We
Lal
24. Das
N. as ist Täuschung. All¬
iTänschung. Nächstens schnapp ich doch zusar
men
.Ich weiß, was Jugend ist .... Vi
einer Stunde hab ich sie glänzen gesehen und lach
in frechem, kalten Aug . . . . Und man kann do
nicht jeden . . . .. Bleib wo du bist, amüsier di¬
gut . . . — und eilt schluchzend seinem Kind en
gegen.
Dieses väterliche Geschluchze am Ende gil
beinahe dem einzigen Moralisten des Stückes, der
Arzt Dr. Mauer Recht, der beiläufig sich äußer
„. . . . . nicht das geringste hätt ich einzuwenden g#
gen eine Welt, in der die Liebe wirklich nichts an
deres wäre als ein köstlich Spiel ... Aber dann .
dann ehrlich bitte! Ehrlich bis zur Orgie .... da
ließ ich gelten. Aber dies Ineinander von Zurück
haltung und Frechheit, von seiger Eifersucht und er
logenem Gleichmut von rasender Leidenschaft un
leerer Lust, wie ich es hier sehe — das find ic
trübselig und grauenhaft! Die Freiheit, die sie
hier brüstet, der fehlt es am Glauben an sich selbs
Darum gelingt ihr die heitre Miene nicht, die sie
gerne annehmen möchte, darum grinst sie wo sie le
chen will!“ Aber von der Moral abgesehen, wei
man mit dem Helden auch sonst nicht viel anzusan
gen. Wozu der viele Lärm, wozu dieser große Auf
wand, den Hofreiter vertul, wenn zum Schluß ein
Kinderstimme alles umbläst? Es bleibt ein pein
licher Rest.
Unsere Bühne hat an den neuen Schnitzle
viel Arbeit und Mühe gewendet; das ganze Schau
spielpersonal ward aufgeboten, und Dr. Pau
Egers glückliche Hand gab Handlung und Rahmer
in bestmöglicher Fasson. Den Fabrikanten Hof
reiter spielt Herr Marius Faber klug und mi
Geschmack, als einen kultivierten Egoisten; Frl
Medelskt, die Gattin als ein Weibchen, das sick
auf die bestmiigliche Art mit ihrer Situation abfin¬
det; Herr Tiller den Fähnrich, jung und ver¬
liebt; Herr Max Schütz ausgezeichnet, als der
einzige „anständige“ Mensch; Frau Monati, sehr
beweglich und nicht unangenehm geschwätzig; Herr
Huttig, ein gescheiter Cyniker; Herr Bauer
sehr gut in einer Episode als wütender „Preuß.“
Frl. Neff vertieft das Dolomitenmädchen, gibt
vielleicht mehr, als diese Figur hat. Herr Balder
gibt den eitlen Bengel ganz reizend, und vorzüglich
ist Herr Rittig in der Rolle dieses noblen und
gescheiten Hoteldirektors. Dann noch in kleineren
Rollen: Frau John, Dr. Manning, Frl.
Niedt, Herr Frieberg und Hofer — alle
sehr brav.
Das Publikum nahm das neue Werk des
Wiener Dichters mit großem Interesse und Respekt
entgegen und gab so reichlich Applaus, daß Ober¬
regisseur Dr. Eger für den Dichter danken konnte.
Ob es ein Verhältnis zu der Tragikomödie gesun¬
den hat? Wahrscheinlich kein anderes als Herr
von Aigner zum Leben: Ordnung hineinzubringch
ist vergebens, es bleibt das Chaos!
13ch
Direktor heinrich Teweles.:
Anläßlich des Amisantrittes des Direktors
Heinrich Teweles sind diesem zahlreiche Beglückwün.
schungen zugekommen. Die erste ging von der In¬
tendanz aus und hatte folgzenden Wortlaut:
Die Intendanz d#
Deutschen Landestheatere
—rnnseue
serneres Wirken an der Prager deuischen Kunstsätte
mit ihren besten Wünschen. Der Intendant,
gez. Dr. Karl Urban.
Während der gestrigen Premiere fand nach
dem dritten Akte auf der Bühne des Theaters be¬
herabgelassenem Vorhang eine interne Feier anläß
lich des Beginnes der Direktionsführung Heinrick
Teweles statt. Als der Direktor die Bühne be###l
richtete Dramaturg Dr. Eger an ihn eine
sprache, in der er Teweles als den würdigsten d.
folger Neumanns bezeichnete, und ihm für sein¬
Direktionsführung die besten Glückwünsche über¬
mittelte. In ungemein herzlicher und humorvolle
Rede dankte Direktor Heinrich Teweles für die
Ehrung und teilte zugleich mit, daß Dramaturg Dr
Eger zum Oberregisseur ernannt sei. Das versam¬
melte Theaterpersonal brach in stürmische Beifalls.
kundgebungen für Direktor Teweles aus.
box 29/1
Ausschnitt aus:
ELE
15 10 1911
vom:
Alls Prag wird uns unterm Gestrigen telegraphiert:
Artur Schnitle#s-Tragikomödie „Das weite Land“ fand
heute bei seiner Uraufführung im Neuen deutschen Theater einen
warmen Erfolg. Die Darstellung war vortrefflich. Mit dem
heutigen Tage begann das Regime des neuen Direktors Heinrich
Teweles.
Aus Berlin wird uns unter dem
Gestrigen telegraphiert: Im Lessing=Theater
konnte heute die Tragikomödie Artur Schnitzlers „Das
zweite Land“ keinen sonderlichen Erfolg erzielen. Die
beiden ersten Akte ließen das Publikum kalt. Erst nach dem
dritten Akt ertönte lebhafterer Beifall, der auch nach dem vierten
Akt den sich geltend machenden Widerspruch zu übertönen ver¬
mochte. Das Ensemble des Lessug=Theaters bot durch seine Dar¬
stellung eine grandiose Meisterleistung; vor allem sind die Träger
der Hauptrollen, Herr Monnara und Fru Triesch, zu
nennen, denen in gleicher Vollendung Fräuein Herterick, Herr
Spieler, Fraulein Suffin und Herr Reichert zu Seite standen. —
Au#g
Freie Prasse
□
vom: AHLLL PTesze.
Schnitzlors-,,Das weite Land“ am Prager
Deutschen Theater.
(Telegramm der „Neuen Freien Presse“.)
Prag, 14. Oktober. Mit der ersten Aufführung von
Schnitzlers Tragödie „Das weite Land“ im Neuen
Deutschen Theater eröffnete heute Direktor Heinrich Teweles
die Saison. Der Eröffnungsabend kann als ein durchaus ge¬
lungener bezeichnet werden. Das ist von günstigster Vor¬
bedeutung für die beginnende Aera des neuen Direktors, der
sich auch bisher schon als feinfühliger und zielbewußter Leiter
dieses Kunstinstituts gezeigt hat. Die heutige Aufführung
wurde von Herrn Oberregisseur Dr. Eger mit viel Geschmack
und technischer Sicherheit geleitet. Das Stück brachte in den
Hauptrollen vortreffliche Leistungen der Damen Medolsky,
und Neff sowie der Herren Faber, Rittig und Schütz.
Der Dichtung, den Darstellern und den Leitern des Spieles wurde#
zeicher Beifall zu teil.
X T6r6797
(Quellenangabe ehe Gewtes.)
mchunger Nachrichten
Ausschnitt aus:
Hamburg
vom: 7#
31
### zum Veröst
ausenthall hier eingetroffen.
Serereren
A. B. Prag, den 14. Oktober. (Privattelegramm.) Schnitz
Le=Tragikomödie „Das weite Land“ brachte es in ihre
Uraufführung nur zu einem Achtungserfolg. Dem Publikur
gefiel der schwankartige, größtenteils nicht zum Stück gehörig
dritte Akt.
Lal
24. Das
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iTänschung. Nächstens schnapp ich doch zusar
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.Ich weiß, was Jugend ist .... Vi
einer Stunde hab ich sie glänzen gesehen und lach
in frechem, kalten Aug . . . . Und man kann do
nicht jeden . . . .. Bleib wo du bist, amüsier di¬
gut . . . — und eilt schluchzend seinem Kind en
gegen.
Dieses väterliche Geschluchze am Ende gil
beinahe dem einzigen Moralisten des Stückes, der
Arzt Dr. Mauer Recht, der beiläufig sich äußer
„. . . . . nicht das geringste hätt ich einzuwenden g#
gen eine Welt, in der die Liebe wirklich nichts an
deres wäre als ein köstlich Spiel ... Aber dann .
dann ehrlich bitte! Ehrlich bis zur Orgie .... da
ließ ich gelten. Aber dies Ineinander von Zurück
haltung und Frechheit, von seiger Eifersucht und er
logenem Gleichmut von rasender Leidenschaft un
leerer Lust, wie ich es hier sehe — das find ic
trübselig und grauenhaft! Die Freiheit, die sie
hier brüstet, der fehlt es am Glauben an sich selbs
Darum gelingt ihr die heitre Miene nicht, die sie
gerne annehmen möchte, darum grinst sie wo sie le
chen will!“ Aber von der Moral abgesehen, wei
man mit dem Helden auch sonst nicht viel anzusan
gen. Wozu der viele Lärm, wozu dieser große Auf
wand, den Hofreiter vertul, wenn zum Schluß ein
Kinderstimme alles umbläst? Es bleibt ein pein
licher Rest.
Unsere Bühne hat an den neuen Schnitzle
viel Arbeit und Mühe gewendet; das ganze Schau
spielpersonal ward aufgeboten, und Dr. Pau
Egers glückliche Hand gab Handlung und Rahmer
in bestmöglicher Fasson. Den Fabrikanten Hof
reiter spielt Herr Marius Faber klug und mi
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Medelskt, die Gattin als ein Weibchen, das sick
auf die bestmiigliche Art mit ihrer Situation abfin¬
det; Herr Tiller den Fähnrich, jung und ver¬
liebt; Herr Max Schütz ausgezeichnet, als der
einzige „anständige“ Mensch; Frau Monati, sehr
beweglich und nicht unangenehm geschwätzig; Herr
Huttig, ein gescheiter Cyniker; Herr Bauer
sehr gut in einer Episode als wütender „Preuß.“
Frl. Neff vertieft das Dolomitenmädchen, gibt
vielleicht mehr, als diese Figur hat. Herr Balder
gibt den eitlen Bengel ganz reizend, und vorzüglich
ist Herr Rittig in der Rolle dieses noblen und
gescheiten Hoteldirektors. Dann noch in kleineren
Rollen: Frau John, Dr. Manning, Frl.
Niedt, Herr Frieberg und Hofer — alle
sehr brav.
Das Publikum nahm das neue Werk des
Wiener Dichters mit großem Interesse und Respekt
entgegen und gab so reichlich Applaus, daß Ober¬
regisseur Dr. Eger für den Dichter danken konnte.
Ob es ein Verhältnis zu der Tragikomödie gesun¬
den hat? Wahrscheinlich kein anderes als Herr
von Aigner zum Leben: Ordnung hineinzubringch
ist vergebens, es bleibt das Chaos!
13ch
Direktor heinrich Teweles.:
Anläßlich des Amisantrittes des Direktors
Heinrich Teweles sind diesem zahlreiche Beglückwün.
schungen zugekommen. Die erste ging von der In¬
tendanz aus und hatte folgzenden Wortlaut:
Die Intendanz d#
Deutschen Landestheatere
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serneres Wirken an der Prager deuischen Kunstsätte
mit ihren besten Wünschen. Der Intendant,
gez. Dr. Karl Urban.
Während der gestrigen Premiere fand nach
dem dritten Akte auf der Bühne des Theaters be¬
herabgelassenem Vorhang eine interne Feier anläß
lich des Beginnes der Direktionsführung Heinrick
Teweles statt. Als der Direktor die Bühne be###l
richtete Dramaturg Dr. Eger an ihn eine
sprache, in der er Teweles als den würdigsten d.
folger Neumanns bezeichnete, und ihm für sein¬
Direktionsführung die besten Glückwünsche über¬
mittelte. In ungemein herzlicher und humorvolle
Rede dankte Direktor Heinrich Teweles für die
Ehrung und teilte zugleich mit, daß Dramaturg Dr
Eger zum Oberregisseur ernannt sei. Das versam¬
melte Theaterpersonal brach in stürmische Beifalls.
kundgebungen für Direktor Teweles aus.
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ELE
15 10 1911
vom:
Alls Prag wird uns unterm Gestrigen telegraphiert:
Artur Schnitle#s-Tragikomödie „Das weite Land“ fand
heute bei seiner Uraufführung im Neuen deutschen Theater einen
warmen Erfolg. Die Darstellung war vortrefflich. Mit dem
heutigen Tage begann das Regime des neuen Direktors Heinrich
Teweles.
Aus Berlin wird uns unter dem
Gestrigen telegraphiert: Im Lessing=Theater
konnte heute die Tragikomödie Artur Schnitzlers „Das
zweite Land“ keinen sonderlichen Erfolg erzielen. Die
beiden ersten Akte ließen das Publikum kalt. Erst nach dem
dritten Akt ertönte lebhafterer Beifall, der auch nach dem vierten
Akt den sich geltend machenden Widerspruch zu übertönen ver¬
mochte. Das Ensemble des Lessug=Theaters bot durch seine Dar¬
stellung eine grandiose Meisterleistung; vor allem sind die Träger
der Hauptrollen, Herr Monnara und Fru Triesch, zu
nennen, denen in gleicher Vollendung Fräuein Herterick, Herr
Spieler, Fraulein Suffin und Herr Reichert zu Seite standen. —
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Freie Prasse
□
vom: AHLLL PTesze.
Schnitzlors-,,Das weite Land“ am Prager
Deutschen Theater.
(Telegramm der „Neuen Freien Presse“.)
Prag, 14. Oktober. Mit der ersten Aufführung von
Schnitzlers Tragödie „Das weite Land“ im Neuen
Deutschen Theater eröffnete heute Direktor Heinrich Teweles
die Saison. Der Eröffnungsabend kann als ein durchaus ge¬
lungener bezeichnet werden. Das ist von günstigster Vor¬
bedeutung für die beginnende Aera des neuen Direktors, der
sich auch bisher schon als feinfühliger und zielbewußter Leiter
dieses Kunstinstituts gezeigt hat. Die heutige Aufführung
wurde von Herrn Oberregisseur Dr. Eger mit viel Geschmack
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Hauptrollen vortreffliche Leistungen der Damen Medolsky,
und Neff sowie der Herren Faber, Rittig und Schütz.
Der Dichtung, den Darstellern und den Leitern des Spieles wurde#
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X T6r6797
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Serereren
A. B. Prag, den 14. Oktober. (Privattelegramm.) Schnitz
Le=Tragikomödie „Das weite Land“ brachte es in ihre
Uraufführung nur zu einem Achtungserfolg. Dem Publikur
gefiel der schwankartige, größtenteils nicht zum Stück gehörig
dritte Akt.