und drückt dann noch kaltblütig der ahnungslosen Mutter des Ge= moderner Mädchentypus, den vor Schnitzler keiner gezeichnet: das
töteten die Hand. Erst jetzt bricht er zusammen. Das junge, wahrhaftige Mädchen, die Jugend, deren Originalität es ist, gerade
verführte Mädchen will ihm überall hin folgen, aber er weist sie in die Augen zu schauen und gerade Gedanken herauszusagen.
von sich. Er gehört Niemanden mehr an nach seiner eigenen An= In dieser Reigen=Gesellschaft voll Heimlichkeiten und Verrätereien,
sicht. Da ertönt die Stimme seines dreizehnjährigen aus dem geht diese wahrhaft junge Seele umher und ihr Blick ist gerade
englischen Pensionate zurückgekehrten Sohnes. Die Träuen schießen wie ihre Gedanken und klar wie ihre Sehnsucht. Die Tapferkeit
aus seinen Augen, er kennt jetzt endlich ein Lebensziel. Und und den Stolz so natürlicher Seelen hat Schnitzler in schimmerndem
auch in einer glücklich geführten Nebenhandlung blicken wir in das Glanze einzufangen gewußt! Und Genia, die Frau voll Schweigen,
weite Land der Seelen... Diese Bühnendichtung mit ihrem eine ganz entfernte, aber doch ganz selbständige, im Herzen jüngere
Reichtum an Gedanken, mit ihrer wundervollen Menschengestaltung Verwandte der Frau Solneß. Jene edle lyrische Verhaltenheit,
und Wirklichkeitsechtheit gehört wohl zu den bedeutendsten dramatischen
die Schnitzler selbst eignet, hat er in diese Gestalt gesenkt, darum
Schöpfungen der modernen deutschen Theaterliteratur ...
Alles
kündigt schon ihr Blick Tragödien an und ihr Wort, aus einer
in Allem ergab es einen denkwürdigen Burgtheaterabend. Der selbstzüchtigen Seele, langsam aufsteigend, ist im Feuer inneren
Dichter selbst mußte oft und oft für den begeisterten Beifall des Erlebens dunkel und ernst geworden. Die innere Wärme eines
Publikums danken.
Illustrierte Kronen=Zeitung, Wien. Dichters hat diese beiden im Lebensstrom erschauernden Frauen
Arthur Schnitzlers neues Theaterstück, das gestern mit allen wie in einen Mantel vorsorglich eingehüllt. Ihre Stummheit ist
beredter als die Wortmacherei der Männer. Eine Szene, wo sich
Anzeichen eines großen wohlverdienten Erfolges in Szene ging,
diese beiden Frauen wortlos in die Augen und in die Seelen
heißt „Das weite Land“ und nennt sich „Tragikomödie". Für
sehen, könnte die stärkste des Stückes sein, wenn die Regie des
seinen Titel tritt das Werk des Dichters mit der metaphorischen
Burgtheaters die Hoheit des stummen Spiels herauszuheben ver¬
Behauptung ein, die Seele des Menschen sei ein weites Land:
standen hätte.
seinen Gattungscharakter aber sucht es dadurch zu erweisen, daß
Arbeiter=Zeitung, Wien.
es einen angeblich tragischen Stoff komisch behandelt. Wenn wir
Ein prächtiges Stück, prächtig besetzt, prächtig gespielt und
Schnitzler recht verstehen, was bei der Fülle der einander durch¬
prächtig inszeniert.
Fremdenblatt, Wien.
kreuzenden und aufhebenden psychologischen Motive seine Schwierig¬
keiten hat, so zielt er mit der Tragikomödie auf eine indirekte
Über Aufführung des Werkes in Wien:
Satire ab, und er verfolgt seinen Zweck mit dem etwas weitaus¬
Der Eindruck des Werkes war hier, wie bereits mein Tele¬
holenden und umständlichen, aber immer voll Geist und echt drama¬
gramm meldete, ein tiefgehender und Schnitzler, für den nach dem
tischer Spannkraft durchgeführten Beweise, daß in dem von ihm
ersten Akte der Regisseur dankte, konnte vom zweiten Akte ab
getreu nach dem Leben dargestellten Milieu ein tragischer Fall
persönlich den immer lauter werdenden Hervorrufen Folge leisten.
überhaupt nicht möglich wäre ... Nach dem zweiten Akt löste
Berliner Börsen=Courier.
der Dichter den diensttuenden Regisseur Herrn Reimers ab, um
dem Publikum für den Beifall zu danken, der auch am Schluß
„Das weite Land“ im Burgtheater. Wien, 15. Oktober.
des Stückes sich zu lebhaften Hervorrufen steigerte.
(Eigene Mitteilung unseres Korrespondenten.) Im vorigen Spiel¬
Neues Wiener Tagblatt.
jahr beherrschte „Der junge Medardus“ die Wiener Hofbühne.
Eine Tragödie der Leidenschaften und eine Komödie des
Heuer wird Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“ kaum
modernen Menschen ist Arthur Schnitzlers „Das weite Land“.
geringeres Glück beschieden sein. Vossische Zeitung, Berlin.
Vom Ballast der herkömmlichen Moralbegriffe befreit, unfähig, sich
Wien, 14. Oktober. Arthur Schnitzlers Tragikomödie in fünf
mit dem Gewichte einer neuen Ethik zu beschweren, fliegen die
Akten „Das weite Land“ wurde heute bei ihrer Erstaufführung im
himmelstürmenden Leidenschaften in den blauen Aether hinein.
Burgtheater mit stürmischem von Akt zu Akt wachsendem Erfolg
Kindern gleichen diese Menschen in ihrer Erdenferne. — Des Dichters
aufgenommen.
Pester Lloyd, Budapest.
Kunst weiß aus dem Labyrinth den rechten Weg zu finden und
in dem scheinbar Unfaßlichen das Ewig=Menschliche zu offenbaren.
Im Wiener Burgtheater hatte, wie unser H.=Mitarbeiter
Das Stück fand eine überaus günstige Aufnahme und das
telegraphiert, Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“
Publikum folgte dem Dichter mit großem Interesse durch das weite
starken, gegen Schluß steigenden Erfolg. Hamburger Nachrichten.
Land. Der Beifall nahm von Akt zu Akt an Intensität zu. Erst
erschien Herr Reimers, um im Namen Arthur Schnitzlers für den
Arthur Schnitzlers verwegene Tragikomödie „Das weite Land“.
Beifall zu danken, dann mußte der Dichter persönlich den zahl¬
kam zugleich mit München und Berlin auch im Hofburgtheater zur
reichen Hervorrufen Folge leisten. Oesterr. Volks=Zeitung, Wien. Uraufführung. Der Dichter wurde von dem begeisterten Publikum,
Langsam entrollt sich die Handlung, in einer gelassenen aber das alle Kühnheiten und oft verborgenen Schönheiten des Werkes
unfehlbar treffsicheren und zielbewußten Technit. Drei Akte lang erfaßte, immer wieder hervorgejubelt. Es war ein stürmischer,
novellistisch mit epischem Beiwerk, und im dritten Akt sorglos ab= mächtiger Erfolg.
Münchener Neueste Nachrichten.
biegend in einer lustspielhaften Kurve. Dann aber, vom vierten
Diese Vorgänge, von einem unvergleichlich gewandten Schach¬
Akt an, wird die Aktion straffer, wird dramatisch und geht mit
spieler durcheinandergeschoben, werden von einer Kette der liebens¬
stürmischen Schritten aus Ende. Der Erfolg, der dem Werk be¬
würdigsten und geistreichsten Dialoge geschmückt, Schnitzler ist einer
reitet wurde, schloß sich dieser Linie an. Der Beifall, der gleich
der wenigen Weltmänner, die die deutsche Bühne von jeher besessen
nach dem ersten Fallen des Vorhangs frisch einsetzte, wurde immer
hat, und er weiß, von festem Wiener Boden aus, die gesellschaftliche
wärmer und erreichte nach dem vierten Akt eine nicht gewöhnliche
Atmosphäre seiner Menschen wunderbar zu treffen.
Intensität.
Berliner Morgenpost.
Denn auch das gehört zu den Eigenschaften dieses
mertwürdigen und geistreichen Stückes, daß es sich in fast allen
Es sind komplizierte Vorgänge in dem weiten Lande der Seele,
Rollen leicht und angenehm spielt, wie es sich in fast allen seinen
die der Dichter mit feiner psychologischer Begründung uns entwickelt,
Szenen reizvoll und mit echtem Theatergenuß anhört.
und wir bewundern den hier in die Tiefe gehenden und dort wieder
Die Zeit, Wien. mit geistreichen Thesen und Antithesen jonglierenden Gedankenreichtum,
Zwei wunderschön ins Halbdunkel gestellte Frauen sind das wir vernehmen mit Genuß gar manches feine und kluge Wort, das
Bleibende dieser Dichtung! Erna und Genia. Die eine ist ein sich uns tief ins Gedächtnis einprägt. Berliner Morgenzeitung.
töteten die Hand. Erst jetzt bricht er zusammen. Das junge, wahrhaftige Mädchen, die Jugend, deren Originalität es ist, gerade
verführte Mädchen will ihm überall hin folgen, aber er weist sie in die Augen zu schauen und gerade Gedanken herauszusagen.
von sich. Er gehört Niemanden mehr an nach seiner eigenen An= In dieser Reigen=Gesellschaft voll Heimlichkeiten und Verrätereien,
sicht. Da ertönt die Stimme seines dreizehnjährigen aus dem geht diese wahrhaft junge Seele umher und ihr Blick ist gerade
englischen Pensionate zurückgekehrten Sohnes. Die Träuen schießen wie ihre Gedanken und klar wie ihre Sehnsucht. Die Tapferkeit
aus seinen Augen, er kennt jetzt endlich ein Lebensziel. Und und den Stolz so natürlicher Seelen hat Schnitzler in schimmerndem
auch in einer glücklich geführten Nebenhandlung blicken wir in das Glanze einzufangen gewußt! Und Genia, die Frau voll Schweigen,
weite Land der Seelen... Diese Bühnendichtung mit ihrem eine ganz entfernte, aber doch ganz selbständige, im Herzen jüngere
Reichtum an Gedanken, mit ihrer wundervollen Menschengestaltung Verwandte der Frau Solneß. Jene edle lyrische Verhaltenheit,
und Wirklichkeitsechtheit gehört wohl zu den bedeutendsten dramatischen
die Schnitzler selbst eignet, hat er in diese Gestalt gesenkt, darum
Schöpfungen der modernen deutschen Theaterliteratur ...
Alles
kündigt schon ihr Blick Tragödien an und ihr Wort, aus einer
in Allem ergab es einen denkwürdigen Burgtheaterabend. Der selbstzüchtigen Seele, langsam aufsteigend, ist im Feuer inneren
Dichter selbst mußte oft und oft für den begeisterten Beifall des Erlebens dunkel und ernst geworden. Die innere Wärme eines
Publikums danken.
Illustrierte Kronen=Zeitung, Wien. Dichters hat diese beiden im Lebensstrom erschauernden Frauen
Arthur Schnitzlers neues Theaterstück, das gestern mit allen wie in einen Mantel vorsorglich eingehüllt. Ihre Stummheit ist
beredter als die Wortmacherei der Männer. Eine Szene, wo sich
Anzeichen eines großen wohlverdienten Erfolges in Szene ging,
diese beiden Frauen wortlos in die Augen und in die Seelen
heißt „Das weite Land“ und nennt sich „Tragikomödie". Für
sehen, könnte die stärkste des Stückes sein, wenn die Regie des
seinen Titel tritt das Werk des Dichters mit der metaphorischen
Burgtheaters die Hoheit des stummen Spiels herauszuheben ver¬
Behauptung ein, die Seele des Menschen sei ein weites Land:
standen hätte.
seinen Gattungscharakter aber sucht es dadurch zu erweisen, daß
Arbeiter=Zeitung, Wien.
es einen angeblich tragischen Stoff komisch behandelt. Wenn wir
Ein prächtiges Stück, prächtig besetzt, prächtig gespielt und
Schnitzler recht verstehen, was bei der Fülle der einander durch¬
prächtig inszeniert.
Fremdenblatt, Wien.
kreuzenden und aufhebenden psychologischen Motive seine Schwierig¬
keiten hat, so zielt er mit der Tragikomödie auf eine indirekte
Über Aufführung des Werkes in Wien:
Satire ab, und er verfolgt seinen Zweck mit dem etwas weitaus¬
Der Eindruck des Werkes war hier, wie bereits mein Tele¬
holenden und umständlichen, aber immer voll Geist und echt drama¬
gramm meldete, ein tiefgehender und Schnitzler, für den nach dem
tischer Spannkraft durchgeführten Beweise, daß in dem von ihm
ersten Akte der Regisseur dankte, konnte vom zweiten Akte ab
getreu nach dem Leben dargestellten Milieu ein tragischer Fall
persönlich den immer lauter werdenden Hervorrufen Folge leisten.
überhaupt nicht möglich wäre ... Nach dem zweiten Akt löste
Berliner Börsen=Courier.
der Dichter den diensttuenden Regisseur Herrn Reimers ab, um
dem Publikum für den Beifall zu danken, der auch am Schluß
„Das weite Land“ im Burgtheater. Wien, 15. Oktober.
des Stückes sich zu lebhaften Hervorrufen steigerte.
(Eigene Mitteilung unseres Korrespondenten.) Im vorigen Spiel¬
Neues Wiener Tagblatt.
jahr beherrschte „Der junge Medardus“ die Wiener Hofbühne.
Eine Tragödie der Leidenschaften und eine Komödie des
Heuer wird Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“ kaum
modernen Menschen ist Arthur Schnitzlers „Das weite Land“.
geringeres Glück beschieden sein. Vossische Zeitung, Berlin.
Vom Ballast der herkömmlichen Moralbegriffe befreit, unfähig, sich
Wien, 14. Oktober. Arthur Schnitzlers Tragikomödie in fünf
mit dem Gewichte einer neuen Ethik zu beschweren, fliegen die
Akten „Das weite Land“ wurde heute bei ihrer Erstaufführung im
himmelstürmenden Leidenschaften in den blauen Aether hinein.
Burgtheater mit stürmischem von Akt zu Akt wachsendem Erfolg
Kindern gleichen diese Menschen in ihrer Erdenferne. — Des Dichters
aufgenommen.
Pester Lloyd, Budapest.
Kunst weiß aus dem Labyrinth den rechten Weg zu finden und
in dem scheinbar Unfaßlichen das Ewig=Menschliche zu offenbaren.
Im Wiener Burgtheater hatte, wie unser H.=Mitarbeiter
Das Stück fand eine überaus günstige Aufnahme und das
telegraphiert, Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“
Publikum folgte dem Dichter mit großem Interesse durch das weite
starken, gegen Schluß steigenden Erfolg. Hamburger Nachrichten.
Land. Der Beifall nahm von Akt zu Akt an Intensität zu. Erst
erschien Herr Reimers, um im Namen Arthur Schnitzlers für den
Arthur Schnitzlers verwegene Tragikomödie „Das weite Land“.
Beifall zu danken, dann mußte der Dichter persönlich den zahl¬
kam zugleich mit München und Berlin auch im Hofburgtheater zur
reichen Hervorrufen Folge leisten. Oesterr. Volks=Zeitung, Wien. Uraufführung. Der Dichter wurde von dem begeisterten Publikum,
Langsam entrollt sich die Handlung, in einer gelassenen aber das alle Kühnheiten und oft verborgenen Schönheiten des Werkes
unfehlbar treffsicheren und zielbewußten Technit. Drei Akte lang erfaßte, immer wieder hervorgejubelt. Es war ein stürmischer,
novellistisch mit epischem Beiwerk, und im dritten Akt sorglos ab= mächtiger Erfolg.
Münchener Neueste Nachrichten.
biegend in einer lustspielhaften Kurve. Dann aber, vom vierten
Diese Vorgänge, von einem unvergleichlich gewandten Schach¬
Akt an, wird die Aktion straffer, wird dramatisch und geht mit
spieler durcheinandergeschoben, werden von einer Kette der liebens¬
stürmischen Schritten aus Ende. Der Erfolg, der dem Werk be¬
würdigsten und geistreichsten Dialoge geschmückt, Schnitzler ist einer
reitet wurde, schloß sich dieser Linie an. Der Beifall, der gleich
der wenigen Weltmänner, die die deutsche Bühne von jeher besessen
nach dem ersten Fallen des Vorhangs frisch einsetzte, wurde immer
hat, und er weiß, von festem Wiener Boden aus, die gesellschaftliche
wärmer und erreichte nach dem vierten Akt eine nicht gewöhnliche
Atmosphäre seiner Menschen wunderbar zu treffen.
Intensität.
Berliner Morgenpost.
Denn auch das gehört zu den Eigenschaften dieses
mertwürdigen und geistreichen Stückes, daß es sich in fast allen
Es sind komplizierte Vorgänge in dem weiten Lande der Seele,
Rollen leicht und angenehm spielt, wie es sich in fast allen seinen
die der Dichter mit feiner psychologischer Begründung uns entwickelt,
Szenen reizvoll und mit echtem Theatergenuß anhört.
und wir bewundern den hier in die Tiefe gehenden und dort wieder
Die Zeit, Wien. mit geistreichen Thesen und Antithesen jonglierenden Gedankenreichtum,
Zwei wunderschön ins Halbdunkel gestellte Frauen sind das wir vernehmen mit Genuß gar manches feine und kluge Wort, das
Bleibende dieser Dichtung! Erna und Genia. Die eine ist ein sich uns tief ins Gedächtnis einprägt. Berliner Morgenzeitung.