II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 479

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24. Das weiteLand
Nebenbuhler Vernichtungsgedanken eingibt, minder jung und frisch, die
durch die Untreue des Mannes verletzte Frau mit deutlichern Zügen
schmerzlicher Resignation zu zeichnen. In der Parallelhandlung, die
der Dichter allzu knapp gehalten hat, zeigten sich Herr Ekert und Frau Teller;
voll klugen Verständnisses. Der modernen Jungfrau, die in der nächsten
Nacht diesen Titl preisgeben will, lieh Frl. Schönfeld überzeugende
leidenschaftliche Lockung. Mit aufrichtigem Lobe sei auch Herr Dysing
bedacht, der die sympathische Rolle des Arztes mit Würde und gutemle
Geschmack durchführte. Den an das Hörnertragen gewöhnten Bankier!#
gab Herr Senden mit vergnügt=trockener Laune; als seine liebe=n
bedürftige Frau war Frl. Püller allerdings viel zu jung und zu un¬
scheinbar. Sehr gut kand sich Herr Aßmann mit dem dem Tode ge¬g
weihten Marinefähnrich ab. Zu nennen sind weiter mit lobender Her¬
vorhebung Herr Kiesau als spaßhafter Lawn=Tennis=Geck und Frau
Scholt als geschwätzige Mutter der starken Jungfrau. Von den in
dem bunten Episodenwerk des dritten Aktes auftretenden Gestalten haben
uns der belockte Dichter und seine hübsch aussehende, zum Flirt lockendesg
Frau (Herr Heber und Frl. Treu), der Portier (Herr Willi), und
die drei fremden Schönheiten (Frl. Bischoff, Koenen und
Gaebler) gut gefallen. Sehr hübsch hatte Fritz Odemars Regie für
die Ausstattung der Schauplätze gesorgt (besondere Freude hatten wir an
dem Zimmer des fünften Aktes); die Bewegung der Gäste und Touristen
in dem Vorraum des Alpenhotels (dritter Akt) war lebhaft und glaub¬
würdig.
Deutsches Theater.
„Dits Mnd“ von Ottomar Enking.
( Ottomar Enkings Koggenstedter Komödie Das Kind die am
Samstag im Deutschen Thoater ihre Erstaufführung erlebte,
ist schon einige Jahre alt. Der erste Akt ist vom Vorjahr
aus
der Literarischen Gesellschaft bekannt.
das
bescheidene, asltägsiche,
ansblickslog ang mngirkelte Schicksers
eines alten Kleinstedtpa#r#, dao etnzig der Tochter in Hamburg lebt und
am Ende einsehen muß daß an früher das Kind besessen, als es die
großstädtisch gewandee Tochter nur noch aus der Erinnerung gekannt, und
es verloren, als eg deren freie Lebensauffassung erfährt und vor der Tat¬
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sache steht, dab all fein Sorgen und Mühen, alle Entbehrung und Ver¬
bitterung im Grundo nutlos und Aberflüssig gewesen ist. Enking ist ein
Meister in doe Schüderung des Kleinstabflebene. Da stimmt so alles
zusammen: von dem gebs#mten Unrschlagetuch bis zum Wildzahn an der
Ge n
Uhrkeite, von der elledischan Hunetürklingel dis gum „unmoratischen“
Angelaben, die
Trompeter von Sbrligen, von der Pose des „Freigeistes“ der nicht alles
und in ihren kür
glaubt, was in der Vibel steln, bis zu der boshaften Gehässigkeit unter
Hochstand unsere
dem Deckmentel un#h#ender Nächstenltode. Diese fimpeln Monschen, die
Hamburg, die 1
mit jedem Schret ucd Wert eino Fülle undewußter Komik enthüllen, die
wied wohl balb
ihr Papienr#uchen gusgeot Beschrünkiheit mit eiuwe fast svierlichen Würde
herricht ihre ##
trogen, We ### # wöeder mnnchmal von einer bis zur Selbstentäufforung
boneibenswerte
treibenden epf#r###h### ##edo und Ousherrig### sind — dars it die Wekt der
raments. Frl.
prachtvoll aum benn Loh Horvoeg#holten Charastere Enlings. In dem
Walzer bemerte
„Milien“ uis in der liebssedlen Kleinmalerei liegt aber das davon
Frau Agness
Untrennhure, d Humat, so ein achs deutscher H#mor, der unter
f##ed im Dositze
cch der so #ößtlich is, weil mon Ihm so festen begegret.
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bedürfen nur
Wie het des Vadtkum geschmrungel, wir hal as gelocht, (vielleicht, wen
gesingen“, um
Roggenstedt alcht in der holfteintschen Külte zu Ragen braucht?) und es
machte des in
war doch im Geurche gen##nenen so wenig Bühnenwirksomes darin! Die
gerichtet, und
Handlung ist dörstig, die dramatische Spannung gering, die Szenen sind
Laugs aus
überlang ##e#onnea, und doch entzücken der Stoff und die Behand¬
getragen, von
kung und do Ekumng.
## in Komödte, die in ihrer fubtilen
andere durch s#### —.—
Feinheit gerchezu eine Gonderstellung einnimmt. Überraschend war es,
Sämtliche Klaverspieler waren aus der Klafse des Herrn Frievoerge#
daß die Desucher recht dait die Absicht und den Wert dieser Kleinmaleret
Die Lifzt=Feier hat in Budapest am Freitag sehr eindrucksvoll
erkannten, so daß der Beifall noch jedem Aktschluß ungemein herzlich
mit der Aufführung der stimmungvollen Nationaloper Nemo von Géza
war, der sich noch steigern wird, wenn das Deutsche Theater sich ent¬
Zichy begonnen. Samstag folgte unter ungeheurer Anteilnahme eines
schließt, im ersten, besonders aber am Schluß des zweiten Akts einige
begeisterten Publikums die Aufführung von Liszts Krönungsmesse in
kräftige Kürzungen vorzunehmen. Die Ausstattung war kleinbürgerlich¬
der Krönungskirche. Die Enkel Liszts, Siegfried Wagner und Gräfin
echt, die Darstellung im ganzen wie im einzelnen farbig, voll Stimmung
Bülow, waren anwesend. Auch die ungarische Regierung war ver¬
und ungemein liebenswürdig=einfach. Rudolf Scheurmann und Johanna
Platt verkörperten das Ehepaar Knees in all seiner Biederkeit treten.