II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 404

We
box 2971
Lan
24. Daseund
#
en Wäs
('s Haupt¬
*. Gegen Ende Mimi 1010
maßte er operieren. Mackenzie, ra. usnächtigen.
#., buß er in fortgesetzter ärztlicher Behandlung stand.
stierten gegen das Chloroform; auch die Kronpzu über¬
Seit dem Januar 1887 litt er an andauernder Heiser¬
sagte: „Unter keinen Umständen gestatte ich Chloition die
Da erklärte Bramann: „Dann operiere ich nicht, ern aus¬
keit. Anfang März wurde Gerhardt zur Behandlung
einen der anderen Herren, zu operieren.“ Fugilt von
hinzugezogen, der am Rande des linken Stimmbandes eine
Szene! Keiner will operieren, jeder erklärt, er ki gedrill¬
unebene Vorragung feststellte. Die Diagnose lautete auf
nicht. Mittlerweile ist Bramann zum Kronprinzen
prlypöse Verdickung des Stimmbandrandes., Bergmann
getreten und hat ihn beredet. Das letzte Wort nim
untersuchte am 16. Mai und sprach sofort den Verdacht
der Kronprinz: „Operieren Sie mich glei
einer bösartigen Neubildung aus und begründete ihn. Er
gebe mich in Ihre Hände, operieren Set aus
schlug zugleich den äußersten Kehlkopfschnitt vor.
wie Sie es für gut finden.“
Endligister
Am 18. Mai fand eine nochmalige Untersuchung statt, nach
schließt sich Krause mit einem Protest gegen das Cüden
der Tobold das Leiden gleich Gerhardt und Bergmann
glücklicher Liebe in einen Abgrund springen kann.“ Es Un¬
Direktor stützt seine Erfahrung auf einen lebendigen und
steht sogar die bittere Ethik des Totschlags, des Selbstminem
fruchtbaren Damenverkehr. Er ist kein Begriffenfeldt, dieser
Er begreift, daß er sich selbst gegenüber ein teilnahmsdrahlt
alternde Erotiker, der seizbequem eingerichtetes Dolomiten¬
ein ruhloser Fremdling gewesen. Die Stimme seines Ki hat
Hotel als internationalen Harem betrachtet und „in jedem
führt ihn aufs neue dem Leben zu. Und=da er noch im bei
TirolerDorf mindestens 1 Kind hat," wie der Glühlichtfabrikant
kein Talent zu einem bußfertigen Moralisten hat, tröstseine
behauptet. Er ist „der Neuzeit entsprechend“ organisiert, wie
sich mit der wehmütigen Formel: „Das Leben ist zum irbel
man im Tone der üblichen Hotel=Inserate hinzusetzen kann.
lachen". Nicht anders ergeht es seiner haltlosen Frau, ent¬
Darum hängt er der nackten Wahrheit seiner praktischen
in der abenteuerreichen Villa zu Baden bei Wien auf , ob
Betrachtungen auch gern eine philosophische Boa um die
lichen Schleichwegen den prickelnden Segen eines geheim be¬
Schultern. Eine Boa, die gar nicht wärmt, aber dem
vollen Glücks ergattern möchte. „Man gleitet, man ghein“.
verführerischen Akt (wie auf den Radierungen des pfiffigen
immer weiter; wer treiß, wohin“ ist ihre schlüpfrige Maxjlag¬
Rops) mit psychologischen Linien umkleidet. Der Dichter
„Ich finde mich nicht mehr zurecht.“ Nur ein zwanzigjählngs¬
identifiziert seine eigene Ansicht nicht mit diesem kleidsamen
Mädchen, eine fortentwickelte Hilde Wangel, die als Cistik
Liniengespinst, obzwar er aus den Reflexionen des pikanten
Wahl durch die feinversponnenen Irrungen dieser Liezmal
Sprechers einen schwankenden Faden hervorzieht und zu den
komödie huscht, weiß sich mit der unbedenklichen Entschie den
Titel=Lettern der Tragikomödie verwendet. Der Dichter will
heit eines souveränen Temperaments zu behaupten. sich
nicht als Hoteldirektor, will nicht als Irrenhausdirektor, will
eine ältliche Schauspielerin, die in manchen Momenten Sie
nicht als Theaterdirektor fungieren. Aber er scheint doch
hohen und freien Zug einer modernisierten Frau Kamndoch
anzudeuten, daß die Theaterspieler des Lebens mit ihren
herrin Alvit“ annimmt, läßt eine abgrundtiefe Herzeuft.
und Selbsttäuschungen
wahnwitzigen Vorspiegelungen
güte (eine Herzensgüte aus Lebensweisheit und Welt In
die ähre
zufällige Hotelgäste auftreten,
wie
Augenblick
ersten
ständnis) in den unbefangensten und wärmsten Akzetsteht
beziehungslosen Naturen im
wirken. Wenn Schnitzler in seinem jüngsten Werke ngen
zu erfassen glauben und tragikomischerweise dabeim ##
Ehemänner, Gattinnen, Freundinnen, Kameraden über das
diese eine Gestalt geformt hätte, müßte ihm schon lach¬
derentwillen der innigste Respekt aller empfänglichen ichts
uneingestandene Verhältnis einer gegenseitigen Wesens¬
nießer sicher sein. Aber da ranken sich noch die unterschipus
fremdheit zeitlebens nicht hinauskommen. Diese unfrei¬
willigen Marionettenspieler, diese unwissentlichen Gefühls¬
lichsten Typen einer ungebundenen und kompliziertird
Lebenslust um das tragende Gerüst des Dramas. Wer ine
narren bleiben Hotelgäste in ihrem selbstgeschaffenen Hause
und in den Bondoirs, Salons, Geschäftszimmern oder
völlig verstehen will, muß in Dichters Lande gehen oder gen
Heiligtümern der angrenzenden Außenwelt, wo ihr unbe¬
Atmosphäre der früheren Schnitzlerstücke als entgegeig:
wußter Dünkel den scheinbaren Triumph einer wohlbe¬
kommende Stimmung mitbringen. Die Regie des Deutschbis
gründeten Geltung feiert. Sie bleiben auch Hotelgäste im
Schauspielhauses (Carl Hagemann) sorgte für einen lanit
weiten Lande ihrer Seele, wo sie von unverstandenen
nigen und lustigen Gesamtton, ließ aber die mitschwingenios
von unbegriffenen Gedankenregungen,
Empfindungen,
Ibsen=Instrumentation nur in den letzten zwei Aktuti
von unbekannten Trieben und itselhaften Instinkten oft
aufkommen. Franziska Ellmenreichs SchauspielerEr
plötzlich aus einem eingebildeten Gleichgewicht herausge¬
Robert Rhils Glühlichtfabrikant, Marie Elsingers Fabwie
schlosdert werden. Dann hilft keine „Contenance“. Dann
kantensfrau einten sich zu einem volltönigen Dreiklang, der¬
nützt keine gewohnheitsmäßige „Haltung“ die mit den Ver¬
aus den wohlgefälligen Akkorden einer dialektisch volze
legenheitsmitteln einer bissigen Fronie, einer „dämonischen“
endeten Konversation in die feelischen Tiefen einer den
Selbstsicherheit, einer zynischen Unverfrorenheit jeder tücki¬
hinablangte. Paptur #
greifenden Menschenoffenbarung
schen Falle zu entrinnen sucht. „Mir kann nichts geschehen,“
Silten, die sich bislang nur in Kostümrollen auf wesendie
das berauschende Evangelium, das nur verinnerlichten und
fremdem Gebiete vorgestellt hat, fand als Erna den wier¬
demütigen Naturen dienen kann, bricht als läppische Phrase
samen Reiz einer klug gespielten Leidenschaftlichkeit. Cgio:
zusammen. Der brutale Lügenmensch, der mit den raffinier¬
Wagner, Hans Andresen, Margarete Otto=Körner, Ludzund
Stück.
testen Heimsuchungen fertig geworden, sieht sich auf einmal
Brahm, Hans Pichler, Tony Heydorn, Emil Stettner, 4“
als hilfloses oder kindisches Opfer den primitivsten Mächten
Röhl, Emil v. Dollen und Carl Sartory schlossen sich für
ausgeliefert. Peer Gynt, der als romantischer Hochstapler
ergänzenden Wirkungen an. Nur Heinrich Lang, Konsge¬
den faustischen Weg vom Himmel durch)Welt zur Hölle ge¬
Gebhardt, Paul Ellmar und Grete Herzfeld vergriffen frte
77
nommen, erkennt am Ende seiner Enttäuschungen und an der
in der geistigen Struktur ihrer Rollen. Ueber den allster
die
wiedergefundenen Schwelle seines Heims, daß er das Leben
meinen Erfolg haben wir gestern referiert.
ent¬
vertan, daß er sein eigener Totengräber gewesen. Schnitzlers
Anton Lindner.
cher
Glühlichtfabrikant, der sich von Ehebruch zu Ehebruch, von
—.—.—
hzen
Vorsicht zu Vorsicht, von Hinterlist zu Hinterlist dahinschleicht,
nisch
gibt im letzten Augenblicke, da es beinahe zu spät ist, seine
imal
Kunst und Wissenschaft.
spielerische Anatolweisheit auf. „Plötzlich versteh' ich allen
K
Unsinn, über den ich mich früher lustig gemacht habe. Ich
A. Z. Altonaer Stadttheater. Der Klassikerzysster¬
verstehe Fensterpromenaden, Serenaden, ich verstehe, daß man
des Altonaer Stadttheaters brachte nach Sophokles, Aescher
mit gezücktem Messer auf einen Rivalen losgehn, aus un= I los und Sbakespeare den Spanier Lope de Bega, dessen dEin