II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 452

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24. basLand
Ausschnitt aus: Vosgische Sctung, Berin
18. OKT. 1911
vom:
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*Arthur-Seimitztere-Prager Erfolg. Prag, 15. Oktober.
(Eigene Mitteilung unseres Korrespondenten.) Gestern
wurde Schnitzlers neuestes Bühnenwerk, die Tragikomödie „Das
weite Land“ zum ersten Male im hiesigen Neuen deutschen
Theater aufgeführt. Geistreich, unterhaltend, mit aktuellen Pro¬
blemen tändelnd, schillernd in den eingestreuten psychologischen Fein¬
heiten, überwand das Spiel, von einer trefflich abgetönten Dar¬
stellung getragen, die anfängliche Zurückhaltung des vollen Hauses.
Doch ließ der schwächere Applaus nach Schluß die Deutung zu, daß
die Wendung, die die Handlung im letzten Akte nimmt, einiger¬
maßen enttäuschend und der chaotische Irrgang der äußeren und
inneren Geschehnisse schließlich ärgerlich empfunden wurde. Die
Aufführung stand auf ansehnlicher Höhe und läßt die Hoffnung be¬
gründet erscheinen, daß Heinrich Teweles, der die Direktion mit
dem gestrigen Tage enegnitig übernahm, in dem von ihm bereits!
als provisorischen Leiter bewiesenen Streben, dem bier von Angelo
Neumann in den letzten Jahren zur Seite gerückten Schauspiel
wieder den gebührenden Platz neben der Oper zu schaffen, von Er¬
folg begleitet sein wird. Dr. Kr.
20 n0. 1911Pilsner Tagblatt
Prager Premiere. ###
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Aus Prag wird uns berichtet:
Mit der ersten Aufführung von Artur Schnitz¬
lers Tragödie „Das weite Land" (das Buch
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ist soeben bei S. Fischer erschienenz im Neuen=Deut¬
schen Theater eröffnete der neue Direktor Hein¬
rich Teweles die Saison. Gleichzeitig mit Prag:
wurde Schnitzlers letztes Werk noch an 21 Bühnen!
aufgeführt — ein Fall, der gewiß zu den großen!
Seltenheiten zählt.
Gufelbr —
nannte „Dreieckige Verhältnis“ und stellt uns in dem
Fobrikanten Friedrich Hofreiter einen Mann vor, der
nun einmal dem weiblichen Geschlecht verfallen ist,
der bei seiner Frau — und er hat eine junge, schöne
und liebenswerte Frau — kein Genügen findet und
in offenbarem Verhältnis erst zu der Gattin eines
Geschäftsfreundes dann zu einem jungen Mädchen
steht. Dieser Mann hält es für sein gutes Recht, die
Treue zu verleugnen; ja er geht in seinen frivolen
Anschauungen soweit, daß er vor seiner Gattin ein
Grauen empfindet, als einer seiner besten Freunde
sich erschießt, weil Frau Genia dessen Liebeswerben
nicht erhörte. Solche Tugend ist ihm unbegreiflich,
unmenschlich (1). Aber als dann die durch solches
Benehmen ihres Mannes aufs höchste gereizte Fraus
sich zu derselben Zeit, als ihr Gatte mit Erna Wahl
am Völkser Weiher neue Liebesbande knüpft, einen
jungen Fähnrich in die Arme wirft, da zieht Hofreiter
nicht etwa die Konsequenz seiner früheren Aeußerun¬
gen, sondern da spielt er sich ganz als beleidigter
Ehemann auf, provoziert ein Duell mit dem Fähn¬
rich und erschießt ihn, den einzigen Sohn seiner Mut¬
ter. Geradezu erschütternd und grausig wirkt die
Szene des letzten Aktes, als der vom Duell zurückkeh¬
rende Hofreiter in seinem Hause die ahnungslose
Mutter des Fähnrichs trifft und dieser gegenüber
sich in alltäglichen Redensarten ergeht.
„Das weite Land“, der Titel stammt von dem
„tiefen“. Ausspruch eines Don Juan a. D. und
Hoteldirektor v. Aigner: „Die Seele ist ein weites
Land, insofern als soviel in ihr Platz hat, Liebe und
Trug, Treue und Treulosigkeit, Anbetung für die
eine und Verlangen nach der anderen“, fesselt durch
die weltmännische überlegene, halb ironische, halb
melancholische Art, mit der sich Schnitzler auf seinem
Spezialgebiet bewegt und die Aeußerungen der Lie¬
besempfindungen, der Treue und Untreue von allen
Seiten her beleuchtet. — Die Aufführung in unserem
Theater war eine sehr gute; die Regie Dr. Paul
Egers war tadellos, die Damen Medelsky und
Neff, sowie die Herren Faber und Schütz in den
Hauptrollen vortrefflich. — Das Publikum das im
Anfang sich nicht gleich zurechtfand in dieser Tragi¬
komödie, folgte den Vorgängen mit stetig steigerndem
Beifall, so daß Oberregisseur Dr. Eger nach dem
dritten Akte für den abwesenden Dichter zu „banken
J.
genötigt war.
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