Berichte über Graukkührungen
Sehte
8
und euerwerbungen
von H. Filcher, Verlag (Theaterabteilung), Berlin &e, Bülowstr. on
Bericht Nr. 44
Uktober 1911
Arthur Schnitzler: das weite Land
Tragikomödie in fünf Akten.
mit großem Erfolge gleichzeitig aufgeführt in:
Berlin, Lefsingtheater — Bochum, Städttheater — Breslau, Stadttheater
hannover, Schauburg
hamburg, deutsches Schauspielhaus
Leipzig,
Stadttheater — mainz, Stadttheater
München, hoftheater
Prag,
Kgl. deutsches Landestheater
Wien, hofburgtheater.
Angenommen:
Braunschweig, hoftheater
Brunn, Stadttheater
Budapen (und die ungarischen Provinz¬
bühnen)
vereinigte Stadttheater
Frankfurt a. M., Schauspielhaus
Cöln a. Rh.,
hanau a. M., Stadttheater
Homburg v. d. b.
Königsberg i. Pr., Neues Schauspielhaus
offenbach a. m. — Putbus a. R.
nürnberg, Stadttheater
Regensburg, Stadttheater
Stuttgart, hoftheater — het Rotterdamsch Tooncelgezelschap,
Straßburg i. C., Stadttheater
Rotterdam für holland.
Schnitzler nennt sein Stück eine Tragikomödie, und mit Recht. dem Vorhang erscheinen. Es war ein großer Erfolg, der sich vor¬
Das Tragische und das Komische erscheinen uns hier in innigster aussichtlich als ein sehr nachhaltiger erweisen wird.
Verschmelzung, nicht bloß als örtliche Nachbarn, als Wechsel
Neue Freie Presse, Wien.
zwischen Dur und Moll. Alles, was geschieht, hat seine zwei
Schnitzler schöpft in seiner wundervollen Tragikomödie „Das
Seiten, ist gleichzeitig hell und dunkel, zum Weinen und zum Lachen,
weite Land“ das Tragische der Komik der Liebessehnsucht aus.
wie man's nennen will. Das Tragische äußert sich hier in komischer
Er gibt eine prächtig stilisierte Komödie, welche feine seelische Fäden
Form, wenigstens in einer scheinbar harmlosen, gleichgiltigen Form,
verknüpft und die starke Menschlichkeit aller vorgeführten Personen
man sieht es durch das Medium der Ironie. So sei es nun ein¬
in glänzend gesehenen Figuren betont. Der Dichter meint, die
mal, das schillernde Leben, wie es von der unsterblichen Gesellschafts¬
Seele der Menschen wäre ein weites unerforschliches Land mit
lüge gemodelt wird, und der gute Doktor Mauer beurteilt als ein
unbekannten Höhen und Tiefen. Und nun geht er in fünf Akten
„Ineinander von Zurückhaltung und Frechheit, feiger Eifersucht
an die Erbringung der Beweise. Da lebt in Baden draußen der
und erlogenem Gleichmut, rasender Leidenschaft und leerer Lust“.
Fabrikant Hofreiter, ein Mann, der unerschöpflich im Lieben ist
Aus diesem „Ineinander“ entsteht die Tragikomik. Man denke
und sozusagen nur in den Pausen zwischen zwei Frauen seine
sich ein Musikstück, das in fröhlichem Rhytmus dahinhüpft, dessen
bürgerlichen Geschäfte besorgt. Seine kühle, tugendhafte Frau
Melodie aber aus Moll geht. Mit wunderbarer Kunst hat
Genia vernachlässigt und betrügt er. Einer seiner Freunde ist
Schnitzler diese schwebende Stimmung durch das ganze Werk hin
wegen Genia in den Tod gegangen, aber die Gattin kann ihm
festgehalten, und ein Pessimismus, zu dem man tanzen kann, den
Treue und Unschuld beweisen. Diese Eröffnung hat Hofreiter aber
läßt man sich immerhin gefallen.
noch mehr abgekühlt. Auf einer Dolomitentour erobert er ein un¬
Neue Freie Presse, Wien.
berührtes Mädchen. Nach der Heimkehr aus Tirol entdeckt er,
Beim Publikum fand es heute abend eine recht warme und daß sich seine tugendstarke Gemahlin mit einem Fähnrich vergessen
wohlwollende Aufnahme. Der Dichter mußte unzählige Male vor hat. Er fordert den Jüngling vor die Pistole, knallt ihn nieder
Sehte
8
und euerwerbungen
von H. Filcher, Verlag (Theaterabteilung), Berlin &e, Bülowstr. on
Bericht Nr. 44
Uktober 1911
Arthur Schnitzler: das weite Land
Tragikomödie in fünf Akten.
mit großem Erfolge gleichzeitig aufgeführt in:
Berlin, Lefsingtheater — Bochum, Städttheater — Breslau, Stadttheater
hannover, Schauburg
hamburg, deutsches Schauspielhaus
Leipzig,
Stadttheater — mainz, Stadttheater
München, hoftheater
Prag,
Kgl. deutsches Landestheater
Wien, hofburgtheater.
Angenommen:
Braunschweig, hoftheater
Brunn, Stadttheater
Budapen (und die ungarischen Provinz¬
bühnen)
vereinigte Stadttheater
Frankfurt a. M., Schauspielhaus
Cöln a. Rh.,
hanau a. M., Stadttheater
Homburg v. d. b.
Königsberg i. Pr., Neues Schauspielhaus
offenbach a. m. — Putbus a. R.
nürnberg, Stadttheater
Regensburg, Stadttheater
Stuttgart, hoftheater — het Rotterdamsch Tooncelgezelschap,
Straßburg i. C., Stadttheater
Rotterdam für holland.
Schnitzler nennt sein Stück eine Tragikomödie, und mit Recht. dem Vorhang erscheinen. Es war ein großer Erfolg, der sich vor¬
Das Tragische und das Komische erscheinen uns hier in innigster aussichtlich als ein sehr nachhaltiger erweisen wird.
Verschmelzung, nicht bloß als örtliche Nachbarn, als Wechsel
Neue Freie Presse, Wien.
zwischen Dur und Moll. Alles, was geschieht, hat seine zwei
Schnitzler schöpft in seiner wundervollen Tragikomödie „Das
Seiten, ist gleichzeitig hell und dunkel, zum Weinen und zum Lachen,
weite Land“ das Tragische der Komik der Liebessehnsucht aus.
wie man's nennen will. Das Tragische äußert sich hier in komischer
Er gibt eine prächtig stilisierte Komödie, welche feine seelische Fäden
Form, wenigstens in einer scheinbar harmlosen, gleichgiltigen Form,
verknüpft und die starke Menschlichkeit aller vorgeführten Personen
man sieht es durch das Medium der Ironie. So sei es nun ein¬
in glänzend gesehenen Figuren betont. Der Dichter meint, die
mal, das schillernde Leben, wie es von der unsterblichen Gesellschafts¬
Seele der Menschen wäre ein weites unerforschliches Land mit
lüge gemodelt wird, und der gute Doktor Mauer beurteilt als ein
unbekannten Höhen und Tiefen. Und nun geht er in fünf Akten
„Ineinander von Zurückhaltung und Frechheit, feiger Eifersucht
an die Erbringung der Beweise. Da lebt in Baden draußen der
und erlogenem Gleichmut, rasender Leidenschaft und leerer Lust“.
Fabrikant Hofreiter, ein Mann, der unerschöpflich im Lieben ist
Aus diesem „Ineinander“ entsteht die Tragikomik. Man denke
und sozusagen nur in den Pausen zwischen zwei Frauen seine
sich ein Musikstück, das in fröhlichem Rhytmus dahinhüpft, dessen
bürgerlichen Geschäfte besorgt. Seine kühle, tugendhafte Frau
Melodie aber aus Moll geht. Mit wunderbarer Kunst hat
Genia vernachlässigt und betrügt er. Einer seiner Freunde ist
Schnitzler diese schwebende Stimmung durch das ganze Werk hin
wegen Genia in den Tod gegangen, aber die Gattin kann ihm
festgehalten, und ein Pessimismus, zu dem man tanzen kann, den
Treue und Unschuld beweisen. Diese Eröffnung hat Hofreiter aber
läßt man sich immerhin gefallen.
noch mehr abgekühlt. Auf einer Dolomitentour erobert er ein un¬
Neue Freie Presse, Wien.
berührtes Mädchen. Nach der Heimkehr aus Tirol entdeckt er,
Beim Publikum fand es heute abend eine recht warme und daß sich seine tugendstarke Gemahlin mit einem Fähnrich vergessen
wohlwollende Aufnahme. Der Dichter mußte unzählige Male vor hat. Er fordert den Jüngling vor die Pistole, knallt ihn nieder