II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 427

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24. Das weite-Land
Frau Dot und von Herrn v. Scheidt als John aufs wirksamste unter¬ gegen alle gu
stützt. Frau Fleischer zeichnete die junge Dot mit dem ganzen Liebreiz ! Seole heraus
ihrer Persönlichkeit und sang mit köstlicher Frische und dem Aufgebok! voller tiefster
Theater und Musik.
ihrer großen Kunst. Mit sicheren Strichen traf Herr v. Scheidt die f sondern es se
Das Natin
Figur des John, gab ihr die nötige Herzenswärme und den vollen warmen.
Stadt=Theater.
Männerseele
Ton in Spiel und Gesang. Den Edward würde Herr Hochheim
gamische Na#
noch zu weit eindringlicherer Wirkung bringen, könnte er seine stimm¬
Neu einstudiert: „Das Heimchen am Herd“ von Carl Goldmart.
einer schöner
liche Darbietung in sichere künstlerische Geleise leiten. Chor und Orchester
R. Ph.
Ehe jede lie
hielten sich überraschend gut.
Nachdem man viele, viele Jahre hindurch Goldmarks „Heimchen
Schnitzlersche
am Herd“ im staubigenTheaterarchiv gemächlich hat schlafen lassen, machte
er nicht Fra
man am Sonnabend einen Versuch, das Heinichen bei uns wieder zirpen
Inhalt seine
Deutsches Schauspielhaus."
zu lassen. Ich weiß nicht, wer der Erwecker ist und welche Gründe ihn
Fabrikherr 1
bewogen haben, der Oper ein neues Leben schenken zu sollen. Trotz der
relativ guten Aufnahme wird sich Goldmarks „Heimchen“ auch bei uns Das weite Land. Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
Genie. Sei
einfach unhe
nicht dauernd auf dem Repertoire halten können. Dus Werk beüt Wunderlust und Forschungstrieb,=Neugier und Wißbegier, Sehnsucht!
den Frau Ge
zu wenig Kern, zu schwachen künstlerischen Lebensnerv, zu geringef nuch freieren und größeren Horizonten, Verlangen nach fruchbaren
gleich
Getreibebreiten, stolzen Felsen und hohen Himmelsgestirnen werden
innere Harmonie, um sich wirklich längere Zeit hindurch auf dem Spiel¬
schwärmte;
rege bei dem reichen und hellen Klange des Titels, den Arthur
plan zu halten. Eine Dramatisierung des köstlichen Dickensschen Idylls
eine treue
Schnipler seiner jüngsten Tragödie zu geben für gut befunden hat.
war von vernherein eine verfehlte Idee. Auch die geschickteste Hand
Gatten gegen
Wie ein Strom von Licht und Luft strömt es bei dem Geläute des
hätte die Poesie vergewaltigen müssen. Was aber Willner daraus ver¬
„sogenannten
Titels Das weite Land ins Zimmer, sei dieser umschränktr. Raum
fertigt hat, ist nichts als eine trostlose Verballhornung des englischen
er wegen diese
nun ein schwül parfümierter Salon, oder eine stille Arbeitsklause, oder
Meisterwerts, ein mixtum corpositum, in dem alles zu flacher Senti¬
aushalten kö
eine tote Gefängniszelle oder ein menschenvolles Theater. Das weite
mentalitat und leerer Theatralit verseicht. Carl Goldmart, dessen
im Sinn —
Talent sich in der schwülen Erotik der Königin von Saba so geöpeetig] Land! Mag es im funkelnden Kristallschein des Sommersonnenscheins
komödien beld
ausleben konnte, ntand dem Machwert Willners ziemlich ohnmächtigf liegen, oder in den grauen Flören des Abends, oder unter der weißen,
der k. k. Mar
endlosen Schreedecke des Winters, es atmet die Kraft und den Frieden,
gegenüber. Wenn auch ein Meister die Musik zum Heinichen ge¬
der Gatte, d
den Hampf und die Versöhnung der harmonischen Allmutter Natur. Es
schrieben, dessen Technit in der Partitur große Triumphe feiert, sof
den jungen
nährt unsere Träume von Größe und Freiheit; es löst den Dunst und
ändert das nichts an der Tatsache, daß der innere Wert dieser Musik
ihm der Gehe
Qualm der Städte, die üblen Miasmen der Fäulnis und zugleich den
äußerst schwach ist. Und daß vor allem eine Stillosigkeit im
ihm ist, als ol
neues Leben versprechenden Duft der Biumen in sich auf, und es umspannt
ganzen musitalischen Ausdruck sich kundgitt, die direkt verstimmt.
Ted des tugen
Menschier und Pflanze zugleich mit den wild dabin eilenden Wolken
Mozart, Wagner, Mendelssohn und sogar Lortzing reichen sich hier ge¬
höchst vernün
und denAuhig ihres Weges ziehenden Flüssen zu einer großen ruhe¬
mütlich die Hände. Es ist ein ewiges Herumtappen von einem Stil in
nicht als „Ho
vollen Einheit. Unkrant und Weizen, ekelhaftes Ungeziefer und
den anderen, mit ziemlich unvermittelten Uebergängen und Stim¬
ein Dutzend
blendende Schönheit. Rosen. Fruchtbäume und Disteln wachsen in desem
mungswechseln. Kontrastwirtungen von solcher Schärfe, ohne jede
man Hahner
weiten Lande friedlich beisammen.
Logik und Kensequenz dienen nicht zum Frommen des Kunstwerks. Die¬
Ehre, die
Auch des Menschen Seele ist ein weites Land sagt Schnitzler, der
Musik=Melange ist um so bedauerlicher, als manche Perle dadurch gar
lächerliche Tr
Trapikomiker, in seiner dramatischen Parabel. „So vieles hat zugleich
nicht voll zur Geltung kommt und alles das, was der Komponist am
sprechenden E
Raum in uns,“ bemerkt der seelenkundige Menschenkenner Aigner in
schönen, auf den kräftigen Volkston gestimmten Liedern und Chören in
Instinkte ist!
diesem Stück. „Liebe und Trug .. . Treue und Treulosigkeit ... An¬
feine Pertitur gelegt hat, ohne nachhaltigen Eindruck bleibt. Augen¬
betung für die eine und Verlangen nach einer anderen oder nach Schluß stößt
blickserfolg wird die Oper bei der Menge immer haben. Sentiment und
liebte, ein ju
meberren. Wir versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut es
Theatralit versagen nie. Auch die Sonnabend=Aufführung verfehlte
Das vorher in rase
gebt, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künstliches...
ihre oberflächliche Wirkung nicht. Herr Kapellmeister Selberg legte
tuner das all
Natürliche ist das Chaos.“ Hier stellt sich Aigner in Gegensatz zu allen
sich aber auch tapfer ins Zeug und versuchte mit Glück, das, was der
weiten Lande
poetischen Schöpungsberichten, die das Chaos als einen überwundenen
Musik an echter Farbe und jetem Charakter fehlt durch Temperamens
und Schmit zu #rsehen Der Zurigent wurde burigens von den Ver. 1 Naturzustand betrachten und erklären, durch den letzten Schöpfungsakt! komplizierte
fretern der teiden Hauptrollen, von Frau Fleischer=Edel alsf sei eine barmonische Welt zustande gekommen. Und er steht auch wegen muß
bedad Adurges
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