II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 395

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WE
Land
24.
Das
115 10. 1911
Deutsches Schauspielhaus.
Hamburg hatte gestern gleichzeitig mit Wien, Berlin, Leipzig
und einem Dutzend anderer Städte die Ur=Aufführung des neuesten
Stückes von Arthur Schnitzler, der Tragikomödie Das
weite Land. Der Erfolg war sehr stark und der Beifall so
anhaltend, daß mit den Darstellern auch Dr. Hagemann, der
die Regie besorgt hatte, wiederholt vor der Rampe erscheinen
mußte. Ob freilich dieser Beifall nicht mehr den ausgezeichneten
schauspielerischen Leistungen von Fräulein Elsinger, Herrn
Nhil und den übrigen Mitwirkenden galt, als dem Stück selbst,
diese Frage darf wohl aufgeworfen werden. Schnitzler hat hier
griffen. Es scheint aber, als ob deren Behandlung besser in
Roman als im Drama erfolgt wäre. Jedenfalls weist der Dialog
trotz einiger Kürzungen, die die Regie vorgenommen hatte, er¬
müdende Längen auf, durch die der Zuschauer nur schwer der
Weg zum Verständnis der Absichten des Dichters findet. Da die
Vorstellung erst gegen Mitternacht ihr Ende fand, muß die ein¬
gehende Besprechung auf Montag vorbehalten bleiben.
C. M.=R.
Telephon 12.801.
„ODSENVEN
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitunge¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Geni, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quallenangabe chne Gewahr.)
Ausschnitt aus Liiefarisckes Centralbläft, Leipzig
11 1911
vom:
See i uie anf Konte des Verfassers zu jeden is.
Am gleichen Abend mit Berlin, Wien, München, Leipzig und
Anderwärts fand auch im deutschen Schauspielhaus zu Hamburg die
„Uraufführung von Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weiten
Land“, das oben Sp. 410 #rech stalt und vermochte danks
der prachtvollen Verkörperung der beiden Hauptrolien durch Robert Nhil
und Marie Elsinger das Publikum zu starkem Beifall hinzureißen. —
Große Wirkung erzielte auch hier Mar Dautbendeys Schauspiel“
„Die Spielereien einer Kaiserin“ bei der Aufführung im Thalia¬
Theater am 16. September d. J. Das Stück wurde im lauf. Jahrg., ##
Nr. 18, Sp. 320 fg. d. Bl. von anderer Seite eingebend besprochen.
Es enthält zwei außerordentlich dankbare Rollen, von denen die der
Katbarina, von Frau Franck=Witt dargestellt, dominierte, wodurch deren—
Abhängigkeit von Menschikeff verdeckt wurde. Mit dem plebejischen
Fürsten mühte sich Herr Forecht wacker ab, ohne jene Ueberzeugungskraßt
zu besitzen, über die dieser treffliche Darsteller sonst verfügt.
Hans Frandf.
Tägliehe Rundschau, Beris
15 10 1911
* Hamburg, 14. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Bei der
heutigen Erstaufführung von Schnitzlers „Das weite
Land“ im Schauspielhaus interessierte das Werk durch die vor¬
zügliche Darstellung und die feinsinnige Regie. Das Ergebnis
war ein Achtungserfolg. (Vergl. unter Kunstleben.)
Zeitung: Hamburger Nachrichten
mnt 15.0kt 1911
jammerzuständ
anderes als d
Schnitzler: „Das weite Land“.
verehrte Leser
sie immer ein
Uraufführung im Deutschen Schauspielhause.
hoffentlich nu
14
als der Urtrie
Schnitzlers fünfaktige Tragikomödie behandelt ein Motiv
Ein „fait
aus dem Gesellschaftsleben. Das Wort „Gesellschaft“ klingt
Nerven als
sehr gewichtig. Franz Blei machte dazu gelegentlich die
zugrunde: Der
witzige Randbemerkung: „Es ist unsere Ideologie, daß wir
kant Hofreiter
noch immer eine Gesellschaft denken, wo es nichts als sehr
Frau, ist aber
viele Leute gibt.“ Sie ist jedoch mehr als witzig, sie ist
nicht abgeneigt
auch richtig. Die mechanische zersetzende Entpersönlichung,
liebt, gerät nun
die Enteignung des Einzelwillens in der Gegenwart hat alle
Russe erschossen
Rangunterschiede der früheren Zeit in brutale Geldunter¬
tion der Zunei
schiede verwandelt. Der Mensch ist heute nur soviel wert,
Welt nicht auf
als er zahlen kann; unsere Plutokratie ist ein schlechter
wohl sie ihm
Bastard von Aristokratie und Demokratie. Armer Dichter,
Um seine Unrch
wie willst du einer so disparat gemischten Gesellschaft gerecht
mit einer jun
werden? Die Tragödie ist ihr zu angreifend, die Komödie
sie ihm nur di
unter Umständen zu verletzend. Sie macht doch immer noch
einer unerfahr
Ansprüche darauf, ernst genommen zu werden, denn in der
erstenmal seine
Regel ist sie völlig humorlos. Und das um so mehr, als sie
sich selber, daß
über sich keine Mächte — mit Ausschluß der „Obrigkeit“
brennt
anerkennt. Der Himmel ist entgöttert, die letzten Mythen hat
Land“. Doch
Richard Wagner wie in einem Ramschbazar aufgekauft. Aber
den Verdacht,
da ist noch die Zeitung mit ihren Rubriken: „Verschiedenes“
zu unterhalten.
„Aus der Gesellschaft" und „Polizeibericht". Diese Dinge
Eitelkeit (denn
sind außerdem ja viel „interessanter". Und diese Rubriken
trotz ihrer Wei
gaben Schnitzler denn auch die Anregung, in sein „Sehr viele
den jungen Da
Leute"=Milien Leben und Bewegung, Tragik plus Komik
Der Zynismus
plus Tragik zu bringen. Die Bastardform der heutigen Ge¬
selber und den
sellschaft erlaubt auch nur eine Bastardform der Dramatik.
Grauenhaftes.
Alle Kunstbegrenzungen sind heute verwischt. Noch Lessing
Leben der Gege
verwarf zwar die Mischspiele und machte den Begriff der
komödie an die
Tragikomödie mit der Bezeichnung Hilarotragödie lächerlich,
cholisch dazu u
da es nur zwei dramatische Stile gäbe, den tragischen und den
konventionelle
ist. Aber was
komischen. Aber heute, wo Mischung und Zermischung Trumpf
geworden sind, haben sich mit mancherlei anderen Auffassungen
wie schwerfällig
auch die Stilbegriffe zu Tode „differenziert“, um dies beliebte
ist sie! Wirklic
Modewort zu gebrauchen.
Solchen D
Schnitzler fühlt sich jedoch — bei aller Ehrlichkeit, die
die Nerven zu
ihn denn auch die Bezeichnung Tragikomödie wählen ließ —
Hilfe kommen.
ganz und nicht ohne Unbehagen als Kind seiner Zeit und
wirken nur
Dichter ihrer Bühne. Was ihr an Größe abgeht, wird durch
merkenswert ist
Dramatik —
psychologische Feinheit ersetzt; an die Stelle der Idee tritt
das Problem, meistens das Eheproblem; die Liebe schwindet,
vollkommener T
aber es bleibt die Erotik; die Ehe wird nicht mehr ernst ge¬
als einer besche
nommen, wohl aber der Ehebruch, die Ehescheidung, der heim¬
tionalismus des
das Drama an
liche und öffentliche Skandal. Auch in dieser Tragikomödie
fungiert Schnitzler als Spezialarzt für erotische Katzen= lust stetig gewa