II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 386

Da
W
I.
box 29/1
24.—116—nd
B
hegt der Kern nicht offen
Genia, die Verlassene, fängt ein Verha#nis an mit s bi
gehüllt in die Augenblicks¬
einem jungen Fähnrich — aus Liebe —zu wem? —
v
en — aller Sprechenden.
Vielleicht aus Liebe — zu Friedrich!
be
e die Menschen sprechen —
Friedrich ist heimlich zurückgekommen, hat erst
llen und ihrer Stimmung
unter Ernas Fenster gestanden, hat dann in seinem
s den gesprochenen Wor¬
Garten seine Frau mit dem Fähnrich belauscht —,
sel
rvor, denn das einmal
sich auf die Wiese gelegt und prachtvoll geschlafen.
ne Tatsache geworden, die
Es ist ihm wie eine innere Befreiung, er geht
handeln zwingt, die Seele
nicht mehr als Schuldiger herum, er atmet auf. Es
das Wort gab, hat nichts
ist, als hätte seine Frau Sühne getan für den Tod

sobald es auf der Zunge
des anderen.
Als er aber am nächsten Tag dem Fähnrich ins! V#
rdnung in uns zu schaf= Auge sieht, beleidigt er ihn tödlich — warum?
gei
auf
— geben Namen:
„Wenn es Haß wäre — Wut — Eifersucht — Liebe“
me
—, aber diese Ordnung
„Na ja, von all dem verspür' ich allerdings ver¬
der
hes.
dannt wenig. Aber man will doch nicht der
des
ich Hofreite# hat eine
Hopf sein. Er erschießt den Gegner im Duell.
wit
nsgewohnheit, sie mit an¬
Die Liebe seiner Frau stirbt an diesem „Mord“.
um
zu betrügen, ganz of¬
Und war es nicht doch „Liebe“
dar
die Friedrich zum
Morde trieb?
Schuld, daß sie ihn nie
„Hineinschauen in mich kannst du
Te
e ihr nichts abgeleugnet
doch nicht. Kann keiner.“
sche
rau nicht?
— Jedenfalls
Genia flieht zur Mutter des Erschossenen. Erna
abe
utes Gedächtnis für Ge¬
möchte Friedrich folgen, wohin es immer geht.
uni
belanglose Gespräche
Wird nicht angenommen. Alles ist Täuschung.
Mi
n Männern. Ein guter
Aus, Erna, auch zwischen uns! —
tist
tmord begangen — nie¬
Es ist schrecklich, aus einem Drama, das in der
fi
nahnen, warum — nur
gesamten Weltliteratur einzig ist, zur Erleichterung
die
man kann wirklich
des Verständnisses ein Stück Inhalt herauszureißen,
In
ier anwenden — irgend
denn jede der hier nicht genannten zahlreichen an¬
ner
s Selbstmordes mit sei¬
deren Personen hat eine Seele — und die Seele —
den Abschiedsbrief des
und so weiter —
me:
Liebe zu ihr zum Selbst¬
Es wird schwer sein, das Stück, das so ganz welt¬
aue
ist sprachlos vor Stau¬
fern liegt von allem, was wir als „Theater" kennen,
beit
nicht das Geringste ge¬
überhaupt zu spielen, denn selbst Ibsens Kunst wirkt
eringste angemerkt, als
hiergegen als „Theater, und die Seele jedes Zu¬
das
de des Freundes gebracht
schauers ist —— ein weites Land. —
1#
edsbrief vorher erhalten
Franz Rolap——f reg
hnein — ein dummes,
ein
pur — im Gegenteil —
kein, deren starre Tugend
getrieben. Tugend —
4
vas, das es in Wirklich¬
is einem so furchtbaren,
ber wie der Tod. Und
und doch sehr gern ge¬
ihr Geliebter sagt sie!
ß, daß es nur Gleiches
enn sie Friedrich be¬
n blieb sie standhaft.
sie konnte
14 Tage hat
lbst zu
eist er
sie
offen
schon
stille
Gesicht
gebirgs¬
rich Erna
er Frau
und
1
#schnitt aus:
Hannoverscher Courier
B

briken, erobert
lionär.
Das weite Land.
Hauptsache seid
Tragikomödie in fünf Akten von Arthur Schuitzler.
Angelegenheit d
Handel zwischen
(Zum ersten Male in der „Schauburg“.)
schönen Schein
Sonnabend, 14. Oktober.
des Genusses,
Männchentriebes
Arthur Schnitzlers Natutell neigt wenig zu den Be¬
Gegenstand intel
dingnissen des Dramatikers (sofern man, neben äußeren Mo¬
menten konsequenter, gesteigerter Handlungsführung, als Ziel
Dennoch vol
des Dramas die Brechung der Charaktere im Prisma einer
menschliche Trag
fest umrissenen Weltanschauung betrachtet wissen will). Wo
Atmosphäre, in
er sich Wirkungen solcher Art abzuzwingen suchte (man denke
Launen, Augen
theatralischen
an den „Ruf des Lebens"), entglitt er in
Tat nichts Die
Effekthaschereien seinem Selbst. Er ist zu sehr Betrachter
erscheinung. N
seiner Welten, als daß er deren meisternder Gestalter zu
Ohne daß man'
sein vermöchte. Er ist, seiner ganzen Veranlagung nach, zu
Leben durch kör
sehr ein steptischer Bezweifler aller Werte, zu wenig Moralist.
Unterschied? I
Ein zuviel an Klugheit. Feinheit, Nuancierung, ein unheim¬
hinaus.
lich scharfer Blick für die Relativität aller seelischen Re¬
Im Mittelp
gungen verleihen seinen Produktionen die Eigentümlichkeit des
trischen Genieß
Verfließenden, Schillernden, Resultatlosen; das Drama aber
gerne zeichnet;
fordert Resultate. So kommt es, daß gerade die zartesten
los, weil geistig
unter den umfangreicheren dramatischen Schopfungen
(um die Vierzig
Schnitzlers dialogisierten Romanen ähneln, wie seine Ein¬
eseleien planlose
akter und Einakterzyklen dialogisierten Novellen. Sie in¬
Anatol mangelt,
teressieren wohl, aber sie fesseln nicht, sie tuen weite Gefilde
System. Nicht
des Lebens auf, doch begrenzen sie nicht unseren Blick durch
Daimonion —1
die Notwendigkeit geschlossener Welten....
Einsamkeit des
hat alles andere
Uebrig bleiben: Milieuschilderungen, in denen Schnitzler
Meister ist. Diese fin de siecle=Menschheit des modernen
weg. Sie läßt
Zartheit mütter
Wien, um deren Vitalitätsgesetz er sich nun schon ein Menschen¬
an ihm haftete:
alter hindurch in immer engeren konzentrischen Kreisen be¬
um die stillumw
wegt, ersteht aus seiner neuen Bühnendichtung mit derselben
Blut von einem
Wirklichkeitstreue, die ihr in seinem letzten Romane, dem
ahnungslosen M
„Weg ins Freie", eignete. Im wohligen Genuß der Sattheit
rekelt sie sich; auch ihre frischesten Exemplare sind schon ein
schehen. Nicht
zwingt er der
tlein wenig müde und vornehm blasiert. Gerne spielt sie, bei
mehr entfremde
aller Leofreudigkeit, mit jenem pikanten Todesgefühle, zu
weibliche Tugen
dem übersättigte Individuen, Nationen, Systeme neigen; ihm
aus Schmerz o
im Gefolge schreitet Selbstironie und die Zersetzung einer
seiner Frau (ein
Erkenntnis, der des Willens Paarung mangelt. Das Wien
ist solcher tiefere
der oberen Zehntausend. Dieses Wien mit seiner feinen
Jugend ist opfer
Kultur der Anlehnung und Entlehnung, seinem Taggenießen
sein Leben in d
und nach dem Morgen nicht fragen, seiner Menschheit mit
ist ausgebrannt
der unglaublichen Schwimmfähigkeit wird wieder einmal in
lorenem Posten;
eine Anzahl charakteristischer Typen von Männern und
Position, auf die
Frauen aufgelöst, sozusagen miteinander in Disput gesetzt.
bedacht. Ein B
Das Wesen aller dieser Typen ist: sich treiben zu lassen.
margen vom S
Nicht sie machen sich das Leben, das Leben macht sie. Und
nimmt er es mi
dieses Leben dreht sich nur um einen Punkt: um die wech¬
vollen Bergbeste
selnden Beziehungen der Geschlechter. Hier sitzt, so scheint es,
ans Ende treibt,
die einzige Wurzel lohnender Aktibität. Was sonst noch
samen Lebensw
existiert auf Erden, was minder mit materiellen Gütern Ge¬
mit den Worten
segneten Lebensinhalt leiht, füllt hier nur die Pausen von
schnapp' ich doch
einem Abenteuer zum anderen. „Es gibt doch noch etwas
Du bist zwanzig
anderes auf der Welt, als — uns“, meint Adele, die verab¬
gehörte, Genia,
schiedete Amoureuse, zum Fabrikanten Friedrich Hofreiter,
verloren. Viele
dem Mittelpunktscharakter. „Ja — die Pausen zwischen der
einen und anderen. Die sind ja auch nicht uninteressant. losigkeit eines 2
Wenn man Zeit hat und in der Laune ist, baut man Fa¬ Male straflos d