
vorredet, daß in dem Schicksal einer Frau John aus der Berliner!
Linienstraße ebenso viel Bühnen=Tragik enthalten sein müsse als
in dem der Lady Marbeth
und gestern in Arthur Schnitzlers
Tragikomödie „Das weite Land“ die besondere Spielart des Wie¬
ner Naturalismus, der mit dem eigenartigen Gemisch von
Spott und Bitterkeit, Resignation und Wehmut in das Leben un¬
serer Zeit schaut, dort, wo die sogenannten „Gebildeten“ die „Stützen
der Gesellschaft“, hausen und sich in all der offenen und verborgenen
Herrlichkeit ihrer Seele manifestieren...
handfestere, derbe,
also dicht neben der eleganteren, geschmeidigeren Spielart — man
mußte vergleichen, und mir ist nicht fraglich, daß die letztere,
die weniger nach einer Literatur=Mode und mehr nach jenem Leben
schmeckt, das wir alle leben, daß diese weniger auf krasse Einzelfälle
als auf die Lebensäußerungen einer Gesamtheit, d.
also auf
Kulturerscheinungen gerichtete Wiener Art uns heute bereits
mehr zu sagen hat als ihre norddeutsche Rivalin von gestern.
Denn sie kommt dem Pulsschlag unserer Zeit näher, horcht tieser
in das Innere unserer Tage und bringt ihr auch insofern die adä¬
quatere Kunstform dar,
sie vom Derben, Lanten, Knallenden
hinweg sich dem Behorchen jener Stimmen zugewendet hat, die unter
der lonten Oberfläche heimlich rannen und züngeln, jener Stim¬
mung, die das sensitivere und untrüglichere Barometer unserer
„Kultur“, die es so herrlich weit gebracht hat, darstellen. Ein Erve,
das Ibsen einst hinterlassen hat, wird hier verwaltet, nicht mit dem
grimmem Ernst, dem Alles oder Richts=Fanatismus des alten
Wahrheitssuchere, doch bei resiquierterem, weichherzigerem Gebaren
mit gleichgerichtetem Drang nach Erkenntnis, nach Wahrheit, nach
den letzten, heimlichsten Wirklichkeiten hinter den Masken
Arthur Schnitzler ist mehr und mehr zum gewichtigsten Ver¬
treter dieser Wiener Art geworden. Seinen seinen, weichen Fingern
gelingt es zum Erstannen, den Menschen, die er auf seiner Bühne
versammelt, die Larven vom Gesicht und Schleier nach Schleier von
der Seele zu nehmen, bis sie hüllenlos dastehen, mit nichts be¬
kleidet als der Kultur ihrer äußeren Formen, ihrer tadellosen Wohl¬
anständigkeit und Gesellschafts=Dressur — nackt, trotz dieses gro߬
artig zugeschnittenen Menschheitskostüms à la mode. Er tut es auch
hier wieder zum Erschrecken, trotzdem gerade bei der Wahl des
Themas, die er diesmal traf, wunderbarste Gelegenheit gewesen
wäre, der Nacktheit die schönsten drapierenden Mäntelchen umzu¬
hängen! Das weite Land, in das er mit melancholisch=bitterem
Spott hineinschaut, ist die Seele. Ein Chaos sieht er, in dem
die schneidendsten Gegensätze dicht beisammen hocken: Liebe und Haß, k.
Sehnsucht und Zynksmus, Treue und Verrat. Wie bequem und
vor allen Dingen modern wäre es gewesen, aus allem dem ein
behagliches Jenseits von Gut und Böse in konstruieren, in dem es
sich höchst komfortabel als Uebermensch hätte hausen lassen. Indes
insbesondere waren Korff als Fabrikant ofreiter und Fräulein;
Marberg als seine Frau ausgezeichnet. Der anwesende Dichter
wurde zahlreiche Male gernfen.
Zeitung: Leipziger Tageblatt
Datum:
17.Okt. 1911
Theater und Musik.
Leipzig, 15. Oktober.
Neues Theater.
„Das weite Land“.
Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
Uraufführung.“
Uraufführungen desselben neuen
Gleichzeitige
Stückes an mehreren namhaften Bühnen sind seit
Hermann Bahr stark in Mode gekommen. Schnitzlers
neues Bühnenwerk, das auch zugleich an der Wiener
Hofburg, am Prager Deutschen Landestheater, in
Berlin und anderswo erschien, lernten wir gestern in
einer interessanten und an sich wertvollen Aufführung
kennen, für die der Direktion Volkner Anerkennung
und aufmunternder Dank seitens der Theaterfreunde
gebührt.
Das Stück selbst verdient beides weit weniger.
das
heißt da einmal: „Das Natürliche.
Chaos. Ja, mein guter Hofreiter, die Seele..
ein weites Land, wie ein Dichter es einmal aus¬
kann übrigens auch ein Hoteldirektor
drückt
gewesen sein. Nun, ich bin überzeugt, es war ein
Hoteldirektor. — Und an anderer Stelle, zu Anfang,
ist die Rede von „Produktionen auf dem
In der Tat, dieses
psychologischen Sei
Wexturteil Schnitzlers über Schnitzler trifft den Kern
des Drassias am besten.
Der Fabrikant Friedrich Hofreiter betrügt seine
kluge, schöne und temperamentvolle Frau Genia seit
Jahren mit Frauen aus ihrem Kreise so unermüdlich
und unverhohlen, daß ihm imponderabile Grenz¬
begriffe wie Ehe und Ehre fast abhanden gekommen,
zum mindesten stark verwischt sind. Aber als eines
Tages ein guter Freund des Hauses, ein junger
Klaviervirtnose, sich erschießt, weil ihn Frau Genia
nicht erhörte, bringt diese Tugendhaftigkeit seiner
Frau den leichtherzigen Hofreiter in nicht geringe
Verlegenheit. Er fühlt sich unbehaglich neben ihr,
flieht ihre Nähe und fängt auf einem Abstecher in
die Schweiz schleunigst eine neue Liebschaft an
nach seinem Willen sogar zur Ehe führen soll. Frau
Genia, vor. ihrem Gatten so oft durch Untreue be¬
leidigt, fängt unterdes daheim nun auch eine Lieb¬
schaft mit einem grünen Jungen an, einem Marine¬
fähnrich. Hofreiter, kopflos geworden durch seine
jüngste Aventiure, kehrt heim und gerät völlig aus
dem Gleichgewicht seiner gewohnten Gleichgültigkeit,
wo er doch — nach seinem Sittenkodex — zufrieden
sein könnte, daß Frau Genia sich endlich revanchiert
und ihn nicht mehr beschämt durch ihre Tugend und
Treue. Er fordert den Fähnrich heraus und schießt
ihn über den Haufen. „Wenn es Haß wäre —
„Na ja, von dem ver¬
Wut — Eifersucht — Liebe.“
spür ich allerdings verdammt wenig. Aber man will
doch nicht der Tropf sein.“ Genia flieht den „Mörder“.
Ein unentwegter Schildträger Schnitzlers hat vor
paar Tagen in einem Blatte diese fünf Akte
schlechter psychologischer Parterregymnastik mit Ibsen
in einem Atem genannt. Mir scheint, ein Vergleich
mit der Gott sei Dank! überwundenen Dänin
Karin Michaelis liegt beträchtlich näher. Die
Seele ein weites Land? Von der „Seele“ kann doch
hier nur die Rede sein als von dem Oedland in der
Brust eines sittlich entarteten Genüßlings. Und auch
die femme de trente ans, Frau Genia, scheint ihre
eheliche Treue neben einem Hofreiter mehr als einen
interessanten Sport angesehen zu haben. Sie weiß
durch den Freund und Hausarzt von allen Lieb¬
schaften ihres Mannes, geht sogar mit seinen Ge¬
liebten gesellschaftlich um. Kann man da noch von
Seele reden? Ja, weitherzig sind diese beiden
Leute und von einem fast pervers zu nennenden
Empfinden. Wie gesagt: Produktionen auf dem
psychologischen, nein pathologischen Seil. Ein
gesunder Magen erbricht sich an solcher Kost.
Obendrein ist das Ganze noch langweilig. Es ist
charakteristisch genug für Schnitzler, daß er selber
dieses Stück unter das Zeichen des Tennisspiels und
Bergkraxelns gestellt hat. Und obendrein ist ein
lässiger Wiener Ton darin, der uns ernsteren
Deutschen nicht behagen kann. Einzelne Akte sind
dürftig und gehaltlos, unsicher in der Linienführung.
Der zweite wirkt rein expositionell, der dritte
will sich humoristisch geben, bleibt aber kläglich. Der
vierte ist am wertvollsten, könnte aber gleich an den
zweiten anknüpfen. Der Schlußalt ist für die Ab¬
rechnung kurz und schwer genug. Ausschließlich in
diesen beiden letzten Akten erkennen wir den klugen
und berufenen Schöpfer früherer Werke in Schnitzler
gern wieder.
Das Stück wirkt notgedrungen unsympathisch
und ruft bei allen anständig Empfindenden ein
starkes Befremden, ja Widerwillen hervor, den
eine gute Wiedergabe dieses zu drei Fünfteln
gänzlich untheatralischen Bühnenwerkes nur noch
steigen wird. Die Besetzung durch unsere Darsteller
#überan zugute. Den ge¬