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24. Das veiteLand
einem andern. Ein anderer liedt seine Frau
zu seiner zersetzenden Beobachtungsgabe in cro¬
zärtlich, was ihn aber doch nicht abhält, sich
ticis eine Anmut in der Wortführung verliehen,
in fremde Liebesbande
zu begeben, überdies
die ihresgleichen sucht. Leichtsüßtg wie seine Ge¬
zwingt ihn seine Wahrheitsliebe, den Assteckter
schichtchen, jenfelt von Gut und Böse wie seine
feiner Frau mitzutenen. Ein Bünkier siett mit
Herrchen und Dömchen, die in verschwiegenen
zu, wie seine Gattin, als ob es so sein müßte,
Wiener Chambre separdes „nachtmahlen",
von einem der Freunde zum andern wandelt,
scherzen, plinkeln, philosophieren und lieben,
scheinbar ohne sich je über ihr Treiben gang
hauptsächlich das letztere, sind auch seine gra¬
klar zu werben. Kurz, es ist ein wahres Dunch¬
glösen Dialoge. Er ist ein Meister des sein¬
einander von Liebeleien leichten und ernsten
geschliffenen und pomtierten Sills. Mit einer
Charakters, ein Gartenbeet, um keinen anderen
Leichtigkeli, die sich nur noch bei den geschickte¬
Ausdruck zu gebrauchen, das die seltsamsten Ge¬
sten Franzosen vorfindet, gleitet der Wiener über
wüchse sprießen läßt. Jedes einzelne ist vom
die schlüpfrigsten und gewagtesten Situationen
Dichter mit Sorgfalt behendelt. Er hat sich
und Gespräche hinweg, ohne zu verhüllen und
bemüht, die Widersprüche aufzuzeigen, in
ohne zu Zweldentigkeiten seine Zustucht zu
sich bewegen
denen alle diese Menschen
nehmen. Man iut ihm übrigens Unrecht, wenn
ober in denen sie von einer höheren Macht,
man ihn mit irgend einem der französischen
die nach Sahnitter
der Natur,
Meister des Stils vergleicht, Schnitzler bedeutet
Ebgas ibenlisch ist, bewegt werden Der Held
mehr als sie, er ist nicht dloß der Caufeur, er
ein absolut pokygam veranlagter Mensch, der
#ist in Wahrbeit der lachende Philosoph, er ist
darüber verzweiseln will, daß einer seiner
der Pfocholog, der nicht nur unterhält, sondern
Freunde aus Liebe zu seiner Frau den Tod ge¬
auch immer etwas zu sagen hat und durch seine
sucht hat, und der es der Gattin beinahe zum
Hamburger Fremdenblatt
Herblüfsenden Wahrheiten und Offenheiten zum
Vorwurf macht, daß sie jenen „in den Tod gs¬
Nachdenken anregt. Sicher ist jedoch auch dies,
trieben“ hat, knallt einen auderen Freund nieder,
baß viele Schnitzkersche Dichtungen ohne die
17 10 119
weil er das erreicht hatte, was dem andern
Grazte, mit der sie vorgetragen werden, un¬
nicht gelungen war. Und zwar greift der Gatte
genießber blieben. Jede Rlumpheit müßte ihnen
in einem Augenblick zum Revolver, der ihn selbst
verderblich werden, sie sind ganz auf den leich¬
Das weite Land.
untreu vorfindet. „Andere sind vielleicht an¬
ten Ton eingestellt, den Schutpler sich geschaffen
ders ich bin amal so.“ Jeder Mensch eine Welt
Deutsches Schauspielhaus.
hat, und der das vorstechendste Merkmal seiner
für sich. Es wäre schwer, eine geschlossene
Muse ist.
Die ganze dichterische Prodmtion Schnitz¬
Orbnung in dieses dramntische Gebüde zu brin¬
##ers läßt sich in bezug auf ihren geistigen Ge¬
Auch die neue Traglkomödie „Das weite
gen. Aus diesen Streiflichtern gedt aber schon
M#itin eine urt naintwissenschaftlicher Formel
Land“, die am letzten Sonnabend auch im
hervor, welcher Kunst es bedurft hat, um einen
bringen. Sie lautet eiwa so: beireit den Men¬
Deutschen Schauspielhause eine
solchen Stoff nicht abschreckend wirken zu lassen.
schen von dem dünnen Lack einer aufgezwullge¬
ihrer Uraufführungen erlebte, ist ein echter Schnitz¬
Schwtzlers Hand war in dem Aufbau seines
nen Kultur und ihr findel das Heienner mit
ler, ###angleich diese Arbeit keineswegs zu den
Die Stim¬
neuen Stückes nicht ganz glücklich.
allen Instinkten eines solchen; der Mann mehr
besten Werken des Dichters gehört. Alle Licht¬
numgen wechseln zu häufia. Auch haben die
polvgam, das Weib mehr monogam veranlagt,
hler
und Schattenseiten Schnltlers finden sich
untegischen Haudlungen der Menschen dann
beide in ibrem Liebesleben von Matur aus ohne
gehäuft, aber nicht ausgeglichen; zudem läßt
und wann etwas Gewaltlames, Naturfremdes.
Treue, ohne Beständigkeit, ohne Wahrhaftig¬
die Technik des Stückes, früheren Lelstungen
Die Frau, die mit Emphafe bemerkt, „um mich
keit, und immer, bewußt oder unbewußt, auf
gegenüber, sehr zu wünschen übrig. Schultler
muß man lange werben“, ergibt sich eine Stunde
Der
der Suche nach neuen Sensationen. —
bietet diesmal keln jestes dramatisches Gesüge,
spiner irgendetnem jungen Lassen. Dazu genügt
Drang immer wieder den reinen Triebmenschen
er würfelt vor unseren Augen eine Reibe von
kein plötzticher Rsselt. Der Mann, dessen gan¬
darzustellen, ist so stark in Schmtzter, daß man
Menschen durchelnander, von denen nur ein ein¬
zes Loben eine Kette von untreuen Handlungen
in seinen Dramen und Novetten nur selten zu
ziger einen festen Halt im Leben gewonnen zu
ist, schießt den Liebhaber seiner Frau nieder,
erkennen vermag, wie der Mensch in Millionen
haben scheint, alle anderen werden fast ganz
nachdem er selbst sie hineingetrieben hat. Auch
von Individnen seiner Gaitung längst aus dem
von ihrem Liebesleben beherrscht und taumeln
die szenischen Stimmungen schwante allzu sech
Tier herausgewachsen ist und es gelernt hat,
willenlos hin und her. Schnitzler bemüht sich,
hin und her. Drama, Schwank, Lufispiel und
seine Neigungen und Sehnsüchte mit dem Ver¬
vor unsern Augen in die Seelen dieser Menschen
schließlich Tragödie wechseln mit einander al.
stand zu beverrschen. Wo dann diese „sittlichen“
hinabzuleuchten, denn „das weite Land“, das
Die Technik ist auffallend nachlässig, zuweilen
Menschen in Schnitzlerschen Dichtungen dennoch
ist eben die Menschenfeele, die noch kein Wande¬
in modernem Sinne ganz unmöglich. Während
auftreten, gleichen sie merkwürdigerweise Trot¬
rer der Philosohhie ganz durchmessen hat. Er
im Vordergrund minutenlange Gesprüche ge¬
teln und Sonderlingen, weil sie von der anders¬
woill zeigen, wie viele einander widersprechenben
führt werden, stehen hinten sechs, steben Per¬
gearteten Umgebung allzu sehr abstechen, oder
Leidenschaften, Sehnsüchte, Gesühle, Affekte und
sonen in stummem Gespräch, gleichsam als leben¬
weil sie von der absoluten Mehrheit der Trieb¬
Regungen bier nebeneinander Platz haben und
des Bild. Der erste Akt mit seiner Entwicklung
der
menschen erdrückt werden. Schnitzler ist
daß man den Menschen, dieses komplizierteste
wirkt sehr spannend, der zweite bringt zweisel¬
Liebespsycholog in der zeltgenöffischen deutschen
aller Wesen, eben so nehmen muß, wie es ist,
los noch eine Steigerung, aber der dritte, der
Dichtung, es ist ihm nicht möglich, das Welt¬
nicht wie die Moralisten es haben möchten. Um
in einem Gebirgshotel spielt, fällt, so amüsent
getriebe anders als nur unter einem erotischen
##t seinem Ziele zu gelangen, hat der Dichter
und interessant er auch ist, ganz aus dem Rah¬
Gesichtswinkel zu sehen. Dabei ist er ein haar¬
die Probleme nur allzu sehr gehäuft, er führt
men,
ist in einer ganz anderen Stilart ge¬
scharfer Beybachter, nur wer die Augen absicht¬
uns einen wahren Sumpf vor, der mit bunten,
schrieben und wirkt unorganisch. Die beiden
lich schließt, wird kengnen, daß er die Wahrheit
üppig wuchernden Blumen besponnen ist. Kein
letzten Akte wandeln das Stück, ganz wider jedes
schreibt. Die Menschen, die Schnitler so unver¬
einziges Geschöpf dieses Dramas ist
Erwarten, zur Tragödie. Das Stück verdient
hüllt in all ihren Lüsten und in all ihrem wider¬
eigentlich „intakt“ oder handelt nach den Ein¬
seinen tiefen Titel nicht ganz, aus dem weiten
spruchsvollen Treiben vorführt, sind ohne Aus¬
gebungen der Vernunft, alle lassen sich ganz
Lande der Seele hat Schnitzler uns allzu viel
nahme Wesen von unserm Fleisch und Blut, nur
und gar von ihren Gelüsten treiben. Dadurch
Gestrüpp vorgeführt, keine starken, gewaltigen
verschweigt der Dichter meistens, daß ihnen un¬
erhält das ganze Stück einen ungesunden An¬
Bäume, keine dunklen Geheimnisse, nur um
gezählte Mengen „anders“, wenn man will,
strich, und da auch einzelnen Tellen der Dich¬
gehemmte tierische Triebe. Gemnüppartig ist
„besser“ gearteie, fortgeschrittenere Individnen
tng die gewohnte Grazie fehlt, gibt es Par¬
auch der ganze Charakter des Stückos geblieben.
gegenüberstehen. Die Schnitlerschen Dichtungen
tien, die brutal wirken. Gebt man den Zettel
Herr Direktor Hagemann hatte das schwierige
und allo nicht ganz als Kulturbilder auszufassen.
durch, so findet man außer einem auf einsamer
Stück mit aller Diskretion herausgebracht. Eine
sie sind einseitige Ausschnitte aus dem Leben
Hohe wandeinden Arzt auch nicht eine einzige
große Regiearbeit ist sicherlich nöng gewesen,
der Gegenwart, und wenn sie auch viele abso¬
Hauptperson ohne dunkle Punkte. Der Held
um alle Härten abzuschleifen und den ganzen
kule Wahrheiten in bezug auf das Seelenleben
hält es mil alten Frauen, nur die Pausen zwi¬
Umkrets des Werkes einigermaßen einheitlich zu
des Menschen enthalten, so fehli ihnen doch zu
schen der einen und der andern füllt er mit
gestalten. Sehr bestechend war das szenische
ganzen und lehrhaften Lebensbildern das
den Dingen aus, die das Leben sonst noch
Bild der ersten beiden Akte und das des letztm
Gegengewicht, der Ausgleich nach allen Seiten.
bietet, seine Frau scherzt mit dem einen Freunde
Bildes mit dem Ausblick in die Szenerie der
des Mannes so lange, bis jener aus unglück¬
Schnitzler hätte nie seine großen berechtig¬
ten Erfolge errungen, hätte die Natur ihm nicht ] licher Liebe Selbstmord begeht, und ergibi sichersten Aufzüge. Den eigentlichen Helden der
24. Das veiteLand
einem andern. Ein anderer liedt seine Frau
zu seiner zersetzenden Beobachtungsgabe in cro¬
zärtlich, was ihn aber doch nicht abhält, sich
ticis eine Anmut in der Wortführung verliehen,
in fremde Liebesbande
zu begeben, überdies
die ihresgleichen sucht. Leichtsüßtg wie seine Ge¬
zwingt ihn seine Wahrheitsliebe, den Assteckter
schichtchen, jenfelt von Gut und Böse wie seine
feiner Frau mitzutenen. Ein Bünkier siett mit
Herrchen und Dömchen, die in verschwiegenen
zu, wie seine Gattin, als ob es so sein müßte,
Wiener Chambre separdes „nachtmahlen",
von einem der Freunde zum andern wandelt,
scherzen, plinkeln, philosophieren und lieben,
scheinbar ohne sich je über ihr Treiben gang
hauptsächlich das letztere, sind auch seine gra¬
klar zu werben. Kurz, es ist ein wahres Dunch¬
glösen Dialoge. Er ist ein Meister des sein¬
einander von Liebeleien leichten und ernsten
geschliffenen und pomtierten Sills. Mit einer
Charakters, ein Gartenbeet, um keinen anderen
Leichtigkeli, die sich nur noch bei den geschickte¬
Ausdruck zu gebrauchen, das die seltsamsten Ge¬
sten Franzosen vorfindet, gleitet der Wiener über
wüchse sprießen läßt. Jedes einzelne ist vom
die schlüpfrigsten und gewagtesten Situationen
Dichter mit Sorgfalt behendelt. Er hat sich
und Gespräche hinweg, ohne zu verhüllen und
bemüht, die Widersprüche aufzuzeigen, in
ohne zu Zweldentigkeiten seine Zustucht zu
sich bewegen
denen alle diese Menschen
nehmen. Man iut ihm übrigens Unrecht, wenn
ober in denen sie von einer höheren Macht,
man ihn mit irgend einem der französischen
die nach Sahnitter
der Natur,
Meister des Stils vergleicht, Schnitzler bedeutet
Ebgas ibenlisch ist, bewegt werden Der Held
mehr als sie, er ist nicht dloß der Caufeur, er
ein absolut pokygam veranlagter Mensch, der
#ist in Wahrbeit der lachende Philosoph, er ist
darüber verzweiseln will, daß einer seiner
der Pfocholog, der nicht nur unterhält, sondern
Freunde aus Liebe zu seiner Frau den Tod ge¬
auch immer etwas zu sagen hat und durch seine
sucht hat, und der es der Gattin beinahe zum
Hamburger Fremdenblatt
Herblüfsenden Wahrheiten und Offenheiten zum
Vorwurf macht, daß sie jenen „in den Tod gs¬
Nachdenken anregt. Sicher ist jedoch auch dies,
trieben“ hat, knallt einen auderen Freund nieder,
baß viele Schnitzkersche Dichtungen ohne die
17 10 119
weil er das erreicht hatte, was dem andern
Grazte, mit der sie vorgetragen werden, un¬
nicht gelungen war. Und zwar greift der Gatte
genießber blieben. Jede Rlumpheit müßte ihnen
in einem Augenblick zum Revolver, der ihn selbst
verderblich werden, sie sind ganz auf den leich¬
Das weite Land.
untreu vorfindet. „Andere sind vielleicht an¬
ten Ton eingestellt, den Schutpler sich geschaffen
ders ich bin amal so.“ Jeder Mensch eine Welt
Deutsches Schauspielhaus.
hat, und der das vorstechendste Merkmal seiner
für sich. Es wäre schwer, eine geschlossene
Muse ist.
Die ganze dichterische Prodmtion Schnitz¬
Orbnung in dieses dramntische Gebüde zu brin¬
##ers läßt sich in bezug auf ihren geistigen Ge¬
Auch die neue Traglkomödie „Das weite
gen. Aus diesen Streiflichtern gedt aber schon
M#itin eine urt naintwissenschaftlicher Formel
Land“, die am letzten Sonnabend auch im
hervor, welcher Kunst es bedurft hat, um einen
bringen. Sie lautet eiwa so: beireit den Men¬
Deutschen Schauspielhause eine
solchen Stoff nicht abschreckend wirken zu lassen.
schen von dem dünnen Lack einer aufgezwullge¬
ihrer Uraufführungen erlebte, ist ein echter Schnitz¬
Schwtzlers Hand war in dem Aufbau seines
nen Kultur und ihr findel das Heienner mit
ler, ###angleich diese Arbeit keineswegs zu den
Die Stim¬
neuen Stückes nicht ganz glücklich.
allen Instinkten eines solchen; der Mann mehr
besten Werken des Dichters gehört. Alle Licht¬
numgen wechseln zu häufia. Auch haben die
polvgam, das Weib mehr monogam veranlagt,
hler
und Schattenseiten Schnltlers finden sich
untegischen Haudlungen der Menschen dann
beide in ibrem Liebesleben von Matur aus ohne
gehäuft, aber nicht ausgeglichen; zudem läßt
und wann etwas Gewaltlames, Naturfremdes.
Treue, ohne Beständigkeit, ohne Wahrhaftig¬
die Technik des Stückes, früheren Lelstungen
Die Frau, die mit Emphafe bemerkt, „um mich
keit, und immer, bewußt oder unbewußt, auf
gegenüber, sehr zu wünschen übrig. Schultler
muß man lange werben“, ergibt sich eine Stunde
Der
der Suche nach neuen Sensationen. —
bietet diesmal keln jestes dramatisches Gesüge,
spiner irgendetnem jungen Lassen. Dazu genügt
Drang immer wieder den reinen Triebmenschen
er würfelt vor unseren Augen eine Reibe von
kein plötzticher Rsselt. Der Mann, dessen gan¬
darzustellen, ist so stark in Schmtzter, daß man
Menschen durchelnander, von denen nur ein ein¬
zes Loben eine Kette von untreuen Handlungen
in seinen Dramen und Novetten nur selten zu
ziger einen festen Halt im Leben gewonnen zu
ist, schießt den Liebhaber seiner Frau nieder,
erkennen vermag, wie der Mensch in Millionen
haben scheint, alle anderen werden fast ganz
nachdem er selbst sie hineingetrieben hat. Auch
von Individnen seiner Gaitung längst aus dem
von ihrem Liebesleben beherrscht und taumeln
die szenischen Stimmungen schwante allzu sech
Tier herausgewachsen ist und es gelernt hat,
willenlos hin und her. Schnitzler bemüht sich,
hin und her. Drama, Schwank, Lufispiel und
seine Neigungen und Sehnsüchte mit dem Ver¬
vor unsern Augen in die Seelen dieser Menschen
schließlich Tragödie wechseln mit einander al.
stand zu beverrschen. Wo dann diese „sittlichen“
hinabzuleuchten, denn „das weite Land“, das
Die Technik ist auffallend nachlässig, zuweilen
Menschen in Schnitzlerschen Dichtungen dennoch
ist eben die Menschenfeele, die noch kein Wande¬
in modernem Sinne ganz unmöglich. Während
auftreten, gleichen sie merkwürdigerweise Trot¬
rer der Philosohhie ganz durchmessen hat. Er
im Vordergrund minutenlange Gesprüche ge¬
teln und Sonderlingen, weil sie von der anders¬
woill zeigen, wie viele einander widersprechenben
führt werden, stehen hinten sechs, steben Per¬
gearteten Umgebung allzu sehr abstechen, oder
Leidenschaften, Sehnsüchte, Gesühle, Affekte und
sonen in stummem Gespräch, gleichsam als leben¬
weil sie von der absoluten Mehrheit der Trieb¬
Regungen bier nebeneinander Platz haben und
des Bild. Der erste Akt mit seiner Entwicklung
der
menschen erdrückt werden. Schnitzler ist
daß man den Menschen, dieses komplizierteste
wirkt sehr spannend, der zweite bringt zweisel¬
Liebespsycholog in der zeltgenöffischen deutschen
aller Wesen, eben so nehmen muß, wie es ist,
los noch eine Steigerung, aber der dritte, der
Dichtung, es ist ihm nicht möglich, das Welt¬
nicht wie die Moralisten es haben möchten. Um
in einem Gebirgshotel spielt, fällt, so amüsent
getriebe anders als nur unter einem erotischen
##t seinem Ziele zu gelangen, hat der Dichter
und interessant er auch ist, ganz aus dem Rah¬
Gesichtswinkel zu sehen. Dabei ist er ein haar¬
die Probleme nur allzu sehr gehäuft, er führt
men,
ist in einer ganz anderen Stilart ge¬
scharfer Beybachter, nur wer die Augen absicht¬
uns einen wahren Sumpf vor, der mit bunten,
schrieben und wirkt unorganisch. Die beiden
lich schließt, wird kengnen, daß er die Wahrheit
üppig wuchernden Blumen besponnen ist. Kein
letzten Akte wandeln das Stück, ganz wider jedes
schreibt. Die Menschen, die Schnitler so unver¬
einziges Geschöpf dieses Dramas ist
Erwarten, zur Tragödie. Das Stück verdient
hüllt in all ihren Lüsten und in all ihrem wider¬
eigentlich „intakt“ oder handelt nach den Ein¬
seinen tiefen Titel nicht ganz, aus dem weiten
spruchsvollen Treiben vorführt, sind ohne Aus¬
gebungen der Vernunft, alle lassen sich ganz
Lande der Seele hat Schnitzler uns allzu viel
nahme Wesen von unserm Fleisch und Blut, nur
und gar von ihren Gelüsten treiben. Dadurch
Gestrüpp vorgeführt, keine starken, gewaltigen
verschweigt der Dichter meistens, daß ihnen un¬
erhält das ganze Stück einen ungesunden An¬
Bäume, keine dunklen Geheimnisse, nur um
gezählte Mengen „anders“, wenn man will,
strich, und da auch einzelnen Tellen der Dich¬
gehemmte tierische Triebe. Gemnüppartig ist
„besser“ gearteie, fortgeschrittenere Individnen
tng die gewohnte Grazie fehlt, gibt es Par¬
auch der ganze Charakter des Stückos geblieben.
gegenüberstehen. Die Schnitlerschen Dichtungen
tien, die brutal wirken. Gebt man den Zettel
Herr Direktor Hagemann hatte das schwierige
und allo nicht ganz als Kulturbilder auszufassen.
durch, so findet man außer einem auf einsamer
Stück mit aller Diskretion herausgebracht. Eine
sie sind einseitige Ausschnitte aus dem Leben
Hohe wandeinden Arzt auch nicht eine einzige
große Regiearbeit ist sicherlich nöng gewesen,
der Gegenwart, und wenn sie auch viele abso¬
Hauptperson ohne dunkle Punkte. Der Held
um alle Härten abzuschleifen und den ganzen
kule Wahrheiten in bezug auf das Seelenleben
hält es mil alten Frauen, nur die Pausen zwi¬
Umkrets des Werkes einigermaßen einheitlich zu
des Menschen enthalten, so fehli ihnen doch zu
schen der einen und der andern füllt er mit
gestalten. Sehr bestechend war das szenische
ganzen und lehrhaften Lebensbildern das
den Dingen aus, die das Leben sonst noch
Bild der ersten beiden Akte und das des letztm
Gegengewicht, der Ausgleich nach allen Seiten.
bietet, seine Frau scherzt mit dem einen Freunde
Bildes mit dem Ausblick in die Szenerie der
des Mannes so lange, bis jener aus unglück¬
Schnitzler hätte nie seine großen berechtig¬
ten Erfolge errungen, hätte die Natur ihm nicht ] licher Liebe Selbstmord begeht, und ergibi sichersten Aufzüge. Den eigentlichen Helden der